Bei der Zusammenführung unserer Ersthündin mit unserem Neuzugang aus dem Tierschutz auf neutralem Terrain haben beide kurz gebellt und beim Spaziergang nicht weiter miteinander beschäftigt. Wir haben das durchaus nicht negativ bewertet, im Gegenteil waren wir sehr zufrieden mit dieser ersten Begegnung. Die Erwartungshaltung, zwei völlig fremde Hunde müssten gleich fröhlich miteinander spielen oder gar Liebe auf den ersten Blick entwickeln, kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Der von dir beschriebene Umgang der beiden Hunde miteinander würde mich von einer Übernahme jedenfalls nicht abhalten. Die Frage allerdings, ob die Baustellen des Ersthundes jetzt schon die Aufnahme eines Zweithundes zulassen, kannst nur du selbst beurteilen.
Wir waren damals in einer nicht unähnlichen Lage. Unser Ersthund stammt aus dem Tierschutz. Es würde zu weit führen, alle Baustellen aufzuzählen. Wir hatten damals Einzelstunden bei einer Trainerin und nahmen danach am Gruppenunterricht teil. Wir waren mit der Entwicklung wirklich zufrieden und haben uns über jeden Fortschritt riesig gefreut. Hauptmanko und die größte Einschränkung ihrer Lebensqualität war aber nach wie vor ihre Unsicherheit im Umgang mit anderen Hunden. Sie hatte mittlerweile gelernt, dass nicht alle anderen Hunde bäh sind und hat sich auch nicht mehr wie am Anfang hysterisch kreischend hingeschmissen, wenn ein als Hund erkennbarer Punkt am Horizont auftauchte. Sogar zwei Spielfreunde hatte sie und ließ sich auch bei Begegnungen mit Fremdhunden einigermaßen brauchbar anleiten, aber trotzdem... hier tat sich nicht mehr viel.
Die Trainerin empfahl uns, über die Aufnahme eines souveränen Zweithunds nachzudenken. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bis dahin nicht daran gedacht habe. Je mehr wir nachgedacht haben, umso mehr haben wir uns dann einen Zweithund gewünscht - für uns und für unsere unsichere Erstmaus. Bei der Ersthündin konnten wir uns voll und ganz auf ein Überraschungspaket einlassen, beim Zweithund haben wir auf bestimmte Eigenschaften geachtet, vor allem kam es uns eben darauf an, dass es sich um einen souveränen Hund handeln muss.
Der Zweithund hat vor wenigen Tagen seinen sechsten Jahrestag bei uns gefeiert und wir freuen uns jeden Tag darüber, dass wir zwei großartige und liebenswerte Hunde haben, die sich so wunderbar ergänzen und nein: sie spielen bis heute nicht zusammen. Das heißt aber nicht, dass keine Kommunikation stattfindet und die Erstmaus nicht ganz toll von seiner Coolness und Sicherheit profitiert.
Lange Rede kurzer Sinn: dass die beiden Hunde sich nicht jubelnd um den Hals gefallen sind, halte ich nicht für wichtig. Aber die Baustellen des ersten Hundes und vor allem die Anforderungen, die der zweite Hund mit sich bringt, darüber würde ich nochmals gründlich nachdenken.
Ich wünsche dir bei deiner Entscheidung viel Erfolg und alles Gute!