Zum Thema Eisgenwahrnehmung bin ich auch ein schönes Beispiel:
Ich fühle mich zb jetzt mit 68 kg (bmi etwa 24/25 also etwa Obergrenze Normalgewicht) definitiv fetter als ich mich mit 78 kg gefühlt habe.
Einfach weil ich mit 78 kg das ganze nicht wahr haben wollte, es vor mir selbst geleugnet habe und dann in meinem Gedanken oft nur unvorteilhafte Kleidung oder der falsche kamerawinkel Schuld daran war, dass ich so dick aussehe.
Dieselbe Erfahrung zur Wahrnehmungsverschiebung hatte ich auch gemacht.
Ich bin nur 1,58 groß und mein höchstes Gewicht lag bei knapp unter 70 kg. Als junge Erwachsene wog ich ca. 50 kg. Die Zunahme kam schleichend, jedes Jahr ein paar Kilo drauf, aber auch nach dem dritten Wechsel in der Kleidergröße hatte ich für mich den Eindruck, dass ich zwar mal "was tun" sollte, aber da habe ich mir immer eine Abnahme von ein paar Kilos vorgestellt, so 3 - 5 meinetwegen. Als wirklich übergewichtig habe ich mich nicht wahrgenommen. Ich hatte nicht mal eine Waage.
Nach einem Vereinstreffen habe ich mal ein wunderbares Foto von mir gesehen. Auf dem Bild stehe ich am Kuchenbuffet, ein Stück liegt schon auf dem Teller und leicht nach vorn gebeugt, zeige ich auf ein zweites. Ich hatte für den Tag eine Bluse mit Seitenschlitzen gewählt, von der ich meinte, dass sie gut fällt und die Silhouette schlank macht. Vor dem Spiegel war das der Fall, auf dem Foto nicht. Ich dachte, dass ich doof getroffen bin und gerade eine unvorteilhafte Haltung hatte, alle anderen auf dem Foto sahen aber so aus, wie ich sie kenne. Da war mir dann schon klar, dass es mit 3-5 kg wohl nicht getan ist.
Ein paar Wochen nach Abnahmestart habe ich mich dann in einer Apotheke gewogen. Mein Gewicht lag da bei 68 Kilo. Ich hatte so die Vorstellung, 58 kg zu wiegen, früher waren es ja immer 50 und 8 Kilo mehr kamen mir schon unwahrscheinlich viel vor. Mein Erscheinungsbild zu der Zeit war aus meiner Sicht feist und matronenhaft, ab 60 Kilo moppelig und ab 55 Kilo war es für mich in Ordnung.
Danach war die Selbsttäuschung beendet. Ich hatte also einen BMI von 27 und war damit satt im übergewichtigen Bereich. Ein paar Kilo mehr - in meinem Fall 75 - und ich wäre bereits adipös gewesen. Da war ich dann schon unangenehm überrascht.
Ich halte mich weder für bescheuert, noch für blind und klar hätte ich wissen müssen, dass es nach mehreren Wechseln in der Kleidergröße nicht um ein paar Kilo geht. Durch die schleichende Zunahme ließ sich das aber prima verdrängen und durch die weite Verbreitung von Übergewicht war ich in bester Gesellschaft. In einer immer dicker werdenden Umgebung war ich ja tatsächlich im normalen Bereich.
Seit 2011 wiege ich wieder einigermaßen konstant zwischen 50 und 52 Kilo und bin wieder wesentlich fitter und zufriedener.