Beiträge von Laurentide

    Danke für deine Antwort. Die Studien sind so die "Klassiker", einige sollte man sehr ernst nehmen, andere dagegen weniger.
    Nach der Studie über die MHC-Komplexe war die große Hoffnung, dass man darauf einen Gentest zur Anfälligkeit auf SRMA entwickeln könnte. Hat leider nicht geklappt, bei weiterführender Forschung sah alles wieder ganz anders aus als 2009.
    Eine erhöhte Anfälligkeit für SRMA gibt es beim Toller bestimmt, ob es am Inzuchtgrad liegt, ist eine andere Frage.
    Die neue schwedische Studie finde ich ja etwas seltsam, die definieren die Krankheit einer Rasse anhand der Anzahl der an die Versicherung gemeldeten Tierarztbesuche? Und da fällt der Toller mit einer erhöhten Krankeitsrate auf, wegen "Verletzungen"? Das finde ich dann doch etwas fragwürdig. Möglich, dass er ein genetisch bedingter Tollpatsch ist. Wahrscheinlicher wohl, dass der Toller in Schweden meist noch richtig arbeitet und sich dementsprechend öfter verletzt als eine Begleithunderasse, die nur in der Innenstadt lebt.
    Ähnlich war die Rechnung damals bei Stern-TV, dass der Toller ein Durchschnittsalter von nur 6 Jahren hat. Blos wurde da auch jeder überfahrene Welpe oder jung gesund eingeschläferte Hund (in den USA waren das erschreckend viele) miteingerechnet. So kommt wohl keine Rasse auf ein höheres Alter.


    War mir nur wichtig, auf diese Dinge einmal hinzuweisen, weil der Toller hier im DF gefühlt in jedem zweiten "Welche Rasse passt zu mir?" Thread vorgeschlagen wird und das Thema Inzucht dabei oft als quasi nicht existent dargestellt wird.

    Das ist mir auch schon aufgefallen und erschreckt mich weniger wegen irgendwelcher Inzuchtraten, sondern weil der Toller echt kein "nebenher-lauf-Hund" ist. Wenn man dann irgendwo liest, der Show-Labbi sei zu schwer ... na dann nehm doch einen Toller, dann kommt einem echt das reine Grauen.


    Um aber vielleicht doch nochmal halbwegs objektiv auf den Toller zurück zu kommen.


    Gesundheit:
    Die Rasse hat sicherlich eine überdurchschnittlich gute Gelenkgesundheit, keine Herz- und Hautprobleme und insgesamt recht robust was Wetter, Futter ezc. angeht.
    Hauptbaustelle ist SRMA, die sich einfach nicht richtig fassen lässt. Bei totalen Risikoverpaarungen wo jeder die Hände über dem Kopf zusammenschlägt bleibt alles sauber, und bei ewig freien Linien taucht es plötzlich irgendwo auf. Sch*Krankheit, zum Glück selten, aber sicherlich häufiger als bei der Gesamtpopulation aller Hunde. Und wenn man sie hat leider gar keine schöne Sache, wenn auch zum Glück in aller Regel heilbar.


    Arbeit:
    Ein Problem sehe ich darin, dass der Toller wirklich was schaffen will und muss. Eimfach so nebenher laufen lassen, geht meist nicht gut, auch wenn es Ausnahmen gibt.
    Da bietet sich primär die Dummyarbeit an, ein echter Dummyhund ist der Toller aber eigentlich nicht. Leider neigen viele zum fiepen, hibbeln gerne ein bisschen (Problematik Einspringen, Startlaut) und sind generell nicht so "Empfehlsempfänger" wie die Labradore und Goldens. Einem Toller fällt immer irgendwas besonders Kreatives ein. Wer also wirklich was reißen will im Dummysport wird sich eher selten einen Toller holen.
    Im Agility drehen sie oft völlig durch, das ist bestimmt nicht die ideale Sportart, auch wenn viele dort sehr erfolgreich sind.
    Obedience ist ein toller Job für den Toller und auch als Rettungshunde setzen sie sich immer mehr durch.
    Auf der Jagd wie schonmal gesagt eher eine Liebhaberrasse.


    Wesen:
    Toller lernen unglaublich schnell (auch jeden Unfug), aber kommen ganz schlecht mit Druck zurecht und verzeihen Fehler nur schlecht. Man muss also etwas sensible Hunde mögen, dann ist ein Toller super. Hat man sich nicht so unter Kontrolle und ist eher so ein "handfester" Typ wird man mit dem Toller nicht zurecht kommen.
    Fremde interessieren den Toller oft gar nicht. Ich finds praktisch, aber viele Besucher sind sehr enttäuscht, wenn sie von einem Toller wie Luft behandelt werden. Deswegen sind Toller in meinen Augen auch eher nicht als Therapiehunde geeignet.


    Aussehen:
    Der Phänotyp beim Toller ist immer noch sehr heterogen. Von lang und spargelig über groß und schwer bis hin zu kurzbeinig gibt es da alles. Das ist für mich auch immer noch ein Hinweis, dass der Toller gernetisch nicht so eng sein kann, denn je näher die Hunde verwandt sind, desto ähnlicher werden sie sich auch.


    Hier mal drei in meinen Augen sehr unterschiedliche Toller (und bitte keine Diskussion zu den Hunden oder Züchtern)
    Pedigree: Nanaimo Arctic Ikuma
    Pedigree: C.I.E, ML CH SK, ML CH PL, ML CH CZ, ML CH A, CH PL, CH SK, CH HR, CH H, CAN CH Whispering Reed's Jumper
    Pedigree: MBIS MBISS Am GCH Can GCHEx Roaneden's Int'l Harvester WC CGN JH


    Hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in die Rasse geben.

    Vielleicht magst du mir ja nur per PN schreiben, Laurentide, aus welchem Grund deine Hunde nicht aus DE kommen? Gut, kann auch sein, du wohnst einfach selber nicht in DE, aber falls es Gründe bzgl. der Zucht sein sollten, würde mich das interessieren =)

    Laurin stammt aus Schweden. Die Schweden haben weltweit die größte Tollerpopulation und über die gesamte Popultion gesehen arbeitstechnisch vermutlich auch einfach die besten Hunde. Mein Eindruck ist auch, dass in Schweden irgendwie eine andere Einstellung zum Thema Zucht besteht, ähnlich wie in den USA. Wenn der Hund nichts taugt, kommt er nicht in die Zucht, wer will sich schon mit einem "schlechten Hund" rumärgern. In Deutschland erlebe ich mehr die Einstellung "der Hund ist meiner und muss deshalb der allerbeste sein" obs objektiv jetzt so ist oder nicht. Und das ist nicht speziell auf den Toller bezogen, sondern generell auf die Hundezucht.
    Luca stammt aus Holland. Das wäre für mich eigentlich eher kein Land wo man einen Toller kauft, weil dort nur wenig in Richtung Arbeit gemacht wird und viele Toller mehr in Richtung aufgeplüschter Showhund gehen. Aber natürlich nicht bei allen Züchtern, das ist nur meine generelle Wahrnehmung. Luca kommt aus einem A-Wurf und seine Mutter arbeitet wirklich toll. Der Vater ist mein Laurin und ich bin von der Verpaarung immer noch überzeugt.

    Bei den Züchtern kommt es halt sehr drauf an was genau du suchst, was für den einen ein super Züchter wäre, ist für den anderen eine Katastrophe. Hast du dich hier schonmal umgeschaut?
    Meine beiden kommen nicht aus Deutschland, aber wir können gerne mal per PN schreiben, wenn deine Suche schon so konkret ist.

    Der Toller, ich hätte nicht gedacht dass man so schnell auf diese Rasse kommt, steht neben einer weiteren Rasse bei mir schon lange auf Platz 1. Habe aber in letzter Zeit viel dazu gelesen und dass sie einen doch so ausgeprägten Jagdtrieb haben, dass sie eigentlich fast nur in Jägerhände gehören. Außerdem habe ich auch gelesen, dass es selten noch 'saubere' Zuchtstätten gibt, weil viel Inzucht betrieben werden soll.

    Also der Jagdtrieb beim Toller ist in aller Regel schon händelbar. In Jägerhand ist er schon eher mal bei Rasseliebhabern, ein Vollgebrauchshund ist er da nicht (meist zu wenig Schärfe, kaum Stöbertrieb). Da würde ich mir wenig Sorge machen.
    Die berühmte Inzucht wurde 2010 in einer Stern-TV Sendung verbreitet, dessen Recherchearbeit, sagen wir mal, überschaubar gewesen ist. Klar muss man ein bisschen schauen wo man kauft, aber ich sehe beim Toller weit weniger Inzucht als bei vielen anderen Rassen.

    Beim Toller wäre ich aufgrund der angesprochenen Inzuchtproblematik sehr vorsichtig. So ganz aus der Luft gegriffen ist das nämlich nicht.

    Darf ich fragen, wo du da im aktuellen Zuchtgeschehen die Probleme siehst? Ich sehe den Trend eher extrem zu outcross-Verpaarungen mit dementsprechend heterogenen Würfen (wobei das für mich trotzdem die richtige Richtung ist).

    Ich frage mich, wer denn überhaupt gewerbsmäßig züchten kann.
    Wenn ich mindestens 3 Würfe im Jahr haben muss und ich mir pro Wurf ungefähr 10 Wochen Zeit nehme (davon die ersten 4 völlig isoliert wegen Krankheitsgefahr), dann bin ich ja mindestens 30 Wochen nicht fähig nebenbei zu arbeiten.

    Klar, drei Würfe sind viel aber drei Hündinnen hat man schnell zusammen - eine alte, eine Zuchthündin und eine Nachwuchshündin. Und je nach Interpretation zählt das schon als gewerbsmäßig.
    Und die drei Würfe müsste man ja theoretisch nicht nacheinander machen, sondern könnte die auch paralell liegen haben.

    Ich habe mit meiner Nikon jetzt zum ersten Mal eine halbwegs ordentliche Kamera und mache meine ersten Fotoversuche. Daher würde mich sehr interessieren was ihr zu den Bildern sagt.


    Nikon d5200
    Nikkor 55-300
    ISO: 100
    Belichtungszeit: 1/400
    55mm
    Wetter: Strahlende Sonne



    Nikon d5200
    Nikkor 55-300
    ISO: 200
    Belichtungszeit: 1/500
    270mm
    Wetter: Strahlende Sonne



    Nikon d5200
    Nikkor 55-300
    ISO: 220
    Belichtungszeit: 1/250
    120mm
    Wetter: dichtes Schneetreiben

    Sozusagen ist jeder seriöse Züchter ein "Geschenk Gottes" (überspitzt gesagt) für all die hundesuchenden Menschen da draußen, der seine Freizeit opfert, evtl. all seine Lebensumstände dafür anpasst, um zum Schluss ein wenig Taschengeld zu erhalten. Ich zweifle das nicht an, sondern bin einfach überrascht, dass so wenig dabei herausspringt. Hätte damit ehrlicherweise nicht gerechnet.

    Wer verdient mit seinem Hobby schon groß Geld?

    Heißt das tatsächlich, dass ein seriöser Züchter so gut wie nichts an seinen Welpen verdient?

    Ist halt die Frage wie man seriös definiert. Erfüllt man nur die Mindestanforderungen der ZZL, fährt zu einem netten Rüden um die Ecke und hat noch einen Funken Glück, dann bleibt wahrscheinlich schon was hängen. Aber das ist für mich nicht seriös, auch nicht unter VdH-Siegel.
    Aber fliegt man für einen Rüden auch mal nach Skandinavien hoch oder nach Übersee (und in der Regel 2x, einmal zum Anschauen und einmal zum Decken), nimmt eine Hündin nicht in die Zucht, wenn z.B. Wurfgeschwister krank waren, auch wenn der eigene Hund gesund ist und 'ne ZZL bekäme, macht vielleicht noch ein paar Untersuchungen, die nicht vorgeschrieben wurden und macht mit dem Hund auch was in Richtung Arbeit und/oder Show, dann bleibt über die Jahre gesehen eben nichts hängen.


    Nur mal so als Beispiel, ein Showtag kostet mich alles in allem wohl an die 100€, macht bei 20 Shows, die ich für drei Titel besucht habe, 2000€ (oh je, hoffe mein Mann liest hier nicht mit :mute: )

    Mein erste Überlegung wäre, wo ein solcher Züchter spart, damit es wirklich einen Gewinn gibt von dem man leben kann. Die meisten VDH-Züchter, die wirklich seriös züchten, kommen wohl so plusminus Null raus. Mal wird eine Hündin nicht zuchttauglich, mal bleibt sie leer, mal gibt es einen kleinen Wurf oder einen Kaiserschnitt (möglicherweise mit Kastration). Solche "Verlustwürfe" gleichen dann andere Würfe bei denen alles gut geht wieder aus, so dass man unterm Strich auf null kommt. Doch 100 mal null bleibt eben immer noch null, somit kann man auch mit einer größeren Masse an Hunden keinen Gewinn machen. Irgendwo muss man also einsparen, z.B. an den Ansprüchen an die Zuchthündin, dem Aufwand für den Rüden, den Aufzuchtbedingungen oder die Würfe pro Hündin erhöhen.
    Außerdem erwarte ich von einem Züchter, dass er seine Zuchthündinnen nicht nur "verwaltet", sondern tagtäglich mit ihr zusammen lebt und sie im Training und auf Prüfungen führt. Nur so kann er seine Hündi doch überhaupt gut genug kennen um eine Aussage über sie zu treffen.
    Und bei Züchtern mehrerer Rassen oder Arten frage ich mich schon, wie er da überall auf dem Laufenden bleiben will, das fällt mir schon bei einer Rasse schwer.

    Den Zuchtbuchnamen meiner Hunde würde ich auch nennen, den kann man sowieso in ein paar Minuten rausfinden.
    Den Namen der Züchter würde ich nicht schreiben und diskutieren würde ich über die Zuchten hie auch nicht, eventuelle fragende oder anklagende Beiträge blieben dann eben unbeantwortet.


    Aber ein gewisses Konfliktpotential sehe ich schon, wenn man einen Zwinger nennt. Vor einiger Zeit hatte ich hier mal gelesen, dass jemand auf einen Toller aus einer CEA carrier x CEA unbekannt-Verpaarung wartet. Da hats mich natürlich auch gleich in den Fingern gejuckt was zu schreiben. Ich habs dann gelassen, weil jeder andere Prioritäten setzt und selber wissen muss wo er seinen Hund kauft, aber bestimmt hätte ich auch leicht eine riesen Diffamierungswelle lostreten können. Das ist eben das Risiko wenn man irgendwelche Daten preis gibt, insofern kann ich verstehen, wenn man sowas nicht öffentlich schreibt, sondern lieber per PN.


    und sorry fürs off topic, aber das muss ich jetzt noch loswerden:

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Welpe bzw Junghund und ein Säugling zu viel wären, würde das aber noch vor der Zusage zu einem Welpen abklären.

    Ich habe gerade einen 6 Jahre alten Toller, einen 5 Monate alten Toller und ein 6 Wochen altes Baby und es geht super. Oft frage ich mich immer noch was ich mit der vielen freien Zeit anstellen soll, jetzt wo ich nicht arbeite. So pauschal kann man das also nicht sagen.