Ich konnts nicht lassen, ich hab RTL geschrieben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Hallaschka,
ich bin kein regelmäßiger Zuschauer bei Stern TV und als ich am 15.01.2014 Ihre Sendung eingeschaltet habe, da mich das Thema Hundezucht interessiert und betrifft, habe ich bei weitem keine Perle journalistischen Könnens erwartet, auf ein derartiges Potpourri aus Unwissen, Polemik und Halbwahrheiten war ich jedoch nicht gefasst und kann nicht anders als zum ersten Mal in meinem Leben eine Fernsehsendung schriftlich an den Sender zu kommentieren. Ich bin wahrlich kein Freund von Gesellschaftshunden, mein Gebiet sind die Jagdhunde, aber eine derartig schlechte Recherche hat noch nicht einmal der Mops verdient.
Zunächst möchte ich auf die grundsätzlich falsche Aussage eingehen, der Rassestandard würde vom VDH „im Hinterkämmerchen“ zusammengeschrieben. Der VDH schreibt keine Rassestandards, das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, da es sich beim VDH um einen nationalen und nicht um einen internationalen Verband handelt, Standards jedoch weltweit gelten. Die Standards werden jeweils vom rassebetreuenden Land erstellt und bei der FCI (Federation Cynologique Internationale) eingetragen … nicht umsonst heißt es FCI-Standard. Rassebetreuendes Land für den Mops ist Großbritannien, für den Neufundländer Kanada. Der VDH kann also den Standard des Mopses oder des Neufundländer gar nicht ändern, selbst wenn dies Sinn machen würde (ich verwende hier absichtlich den Konjunktiv).
Weiter geht es mit der ebenfalls falschen Aussage, beim Belastungstest müsse der angehende Zuchthund 1km in 11min. zurücklegen „ohne zusammenzubrechen“. Der korrekte Wortlaut lautet „Herz- und Atemfrequenz müssen sich innerhalb von 15 Minuten wieder normalisiert haben“. Auch die Behauptung, der Test würde in den Morgen- oder Abendstunden durchgeführt, weil die Tiere es sonst nicht schaffen würden, ist kritisch zu betrachten. Der Deutsche Mopsclub e.V. schreibt dazu: Der Belastungstest sollte möglichst in den Morgen- oder frühen Abendstunden durchgeführt werden, um gleichmäßige Bedingungen für alle Probanden zu haben. Und dies macht durchaus Sinn, wenn man ein objektives Ergebnis erhalten will … ich teste auch nicht zwei Automodelle und fahre eines auf regennasser Landstraße, das andere bei perfektem Wetter auf dem Nürburgring. Der Test soll schließlich anatomische Missstände aufzeigen und diese liegen unabhängig vom Wetter vor.
Und um den Neufundländer nicht außen vor zu lassen, auch hier ist Ihre Behauptung, epileptische Anfälle seien vererbbar, einfach falsch. Ein epilepischer Anfall ist überhaupt keine Krankheit sondern ein Symptom, das durch zahlreiche Ursachen hervorgerufen werden kann, darunter z.B. Embolien, Thrombosen, Staupe, FSME, Toxoplasmose, Neosporose, granulomatöse Meningoenzephalitis, nekrotische Enzephalitis, Narbenbildungen, Hydrozephalus, Hepatoenzephalitis, Hypoglykämie, Hypokalzämie, Urämie, Hypothyreose, Intoxikationen, oder Hirntumoren. Erst wenn alle diese Ursachen (die eben nicht erblich sind) ausgeschlossen wurden, spricht man von idiopathischer Epilepsie und ja, für diese gibt es genetische Grundlagen. Es bleibt die Frage – wurde bei dem gezeigten Neufundländer überhaupt eine komplette Ausschlussdiagnostik durchgeführt oder wurde hier nach Landtierärzteart diagnostiziert 1x gekrampft = Epilepsie?
Um bei gesundheitlichen Mängeln zu bleiben … wie Herr Dr. Unna so treffend sagte kann jedes Lebewesen an Gelenkerkrankungen, Herzfehlern oder Epilepsie erkranken, erst eine Häufung innerhalb bestimmter Rassen gibt Anlass zur Sorge. Daher meine Frage an den seriösen Journalisten: Haben Sie auch nachgeprüft ob es eine solche Häufung in der Rasse Neufundländer gibt? Wieviel Prozent der Neufundländer im VDH zeigen solche Erkrankungen? Wie viel Prozent sind es außerhalb des VDH und wie viel Prozent sind es beim Individuum Hund überhaupt? Sind es bei Mischlingen mehr oder weniger als beim Neufundländer?
Um jedoch bei dem gezeigten Tier zu bleiben, der Neufundländer litt unter Ellenbogendysplasie, einem Herzfehler und Epilepsie. Für alle drei Erkrankungen gibt es keinen Gentest mit dem ein Züchter diese Erkrankungen bei seinen Zuchttieren ausschließen könnte. Die einzige Möglichkeit ist und bleibt auf kranke Tiere „zu warten“ und deren Verwandte dann aus der Zucht zu nehmen. Wirklich vorbeugen kann auch der seriöseste Züchter nicht. Daher meine Frage an sie: Hatte der gezeigte Neufundländer in seiner Ahnentafel Hunde mit den genannten Krankheiten und wenn ja welche Ahnen waren das? Wenn es solche Tiere nicht gibt … was hätte der Züchter Ihrer Meinung nach tun können um die Erkrankungen zu verhindern? Was tut Ihrer Meinung nach der Mischlingsproduzent ohne Rassestandard um solche Erkrankungen zu verhindern?
Weg von den einfach falschen Aussagen, möchte ich noch auf die polemische Wortwahl gegenüber dem VDH eingehen. So werden die Bemühungen von Herrn Prof. Friedrich vor drei Jahren seine Sichtweise darzulegen gleich mit der Behauptung er würde die Tatsachen „herunterspielen“ herabgesetzt. Wenn ich jetzt sage Herrn Dr. Unna würde die Tatsachen völlig aufbauschen und überbewerten … könnten sie mir widersprechen? Ich denke, nein. Aber dieser Herr durfte seine Meinung frei von irgendwelchen Kommentaren aus dem Hintergrund verbreiten. Sie bedauern, oder vielmehr kritisieren, dass kein Vertreter des VDH in der Sendung erschienen ist. Nach der Art und Weise wie Herr Prof. Friedrich in der letzten Stern TV Sendung behandelt wurde, ihm jedes Wort im Mund herum gedreht und jedes Argument ohne vernünftige Betrachtung niedergeredet wurde, würde ich eher an Herrn Prof. Friedrichs Geisteszustand zweifeln, hätte er sich nochmals zur Teilnahme an einer solchen Sendung überreden lassen. Abgesehen davon ist mir ihr Kommentar, die Dame des Deutschen Mopsclub e.V. müsse jetzt für den VDH etwas „ausbaden“ völlig rätselhaft. Die Zuchtordnung einer Rasse schreibt der Rassezuchtverein, also der Deutsche Mopsclub e.V., was hat der VDH damit zu tun? Er ist nur übergeordneter Verband. Anders herum hätte ich den Kommentar verstanden, wenn der VDH für den Rassezuchtverein die Kohlen aus dem Feuer hätte holen sollen.
Eine weitere Frage … warum nennen sie bei dem Neufundländer den Zuchtverband (VDH), beim Mops aus zweifelhafter Herkunft dagegen nicht? Etwa um Stimmung gegen den VDH zu machen???
Und zu guter Letzt noch ein wenig Kritik zum Aufbau der Sendung. Was wollen sie dem ahnungslosen, durchschnittlichen, RTL-schauenden Hundekäufer denn jetzt raten? Wo soll er seinen Hund kaufen? Nicht beim VDH und dafür lieber auf dem Markt in Osteuropa? Oder doch lieber den gesunden Mischling … und hier als Antwort auf Ihre Frage aus der Sendung: Ja, die Farbe des Mopses spielt eine Rolle und zwar eine Große. Das Tier das dort saß und vor sich hin röchelte war kein Mops, sondern ein Mischling, wie die brindle-Färbung eindeutig beweist! Gesund?
Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen und mit der Hoffnung, dass Sie bei der nächsten Sendung über Rassehunde seriöser recherchieren. Sollten Sie ein tatsächliches Interesse an der Rassehundezucht haben, lade ich sie gerne ein mich und meinen nächsten Hund (Einzug voraussichtlich 2015) auf dem Weg vom Welpen zum Zuchthund zu begleiten, von HD/ED-Röntgen, DNA-Test auf PRA und CEA, Augenuntersuchung beim DOK-Tierarzt und Zahnstatusbeurteilung über Wesenstest und Formwert bis hin zur Jagdprüfung. Sie sollten sich allerdings 2-3 Jahre Zeit für die Reportage nehmen, schneller ist eine Zuchtzulassung im VDH nur schwerlich zu erreichen. Und wenn ich dann um ein paar Tausend Euro ärmer und hoffentlich einen Deckrüden reicher bin, können Sie mir gerne nochmal erklären wie das mit dieser „Gelddruckmaschine“ funktioniert.
Dr. Teresa Schwarzmaier