Ich kann genau die gleichen Erfahrungen beisteuern: 5 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz aufgenommen, die Angst vor allem hatte - außer vor anderen Hunden. Und zwar richtig Panik, so dass sie nur noch an Flucht denken konnte und natürlich überhaupt nicht mehr ansprechbar war. Kinder und alles, was damit zusammenhängt, waren besonders schlimm.
Jetzt, nach einem Jahr, haben wir es schon geschafft, einzelne Kinder auf Skateboards oder Tretrollern nur noch im Auge zu behalten, aber nicht mehr durchzudrehen. Sie ist immer noch sehr schnell gestresst, aber nicht mehr sofort panisch, und sie kriegt sich jetzt schneller wieder ein. Es gibt allerdings immer noch Panikattacken, wenn sie z.B. unvermittelte laute Geräusche hört (eine Tür schlägt zu, ein Fahrrad fällt um, jemand lässt die Jalousien runter) oder jemand einen Ball kickt. Wir arbeiten dran. Und viele Sachen, die vor einem halben Jahr noch Horror waren, sind jetzt meistens okay. (Eine Gruppe von Leuten kommt uns entgegen, jemand fegt den Bürgersteig, jemand kommt plötzlich aus einer Tür...)
Es gibt immer wieder Rückschläge, aber es wird langsam besser. Vor ca. zwei Monaten habe ich meine Taktik geändert, in Paniksituationen mit ihr umzugehen. Früher bin ich neben Baustellen oder flatternden Fahnenmasten stehen geblieben oder habe mich am Spielplatz auf ein Mäuerchen gesetzt und einfach nichts gemacht.
Seit einiger Zeit sehe ich zu, dass ich den Hund in solchen Situationen in Bewegung halte, also auf und ab gehe am Stressauslöser - so oft, bis sie keinen Impuls zum Durchstarten mehr zeigt. Ich bin dabei still und lobe auch nichts. Wenn ich sie einfach mitlaufen lasse und NICHT versuche, sie auf mich aufmerksam zu machen oder sie für ein paar Schritte gutes Leinelaufen zuquatsche, läuft's bei uns insgesamt deutlich besser.
Nur so als Gedankenanstoß - ich habe bisher vor allem gelernt, dass ein ängstlicher Hund nicht nach Schema F funktioniert...
Dein Arbeitsproblem kann ich schlecht einschätzen - geht's da um Kollegen oder um Kundschaft? Und ignorieren die den Hund eher oder gucken sie immer hin und sagen was Nettes? Wie nah müssen die dem Hund kommen?
Der übliche Tipp ist ja schönfüttern oder Leckerchen werfen, allerdings kriegen die meisten Leute das meiner Erfahrung nach nicht gut hin, weil sie es zu gut meinen. Fremde Menschen können nicht anders, als dem Hund ständig ins Gesicht zu sehen, sie versuchen immer zu streicheln und ähnlich ungeschickte Handlungen. Es wäre wahrscheinlich gut, wenn die Kollegen/Kunden Piri komplett ignorieren könnten, aber bring das mal Menschen bei, die nur wollen, dass der Hund sie mag...