Ich finde das eine sehr schwierige Frage.
War es tatsächlich massives beißen? Oder doch nur schnödes schnappen/zwicken? Das wird doch unglaublich oft aufgebauscht.
Tatsächlich ohne Grund? Oder gab es doch ärgern, triezen oder gar quälen?
War es tatsächlich ohne Vorwarnung? Oder war HH nur zu blind?
Ist normales Verhalten (knurren/abschnappen) systematisch aberzogen worden?
Habe selbst so einen daheim, den bordy beschrieben hat. Er galt als aggressiv gegenüber Kindern. Gut, ich hätte völlig ins Klo packen können, habe ich aber nicht, er ist einer, den könnte man wahrscheinlich halbtot prügeln und er würde nix machen.
Wäre eine Schande gewesen, ihn wegen (angeblicher?) Auffälligkeit direkt einzuschläfern.
Ich vermute, gerade von den "der-ist-ja-so-aggressiv"-Hunden, gibt es deutlich mehr, als von den tatsächlich versauten. In normalen, etwas mitdenkenden Händen, sind solche Hunde ohne Gefahr für Mitmenschen händelbar.
Und die Hunde, die definitiv vom Mensch total versaut wurden?
Hmmmm, finde ich sehr schwer. Ich denke nicht, dass es soo schrecklich viele Menschen gibt, die tatsächlich so einen Hund händeln und ggf. rehabilitieren können, sofern das überhaupt möglich ist. Es gibt Schäden, gerade psychische, die lassen sich nicht weg trainieren. Ist es da fair dem Hund lebenslange Haft zu verordnen, hauptsache er atmet noch? Obwohl es gewiss ebenfalls unfair ist, der Hund kann ursächlich nichts dafür an einen Depp geraten zu sein.
Der Tod kann aber manches Mal sicher eine Erlösung sein. Ich halte nichts davon einen Hund um jeden erdenklichen Preis zu retten bzw. am Leben zu erhalten, die Lebensqualität muss stimmen.
Entscheiden und beurteilen muss und sollte das auf jeden Fall eine objektive Stelle, aber ist das realistisch durchführbar? Auch ein Gutachter ist ein Mensch, der Fehler machen kann.
Schwierig finde ich außerdem die Verantwortung, die das Ganze mit sich bringt.
Vielleicht etwas unpassendes Beispiel, weil es ja einen deutlichen, gesundheitlichen Grund hatte.
Habe ihn schonmal erwähnt, unseren Hund mit Hirntumor. Der konnte nix dafür, gebissen hat er "nur" unseren Altrüden und mich. Man kommt der Sache ja leider nicht sofort auf die Spur.
Die Ironie, nachdem er unseren anderen Rüden das erste Mal massiv attakiert hatte, bin ich natürlich davon ausgegangen, dass ich zu blöde und blind bin, um zwei Hunde zu halten/erziehen und habe mir kompetente Hilfe gesucht. Es wurde auch noch sehr viel besser. Insofern kamen wir erstmal nicht auf die Idee ihn körperlich auf links zu drehen. Das tat mir im nachhinein sehr, sehr leid!
Natürlich konnte aus dem Grund der Trainingserfolg nicht ewig lange halten und wir kamen endlich auf die Idee ihn in die Klinik zu schaffen, die Diagnose war eindeutig.
Das er damit nicht alt werden konnte, war sofort klar, aber noch war es für ihn und für uns vertretbar, also haben wir ihn wieder mitgenommen.
Natürlich bin ich in einer Art Zwickmühle gewesen: Auf der einen Seite der Hund, dem es einfach zu gut ging, um ihn direkt "vorsichtshalber" in den Himmel zu schicken. Ud auf der anderen Seite meine Kinder, die eben Kinder sind und noch öfter zu Fehlern und Unachtsamkeit neigen als Erwachsene.
Es hat funktioniert und wir haben die Balance für beide Seite ganz gut gefunden, wobei ich sagen muss, dass wir ggf. ohne Kinder im Haus ihm noch mehr Zeit hätten geben können. Sicher sagen kann das natürlich keiner.
Es gab jedenfalls Stimmen (darauf wollte ich hinaus...puh....romangefahr ), die verlangten, ich solle den Hund woanders hingeben, damit er noch ein paar Wochen mehr hat.
Mir war das zu riskant, weil ich auf folgendes keinerlei Einfluss mehr gehabt hätte. Evtl. wäre er noch durch zig Hände gegangen, die alle mal an ihm rumprobieren wollen. Er hätte evtl. doch noch jemanden oder gar mehrere massiv verletzt, unter Umständen auch Kinder.
Und ich wollte unter gar keinen Umständen, dass er von irgendwem um des Lebens willen am Leben gehalten wird. Lustig ist son Tumor im Kopf nämlich für den Hund nicht.
Uiiii, das klingt bestimmt total eingebildet und/oder nach rosa Wölkchenwelt a la "Boah, die denkt, keiner kann mit so einem Hund umgehen oder sinnvolle Entscheidungen treffen."
Das ist es sicher nicht gewesen, ganz ehrlich, gibt bestimmt genug, die das können, aber wo will man diese suchen? Sooo viel Zeit hatte er nicht mehr und ich hielt und halte das noch heute für meine(!) Verantwortung dafür zu sorgen, dass es für den Hund einen guten Weg gibt. Die Entscheidungen und Verantwortung abwälzen a la "Guck, ICH habe den nicht in den Himmel geschickt, bin ich nicht ein toller Hundefreund?!" ist nicht meine Art.