Hey,
warst du zu hart: Nein.
War es gerechtfertigt: Nicht unbedingt.
Hätte man versuchen können, es anders zu regeln: Ja.
Aber warum zu hart? Was hast du ihm angetan? Nichts, du hast ihm nur unmissverständlich klar gemacht, wer der Chef ist. Nicht mehr und nicht weniger. Warum sollte er plötzlich an dir oder deinen Qualitäten als Herr zweifeln? Tut er ziemlich sicher nicht, wenn überhaupt geht er gestärkt aus der Situation heraus, gestärkt mit dem 'Wissen', dass du deinen Job als Anführer machen kannst und dass er sich auf dich verlassen kann.
Natürlich kannst du ihn auch ignorieren, mach es ruhig immer wieder, sicherlich begreift er das irgendwann... und wenn nicht, naja, dann machst dus eben mit ihm aus, wenn er ausgewachsen ist, 40 kg wiegt und keinerlei Hemmungen dir gegenüber hat. Hat dann sicherlich mehr Erfolg... und die direkte Folge, dass du wahrscheinlich einen längeren Krankenhausaufenthalt einlegen wirst.
Mag jetzt übertrieben wirken, aber langsam versteh ichs nicht mehr. Soll doch jeder seinen Hund erziehen, wie er es für richtig und angemessen hält, solange es sich im Rahmen der Gesetze bewegt und zu keinen Schäden am Tier führt.
Natürlich sollte man immer (!) zuerst versuchen, es über die Sprache zu regeln, funktioniert bei den meisten Hunden echt gut, bei manchen aber auch nicht. Was der TE gemacht hat, kann ich nicht beurteilen, ich war nicht dabei, es klingt allerdings etwas vorschnell. Fixieren, laut und deutlich "Nein!"/"Aus!"/etc. und das Spiel abbrechen reichen meist aus. Und wenn nicht... naja, ich persönlich ignoriere meinen Hund dann nicht.
Ich persönlich halte nichts vom Ignorieren. Warum? Ganz einfach. Bei manchen Hunden mag es fruchten, die kommen dann angelaufen und sehnen sich nach Aufmerksamkeit. Anderen ist es, drastisch gesagt, einfach nur scheißegal. Und was fruchtet das Ignorieren dann? Richtig. Gar nichts. Was soll ich tun, wenn mein Hund mich anknurrt, warum auch immer? Ignorieren? Viel Spaß mit den Folgen... Natürlich kann man nun (mMn größtenteils auch richtig) argumentieren, dass wenn der Hund den Besitzer anknurrt schon vorher etwas schief gelaufen ist. Aber was, wenn es einfach so ist? Wirklich ignorieren? Wird wohl hoffentlich keiner ernsthaft tun...
Zitat
Spielabbruch, kurz ignorieren, fertig.
Wenn der Süße da nicht mitmacht, was dann? Ignorierst du ihn, während er sich mit deinem Bein beschäftigt? Wenn es bei dir funktioniert, schön und gut, aber bitte stell es nicht als Allheilmittel dar, was es ganz sicher nicht ist.
Meiner persönlichen Meinung nach darf und muss angemessene Strafe sein. Strafe hat nichts mit Gewalt zu tun, man kann ein Kind ja auch strafen, ohne es mit dem Gürtel windelweich zu prügeln. Warum also nicht auch einen Hund?
Wenn mein Welpe mich beißt, dann zeige ich ihm unmissverständlich, dass er das nicht darf. "Aber der will doch nur spielen! Ist es nicht herzlos und gegen die natürliche Haltung, wenn man sein Spielen unterbindet?" Habe ich in der Art schon oft gehört, meist bei recht seltsamen Debatten. Klar, Waldi will nur spielen... aber was ist, wenn Waldi erwachsen wird, und dann immer noch 'spielen' will? Was ist denn, wenn Waldi kein Dackelchen ist, sondern ein Rottweiler/Dobermann/Schäferhund//Beauceron/etc. ist? Vllt will er immer noch spielen... und das Spiel beschert Herrchen/Frauchen dann meist einen mittellangen Krankenhausaufenthalt und Waldi oft die Todesspritze beim Tierarzt.
Natürlich, wenn man einem Hund anders Grenzen setzen kann/will, dann kann man es durchaus tun, solange es funktioniert. Aber für mich ist es ein legitimer und für den Hund keinesfalls schädlicher Weg, den Hund für sein Verhalten zu strafen, indem man ihn auf den Rücken wirft, seine Schnauze umfasst und drückt oder ihn kurz am Nackenfell packt. Das einzig Wichtige für mich ist hierbei: Der Hund muss es verstehen (d.h. es muss unmissverständlich sein) und sollte keine bleibenden Schäden hinterlassen. Und die obigen Methoden führen, sinnvoll und verantwortungsvoll (so, wie man einen Hund sowieso immer behandeln sollte), durchaus zum gewünschten Ziel und zwar ohne Schaden beim Tier. Ich frage nochmal, warum sollte es Schaden am Hund (Hündchen) hinterlassen? Und vor allem, was für Schäden? Warum sollte es eine Bindung zerstören? Baut man durch (gerechtfertigte) Strafe nicht auch eine Bindung auf?
Und zum Thema "das ist nicht natürlich!":
1. Der Hund ist ein Hund und kein Wolf. Hunde sind die ältesten Haustiere des Menschen und mit Abstand am Besten an ihn angepasst. Was ist also bei einem Hund natürlich? Ein Widerspruch in sich...
2. Strafen ist nicht natürlich? Schmerzen sind nicht natürlich? Eine Wolfsmami erzieht ohne Schmerzen und ohne nötige Härte? Ahja.
3. Den Hund auf den Rücken drehen oder am Nacken zu packen ist nicht natürlich und absolut nicht in Ordnung, weg sperren dafür schon? Ahja. Bevor ich meinen Hund weg sperre und (unter Umständen) nichts damit erreiche (er schläft in der Box ein? Muss ne harte Strafe für ihn sein) drücke ich in lieber einmal zu Boden und sorge dafür, dass er versteht was ich von ihm will.
4. Strafe ist nicht natürlich? Schappi, das leckere Dosenfutter, Hundedeckchen, Leinen und Wohnungen schon? Irgendwie ist mir das alles etwas zu gespalten. Man sollte nicht von 'natürlich' (naja... siehe 1.) reden und das dann nur auf das anpassen, was einem gerade gefällt.
Und nochmal ganz kurz zu dem Argument "aber es ist doch nur ein Welpe!!":
Wann soll er es denn lernen, wenn nicht im Welpenalter? Wie schon öfters erlebt, würde ich nur ungern mit nem ausgewachsenem Schäferhund über das Thema 'Beisshemmung' 'diskutieren'. Man kann aber über alles geteilter Meinung sein.
Gut, ist alles viel zu lang geworden und ufert schon wieder in ne Grundsatzdiskussion aus... typisch
Um nicht ganz ins Offtopic abzudriften nochmal der konkrete Fall:
1. War der Umgang mit dem Welpen zu hart? Nein.
2. Hätte man zuerst etwas anderes Versuchen können? Ja.
3. War es die Aktion gerechtfertigt? Nicht unbedingt (siehe 2.).
4. Wird der Welpe dauerhafte Schäden davon tragen? Sicherlich nicht, wenn keine anderen schweren Fehler gemacht wurden.
5. Wird das Vertrauen zum Halter zerstört? Never ever... also nein.
Viel SPaß mit deinem Hündchen und mach dir nicht zu viele Sorgen, bitte, tut keinem gut.
glg
Toryn
P.S. Alles Geschriebene spiegelt ausschließlich meine Meinung wieder. Und nein, ich bin nicht der Meinung, dass man einen Hund sofort körperlich maßregeln sollte, bei genug Selbstsicherheit und einem einfühlsamen Hund reichen eigentlich immer auch Worte/Gesten.
P.P.S. Ja, 'meine' Hunde mögen mich.
P.P.P.S. Und nein, sie haben keine bleibende Schäden behalten, weder physisch noch psychisch.
P.P.P.P.S. Entschuldigt bitte den langen Text, is mal wieder mit mir durchgegangen.