Wenn man einen distanzlosen, neugierigen Labbi, der sich ständig vor lauter Freude den Hintern abwedelt, und für den alles, was atmet, zur Kategorie "bester Freund" zählt, sein eigen nennt, dann blamiert man sich häufiger.
Zwei Momente sind mir - bisher - besonders in Erinnerung geblieben:
Wir waren gerade umgezogen. Hund erkundet Haus und - für einen Augenblick unbeaufsichtigt - Garten. Etwas später merke ich: Hund ist weg. Na toll. Ich suche also panisch die Straße nach Lucy ab und höre plötzlich eine Frau rufen: "Wenn Sie Ihren Hund suchen, der ist hier!" Einen Moment später kommt Madame die Straße entlang gespurtet, mit strahlenden Augen, stolz wie Oskar und ... klitschnass.
Was war passiert? Frau Neugierig hatte binnen kürzester Zeit ein kleines Loch im Zaun entdeckt und sich durchgezwängt. Dann auf direktem Weg in Nachbars Teich gesprungen, ausgiebig geplanscht, auf die völlig fassungslose Nachbarin zugerast ("Juhuuu! Eine neue Freundin!"), diese angesprungen, eingesaut und Kuscheleinheiten abgefordert.
Wir wollten uns eigentlich nach den ersten Tagen unseres Einzugs bei allen Nachbarn ordentlich vorstellen. Hat ja suuupeeer geklappt. Ich bin dann sicherheitshalber gleich zu allen anderen gegangen und hab mal "vorgewarnt".
Die zweite Situation, die mir noch eingefallen ist:
Es war Frühjahr und damit die Zeit, in der Lucy gern Gras frisst. Nun hat Gras ja die Angewohnheit, sich während seines Weges durch den Verdauungstrakt eines Hundes zu langen Strippen zusammenzuflechten. Lucy mutierte in dieser Zeit also wieder zum "Strippenkacker".
Wir sind auf unserer Gassirunde. Während Madame sich hinhockt und mit angestrengtem Gesicht tut, was zu tun ist, kommt uns ein junger Mann im Rollstuhl, geschoben von seiner Mutter, entgegen. Lucy ("Juhuuu! Ein neuer Freund!") vergisst sofort, was sie eigentlich gerade tun wollte und stürzt begeistert auf den Rolli zu. Ich hänge wie ein Bremsklotz hinten an der Leine und sehe aus meiner Perspektive, wie diverse Köttel, aufgereiht auf einer Grasstrippe, bei Lucy hinten raushängen. Da Lucy natürlich schon in ihrem Extrem-Wedel-Modus war, dachte ich jeden Moment, dass uns die Dinger um die Ohren fliegen. Der Rolli-Fahrer, der sich über Lucy freute, konnte es nicht sehen. Aber seine Mutter. Und deren Blick sprach Bände...
Ich liebe meinen Hund. Meistens.
Die Strippe hat übrigens gehalten.
LG Astrid