Hallo,
meine Ronja ist auch ein Tierschutzaussie, aber einer von der anderen Sorte. Die wurde als Junghund mit Ballspielen so ueberdreht, dass man sie dann mit ca. 8 Monaten am Highway ausgesetzt hat, weil sie als Reaktion auf Baellchenspielen die Bude zerlegt
Ihre Vorbesitzer hatten ihr wohl recht rigoros das Fusslaufen beigebracht (man konnte mit einem gutem Leckerchen vor ihrer Nase rumwedeln und sie hat nicht reagiert), kannte aber leider sonst nichts von der Welt. Weil sie so wenig kennenlernen durfte, hat sie eine leichte Lernschwaeche. Das heisst es faellt ihr sehr schwer etwas Neues zu lernen.
Vor dem Spielen hatte sie regelrecht Angst (ich soll was ins Maul nehmen, hilfe) und als sie das erste mal ueber meine Hand geschleckt hat (hat mehrere Monate gedauert), hat sie mich angeschaut, als wuerde sie Pruegel erwarten.
Meine Erfahrung ist die, dass Gelassenheit gut hilft. Wir machen bis heute keinen Hundesport (ich haette die Befuerchtung, dass das dem Ballspielen aehnliche Zuege annehmen wuerde und die Erkenntnis, dass es fuer sie ausreicht im Park kurz einen anderen Hund spielen zu sehen, wurde mit vielen zerschredderten Kissen bezahlt). Wir gehen sehr entspannt allerdings recht lange spazieren, also wenn Hund schnuppern will, dann bleiben wir stehen, die beiden schnuppern und ich lausche dem Zwitschern der Voegel . Wir haben die wichtigsten Kommandos intensiv geuebt und die verlange ich auch so, der Rest ist mehr zum Spass. Wenn wir zu Hause etwas machen, was sie kann sorge ich jedoch dafuer, dass es recht schnell schwierig wird, weil wenn es leicht ist, ueberdreht sie.
Ich wuerde zu Hause einen Platz einrichten, wo sie dein Freund nicht stoert, also auch nicht mit Leckerchen oder Streicheln. Da kann sie dann hin, wenn sie sich bedraengt fuehlt. Das wuerde ihr evtl. mehr Sicherheit im Umgang mit ihm geben. Vielleicht moechtet ihr euch auch gemeinsam ueber Beschwichtigungssignale schlau lesen. Es stimmt, Hunde gaehnen auch, wenn sie muede sind, aber die gaengigsten Signale im Hinterkopf zu haben ist mMn auch nicht falsch. Ich weiss nicht, was ihr fuettert, aber da sie sich ja streicheln laesst, koenntet ihr damit anfangen sie aus der Hand zu fuettern.
Wenn deine Huendin im ersten Augenblick vor deinem Freund Angst hat, koennte es helfen sie anzusprechen. Mein Mann, den meine beiden abgoettisch lieben, kam uns letzten Sommer mal auf der Strasse barfuss entgegen. Die beiden haben ihn nicht erkannt, weil sie nur auf den geaenderten Bewegungsablauf geachtet haben. Fanden beide sehr unheimlich. Ich hab dann gesagt, er solle doch bitte stehenbleiben und sie ansprechen. Die Welt war schlagartig wieder in Ordnung und Frauchen vergessen, weil Herrchen endlich vom Arbeiten wieder daheim war. Ich will also sagen, dass deine Huendin ihn vielleicht im ersten Moment nicht erkennt, weil Hunden statische Gesichter im ersten Augenblick egal sind.
Da sie, wie du sagst nichts kannte, wuerde ich ihr viel Zeit geben bis die Welt kein Mysterium mehr fuer sie ist und das mit der Beschaeftigung der Aussies erst mal vergessen. Achte auf sie und erkundige dich, wie du es merken solltest, waere sie je unterfordert. Solltest du je das Gefuehl bekommen, kann man immer noch ueberlegen, was man machen sollte.
Liebe Gruesse
Pebbles (die sich in den ersten Monaten nichts sehnlicher wuenschte als einen zu Hause gechillten Aussie)