ich würde mal frech behaupten, dass Du zu viel Theorie mitbekommen hast und zu wenig auf Dein eigenes Gefühl achtest.
Hunde haben eigene Wünsche und Vorstellungen, das kennen wir von unseren Mitmenschen und wie bei unseren Mitmenschen gibt es keinen Knopf und keinen Trick, der einen Hund einfach so zum Folgen bringt.
Schauen wir doch mal, wie Du es bei einem Menschen fertig kriegst, dass er das macht, was Du gerne möchtest.
Die erste Möglichkeit ist die, dass Du es für ihn lohnend oder sinnvoll machst, das zu tun, was Du willst.
Dabei gibt es nicht eine Belohnung, die immer funktioniert, was dafür aber funktioniert, ist das wenn Du auf die Person eingehst und rausfindest, was er in dieser Situation wirklich toll oder gut finden würde.
Ein Fussballtrainer gibt einem Fussballer schliesslich nicht ein Steak oder ein Stück Schokolade, wenn der in einem wichtigen Kampf ein Tor schiesst.
Eine andere Möglichkeit ist die, dass Du so unangenehm wirst, dass der Betroffene es vorzieht, das zu machen was Du willst.
Überlege Dir mal, wie Du das bei Freunden machen würdest, wenn sie nicht kommen, wenn Du sie rufst.
Wenn Du nicht zu ihnen gehst, wirst Du sie stehen lassen und weggehen.
Wenn Du nun daran denkst, dass man einen Hund eigentlich nur dann von der Leine lassen kann, wenn man überzeugt davon ist, dass er bei uns bleiben will und nicht gleich auswandert, dann sollte Dir klar werden, dass es "nur" darum geht, dass er nicht kommt, wenn Du rufst.
Da es sich hier aber um einen Hund handelt, solltest Du etwas Vorsichtig sein damit, einfach weg zu gehen.
Der Lerneffekt ist wirklich klein, wenn der Hund überfahren wird oder sonstwie dabei umkommt, auf jeden Fall für den Hund.
Überlege Dir also, wo Du das tun könntest.
Du kennst Deinen Hund und weisst, wann es genügend sicher sein wird.
Wenn Du weg gehst, musst Du nicht erwarten, dass der Hund sofort kommt, der kann sich nähmlich aus Erfahrung wirklich denken, "die kommt gleich wieder".
Wenn Du den richtigen Ort ausgesucht hast, kannst Du Deinem Hund relativ leicht beibringen, dass dies nicht so ist, Du musst nur "härter" sein wie der Hund im Aushalten.
Kommen wir mal zu einem Trieb, den wir Menschen haben und der uns immer wieder in Schwierigkeiten bringt.
Wir werden nicht mit einer Sprache geboren, wir lernen sie durch wiederholen.
Deshalb haben wir einen Trieb zu schwatzen und zu brüllen, wenn wir uns aufregen.
Dieser Trieb führt gegenüber anderen Menschen immer wieder dazu, dass wir diskutieren und streiten.
Bringen tut dies aber sehr selten etwas ausser schlechter Laune.
Übrigens, Affen haben den gleichen Trieb, mit den gleichen Ergebnissen, dieser Gedanke kann helfen
Wenn Du einen Hund abrufst, gibst Du ihm eigentlich ein Signal, denn ein Hund spricht unsere Sprache nicht.
Weil er nicht reden kann, kann er aber auch nicht sagen "lass mich bitte nur schnell das Mauseloch fertig untersuchen".
Tatsächlich kann er Dir nur zeigen, was er möchte.
Unser Trieb führt nun dazu, dass wir mit dem Hund diskutieren möchten, was natürlich sinnlos ist, weil der Hund nur weiter zeigen kann, deshalb gewinnt er jede Diskussion mit uns.
Das Resultat ist, Du bist ernsthaft sauer.
Das wollte Dein Hund nun aber auch nicht, deshalb versucht er wieder gut Wetter zu machen, sobald er so nahe ist, dass er Dich aushalten muss.
Um Dir zu zeigen, dass er ja nichts dagegen hat, mit Dir zusammen zu sein, bleibt er dann demonstrativ bei Dir, schliesslich kann er immer noch nicht reden, sondern nur zeigen.
Resultat, wir Menschen fühlen uns vollständig verarscht und der Hund hat ein Problem.
Wenn eine gute Fee bei dieser Gelegenheit ihren Zauberstab schwingen würde, könnte Dein Hund ungefähr so etwas ähnliches sagen wie "he, was willst Du, ich kann doch nicht reden, deshalb muss ich es Dir zeigen, weshalb bist Du dann jetzt so sauer. Eigentlich erwarte ich von Dir, dass Du mir auch zeigst, was Du meinst, denn das wäre für mich normal."
Du wirst immer wieder in die Situation kommen, dass Du nicht weggehen kannst, dann zeigst Du Deinem Hund fast genau so erfolgreich was Du von seiner Idee hältst, indem Du einfach zu ihm gehst und ihn Kommentarlos anleinst.
Ausserdem gibt es noch etwas anderes, was Du tun kannst, Frauen sind Meister in dieser wortlosen Art der Kommunikation.
Ich denke, Du kennst den Ausdruck und das Verhalten einer Frau genau so gut wie ich, die dann höchstens noch sagt, "du weisst genau, was Du getan hast".
Das versteht jeder Hund genau so gut wie jeder Mann *ggg*
Dieses Verhalten nennt man beim Hundetraining ignorieren.
Damit meint man dann natürlich tatsächlich etwas, dass man tut und nicht das, dass Du das Verhalten des Hundes ignorierst.
In Amerika hat man den Effekt genauer untersucht und ist dabei auf zwei interessante Ergebnisse gekommen.
Von der Wirkung her ist das Ignorieren bei Hunden genau so effektvoll wie ein starker Stromstoss, mit dem Unterschied, dass ein ignorierter Hund noch lernen kann, wenn ein geschockter Hund schon lange in Panik ist und nur noch Angst hat.
Die höchste Wirkung beim Ignorieren ist schon nach drei Sekunden erreicht, anschliessend kommen ein paar Sekunden bis Minuten, bei denen es nicht zu weiteren oder stärkeren Reaktionen kommt.
Wenn wir nun einmal an die Frauen und Männer denken, könnte das erklären, weshalb dies so gründlich schief gehen kann, wenn das Frauen mit Männern machen und tatsächlich können wir die Resultate auch beim Hund vorhersagen, wenn wir zu lange ignorieren.
Der Hund wird zuerst unsicher und will wieder gefallen, dies nach drei Sekunden schon, wenn man dann zu lange wartet, versucht er mit allen möglichen Tricks wieder die Aufmerksamkeit zu bekommen.
Hat er damit keinen Erfolg, wird er verstört und kann sogar aggressiv oder aufdringlich werden.
Bringt ihm dies auch nichts, geht er in eine Kneipe und lässt sich volllaufen und gibt am nächsten Tag die Scheidung ein.
eh, das tun natürlich Männer aber Hunde machen das so gut wie sie es halt können nach.
Du musst nie erfreut sein, wenn ein Hund nicht das macht, was Du willst oder er es viel später erst macht, das macht keinen Sinn.
Allerdings kann er nicht sprechen, deshalb kannst Du ihm auch nicht sagen, dass Du ihn jetzt bestrafst, weil er vorher etwas nicht gemacht hast.
Weil Hundekommunikation immer in der Gegenwart stattfindet, kann er dies nur falsch verstehen.
Konsequenzen können Hunde aber verstehen und das es Dir nicht gefällt, wenn Dein Hund nicht kommt, das versteht jeder Hund.
Deshalb wundert es ihn dann nicht, wenn Du ihn ignorierst, nachdem Du zuerst an sein Rudeltrieb, sein soziales Verhalten oder an sein Zusammengehörigkeitsgefühl appelliert hast und er Dich ignoriert hat.
Nenne es wie Du es willst aber genau dies drückt eigentlich der Rückruf aus, "komm zu mir und sei bei mir"
Hunde verstehen dieses Ignorieren so gut, weil sie dies schon ganz früh erleben.
Wie reagiert wohl eine Hündin, wenn ihre Welpen zu aufgedreht, brutal oder Rücksichtslos ihr gegenüber sind.
Sie verprügelt die kleinen Welpen wohl kaum sondern sie steht ganz einfach auf und überlässt die Plagegeister sich selber.
Wie reagieren die Geschwister, auch menschliche Geschwister, wenn einer immer wieder zu Rücksichtslos ist?
"mit Dir spiele ich nicht" und lassen das rücksichtslose Geschwister stehen.
Deshalb kennen Hunde das Ignorieren schon von ganz früh und deshalb wirkt es so gut.