hej,
ich bin mal sehr frech und gehe davon aus, dass Du versuchst, der Chef zu sein und nicht zu zulassen, dass Dein Hund irgend etwas macht, dass Du als Gefährdung für Deine Position ansiehst.
Fangen wir mal mit dem Fressen an.
Wenn ein Hund auf die Idee kommen würde, dass er in der Hierarchie aufsteigen könnte über das Fressen, dann würde er nicht sein eigenes Fressen verteidigen, sondern Dein Essen einfordern.
Manchen mag das im ersten Augenblick vollständig absurd vorkommen, passiert aber mehr, wie man zuerst glaubt.
Vor allem wenn ein Kind nicht gut an Kinder gewöhnt wurde und so ein Hund und ein Kind unbeaufsichtigt zusammentreffen, dann kann es ohne Probleme passieren, dass der Hund dem Kind das Essen nimmt oder das Kind bedroht.
Bei Erwachsenen wird eher gestohlen, da kommt es viel seltener vor, dass ein Hund eine Konfrontation sucht aber es ist auch nicht lustig, wenn ein Hund an einem hochspringt und einem ein Stück Brot oder Kuchen aus der Hand reisst.
Ein Hund, der knurrt, sobald man sich seinem Fressen nähert, hat ganz einfach Angst, dass man es ihm nimmt.
Das Knurren ist zwar eine ernsthafte Drohung, dass er bereit ist, sein Fressen zu verteidigen, es ist aber nicht einmal dann sicher, ob er wirklich bereit zu einer Konfrontation ist.
Schnappen ist eine weitere Vorstufe zur echten Konfrontation, die Lage wird ernster aber immer noch versucht ein Hund der schnappt einem echten Kampf aus dem Weg zu gehen.
In dieser Situation befindest Du Dich jetzt.
Ich empfehle Dir dringend, vertrauen aufzubauen und dem Hund beizubringen, dass es nichts schlimmes ist, wenn Du zum Napf kommst, mach dabei aber nicht zu viel Druck, der Hund sollte nicht knurren müssen oder aktive Unterwerfung zeigen und ähnliches (das Urinieren, wie Du es beschrieben hast).
Finde etwas, dass Deinem Hund besser schmeckt, wie sein gewöhnliches Fressen, z.B. Wurst oder Huhn.
Nähere Dich offen dem Hund, so dass er Dich sieht, doch nur so weit, dass er keine Angst oder Stress zeigt, zum Beispiel indem er aufhört zu fressen, dann wirfst Du ihm diese besonders guten Stücke einfach hin, in die Nähe des Napfes.
Sehr schnell wird Dein Hund hoffen, dass es wieder etwas gutes gibt, wenn Du kommst und er wird Dich deshalb näher heranlassen.
Du solltest eigentlich in der Lage sein, zu erkennen, wann er noch auf etwas gutes hofft und wann die Ängste um sein Fressen anfangen, dann musst Du keine Rücksicht darauf nehmen, wenn er auf Dich achtet, weil er sich etwas gutes erhofft, sondern nur wenn er unsicher ist.
So kann man sich sehr schnell zum Napf hinarbeiten und das "Dessert" direkt in den Napf geben.
Dann kann man den Napf sogar hochnehmen, um das Dessert reinzutun.
Wenn man es richtig gemacht hat, wartet der Hund schwanzwendelnd darauf, dass er den Napf wieder bekommt.
Spätestens dann ist der Zeitpunkt, an dem der Hund nicht jedes mal etwas gutes bracht, wenn wir uns ihm nähern, währendem er frisst, was aber auch nicht bedeuten sollte, dass man ihn unnötig beim Fressen stört.
Schliesslich schlingen unsere Hunde schon genug, das muss man mit Stress nicht verstärken.
Grundsätzlich ist es gut, wenn ein Hund knurrt, wenn wir ihm dies verbieten, dann hat er nur noch die Möglichkeit zu schnappen oder richtig zu kämpfen, wenn er sich bedroht fühlt.
Gleichzeitig sollte man das Knurren auch immer ernst nehmen und darauf reagieren.
Entweder man nimmt ihm die Angst, meist macht man dies so ähnlich wie beim Fressnapf beschrieben oder man lässt nicht zu, dass der Hund so einer Situation ausgesetzt wird.
Letzteres ist natürlich seltener der Fall, trotzdem bin ich der Meinung, dass ein Hund, der fremden Menschen gegenüber unsicher ist, nicht andauernd dem ausgesetzt werden muss, dass ihn irgendjemand regelrecht überfällt um ihn zu streicheln, dies aber nur als Beispiel.
Die Überlegung, dass wir es schaffen könnten, ein für allemal der Chef zu sein, ist von der modernen Verhaltensforschung schon lange widerlegt.
Tatsächlich ist es komplizierter.
Zuersteinmal sind Hunde unglaublich gute Teamplayer, übernimmst Du eine Aufgabe nicht oder überlässt Du sie ihm sogar, wird er sie sofort übernehmen, so gut er kann.
Das Bedeutet zum Beispiel, wenn Du Dich nicht um die Fremden kümmerst, die auf "Euer" Territorium kommen, macht Dein Hund das und der kann sofort auf die Idee kommen, dass man Fremde verjagen muss.
Genau so mit fremden Hunden, vor allem wenn er angeleint ist.
Zeigst Du Deinem Hund nicht, dass Du Dich kümmerst, zum Beispiel indem Du zwischen Deinem Hund und den Fremden bist, dann wird er reagieren und entweder versuchen Freundschaften zu schliessen oder er wird versuchen sie zu verjagen.
Ein Hund wird auch immer versuchen herauszufinden, was wir zulassen und was für Rechte er sich herausnehmen kann.
So ist es eigentlich nie ein Problem, den Hund in die Möbel zu lassen, wichtig ist nur, dass er nicht meint, dass er so einen Platz verteidigen darf oder soll.
Dafür sollte man ihm aber einen sicheren Platz geben, an dem er so wenig wie möglich belästigt wird, damit er sich zurückziehen kann, wenn er das braucht.
Beim sicheren Platz geht man ähnlich vor, wie mit dem Fressnapf.
Der Hund soll sich sicher fühlen, auch wenn wir nahe vorbeigehen aber er soll auch nicht die Angst haben, dass er dort belästigt wird.
Wenn man einen Hund überhaupt nicht erzieht, kann es tatsächlich vorkommen, dass sie Anfangen, zu bestimmen und zu fordern.
Trotzdem geht man mit solchen Hunden heute nicht mehr in den Ring.
Hunde sind immer bewaffnet und eigentlich ist es doch so, dass, wenn wir nicht zusätzlich Hilfsmittel gebrauchen, ein Hund es zulässt, dass wir ihn bestrafen, den verteidigen könnte er sich gegen uns ohne Probleme, wenn er auf diese Idee kommen sollte.
Deshalb nimmt man einem solchen Hund zuerst einmal jeden Erfolg mit seinem Verhalten und sorgt dafür, dass er nur noch Erfolg hat, wenn er mit uns zusammenarbeitet.
Dies ist einfacher, als man zuerst denkt, denn ein Hund wird von uns gefüttert, wir öffnen die Türen für ihn und wir sind für ihn auch noch die wichtigsten Sozialpartner.
Deshalb weiss eigentlich jeder Hund, dass er uns braucht und er wird auch bereit sein, sich unterzuordnen, eben weil dies für ihn von Vorteil ist aber dies lernt er eigentlich immer dann, wenn wir ihn erziehen.
Natürlich erfordert diese Trainingsmethode, dass man intelligenter und nicht nur brutaler ist wie der Hund aber ich hoffe, dass dies kein echtes Problem ist
Liebe Grüsse aus dem Norden