hej,
mir ist das ganze viel zu schwarz-weiss.
Es stimmt auf jeden Fall, dass in der heutigen Verhaltensforschung nicht mehr gross von Dominanz geschrieben wird, weder bei Hunden noch bei Wölfen.
Dafür gibt es viele gute Gründe, um nur einen zu nennen, das Wort wird falsch gebraucht.
Richtig gebraucht würde es darauf Hinweisen, dass ein Unterlegner sich submissiv (unterwürfig) verhält und der Überlegene deshalb Dominant ist.
Es kommt also nicht darauf an, was der "Dominante" macht, sondern wie sich der Unterlegene verhält.
Siehe Dominanz (Psychologie) Wikipedia als eine Quellenangabe.
Dies aber nur so am Rande, denn tatsächlich ist es auch so, dass die Sprache sich wandelt und das ein falscher Gebrauch irgendwann richtig wird, wie es schon mit Kritik, Chauvinist und vielen anderen Worten passiert ist.
Deshalb würde ein Verhaltensforscher nicht behaupten, dass Dein Hund dominant ist, wenn er provoziert und eine Prügelei sucht, denn genau dies macht er mit dem Kopfauflegen.
Auch ich würde es liebend gerne sehen, wenn Du Dir gute Hilfe suchen würdest aber ich lasse deine finanziellen Nöte nicht als ausrede gelten.
Dies hat einen einfachen Grund, wenn Du jemanden suchst, der Euch wirklich hilft, dann brauchst Du jemanden, bei dem Euer wohl an erster Stelle steht.
Deshalb gibt es sogar bei absolut professionellen Trainern immer wieder Möglichkeiten, Hilfe zu bekommen, wenn man wenig oder kein Geld hat.
Ausserdem gibt es eine grosse Anzahl von Trainern in Vereinen und an anderen Orten, die kein Geld bekommen, für ihre Arbeit, anderst könnten diese Vereine zum Teil gar nicht existieren.
Auch die Frage, wie Du jemand finden kannst, der nicht ganz ungeschickt und unmöglich ist, kann ich Dir beantworten, frag in einem Tierheim in der Nähe.
Ganz gute Tierheime haben sogar ihre eigenen Leute um bei Verhaltensproblemen zu helfen, schliesslich ist das einer der wichtigsten Gründe, weshalb Hunde dort abgegeben werden und wenn man nicht will, dass ein Tierheimhund sofort wieder im Tierheim landet, macht es sehr viel Sinn, dafür zu sorgen, dass der Hund so wenig wie möglich Verhaltensprobleme hat.
Tatsächlich gibt es sogar Tierheime, die Angefangen haben solche Spezialisten zu vermitteln, um zu verhindern dass sie andauernd überfüllt sind.
Auf jeden Fall sollte aber jedes Tierheim einigermassen Bescheid wissen, welche fähigen Leute in der Nähe sind und welche davon auch bereit sind für wenig oder kein Geld zu helfen, schliesslich sind sie ja selber solche Bittsteller.
Was nun den falschen Gebrauch vom Wort Dominanz angeht, beurteile die Menschen nicht nur danach.
Leider ist es wirklich so, dass der grösste Teil der Trainer, die immer noch die veralteten Bezeichnungen gebrauchen, schlicht unfähig sind.
Aber es gibt auch Andere, solche die vor Jahrzehnten ausgebildet wurden und die ganze Zeit in der Praxis gelernt haben, diese erkennt man daran, dass sie mit sehr viel Einfühlungsvermögen vorgehen, egal welchen Quatsch sie dabei erzählen.
Es gibt nur eine Sorte, bei der Du gleich wieder gehen kannst.
Das sind die, die nur sagen, "Dein Hund ist dominant" und dann sich so verhalten, als ob das Problem damit gelöst ist.
Das ist natürlich Quatsch, genau so gut könnte der sagen, "dein Hund ist blau", es würde Dir gleichviel helfen.
Dafür hat das ganze aber einen sehr unguten Unterton.
Am Besten kommt man dahinter, wenn man das mit einem anderen bekannten Satz vergleicht, "Zeig Deiner Frau, wer der Mann im Hause ist".
Wenn man diesen Spruch hört, denkt doch niemand, dass der Sprücheklopfer einen anderen Mann damit auffordern will, den Müll rauszutragen, das ist eine versteckte Aufforderung zur Gewalt.
Der Spruch, "der Hund ist dominant" gehört genau in diese Kategorie, wobei man immer darauf achten sollte, was anschliessend kommt.
"Zeig deiner Frau, wer der Mann im Hause ist und mähe den Rasen" hat eine ganz andere Wirkung.
So auch, "Dein Hund ist dominant, Du musst die Führung mehr übernehmen, damit er lernt, dass Du keinen Streit willst.", dies kann man nähmlich machen, ohne dass man irgendeine Form von Gewalt anwendet.
Deshalb, schau hin und frage Dich immer, ob die Erziehungsform, die Dir angeboten wird, für Dich auch Sinn macht.
Unnötige Gewalt finde ich bei einem reinen Familienhund so blödsinnig, wie es nur sein kann, denn schliesslich sollen Familienhunde Sozialpartner für uns sein, in erster Linie.
Seine Sozialpartner sollte man aber nie Gewalt aussetzen, wenn dies nicht vollständig unumgänglich ist, egal ob es sich dabei um einen Ehegatten, Kind oder auch nur Hund handelt, dies tut weder dem Sozialpartner gut, noch uns als Tätern.
Zu guter letzt, ich nenne mich nicht Experte, sondern Agilit-Trainer, weil das bin ich auf jeden Fall und ich würde nie in einem Forum schreiben, wenn ich nicht bereit wäre, über meine Meinung zu diskutieren.
Trotzdem wäre ich froh, wenn man dabei nicht gleich persönliche Angriffe starten muss
Liebe Grüsse aus dem Norden