hej,
ich poste Dir mal eine Methode ein, die einen Hund beruhigen kann.
Weil der Hund noch nicht so lange bei Euch ist, bitte nicht zu viel Druck aufbauen.
die ruhige Hand
immer wieder kommen wir in Situationen, in denen wir gerne hätten, dass der Hund uns die Kontrolle überlässt, dass er sich etwas zurückzieht, kurzum, dass er sich beruhigt.
Die normalen Kommandos funktionieren eigentlich dafür nicht besonders gut.
Besonders das "Nein" hat selten den erwünschten Erfolg, wenn wir wollen, dass der Hund aufhört zu bellen, nicht nach vorne prischt, nicht hochspringt und vieles anderes aber wieso ist das so?
Einer der wichtigsten Gründe ist wohl der, dass wir "Nein" viel zu oft gebrauchen, dabei benutzen wir auch die Stimme dabei, so wie wir es gerade fühlen, wir sagen es leise, laut, schreiend, frustriert, drohend usw.
So wird aber das "Nein" nicht zu einem Kommando, dass beim Hund beruhigend wirkt, vielmehr regt es ihn auf, frustriert ihn, bedrängt ihn, kurzum es ist nicht ein Kommando, dass ein Hund wohl angenehm findet.
Muss er auch nicht aber wenn ein Kommando unangenehm ist, kann es eigentlich nicht beruhigend wirken.
Dazu kommt dann noch, dass wir "Nein" auch in Augenblicken gebrauchen, bei denen wir eigentlich genau wissen, dass es nicht funktioniert und wir es aber versuchen durchzusetzen, indem wir es schreien oder es eigentlich nur eine Vorwarnung ist, das wir gleich unangenehm werden, in den Augen des Hundes.
All dies sollten wir versuchen in Erinnerung zu behalten, wenn wir ein neues Kommando einfallen lassen wollen, dass den Hund beruhigt.
Diese Fehler sollten wir nach Möglichkeit nicht wiederholen.
Bevor ich jetzt darauf eingehe, wie wir mit den Hunden arbeiten können, möchte ich zu einem Selbsttest auffordern.
Man kann es zur Not alleine machen aber es geht viel besser mit einem Partner.
Der Partner bekommt zur Aufgabe, sich langsam dem Gesicht zu nähern, währendem wir einfach einmal losplappern.
Irgendwann ist die Hand so nahe, dass uns dies so unangenehm ist, dass wir den automatisch den Mund halten, wenn wir die Hand nicht versuchen zu ignorieren.
Bewegt der Partner die Hand zu schnell oder beginnt zu nahe, dann hat diese Hand aber einen anderen Effekt.
Sie kann erschrecken, Abwehr Bewegungen hervorrufen, aggressiv machen und vieles andere, auf jeden Fall ist sie dann unangenehm.
Mit dieser Erfahrung versuchen wir genau das Gleiche, wenn der Hund wieder einmal beruhigt werden soll, vielleicht weil er bellt oder auch weil er uns auf eine andere Weise bedrängt.
Wenn man es im richtigen Augenblick macht, wird der Hund aufhören zu bellen, wird uns nicht mehr bedrängen, er wird ganz einfach ruhiger.
Dies sollte man mit einem Lob bestätigen.
Hier reicht ein ruhiges, warmes "fein", "guut" oder ähnliches.
Kein "Toll", "Suuper" oder Leckerli, all dies könnte gerade den umgekehrten Effekt haben und den Hund aufregen, den wir beruhigen wollen.
Es ist erstaunlich, wie schnell die Hunde verstehen und immer wie schneller ruhig sind, wenn wir uns mit der Handfläche ruhig nähern.
Tatsächlich kommt es innerhalb weniger Durchgänge schnell so weit, dass der Hund versucht sich zu beruhigen, wenn er nur schon die Handfläche gegen sich gerichtet sieht.
Dies wird aber nie perfekt, denn für Hunde ist die Bewegung das eigentliche Signal, nicht die Handfläche.
Natürlich sucht man sich die Augenblicke am Anfang sehr gut aus, bei denen man dieses Signal anwendet, ein Hund muss über genügend Selbstbeherrschung verfügen, dass er sich überhaupt beruhigen kann, sonst ist alles bedeutungslos.
Dies heisst ganz einfach, er darf nicht zu aufgeregt sein, dabei ist sein Empfinden das Mass.
Berücksichtigt man dies alles, hat man ein klares Signal, dass man in unglaublich vielen Situationen einsetzen kann.
z.B. wenn der Hund bellt, hochspringen will, wir ihn hinter uns halten wollen, wenn er sich ruhig hinlegen soll usw.
Man kann auch gezielt daran üben, dass der Hund es auch versteht, wenn wir weiter weg sind, dabei lassen sich Distanzen von zehn Meter und mehr ohne grosse Probleme erreichen.
Entscheidend ist aber immer, dass der Hund überhaupt eine Chance hat, dieses Signal umzusetzen.
Er muss über genügend Selbstbeherrschung verfügen, um diesem Signal nachkommen zu können.
Wenn es nur in Ausnahmefällen vorkommt, dass wir die Situation falsch einschätzen, hat dies nicht die grossen Auswirkungen auf das Signal, das ist aber ganz anderst, wenn wir Anfangen es immer wieder einzusetzen, wenn wir eigentlich wissen, dass es nicht funktionieren wird.
Machen wir dies, wird das Signal genau so bedeutungslos wie das "Nein", es wirkt auf jeden Fall nicht mehr sehr beruhigend.
Deshalb fordert dieses Signal auch eine gewisse Selbstdisziplin, da es sich aber um ein Handsignal handelt, kann uns dies leichter gelingen.
Ich muss auch noch davor warnen, dieses Signal ganz falsch einzusetzen.
Wenn das Signal mehr eine Schlagbewegung wird, weil wir frustriert sind oder weil wir ihm Nachdruck verschaffen wollen, dann muss man sich nicht wundern, wenn der Hund nach der Hand schnappt.
Schliesslich ist dies kein Signal mehr sondern mindestens eine Drohung.
Genauso wenig ist es noch ein Signal, wenn der Hund vollständig ausser sich ist, dabei spielt es keine Rolle ob er Angst hat, wütend ist oder aus einem anderen Grund zu aufgeregt ist, auch hier kann schnappen eine Reaktion auf das Signal sein.
Wir können den Hund schlichtweg in so einer Situation überfordern.
Dann ist auch wichtig, dass ein Hund dieses Signal kennt und versteht, macht man dies mit einem fremden Hund, wird der sehr wahrscheinlich nicht so reagieren, wie wir es wünschen.
Tatsächlich kann ein fremder Hund dies so bedrängend empfinden, dass auch er schnappt oder sogar beisst.
Wenn der Hund hinter uns steht, wird es vorkommen, dass wir das Signal verkehrt herum machen, also mit den Fingerspitzen nach unten.
Zuerst ist dies für den Hund dann nicht das gleiche Signal, schliesslich ist unsere ganze Haltung dann auch anderst, nicht nur unsere Fingerspitzen.
Trotzdem, wenn man dies weiss, dann ist es erstaunlich, wie schnell Hunde verstehen können, dass das gleiche gemeint ist.
In solchen Situationen muss man aber besonders aufpassen, dass man den Hund nicht bedrängt oder erschrickt sondern dass es wirklich ein Signal für den Hund ist.
Die ruhige Hand ist eine alte Kommunikationsform.
Wenn man überlegt, dann kennen wir dieses Signal von unseren eigenen Erfahrungen und aus Film und Fernsehen.
Auch dass es gegenüber Tieren angewendet wird, haben wir meistens schon im Fernsehen gesehen.
Das wir aber nicht daran denken, wenn wir versuchen unseren Hund zu beruhigen, liegt wohl daran, dass wir meistens mindestens so aufgeregt sind, wie der Hund, wenn wir ihn beruhigen wollen.
Das sind aber für uns nicht die besten Voraussetzungen um uns an so etwas zu erinnern.
Dabei handelt sich aber um ein Signal, dass uns eine ganz wertvolle Kommunikation mit dem Hund ermöglicht und das nach meinem Empfinden mindestens so wichtig ist wie das "Nein"
Liebe Grüsse aus dem Norden