Bei SDU ist es eine Veränderung , und nicht was, was schon immer da war.
Da stimme ich dir zu. Manche Prozesse sind halt nur schleichend, evtl. noch von anderen Einschnitten begleitet, so dass man zum einen gar nicht merkt, wie sehr sich ein Verhalten z.B. verändert hat, zum anderen die Änderungen auf andere Faktoren schiebt.
Noch vor einem Jahr z.B. konnten wir mit meiner damals 8-monatigen Hündin am Himmelfahrtstag ganz "normal" durch die feiertagstypischen Menschenmassen einer Großstadt gehen und und anschließend im Café was trinken. Menschen, Hunde - alles kein Problem. Zum jetzigen Zeitpunkt käme ich nicht im Traum auf die Idee, sie zu sowas mitzuschleppen. Was ist passiert? Erwachsenwerden. Kastration vor der zweiten Läufigkeit. Hauptbezugsperson nach schwerer Krankheit verstorben, danach Umzug vom Einfamilienhaus in ruhiger Lage in Etagenwohnung in der Großstadt. Also genug Faktoren, die einzeln und gerade in Kombination Verhaltensauffälligkeiten erklären könnten.
Was mich bei ihr tatsächlich auch dazu gebracht hat in Richtung SDU zu denken war zuerst ihre Schwierigkeit, sich zu konzentrieren. Alles andere an Verhaltensauffälligkeiten kann sicher auch den Umständen, ihrer Erziehung im ersten Lebensjahr, ihrer Rasse, etc. zugerechnet werden. Das ist ja im Grunde das Fatale: Man meint, die Ursachen zu kennen und lässt damit die Abklärung des gesundheitlichen Bereichs erstmal außen vor.
Es wird halt heut zutage wenn ein Hund nicht so ist wie er sein soll, SDU Untersuchung angeraten.
Und das finde ich auch grundsätzlich sinnvoll. Viele Verhaltensauffälligkeiten haben ein gesundheitliches Problem als Ursache oder als einen Teil der Ursache. Bevor man ewig lange an Erziehung und Methoden und mit drölfzig Trainern rumdoktert und nicht voran kommt, besser auch einmal den Hund gesundheitlich gut durchchecken.
Und das ist auch einfacher gesagt als getan. Vielleicht scheint z.B. die Geschichte mit der subklinischen SDU momentan eben deshalb als solch ein Hype und "die Leute suchen richtig danach" weil das eben bei der Diagnosesuche manchmal noch so ist, dass Ärzte auch Werte im unteren Referenzbereich als vollkommen ok einstufen und damit manchmal eben daneben liegen.
Ich kann bei meinen Hunden schon sagen was ist schuld, wo bin ich schuld, was ist suspekt.
Ich kann das z.B. nicht so genau trennen, bzw. denke ich, es sind eben Dinge, die sich überlagern und gegenseitig beeinflussen. Die grottige Impulskontrolle meiner Hündin z.B.: Ist es die Schilddrüse? Ist es die Tatsache, dass sie im ersten Lebensjahr nicht viel in die Richtung gelernt hat? Ihr hysterisches Gebärden bei Hundesichtung z.B.: Ist es die Schilddrüse? Ist es, weil sie klein und empfindlich ist und auch eine nicht böse gemeinte aber etwas gröbere Spielgeste für sie blöd und ggf. schmerzhaft ist? Ist es, weil sie im ersten Lebensjahr nicht so umfassend mit anderen Hunden sozialisiert wurde und ein sehr ängstliches Frauchen hatte?
Ich denke eher, es sind alles Faktoren die mit reinspielen können. Von daher sollte man nach Möglichkeit eben auch an allen zur Verfügung stehenden Stellschrauben drehen können und die Gesundheit und der körperliche Wohlbefinden sind schon entscheidende Elemente.