Zitat
Das Problem ist nur, dass es Schäferhunden (auch wenn sie weiß sind) viel mehr übelgenommen wird, wenn sie bellen oder knurren oder sogar einen anderen Hund vermöbeln, als irgendeinem mittelgroßen oder gar kleinen wuscheligen Schlappohrhund
Da ist es dann im Zweifelsfall auch egal, ob der Kleine provoziert hat, oder nicht.
Hmh, das stimmt meistens leider schon. Aber das hat nichts mit deinem Hund, sondern mit dem fehlenden Rückgrat vieler Leute heutzutage zu tun. Warum denn mal das eigene Verhalten beleuchten, wenn man doch alles so schön auf andere Menschen bzw. deren Hunde abwälzen kann? Irgendwie sind echt nicht wenige Leute so und machen es sich so ganz einfach und bequem.
Wenn man deine Beiträge gerade hier in diesem Thread so liest, merkt man, dass du zuerst mal etwaige Fehler bei dir bzw. deinem Henry suchst. Ich bin da genauso. Und grundsätzlich ist das für mich auch der richtige Weg, ERST Mal zu sehen, was ich vielleicht falsch gemacht habe, dann kann ich immer noch sehen, wo mein Gegenüber vielleicht einen fehlermäßigen Bauchplatscher hingelegt haben könnte.
Jetzt das ABER: Wenn man die Fehler zu sehr bei sich sucht, arbeitet man natürlich den bequemen Leuten noch zu, die brauchen so ja gleich 3x nicht vor der eigenen Haustüre kehren und das Schlimmste: Man verplämpert dabei oft unnötig eigene Zeit und Nerven.
Gucken wir uns also mal die andere Seite der Medaille an: Warum hat denn der andere HH seinen Hund einfach zu euch laufen lassen? Warum hat DER nicht versucht seinen Hund abzurufen? Warum hat der andere Hund denn nach dem ersten Abpflückversuchs seitens des anderen HHs nochmals ansetzen wollen? etc.
Ich finde auch, dass ihr euch prima geschlagen habt und du dir überhaupt gar keine Gedanken machen brauchst, deinem Hund in der Hinsicht jetzt nicht mehr vertrauen zu können. Viele andere Hunde hätten in so einer Situation ganz ganz anders reagiert als dein Henry.
Mein Kenai (schwarzer franz. Schäferhundmix) findet auch nicht alle anderen Rüden klasse. Diejenigen, die meinen, seine Individualdistanz ungefragt unterschreiten zu müssen, holen sich schon auch mal einen ordentlichen akkustischen Rüffel ab. Gerade die Situation "eigener Hund angeleint, fremder Hund im Freilauf kommt auf angeleinten Hund zugedonnert und das am besten noch in richtig unfreundlicher Haltung" geht bei ihm gar nicht. Da dachte ich eine Zeit lang auch immer, er müsste doch auch bitte da die Gelassenheit haben, einfach über der ganzen Situation zu stehen und weiterzugehen. Aber nö, die muss ER in dieser Situation eben nicht haben. Und die muss dein Henry auch nicht immer haben. Kenai löst solche Situationen, wenn ich mit dem Blocken mal nicht schnell genug bin, so gut wie immer mit Körpersprache + deutlichen akkustischen Signalen...im Zweifel blockt er selbst mit dem Körper ab (das höchste der Gefühle war bisher eine Kopfnuss mit anschließendem Purzelbaum des anderen Hundes).
Würde mein Hund meinen, einfach mal eben auf diese Art und Weise in einen 80kg- Mastiff rennen zu müssen und sich von dem eine ordentliche Abreibung einfangen, wäre ich die Letzte, die die Schuld beim anderen HH oder dem anderen Hund suchen würde. Im Gegenteil, ich würde wahrscheinlich in Grund und Boden versinken, weil ich meinen Hund nicht rechtzeitig eingesammelt habe. Und zu meinem Hund würde mir vermutlich auch nur noch ein "Sorry, aber das war einfach nur s**blöd" einfallen. Warum soll es dann anders sein, wenn z.B. ein 10kg-Hund in einen 30kg-Hund rennt?
Darum: Ja, die Verantwortung wächst, je größer der eigene Hund ist. Aber übernimm nicht auch noch die Verantwortung der anderen HHs mit. :)
Und das Wichtigste: Je gelassener du bist, desto gelassener wird auch dein Henry.