Ich hab ebenfalls 38 Jahre in der Stadt gelebt, bevor es uns hier raus aufs Land gezogen hat. Und so schön es hier ist, für uns steht fest, dass wir, wenn die Kinder aus dem Haus sind und wir den vielen Platz hier nicht mehr brauchen, wir wieder zurück gehen werden. Ich mag unseren Garten und das viele Grün drum herum schon, aber mir fehlt hier eindeutig was - das merke ich jedesmal, wenn ich irgendwo städtisch unterwegs bin. Gerade am Mittwoch war ich mit unserer jüngeren Tochter mal wieder den ganzen Tag in Bremen - wir waren dort stundenlang bummeln, an der Weser, in den Wallanlagen, im Schnoor und im Viertel. Innenstadt sind wir sowieso oft (mit der älteren Tochter) . Ich mag den Trubel und das Multikulti und die Vielfalt und nehme dafür auch die Nachteile in Kauf. Mindestens genau so oft, wenn nicht öfter, sind wir in der Stadt, in der ich so lange gelebt habe, unterwegs. Dadurch, dass ich da immer noch arbeite, treffe ich immer Leute zum Quatschen, kann ewig durch die Straßen streunen und mir Gärten und alte Häuser anschauen, die vielfältigen Angebote nutzen, irgendwo einen Kaffee trinken. Klar, hier mit dem Rad durch die Felder zu fahren oder zu inlinern, die Ruhe zu genießen, das ist schon schön. Aber nicht allseligmachend für mich.
Meine beiden Mädels sind ja vom Alter her sehr dicht aneinander, aber vom Typ her ganz unterschiedlich. Die Große ist 14 und vom Landleben hier äußerst genervt, allein schon, weil es keine Öffis gibt und natürlich auch kein Kino, keinen Eisladen, nix, und wenn sie Freundinnen treffen will, muss ich sie fahren (mit dem Rad lass ich sie nicht 10 km durch die Pampa fahren im Dunklen). Für sie steht fest, dass sie nach der Schule zum Studieren oder für eine Ausbildung in die Stadt geht und hier auf keinen Fall bleibt. Die Kleine dagegen (13), mit der ich jetzt unterwegs war, liebt das Landleben, städtischer Trubel gibt ihr nichts (und wäre ich nicht mit ihr auch zum Weserstadion gefahren, um dort das öffentliche Training anzuschauen, wäre sie niemals mit mir nach Bremen gefahren). Die hat sich mit dem dörflichen Leben gut arrangiert und kann sich nicht vorstellen, jemals in der Stadt zu wohnen.
So ist halt jeder anders, und auf den Hund bezogen glaube ich, dass es dem egal ist, wo er wohnt, hat beides Vor- und Nachteile. Auf uns bezogen würde Stadtleben vermutlich bedeuten, dass wir vielfältigere Gassistrecken hätten, aber auch viel mehr Streß durch andere Hunde und Menschen, und vielleicht nicht tägliches Offline gehen.