Hallo zusammen,
ich hätte ja nicht gedacht, dass ich hier nochmal (oder so schnell wieder?) einen Beitrag verfasse. Nachdem unser Goldie mit 6,5 Jahren im Sommer völlig überraschend eingeschläfert werden musste (Tumor, der geplatzt war) stand schnell fest, dass wir ohne Hund nicht mehr sein mögen.
Da der erste Hund aus einem Ups-Wurf kam wollten wir diesmal alles besser machen. Also Züchter aus dem DRC gesucht, schon besucht bevor die Hündin geworfen hatte, nach dem Wurf immer wieder dort gewesen und besucht. Die Züchterin hat meiner Meinung nach alles richtig gemacht - die Welpen wurden im Haus großgezogen, hatten einen Garten, wo viel an Reizen aufgebaut war (Bällebad, Wippen, Rutschen, Schläuche zum durchkriechen...). Auch war sie im Auto mit ihnen unterwegs, hat Wald und sogar Meer besucht.
Wir haben einen Rüden ausgesucht, der auch in der Gruppe total normal schien, aber gut, das sind auch nur Momentaufnahmen. Er ist immer überall drauf und drunter geklettert, hat mit seinen Geschwistern agiert, war zutraulich... Wir haben auch der Züchterin gesagt, was wir uns so an Charaktereigenschaften vorstellen und wo der Hund dann eben sein wird in seinem Leben. Nun haben wir den kleinen Mann am 01.10.17 abgeholt, da war er 9 Wochen alt.
Nun haben meine Mann und ich erstmal Homeoffice und sind beide Zuhause. Geplant waren mehrere Wochen, damit er sich bei uns eingewöhnen kann. Dann wollten wir ihn nach und nach stundenweise mit ins Büro nehmen, denn da soll er auch in Zukunft tagsüber sein.
Irgendwie scheinen wir alles falsch zu machen. Der Süße war von Tag 1 an schon sehr sehr ängstlich, ok, halb so wild. Aber von Tag zu Tag wird es schlimmer... Mittlerweile will er im dunkeln schon gar nicht mehr weiter als 3 Meter in den Garten gehen, macht dann sein Geschäft und rennt zurück zur Tür. Die ersten Tage war es auch kein Problem, schnüffelnderweise langsam mal den Radius Garten zu erweitern. Mittlerweile will er da einfach nicht mehr mitkommen, er setzt sich hin und das war's. Ich rede hier nicht von echten Spaziergängen, sondern von insgesamt 50 Metern. Er dreht sich dann um und rennt zurück. Da hilft kein Locken und bitten und sonstwas. Mit Leine zieht er zurück und ich will ihn ja auch nicht zwingen. Stubenrein ist er noch nicht, was ja auch kein Drama ist. Aber ich muss am Tag so dermaßen oft mit ihm raus, dass ich mich schon frage, ob er krank ist. Ich weiß, nach jedem trinken, essen, spielen... Aber es ist so: Morgens wenn er aufwacht und unruhig wird, nehme ich ihn direkt hoch und trage ihn raus (geht leider nicht anders, da unser Garten nochmal durch 2 Flure und einen Innenhof von unserer Wohnung getrennt ist und wenn ich ihn immer einfach lostapsen lasse, entleert er sich ausnahmslos drin. Dann wird draußen Geschäft gemacht, da wird fleißig Party gemacht. Dann wieder rein, dann gibt's was zu futtern und kurz danach kommt er nochmal raus zum lösen. Da macht er auch immer Pipi. Dann wieder rein und dann muss ich halt auch teilweise einfach mal Zähne Putzen, mir nen Kaffee kochen, mich gescheit anziehen - was man halt so macht. Alles keine aufregenden Dinge, auch eigentlich immer das gleiche. Ich rede hier von 15-30 Minuten. Oft pieselt er dann dabei direkt nochmal. Ok, halb so wild. Aber er pinkelt halt leider auch noch, wenn er sich erschreckt, was echt schnell geht. Lautes Auto draußen, ich mache die Waschmaschine auf... Und es läuft los. Versteht mich nicht falsch - ich bin ihm da NULL böse und mach es auch immer direkt weg. Ok, wir wohnen leider an einer ziemlich gut befahrenen Straße, aber die Fenster hab ich tagsüber geschlossen. An die Straße will er auch absolut nicht ran. Ist auch ok, wir setzen uns hin und wieder mal für ein paar Minuten in unsere Einfahrt und gucken den Autos mit ihm kommentarlos zu, in der Hoffnung, dass er sich auf Dauer daran gewöhnt. Ohne da groß drauf einzugehen oder ihn zu trösten.
Aber das er so ängstlich ist, tut mir in der Seele weh, ich weiß nicht, warum das so ist... Er weint, wenn er im Auto alleine auf der Rückbank sitzt, schon nach wenigen Sekunden. Er hat auch große Angst vor anderen Hunden (in einer Welpengruppe sind wir noch nicht, da ich mir erst sicher sein will, eine zu finden, wo er nicht untergebuttert wird. Ein paar erwachsene Nachbarshunde haben wir schon getroffen, da ist er teilweise schreiend weggerannt... Er sucht dann auch manchmal keinen Schutz bei mir, wenn wir noch vor unserem Garten stehen, sondern rennt direkt rein. Die Hunde waren aber auch wirklich nett und nicht so die üblichen Prolls , deshalb verstehe ich es auch nicht so recht. Wenn er die dann ein paar mal getroffen hat, ist alles gut und er freut sich, will auch spielen. Das freut mich natürlich total. Aber er hat teilweise auch mitten im spiel im Garten auf einmal Angst vor uns (seit dem ersten tag!!) und zieht die Rute ein, schmeißt sich auf die Seite, legt die Ohren an.
Aber alleine in den letzten 48 Stunden hat er auf einmal einen Jogger gejagt , vor Schreck 3 mal innerhalb von 30 Minuten in die Wohnung gepieselt, gestern Abend hat er ewig seinen Schwanz gejagt und heute morgen wollte er seinen eigenen Kot fressen . Man muss dazu sagen, dass er echt verfressen ist. OK, ist ein Goldie, aber SO SEHR!? Dann hat er noch einen anderen Hund an der Leine auf einmal angebellt, wo auch immer das jetzt her kam...
Am Wochenende und letzte Woche habe ich bewußt versucht, viel Ruhe in die Tage zu bringen, draußen ein bisschen was erleben, drinnen mal ab und zu ein Kauschuh und sonst viel schlafen und kuscheln. Aber ich kann ja auch nicht 18 Stunden an meinem Schreibtischstuhl festkleben. Ich hab mich kaum getraut, aufzustehen, weil ich Angst hatte, er wacht auf und muss wieder pinkeln. Ich bin nicht zu faul, ihn rauszutragen - aber wenn ich das jedes mal mache, wenn ich mich bewege und er davon wach wird und mir hinterher läuft (und dann halt pinkelt), ist er NUR NOCH draußen.
Und gerade jetzt kommt die dunkle Jahreszeit... Ich bin echt verzweifelt. Zum Glück habe ich schon einen Termin bei einer Trainerin gemacht, die uns Zuhause besuchen kommt (den Termin hatte ich schon Wochen vor Einzug des Welpis), aber vielleicht hat jemand sowas schon mal erlebt?
Ich kenne sowas nur aus Geschichten von irgendwelchen unseriösen Züchtern, aber das ist unsere definitiv nicht! Ich bestrafe ihn auch nicht oder brülle ihn an... Klar, wenn er pausenlos in mein Bein beißen mag (was sehr selten passiert), sag ich "nein", und das akzeptiert er meist auch so nach 5, 6 mal. Wir gehen so 3 kleinere Runden am Tag (Runde ist übertrieben, das sind dann diese 10-15 Minuten langsames schnüffeln und vorsichtiges Entfernen) und sonst nur mal ein bisschen mit Blättern im Garten spielen, ein paar mal am Tag Sitz üben... Ich glaube nicht, dass ich ihn überfordere...
Aber, um auch mal was positives zu sagen: Er schläft schon von 22:30 Uhr bis 5:30 Uhr durch und macht auch keine Haufen ins Haus, nur Pipi. Da bin ich super stolz und froh! Und er ist wirklich sehr lieb und verschmust.
Aber diese Angst... Ich bin schon selbst am Rande der Verzweiflung, weil ich das Gefühl habe, den Hund kaputt zu machen, und ich weiß nicht, was wir falsch machen.. Heute bin ich den ersten Tag wieder im Büro und meine Mann ist mit ihm alleine. Da läuft es wohl noch schlechter... Ich möchte doch so gerne, dass der Kleine mal zu einem entspannten, souveränen Hund heranwächst... Ich sehe auch gar nicht, dass ich ihn in den nächsten Monaten mit ins Büro nehmen kann, da das mitten in der Stadt an einer lauten Straße ist.
Sorry, ich musste ich gerade mal ausheulen...