Beiträge von 8silke8

    Doch, ich denke schon, dass es auch von der Verträglichkeit abhängt: Menschen haben sich irgendwo angesiedelt, weil sie merkten, sie können dort überleben. Im Laufe der Jahrtausende werden dort besonders die Menschen gesund alt geworden sein, die dort mit allen Bedingungen gut klar kamen, also Klima, Nahrungsangebot etc.
    Diejenigen, die sich dort nicht wohlfühlten, sind vielleicht weiter gezogen oder früher verstorben?


    Wenn man sich dann noch überlegt, dass Hundegenerationen 10 x schneller wechseln als Menschengenerationen, dann frage ich mich schon, über wie viele Generationen bei welcher Fütterung ich nachdenken sollte, wenn ich über die zunächst mal am passendsten erscheinende Nahrung nachdenke.


    Die optimale Ernährung muss das natürlich trotzdem nicht sein. Aber wie eine solche - also optimal im Sinne von "besonders gesund extrem alt werden" - Nahrung zusammengestellt sein sollte, das weiß der Mensch ja noch nicht mal für sich selbst. Theoretisch erkennt man das an den jährlich wechselnden Empfehlungen der zerstrittenen Wissenschaft und praktisch an der Existenz von Tütensuppe und Mac Donald.


    Zur Threadfrage: Ist das in der Natur präferierte Futter einer Art zwangsläufig auch das, was dieser Art am meisten gerecht wird? Oder ist die Auswahl, die manchmal sehr bescheidene, nicht vielleicht einfach das kleinste aller vorhandenen Übel?
    Und was wäre denn am kleinsten Übel das Gerechte?


    Wenn es so etwas wie artgerechte Nahrung gibt, dann müsste sie ja auch für alle Unterarten und Varietäten artgerecht sein. Wäre es für eine französische Bulldogge gerecht, an einem Reh rumnagen zu müssen? Würde eine Dogge sich mit Wühlmäusen und Brombeeren satt bekommen? Wie soll Opahund ohne Zähne den Hasen zerlegen?


    Der Begriff artgerecht umfasst meiner Meinung nach nicht alle Kriterien, die erfüllt sein müssten, um eine Nahrung als optimal für ein bestimmtes Individuum bewerten zu können. Deshalb ist die Frage nach der Artgerechtigkeit zwar theoretisch interessant, hilft mir praktisch bei der Fütterung meines Hundes aber über die grundlegende Feststellung, dass mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit Teile vom toten Tier nicht ganz falsch sein werden, nicht wirklich weiter.

    Zitat


    Naja, Getreide hat bestimmte Kohlenhydrat-Ketten, die nachweisbar das Krebs-Risiko erhöhen, Pilzinfektionen begünstigen und auch Gelenkerkrankungen negativ beeinflussen. Die Hunde werden immer älter, entsprechend häufiger trifft man die oben genannten Erkrankungen an und da kann man mit einer entsprechenden Auswahl der Kohlenhydrat-Quelle schon einiges tun.
    Aber auch da wieder: individuell entscheiden...


    Hast Du für die Behauptung, das Kohlenhydrat-Ketten (welche? bzw. wie lang sind die?) in Getreide (Vollkorn? nur in Getreide, in Pseudogetreide nicht? und was ist mit Kartoffeln?) nachweisbar (wer hat es wann womit nachgewiesen?) das Krebs-Risiko erhöhen und Gelenkerkrankungen (abgesehen von Allergie und Glutensensitivität, was eine individuelle Sache ist und eben nicht grundsätzlich) negativ beeinflussen, irgendeinen wissenschaftlich haltbaren Beleg?

    Ich schreibe auch weiter, aber im Augenblick ist leider wenig Zeit.


    @ wildsurf
    Über einen Hund mit einem außergewöhnlich niedrigen Energiebedarf kann man insgesamt länger nachdenken, weil es insgesamt schwierig ist, die gewünschte Vitalstoffdichte hinzubekommen. Abgesehen von einigen Rassen (Labbis z.B.) und bei einigen Erkrankungen betrifft das oft Hunde aus dem (ausländischen) Tierschutz, die über Jahre im Hungerstoffwechsel gelebt haben.
    Böse Zungen behaupten, sie könnten Cellulase herstellen (Scherz!!!).


    Ich hatte so einen Rüden. Davor habe ich immer gedacht, die Leute übertreiben ein wenig, wenn sie behaupten, dass ihr Hund praktisch nichts zu fressen kommt und davon fett wird.
    Falls ansonsten alles in Ordnung ist und auch die Verdauung stimmt, dann ist das eben so. Wo willst Du sparen? Den Normalbedarf Protein nicht erfüllen ist Mist, weil Hund die Aminosäuren braucht. Bei den Fettsäuren sollte man auch sehen, dass man den Bedarf erreicht. Wenn dann der Energiebedarf gedeckt ist, ist er gedeckt. Und wenn es keine behebbare medizinische Ursache für den niedrigen Energiebedarf gibt, dann ergibt man sich in Schicksal.
    Frisst Dein Hund an komischen Sachen rum?

    Zitat

    Mich würde auch mal interessieren, was an Schweineschmalz schlecht sein soll - ich nehme das immer für meine Katze :???:


    Die Arachidonsäure ist das Böse im Schwein. Bei der Katze ok, weil für sie diese Fettsäure essentiell ist.
    Beim gesunden Hund prinzipiell auch nicht völlig falsch, aber bei allen Erkrankungen, die mit Entzündungen und Schmerzen verbunden sind, ist es sinnvoll, die Zufuhr dieser Fettsäure zu beschränken, da aus ihr im Körper entzündungsfördernde Stoffe (Eicosanoide) gebildet werden. So ganz grob.
    Gründliche Erklärung würde länger dauern.

    Mineralstoffe


    Zu den Mineralstoffen gibt es ebenfalls unzählige Informationen im Internet, und auch hier bemühe ich mich, nur die Informationen zu geben, die einerseits für Hundehalter wichtig und andererseits diesen - meiner Erfahrung nach - häufiger nicht so bekannt sind.
    Bei allen Angaben gehe ich von einem gesunden, erwachsenen Hund unter Normalbedingungen aus.


    Auch wenn sich langsam Verbesserungen abzuzeichnen scheinen: In Fertigfutter sind generell eher zu viele Mineralstoffe enthalten als zu wenig, während bei der Verfütterung selbst konzipierter Rationen häufig Fehler in beiden Richtungen vorkommen.
    Mineralstoffe stehen alle mehr oder weniger in Konkurrenz und Abhängigkeit zueinander und zu anderen Vitalstoffen oder auch Hormonen, das heißt z.B., dass eine länger andauernde deutliche Überdosierung von einem Stoff eine ausreichende Aufnahme von einem anderen verhindern kann, selbst wenn an sich genug von diesem im Futter ist.
    Die Wissenschaft ist sich bezüglich einiger Mengen- und Spurenelemente derzeit nicht einig, welchen Bedarf der Hund nun hat, abgesehen davon, dass es ohnehin vermutlich erhebliche individuelle Unterschiede geben dürfte.
    Erschwerend kommt hinzu, dass ein Mangel nicht bei allen Mineralstoffen einfach bei einer Blut- oder Urinuntersuchung festgestellt werden kann, z.B. weil der Körper sich bemüht, den Gehalt im Blut immer in etwa gleich zu halten. Bekommt er nicht genug von einem Stoff über die Nahrung, holt er sich den z.B. aus den Knochen. Ein Grund dafür ist, dass Mineralien den Säuregehalt mitbestimmen und es für den Körper fatal wäre, wenn es zu größeren Schwankungen des PH-Wertes im Blut käme.


    Alles in allem ist die Mineralstoffversorgung also etwas, dem man durchaus etwas Beachtung schenken sollte.



    Mengenelemente


    Calcium (Ca):


    Sowohl der Calcium- als auch der Phosphor- Spiegel im Blut werden durch Vitamin D und das Parathormon, einem Hormon der Nebenschilddrüse, gesteuert. Hierbei handelt es sich um ein komplexes und sehr fein abgestimmtes System.
    Die Calciumausscheidung kann sich bei hoher Zufuhr von Proteinen oder Natrium und bei einer chronischen Azidose erhöhen.
    Bor minimiert den Verlust von Calcium
    Die Aufnahme von Calcium wird durch Ballaststoffe, Phytin, Oxalsäure und bestimmte gesättigte Fettsäuren gehemmt.
    Zink, Mangan und Kupfer fördern den Einbau von Calcium.
    Zu hoch dosiertes Calcium kann einen Mangel an Phosphor, Eisen, Magnesium, Kupfer und Zink verursachen.
    Das Beispiel Calcium sollte nur exemplarisch verdeutlichen, auf wie vielfältige Weise die verschiedenen Stoffe voneinander abhängen. Bei den anderen Elementen erspare ich Euch das, so wegen der langen Weile…


    Die Mangelwahrscheinlichkeit ist bei Calcium extrem hoch. Selbst zubereitete Rationen müssen immer durch eine geeignete Calciumquelle ergänzt werden.
    Die Wahrscheinlichkeit einer Überdosierung ist sehr abhängig von der Fütterung und insbesondere dann gegeben, wenn Knochen unkontrolliert oder Nahrungsergänzungen zusätzlich zum Fertigfutter gegeben werden.
    Knochenkot ist sozusagen das lebensgefährliche Symptom einer akuten sehr großen Überdosierung. Neben Verdauungsstörungen und Nierenerkrankungen kann eine Überdosierung auch zu Lahmheit führen.
    Der Organismus ist bestrebt, den Gehalt von Ca im Blut konstant zu halten. Verschiebungen im Blutbild zeigen sich deshalb erst spät, wenn schon Ca aus den Knochen abgebaut wurde. Es macht daher Sinn, sich eine Vorstellung von der Versorgung des eigenen Hundes zu machen, um zumindest zufuhrbedingten Fehlversorgungen vorbeugen zu können.



    Phosphor (P):


    Die Mangelwahrscheinlichkeit ist bei Phosphor eher gering, da Hunde bei allen üblichen Ernährungsformen in der Regel mit der Nahrung reichlich Phosphor aufnehmen.


    Eine Überdosierung von Phosphor kommt dagegen häufiger vor, vor allem durch hohen Knochen- und Fleischverzehr, aber auch, wenn viele Vollkornprodukte, Nüsse und Ölsaaten verfüttert werden.
    Deutliche Überdosierung äußert sich z.B. durch eine Verringerung der Futteraufnahme und Gewichtsverlust, Verkalkung von Weichgewebe, Harnsteine und Knochenverlust.



    Kalium (K):


    Gemeinsam mit Natrium regelt Kalium den osmotischen Druck der Zellen, wobei Natrium außerhalb und Kalium innerhalb der Zelle wirkt.


    Beim gesunden Hund mit abwechslungsreicher Ernährung ist die Mangelwahrscheinlichkeit äußerst gering. Im Gegenteil, bei den meisten Fütterungsmethoden wird Kalium weit über den Bedarf zugeführt, was für einen gesunden Hund kein Problem darstellt.



    Natrium (Na) und Chlorid (Cl):


    Aus der Praxis einer Ernährungsberaterin irgendwo in Deutschland irgendwann im Frühherbst des Jahres 2006, sie weiß es noch wie heute:


    Klientenhalterin im Vorgespräch: … selbst kochen … Ich will auf jeden Fall einen Plan wo der Hund auch bestimmt alles bekommt, was er braucht, also wie das in dem Ernährungsbuch steht, von dem Meyer-Zentek.
    Beraterin: Sicher, das machen wir immer so, blabla…
    Ca. eine Woche später klingelt das Telefon.
    Klientenhalterin: ….. aber das mit dem Salz, das geht nicht. Das bekommt er nicht, das müssten Sie doch eigentlich wissen, SALZ!!! Das geht doch nicht, und dann noch so viel, das ist doch gefährlich …..
    Beraterin: Ok. Wie möchten Sie denn dann den Natrium und Chlor-Bedarf decken?
    Klientenhalterin: Wie bitte?!! Das ist doch Ihre Sache. Ist mir egal. Irgendwie halt, jedenfalls nicht mit Salz!


    Im Gegensatz zum Menschen, der ständig bereits gesalzene Nahrung zu sich nimmt und auch im Gegensatz zum industriell hergestellten Hundefutter, das ebenfalls „gut gewürzt“ ist, enthält frisch zubereitetes Futter nur sehr wenig Salz.
    Sollen die Empfehlungen von M/Z befolgt werden, wird der Bedarf in der Regel bei Frischfütterung bei weitem nicht gedeckt.


    Mangelerscheinungen sind Durst, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Muskelkrämpfe, niedriger Blutdruck. Weniger gravierend, aber für einige schon interessant ist, dass Natriummangel auch die Riechleistung senkt.


    Über Harn- und Blutuntersuchungen ist ein Natrium-Mangel gut zu beurteilen.



    Magnesium (Mg):


    Die Mangelwahrscheinlichkeit ist bei ausgewogener Ernährung eher gering, bei kohlenhydratarmer Ernährung aber möglich.


    Eine Überdosierung, die z.B. bei viel Vollkorn im Futter vorkommen kann, ist in der Regel ungefährlich, bei Neigung zu Steinerkrankungen aber zu vermeiden.


    Die Versorgungslage kann über Blutuntersuchungen relativ sicher beurteilt werden.



    Spurenelemente


    Eisen (Fe):


    Die Mangelwahrscheinlichkeit bei Eisen ist auf dem Papier immens hoch. In der Realität korreliert dieser Mangel jedoch oft nicht mit einem tatsächlich feststellbaren Mangel bei einem konkreten Hund.
    Dafür kommen viele Gründe in Betracht, z.B. eine „in echt“ höhere Versorgung, weil man Eisengehalte im Trinkwasser ja nicht mit berechnet, oder die Tatsache, dass die Sicherheitszulage sehr hoch ist, vielleicht sind die Gehalte in Fleisch aus der Massenmast auch höher, weil die Tierfutter mit Mineralien angereichert sind, vielleicht …


    Wer einen gesunden Hund (richtig gesund, keine Parasiten, keine Operationen etc.) hat und diesen ausgewogen füttert, also mit Innereien (Niere, Milz, Leber), Kräutern und anderen grünen Blättern, einen Anteil Vollkorngetreide und Nüsse/Ölsaaten, und ohne große Mengen Milchprodukte müsste auch bei einem großen Hund noch mehr als die Hälfte des Bedarfs ohne Supplementierung decken können.


    Die bei Routine Laboruntersuchung standardmäßige Bestimmung des Eisengehaltes im Blut ist nicht aussagekräftig. Wer im Mangel füttert, tut eventuell gut daran, gelegentlich den Serum-Ferritin-Gehalt überprüfen zu lassen, um eine Vorstellung von den Eisenreserven zu haben.



    Kupfer (Cu):


    Der Tag an dem ich meinen Glauben an die Wissenschaft verlor, war der, an dem ich im M/Z diesen Satz las: „ Der Cu-Bedarf ausgewachsener Hunde wird in Analogie zu anderen Spezies … geschätzt.“


    Na dann brauchen wir über Kupfer gar nicht reden, oder doch?


    Jedenfalls wird auf dem Papier bei praktisch keiner Fütterungsmethode je dieser unglaublich zuverlässig ermittelte Wert erreicht, die Hälfte ist schon viel.
    Mit einer automatischen Ergänzung tue ich mich dennoch nicht ganz leicht, weil zum einen die meisten Wasserzuleitungen in Häusern inzwischen aus Kupfer sind und davon auszugehen ist, dass hieraus mehr oder weniger viel Cu ins Trinkwasser gelangt, obwohl das angeblich ja nicht sein kann…, weil: Angeblich ist unser Trinkwasser ja auch NIE gechlort…


    Leider ist es außerdem schwer, beim lebenden Hund die Versorgung mit Kupfer zu überprüfen. Die Blutwerte sind kaum aussagekräftig. Das wären Leberwerte, aber die sind nur über eine Biopsie zu erhalten, was in keinerlei Verhältnis zum Nutzen steht.


    Falls es im Fellwechsel zu Problemen kommt, die sich durch Biotin und Zink allein nicht zufrieden stellend lösen lassen, würde ich Kupfer eine Chance geben.



    Zink (Zn):


    Zink ist immer im Mangel, seit keiner mehr „Drittel“-Pläne füttert. Drittel-Pläne bestehen aus einem Drittel totes Tier, einem Drittel Getreide/Kohlenhydrate und einem Drittel Gemüse/Obst. Dazu ein paar Nüsse und Kräuter, einen EL Öl, Eierschale, Salz, Jod, Ende.
    Das war zu einer Zeit, als viele Hunde noch einen Energiebedarf hatten, wie er im M/Z steht. Da konnte man wunderbar mindestens 80% des Bedarfs an allen Spurenelementen auf dem Papier decken und sich freuen …
    Erstaunlicherweise kenne ich Hunde, die fressen seit 2003 so und haben weder Kohlenhydratkrebs noch Fleischmangelanämie und auch keine Fehlknochenneurose.


    Auch Zinkmangel wegen ungenügender Zufuhr ist über Blutuntersuchungen nicht hinreichend nachweisbar. Ein einmaliges Unterschreiten des Referenzwertes kommt auch bei Infektionen, Lebererkrankungen und Hormonstörungen vor. Man müsste also öfter das Blut untersuchen …


    Da Zink (im Gegensatz zu Kupfer) ziemlich ungiftig ist, bin ich mir relativ sicher, dass eine moderate Supplementierung durchaus sinnvoll ist, wenn man ständig weniger als 80% des Bedarfswertes erreicht, was bei großen Hunden inzwischen bei den meisten Varianten selbst erstellter Rationen der Fall ist.
    Insbesondere dann, wenn man unkontrolliert überhöht Calcium etc. füttert, was bei RFK-Fütterung sehr häufig der Fall ist, sollte man wirklich ernsthaft über Zink nachdenken.


    Hoffentlich sind nicht so viele Fehler drin. Mag nicht mehr Korrektur lesen...
    Morgen geht es weiter.

    Wasserlösliche Vitamine


    Auch hier gilt wieder alles für den gesunden, erwachsenen Hund unter Normalbedingungen…


    Im Gegensatz zu den fettlöslichen Vitaminen werden wasserlösliche Vitamine nicht in größeren Mengen im Körper gespeichert (Ausnahme Vitamin B 12) und müssen daher am besten täglich mit der Nahrung zugeführt werden.


    Vitamin C ist eine Ausnahme. Hunde stellen es selbst her, weshalb es keinen Bedarfswert für die Zufuhr gibt.


    B-Vitamine:


    Bei einer ausgewogenen Gemischtkost (Fleisch und Innereien, Vollkorngetreide, Eier, Gemüse, Nüsse/Ölsaaten, Kräuter, Öl) ist ein Mangel an wasserlöslichen Vitaminen nicht besonders wahrscheinlich. Wenn man aber auf eine oder mehrere Komponenten verzichtet, kann es allerdings bei einzelnen B-Vitaminen durchaus zu Defiziten kommen.


    Insgesamt kann es zu einer zu geringen Zufuhr aller Vitamine kommen, wenn der Energiebedarf des Hundes so gering ist, dass nicht genügend Nahrungsmittel mit ausreichender Vitalstoffdichte gefressen werden. Bei einem Hund, der 25% oder mehr unter dem Normal-Bedarf liegt, empfehle ich, den Plan im Hinblick auf B-Vitamine durchzurechnen und gegebenenfalls den Plan anzupassen oder zu supplementieren (Hefe) oder beim nächsten Check up mal ein paar B-Vitamine bestimmen zu lassen.


    Viele B-Vitamine werden zu einem nicht unerheblichen Teil im gesunden Darm mit einer gesunden Flora selbst synthetisiert. Der Rest wird aus der Nahrung vom Darm aufgenommen.
    Wann und wodurch auch immer die Darmflora ge- oder sogar zerstört ist, lassen beide Fähigkeiten nach. Deshalb ist es sinnvoll, immer dann, wenn einem beim Anblick des eigenen Hundes das Wort Darmsanierung ins Hirn hüpft, über eine zeitweise Supplementierung von B-Vitaminen nachzudenken oder über eine Überprüfung von Vitamin B12 und Folsäure, am besten auch B6. Insbesondere B12 sollte gegebenenfalls gespritzt werden. Das sollte man einfach mal als Info abspeichern. Kann viel Kummer ersparen.
    Ansonsten gibt es eine Reihe von Erkrankungen, bei denen das eine oder andere oder alle B-Vitamine erhöht zugeführt werden sollten, entweder, weil durch die Erkrankung der Bedarf steigt (z.B. Schmerzerkrankungen) oder die Vitamine vermehrt ausgeschieden werden (erhöhte Wasser-Ausscheidung z.B. bei Niereninsuffizienz) oder die Aufnahme z.B. durch Medikamente (Magensäureblocker) erschwert wird.


    Grundsätzliche Informationen über diese Vitamine gibt es so reichlich, dass ich mich hier bei den einzelnen Vitaminen auf das beschränke, was man bei bestimmten Fütterungsmethoden zusätzlich wissen sollte.



    Vitamin B1 (Thiamin):
    Für die Roh-Fütterer ist es nicht ganz unwichtig zu wissen, dass eine Reihe von Fischen, vor allem Hering und viele Süßwasserfische Thiaminase enthalten. Dieses Enzym spaltet das Thiamin, so dass es zu einem Thiaminmangel mit entsprechenden, auch sehr schweren Symptomen kommen kann. Gart man Fisch, wird das Enzym zerstört.
    Die Mangelwahrscheinlichkeit ist insgesamt eher gering, außer man füttert viel Zucker und Weißmehl (jaja, das gibt es auch, ich kannte da mal einen Dackel, der bekam jeden Morgen sein Nutella-Toast …) oder sehr fettreich oder der Hund hat eine zerstörte Darmflora, wie z.B. nach einer längeren Antibiotikabehandlung. Bei einigen Erkrankungen erhöht sich auch der Bedarf.
    Thiamin gilt bei oraler Aufnahme als ungiftig, so dass eine Überdosierung durch Lebensmittel absolut irrelevant ist. Erst bei extremer Überdosierung sind gelegentlich bei einigen Menschen Nebenwirkungen aufgetreten.

    Vitamin B2 (Riboflavin):
    Eine ungünstige Futterzusammenstellung, insbesondere, wenn Protein bzw. Phosphor reduziert gefüttert werden muss, kann zu einer Unterversorgung führen.
    Beim Menschen gilt Überdosierung als völlig harmlos, beim Hund sind mir ebenfalls keine Hinweise auf unerwünschte Wirkungen bekannt. Der Urin kann bei synthetischer Ergänzung sehr gelb werden, was aber harmlos ist.


    Niacin (früher Vitamin B3):
    Niacin aus Pflanzen (Getreide und Ölpflanzen) ist weniger bioverfügbar als aus Hefe oder tierischen Quellen. Außerdem erhöht sich bei Tryptophanmangel im Futter der Bedarf.
    Schon deshalb ist ein hoher Maisanteil im Futter kritisch zu betrachten.
    Die Mangelwahrscheinlichkeit hängt sehr von der Zusammensetzung des Futters ab.
    Eine Überdosierung von Niacin durch Lebensmittel ist unproblematisch, aber eine Überdosierung durch Nahrungsergänzungen (Vitaminpillen) kann unter Umständen zu Problemen führen, deshalb sollten derartige Unternehmungen mit dem in Orthomolekular-Medizin bewanderten Tierheilkundigen des Vertrauens besprochen werden.


    Pantothensäure (früher Vitamin B5):
    Bei Protein/Phosphor/Purin- reduzierter Fütterung besteht die Möglichkeit von Mangel.
    Überdosierung ist unschädlich.


    Vitamin B6 (Pyridoxin):
    Proteinreiche Fütterung erhöht den Bedarf an B6, ebenso wie eine zu geringe Zufuhr essentieller Fettsäuren. Die Mangelwahrscheinlichkeit ist nicht allzu hoch.
    Ein Mangel begünstigt die Entstehung von Oxalat-Steinen.
    Eine Zufuhr vom 30- bis 300-fachen des Normalbedarfs über längere Zeit kann neurologische Symptome und gastrointestinale Störungen verursachen. Derartige Dosierungen gelten im Humanbereich als durchaus therapeutisch. Sensible Menschen reagieren manchmal schneller, schon auf die geringeren Dosierungen. Warum sollte das beim Hund anders sein? So begrüßenswert es ist, dass man inzwischen bei bestimmten (Schmerz-)Erkrankungen „hochdosiert“ B-Vitamine supplementiert, bitte nicht einfach wochenlang B-100 Kapseln in den Hund werfen.


    Biotin (früher B7):
    Biotin gehört zu den Vitaminen, die der Hund im Darm herstellt und nutzt, so dass ein genauer, allgemeingültiger Bedarf eigentlich nicht festgelegt werden kann.
    Bei darmgesunden Hunden, die halbwegs ausgewogen ernährt werden, sollte ein Mangel eigentlich nicht besonders wahrscheinlich sein.
    Soweit die Theorie. In der Praxis hat es sich dagegen durchaus bewährt, z.B. bei Fell- und Hautproblemen, wie Schuppen, Juckreiz, Glanzlosigkeit, Biotin zu supplementieren, auch wenn auf dem Papier und bei der Urinuntersuchung alles in Ordnung schien.
    Überdosierung ist unschädlich, beim Menschen wurden sehr selten allergische Reaktionen beobachtet.


    Folsäure (früher B9):
    Auch Folsäure wird vom gesunden Darm so reichlich synthetisiert, dass nur ein geringer Bedarf besteht, der bei der berühmten, halbwegs ausgewogenen Ernährung auch gedeckt wird.
    Bei Supplementierung in hoher Dosierung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Es wurden auch allergische Reaktionen beobachtet (beim Menschen, aber so anders ist der Hund nun auch wieder nicht).


    Vitamin B 12 (Cobalamin):
    Da Cobalamin nur in tierischen Produkten vorkommt, und hier am meisten in Leber, führt eine vegetarische Ernährung (die ich keinesfalls befürworte, außer bei medizinischer Indikation) zwangsläufig zu Mangel, wenn der Hund nicht lernt, sich selbst zu helfen.
    Bei allen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes ist mit einer mangelnden Aufnahme des Vitamins zu rechnen.
    Orale Überdosierung ist unschädlich, wird es gespritzt, kann es zu Arzneimittelreaktionen kommen.




    Boah, wie kann frau für so wenig Text so viel Zeit brauchen. Eigentlich wollte ich viel mehr schaffen. :omg:

    @ Lara
    Zum M/Z. Nein die Änderungen sind inhaltlich nicht gravierend. Er ist moderner und übersichtlicher gestaltet, so dass nun auch Pharmazeutinnen in der Lage sein sollten, die Calcium-Spalte zu finden (Insider 2 ...). Inhaltlich hat sich eigentlich nur im Diätetik-Teil etwas getan, ein Teil mit dem hoffentlich nie jemand von Euch etwas zu tun bekommt. Die Seitenzahlen stimmen natürlich nicht...



    @ Alle anderen
    Ich will und werde alle Fragen beantworten, aber ich würde es gerne einmal insgesamt durchschreiben, bevor ich das tue. BTW: Von anderen Tieren habe ich absolut überhaupt keine Ahnung, null. Ich kann nur Hund.
    Und: Danke für die Rückmeldungen.

    Na dann...
    teile ich mich mal weiter mit. :D
    Es folgt der erste Teil zum Thema Bedarf.


    Vorweg:
    Eine Diskussion über Sinn und Richtigkeit von Bedarfswerten würde an dieser Stelle zur Verwirrung führen, deshalb beruhen die folgenden Ausführungen einfach auf der Annahme, dass die Bedarfswerte von Meyer/Zentek „stimmen“.
    M/Z habe ich gewählt, weil die TE/Lara das Buch besitzt (6.Aufl.?) und dort nachlesen kann. Man kann auch mit den Werten vom NRC rechnen. Zum großen Teil sind sie sehr ähnlich, wobei der NRC tendenziell von niedrigeren Werten ausgeht.
    Ein weiterer Punkt ist, worauf man die Werte bezieht. Im M/Z finden sich sowohl Angaben bezogen auf das Körpergewicht als auch auf den Energiegehalt des Futters. Letzteres ist eher für die Futtermittelindustrie interessant. Für Privatmenschen ist der gewichtsbezogene Bedarf vor allem dann passender, wenn der Energiebedarf sehr von der „Norm“ abweicht.
    Im Folgenden ist mit Bedarfswert immer der bei M/Z genannte Wert für einen gesunden, erwachsenen und normal aktiven Hund bezogen auf sein Körpergewicht gemeint, es sei denn, es wird explizit etwas anderes erwähnt.
    Sämtliche Zahlen sind stark gerundet, manchmal bestimmt auch falsch. Es geht erstmal einfach ums Prinzip.


    Der Bedarf an Nähr- und Vitalstoffen ist etwas sehr individuelles. Beeinflussende Faktoren sind neben Rasse, Alter, Geschlecht, Erkrankungen und geographischer Herkunft auch die konkreten Lebensumstände des Hundes, wie seine Verwendung und die unterschiedlichen Belastungen durch Umwelt und Umfeld.
    Schon dadurch wird deutlich, dass der konkrete und µg-genaue Bedarf eines individuellen Hundes an irgendwelchen Substanzen nicht in einem Buch zu finden sein kann. Dort genannte Bedarfswerte kann man als errechnete Scheitelpunkte Gaußscher Normalverteilungskurven betrachten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    In diesem Sinne ist als erstes der Energiebedarf zu bestimmen, also in kcal ausgedrückt die Energiemenge, bei der der Hund sein „Ideal“-Gewicht hält.
    Der ist natürlich schon deshalb nicht jeden Tag exakt gleich hoch, weil der Hund nicht jeden Tag exakt dieselbe Menge Energie verbraucht.


    Es gibt auch individuell große Schwankungen. Außerdem scheint der Energiebedarf ganz allgemein insgesamt eher zu sinken. Jedenfalls benötigen immer weniger Hunde, mit denen ich zu tun habe, tatsächlich noch die im M/Z angegebene Menge (Tab.4.4. - S. 53).
    Deshalb ist es immer gut, wenn man den Bedarf aus der bisherigen Fütterung ableiten kann.


    Ich gehe mal der Einfachhalt halber davon aus, dass Mina nur die Dosen bekommen hat und damit tatsächlich auch ihr Gewicht hält.
    Da auf den Dosen der Energiegehalt nicht angegeben ist und ich auch nicht weiß, welche Sorten Du gefüttert hast, habe ich jetzt mal willkürlich von 5 Sorten Lukullus den Energiegehalt ganz grob geschätzt und gemittelt, wenn man es genau wissen will, muss man den Hersteller fragen.
    Wir gehen jetzt hypothetisch davon aus, dass Mina täglich ca. 760 kcal (um die 3,2 MJ) bekommen hat und das auch ihrem Bedarf entspricht.
    Das ist für einen jungen, aktiven Hund eher wenig, passt aber zu: Osteuropa, Straßenhund, kastriert. Außerdem wird es vermutlich auch noch das ein oder andere Leckerli geben?


    Als nächstes kommt der Proteinbedarf. Den liest man erstmal aus dem M/Z direkt ab (Tab. 4.9 – S. 63) oder berechnet ihn.
    Ein 15 kg Hund braucht demnach unter Normalbedingungen (die unterstellen wir jetzt mal bei Dir ;) ) 38 g verdauliches Rohprotein (im folgenden vRP). Proteine sind nie zu 100% verdaulich. Besonders hoch verdauliche Lebensmittel wie Fleisch kommen beim Rohprotein auf eine Verdaulichkeit von 98%, das Protein in Gemüse erreicht dagegen nur eine Verdaulichkeit von 63% (vgl. Tab. 3.9 M/Z S. 41). Dem Hund nutzt nur das Protein, was er auch verdauen kann, deshalb rechnet man beim Bedarf mit diesem Wert und nicht mit dem Gesamtprotein.
    Die 38 g vRP sind nicht der Mindestbedarf, sondern der Normalbedarf. Die Höchstmenge (siehe S. 63 oben links) Rohprotein (im folgenden RP), also die Menge, die gerade noch für wahrscheinlich nicht gesundheitsschädlich gehalten wird für einen mittelgroßen Hund (das ist Mina) läge bei 15 x 5 = 75 g RP. Das ist allerdings schon eine Menge, die viele Hunde nicht gut vertragen, insbesondere dann nicht, wenn der Plan insgesamt energiearm ist. Abgesehen davon macht es unter gesundheitlichen und ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten zumindest keinen Sinn, absichtlich, längerfristig und deutlich über den Bedarf zu füttern.
    Bei Mina gibt es, wenn das, was ich bisher weiß, alles ist, was ich wissen muss, keinen Grund, beim Protein von einer Abweichung vom Normal-Bedarf auszugehen. Allerdings würde ich ihr während des Fellwechsels etwa 20% mehr Protein gönnen. Sie ist zwar kein Langhaarhund, für den sich eine entsprechende Empfehlung im M/Z findet, aber die Masse an Unterwolle, die Du aus ihr rausgekämmt hast …


    Für Fette an sich gibt es keine Bedarfswerte, lediglich für einige bestimmte Fettsäuren, nämlich die Linolsäure (O6) und die Alpha-Linolensäure (O3). Beides sind kurzkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann, die aber lebensnotwendig sind. Ganz grob gesagt sind es jeweils die Vorstufen für langkettige Fettsäuren, aus denen der Körper dann verschiedene Stoffe herstellt, die z.B. für Schmerz und Entzündungen zuständig sind (O6) oder im Gegenteil, entzündungswidrig wirken (O3). Die O6-Säuren sind aber deshalb nicht böse, auch sie erfüllen wichtige Aufgaben im Körper. Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft sollte (je nach Autor) bei der Zufuhr auf ein Verhältnis zwischen 3 und 10 (O6) zu 1 (O3) geachtet werden.
    Eine bekannte langkettige O6-Fettsäure ist die Arachidonsäure (ALA) und die wohl bekanntesten langkettigen O3-Fettsäuren sind die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosahexaensäure (DHA). Die Darstellung bei M/Z auf S. 93 ist eigentlich ganz gut verständlich.
    Für einzelne Fettsäuren gibt es einen Bedarf bzw. wird ein Bedarf diskutiert.
    Nach M/Z sind pro kg Hund 180 mg Linolsäure (M/Z, S. 94) und 50 mg Alpha-Linolensäure (M/Z, S. 93) vorzusehen, für Mina also 2,7 g Linolsäure und 750 mg Alpha-Linolensäure.
    Der NRC hat inzwischen auch Empfehlungen für EPA und DHA ausgesprochen, dazu werde ich im Teil Lebensmittelauswahl noch etwas schreiben.
    Bezüglich Mina hattest Du geschrieben, dass Du den Verdacht hast, dass sie Fett nicht so gut verträgt (orange-farbener, schleimiger Kot).


    Für Kohlenhydrate gibt es ebenfalls keine Bedarfswerte, mit einer Ausnahme: Ballaststoffe, bzw. Rohfaser. Der Begriff Rohfaser ist veraltet und eigentlich nicht brauchbar, da er nur einen Teil der Ballaststoffe umfasst. Deshalb kann man eigentlich mit dem (M/Z, S. 96) genannten Wert nichts anfangen.


    Jetzt müssen wir die benötigte Energie auf die Energieträger verteilen.
    Auf jeden Fall müssen wir die Energie von 38 g verdaulichem Protein berücksichtigen. Dieses enthält (38 x 4) 153 kcal (0,63 MJ). Das sind etwa 20% der benötigten Energie. Diese Ungenauigkeit ist völlig ausreichend für den Hausgebrauch.


    80% der Energie, also etwa 600 kcal (2,5 MJ) fehlen noch. Zur Deckung stehen uns Fette, Kohlenhydrate und Proteine zur Verfügung.


    Von Proteinen (ab und an einfach nur P) wissen wir, dass sie nicht ganz unproblematisch sind und spätestens bei 75 g RP, was maximal (warum?) 294 kcal entsprechen würde, wäre absolut Schluss. Es bliebe immer noch ein Bedarf von 460 kcal, der anderweitig gedeckt werden müsste, also durch Fette (manchmal auch nur F) und/oder Kohlenhydrate.


    Welche Verteilung ist sinnvoll und welche Kriterien spielen dabei eine Rolle?
    Ebenso wie der Mensch ist auch sein Kulturfolger Hund über die Jahrtausende am ehesten eine Ernährung gewohnt, die in der geographischen Heimat seiner Vorfahren üblich war bzw. ist. Um mal zwei Extreme zu nennen: Das natürliche Nahrungsangebot in Tibet sieht ganz anders aus als in der Arktis. Während im Eismeer fettiger Fisch die Hauptnahrungsquelle bildete, ist es in Tibet immer noch die kohlenhydratreiche Gerste. OT: Wer sich bezüglich der menschlichen Ernährung nicht von einem, sagen wir mal „selbst- und fremdwortverliebten“ Schreibstil abschrecken lässt, wird mit den Arbeiten von Ströhle und Hahn, insbesondere der Diss. von Alexander Ströhle (mein Held! :herzen6: ) „sub specie evolutionis“, einer Studie zur evolutionären Ernährungswissenschaft, viele vergnügliche Stunden haben. Müsste man so ergoogeln können.


    Es gibt eine Reihe spannender Aspekte, unter dem man sich diesem Thema widmen kann, für die Praxis und den Anfänger in der Frischfütterung mache ich es mal einfach: Im Prinzip spricht beim gesunden, erwachsenen Hund nichts gegen eine hälftige Verteilung der - nach Abzug der Proteine zu verteilenden – Energieprozente (E%) auf Fette und Kohlenhydrate (folgend oft KH), also 20 E% P – 40 E% F – 40 E% KH.
    Üblicher in der heutigen Hunde- und Menschen-Fütterung sind höhere Kohlenhydratgehalte. Viele Hunde sind das gewohnt und haben trotz der Angabe im M/Z, sie würden 10 g Fett pro kg Körpergewicht vertragen, „schon“ ab 3 oder 4 g Fett Probleme, mal abgesehen davon, dass sich so jeder Hund vermopsen lässt.
    Es ist sehr individuell.
    Das ist das Stichwort. Bei Mina hast Du selbst schon vermutet, dass ihre Fettverträglichkeit nicht so besonders hoch zu sein scheint, deshalb würde ich nicht mit 40 % anfangen, sondern vielleicht mit 20 bis 25%. Dafür würde ich eventuell den Proteingehalt auch bei 25% ansetzen, dann verbleiben 50% auf den Kohlenhydraten.
    Das ist einfach so. Irgendwie muss man auf 100% kommen, ob man will oder nicht.
    Natürlich kann man, wenn man Kohlenhydrate so furchtbar findet, mit den Proteinen bis an die Grenze gehen und den Rest mit Fett auffüllen, bis die Bauchspeicheldrüse streikt. Man kann auch 33-33-34 verteilen und schauen was passiert, mir ist an der Stelle wirklich nur wichtig, dass der geneigte Frischfutterfütterer sich einfach mal klar macht, was passiert, wenn man ein Dreibein auf zwei Beine reduziert.
    Und, nein! Du musst nicht ständig %genau rechnen. Die Energieträger sind freundlicherweise so in den Lebensmitteln verteilt, dass man bei ihrem Anblick genau genug abschätzen kann, was man da gerade füttert. Dazu muss man sie nur einmal etwas genauer kennen lernen.



    Nun kommen die Vitalstoffe dran. Ich werde hier nichts über diese schreiben, was schon auf tausenden von Internetseiten viel hübscher geschrieben steht, sondern mich auf das beschränken, was abgesehen davon für den Hundefütterer in der Praxis relevant ist. Die Bedarfswerte stehen im M/Z. Die Seiten 67 bis 97 sollte man gerne einmal gelesen haben. Sofa-Einstellung reicht.
    Bei vielen Vitalstoffen ist es nicht nötig, an diese zu denken, sondern es reicht, an Nahrungsmittel zu denken, in denen diese enthalten sind. Deshalb schreibe ich in dem Teil, wo es um die Auswahl von Lebensmitteln geht, etwas dazu und nicht hier.


    Fangen wir mit den fettlöslichen Vitaminen an. Sie heißen A, D, E und K.


    Hunde sind nicht so empfindlich, was die Vitamin A-Aufnahme anbelangt, wie Menschen, sie können es hervorragend ausscheiden. Deshalb ist eine Überdosierung unabhängig von der Fütterungsmethode eher unwahrscheinlich.
    Mangel ist möglich bei Frischfütterung, wenn keine Leber gefüttert wird, bzw. Lebertran oder etwas aus dem Chemiebaukasten, aber nicht besonders wahrscheinlich, da Hunde auch aus Beta-Carotin, einer in bestimmten Gemüsesorten vorkommenden Vorstufe von Vitamin A dieses selbst herstellen können.



    Ob der Hund Vitamin D mit Hilfe von UV-B-Strahlen selbst bilden kann, ist nicht geklärt. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung ist eher davon auszugehen, dass Hunde es nicht können. Allerdings gibt es insgesamt zu wenig Studien mit zu wenigen Hunden aus einer zu geringen Rassenauswahl, um das sicher beurteilen zu können.
    Vitamin D3 ist in winzigen Mengen in Milchprodukten enthalten, in kleinen Mengen in inneren Organen von Landtieren, in großen Mengen in bestimmten Kaltwasser-Fischen und in riesigen Mengen in Lebertran, weswegen nicht nur ich als Kind im Winter regelmäßig damit misshandelt wurde.
    Eine Überdosierung von Vitamin D ist ungesund. Ab dem 10-fachen des Bedarfs wird es kritisch. Dafür müsste man zwar recht unwahrscheinlich große Mengen Lebertran verfüttern und/oder synthetisch hergestelltes verwenden, aber es hat Fälle von Vergiftungen gegeben, wo zum Fertigfutter noch Nahrungsergänzungen und Lebertran gegeben wurden.
    Wesentlich wahrscheinlicher ist allerdings ein Mangel. Eine erhebliche Mangelgefahr besteht bei allen Formen der Eigenproduktion des Hundefutters, wenn man nicht bewusst regelmäßig bestimmte Fischsorten in nennenswerten Mengen füttert, Lebertran gibt oder auf eine Nahrungsergänzung zurückgreift.


    Vitamin E ist insgesamt ein nicht ganz einfaches Thema. Die Bedarfswerte sind knapp erreichbar, wenn man Ölsaaten und/oder Getreidekeime füttert. Sobald man aber den Anteil ungesättigter Fettsäuren erhöht, z.B. durch Pflanzen- oder Fischöl, steigt der Vitamin E-Bedarf rapide an, da diese Fettsäuren sehr schnell oxidieren, also ranzig werden und damit gesundheitsschädlich. Vitamin E ist ein Antioxidans, das in der Lage ist, wie der Name sagt, einer Oxidation entgegen zu wirken.
    Pflanzenöle enthalten unterschiedliche Mengen an Vitamin E, wovon sie immer einen Teil für sich selbst brauchen, so dass nur eine geringe Menge für Hund oder Mensch übrig bleibt, bei vielen Ölen ist die Bilanz sogar negativ, das heißt, das enthaltende Vitamin E reicht nicht einmal für das Öl selbst. Die Mangelwahrscheinlichkeit ist hoch, besonders bei bestimmten Erkrankungen.


    Vitamin K ist mein Lieblingsvitamin. Es heilt von Aberglaube bis Zehenzwicken praktisch alles (kleiner Insider, sorry…). Ernsthaft. Es wird unterschätzt. Der Text im M/Z dazu ist *hüstel* und ich komme auf das Thema im Lebensmittelauswahl-Teil zurück. Es gibt meiner Meinung nach kein Fertigfutter, dass Vitamin K1 enthält, das ist verständlich, weil es nicht besonders stabil/haltbar ist und vermutlich auch teuer.
    Fertigfutter enthält, wenn, dann K3, das ist eine synthetisch hergestellte, angebliche Vorstufe vom Vitamin. Es gibt in Foren ellenlange Diskussionen über diesen, in der Humanernährung NICHT zugelassenen Stoff. Man kann darüber diskutieren, ich habe da kein Verlangen mehr nach. Wenn das der einzige Kritikpunkt an einem Futter wäre, würde ich es füttern.
    Bei selbst zubereitetem Futter ist ein Mangel bei einem gesunden Hund wohl eher unwahrscheinlich, anders sieht es aus bei einer gestörten Darmflora. In der Beratung hat sich der Einsatz von Vitamin K1 bei allen gastroenterologischen Erkrankungen bewährt, mit Ausnahme von ganz wenigen Fällen, in denen ein Bestandteil des Präparates (Sorbit) nicht vertragen wurde.


    So, Pause. Demnächst folgt mehr.