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Erstmal: ich nehme keinem hier seine Beiträge übel, und fühle mich nicht persönlich angegriffen - glaube auch nicht dass es so gemeint war.
Nein, es war nicht persönlich gemeint. Ich war an dem Tag einfach mega gepestet, weil ich mir live und in Farbe das Ergebnis des Versuchs, über mehrere Generationen praktisch Vitamin-D frei zu füttern, anschauen durfte. Aber dafür kannst Du ja nichts, deshalb war das schon grob unhöflich von mir.
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Seealgenmehl habe ich übrigens, … ob es nun das Richtige ist, weiß ich wiederum nicht.
Spaßeshalber werde ich bei Grau mal um Analysedaten bitten.
Ich traue niemandem, aber wenn Du frisch fütterst und kein Jodsalz nimmst, sollte die Dosierung zumindest beim gesunden Hund keinen Schaden anrichten dürfen. Sollte.
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Achja, eines noch: als ich Mina holte (Ende März) haben wir direkt mit Rohfütterung gestartet, und sind dann aus Unsicherheit diesbezüglich auf Real Nature/Lukullus umgestiegen.
Real Nature: Das Trofu ist auf jeden Fall ein so genanntes Kaltpressfutter. Das einzige, was daran „kalt“ ist, ist der Hersteller, den die Pupserei und die riesigen Haufen, die mindestens 25% der Hunde unter diesen Futtern anfänglich und mindestens 10 % auf Dauer erleiden müssen, ziemlich kalt lassen. Das andere kenne ich nicht, Fertigfutter ist nicht so meins…
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Und was das Getreide angeht: hier habe ich mir speziell von einer bestimmten Person den Floh ins Ohr setzen lassen, dass Mina DESHALB hibbelig sei ...
Ich habe bestimmt 100 hibbelige Hunde kennen gelernt. Bei einem würde ich denken, dass er tatsächlich „auf Getreide“ hibbelig reagiert. Bei allen anderen, gab es näher liegende Gründe, z.B. Erziehungsdefizite, Stress, mangelnde Auslastung, Energieüberschuss im Futter, Reaktion auf Zusatzstoffe (Farb- und Konservierungsmittel), Unverträglichkeit von Gluten, eine „richtige“ Allergie, Erkrankungen der Schild- oder anderer Drüsen, Dysbiosen im Darm aufgrund von Fehlfütterung oder Erkrankungen, z.B. Giardien. Die „hibbeligen“ Dinger sorgen für ziemliches Unbehagen im Darm, wenn sie ihre heiß geliebten Kohlenhydrate verdauen. Der eine Hund wird davon träge, der andere hibbelig…
Liest man in Ernährungsforen, sind aber immer allgemein das Getreide oder die Kohlenhydrate Schuld. Der Effekt: Man probiert selbst, was passiert, wenn man Getreide weglässt. In der Regel füttert man bis dahin aber ein Fertigfutter. Das hat zur Folge, dass eben nicht nur das Getreide weggelassen wird, sondern ganz viele Veränderungen erfolgen. Nur darüber denkt man nicht nach, weil sich auf den ersten Blick ja erfüllt hat, was man nach Lektüre der Forenbeiträge erhofft hat. Manchmal.
Andere, denkbare Begründungen habe ich, meine ich, schon genannt.
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… und ja, ich habe mich an mein Buch - mein "wissenschaftliches" Buch über die Ernährung des Hundes (incl. Anatomie etc. pp.) nicht herangetraut. All die Zahlen, all die "Wissenschaft" schreckt mich ab …
Verständlich. Wenn es der Meyer/Zentek ist, und man in dem Bereich nicht vorgebildet ist, kann das durchaus abschreckend sein. Leider kenne ich kein deutsches Buch, das kurz und leicht verständlich ist und dabei trotzdem die Tatsachen richtig darstellt und bei Meinungen dazu schreibt, dass es Meinungen sind. Wenn Du magst, versuche es noch einmal und frag dann einfach, wenn Du etwas nicht verstehst.
Mal ganz einfach:
Nach Luft und Wasser ist für alle Säugetiere Energie der Stoff, den sie am dringendsten benötigen. Diese, für Säugetiere wie Menschen und Hunde brauchbare, Energie findet man in den so genannten Energieträgern. Das sind Fette, Alkohol, Kohlenhydrate und Proteine. Brauchbar heißt, das Tier kann sich die Energie während des Verdauungsprozesses zu Nutze machen. Gemessen wird die Energie in kcal oder MJ.
Jeder Energieträger hat unterschiedliche Eigenschaften und auch einen unterschiedlichen Energiegehalt. Ich rechne immer noch leichter in kcal als in MJ, bin also ziemlich altmodisch
Fett hat ca. 9 kcal pro g. Bestimmte Bestandteile von Fetten sind essentiell. Das heißt, man muss sie zu sich nehmen, weil man sie braucht und der Körper sie nicht herstellen kann.
Alkohol hat ca. 7 kcal pro g. Leider macht er betrunken und ist deshalb für die Ernährung nicht wirklich geeignet.
Kohlenhydrate haben ca. 4 kcal pro g. Das einfachste Kohlenhydrat ist Glucose. Sie wird vor allem vom Gehirn benötigt. Der bekannteste Zweifachzucker ist der in der Dose im Schrank. Diese so genannten Mono- und Disaccharide werden vom Körper sehr schnell und leicht in Energie umgewandelt. Etwas länger dauert dies bei Stärke, einem Vielfachzucker (Polysaccharid). Auch Cellulose ist ein Polysaccharid. Es ist schwer bis gar nicht verdaubar von Hund und Mensch und dient daher als Ballaststoff. Ballaststoffe sind vor allem dazu da, die Konsistenz im Dickdarm so zu gestalten helfen, dass eine optimale Entsorgung der nicht verwertbaren Nahrungsreste und einiger anderer Bestandteile stattfinden kann.
Proteine haben ebenfalls 4 kcal pro g. Sie enthalten Stickstoff und Aminosäuren. Aminosäuren werden als Bausteine des Lebens bezeichnet, weil alles Lebendige aus ihnen zusammengesetzt ist. Einige davon sind essentiell. Der Körper kann aus Proteinen Glucose (für das Gehirn) herstellen, das führt aber dazu, dass die Aminosäuren nicht mehr für ihre eigentlichen Aufgaben genutzt werden können.
Außerdem unterscheiden sich Proteine von Fetten und Kohlenhydraten dadurch, dass sie nicht rückstandsfrei zu Kohlendioxid und Wasser verbrannt werden. Bei der Verdauung von Proteinen entstehen Substanzen, die für den Organismus „giftig“ sind, wie Ammoniak. Diese Stoffe müssen unschädlich gemacht und hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden werden.
Lebensmittel enthalten Energieträger in unterschiedlichen Mengen und Verhältnissen. Neben diesen auch als Makronährstoffe bezeichneten Energieträgern enthalten Lebensmittel auch Mikronährstoffe. Das sind vorwiegend Vitamine und Mineralstoffe, aber auch die bereits erwähnten Fett- und Aminosäuren sind solche Mikronährstoffe. Die Wissenschaft entdeckt auch ständig weitere Substanzen in Lebensmitteln, die man unter Begriffen wie sekundäre Pflanzenstoffe oder Vitaminoide findet. Einige Vitalstoffe, wie man Mikronährstoffe auch nennt, sind sehr gut untersucht und man weiß viel über ihre Wirkung, bei anderen weiß man sehr wenig.
Für einige Vitalstoffe glaubt man, die Mengen zu kennen, die ein Mensch, Hund und einige andere Tiere, vor allem Nutztiere, brauchen, um gesund zu sein. Das nennt die etablierte Wissenschaft Bedarfswerte.
Diese gibt es für die vier fettlöslichen (A,D,E und K) und 9 (beim Hund 8 ) wasserlösliche Vitamine. Vitamin C ist für Hunde nicht essentiell, weil sie es selbst bilden können. Die anderen wasserlöslichen kommen aus der „B“-Gruppe.
Bei den Mineralien gibt es auch zwei Gruppen, die sich aber nur in der Menge, in der sie im Körper vorkommen, unterscheiden, Mengenelemente und Spurenelemente. Wichtig sind die Bedarfswerte für die Mengenelemente Kalium, Natrium, Calcium, Phosphor und Magnesium, sowie für die Spurenelemente, Eisen, Zink, Kupfer und Jod.
Natürlich sind auch andere Elemente wie Chlor, Schwefel, Mangan und Selen wichtig, aber hier ist es entweder ein Mangel nicht möglich oder noch nie beobachtet worden (Mangan) oder die Datenlage bei Lebensmitteln ist so mager, dass man gar nicht herausfinden kann, ob ein Mangel wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist (Selen).
Wenn man jetzt noch zur Kenntnis nimmt, dass es bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren gibt, die so genannten Omega 6 und 3 Säuren, hat man eigentlich alle ganz wichtigen Nährstoffe erfasst.
Jetzt muss man nur noch schauen, wie man mit möglichst wenig Aufwand diesen Bedarf bei seinem Hund ermittelt und dann die Lebensmittel zusammen suchen, mit denen der Bedarf vermutlich ganz gut gedeckt werden kann.
Wichtig ist natürlich noch, wie das Verdauungssystem aufgebaut ist und wie es funktioniert und dann ist man schon ziemlich gut gerüstet für die Fütterung seines Hundes.
Hierzu auch in ganz kurz: Hunde sind Schlinger, auch wenn sie gerne an Knochen rumknuspern. Die Nahrung wird in großen Stücken abgeschluckt. So muss der Speichel keine Verdauungsenzyme enthalten, nur die Nahrung schön gleitfähig machen. Im Magen ist es sauer. Die Säure dient vor allem der Zerstörung von Keimen und wirkt gegen Fäulnis und Gärung. Gleichzeitig wird über Enzyme vor allem die Verdauung von Proteine begonnen. Mit Übertritt in den Dünndarm wirken die Enzyme, die die Bauchspeicheldrüse bereitstellt. Dies sind neben den Protein spaltenden Enzymen sowohl Amylasen für die Kohlenhydratverdauung, und Lipasen für die Fettverdauung. Weitere Verdauungsenzyme werden über Leber (Galle) und Darm bereitgestellt. „Fertig“ Verdautes wird vom Darm ins Blut überführt, „Unfertiges“ wandert weiter in den Dickdarm. Hier leben überwiegend Bakterien, mit deren Hilfe „Brauchbares“ so verarbeitet wird, dass es ins Blut überführt werden kann. Was jetzt nicht ausgenutzt werden kann, erhält eine Konsistenz, die sich leicht über den Enddarm entsorgen lässt.
Mehr steht im Prinzip auch im M/Z nicht, nur eben, dass dieses Skelett mit Fleisch, Nerven, Sehnen, Blut und Organen gefüllt wird. Aber das System ist damit völlig erfasst:
Anatomie und Physiologie, Nährstoffe und Bedarf, Lebensmittel mit Nährstoffgehalt. Füttern. An individuelle Gegebenheiten anpassen.
Was mich so aufbringt, ist, dass das Lesen von Barfliteratur offensichtlich nicht einmal dazu führt, dass dieses minimalst denkbare Grundwissen beim Leser ankommt. Steht es dort wirklich nicht drin? Wie sonst kann es angehen, dass so viele Barfer überzeugt davon sind, dass der Hund Kohlenhydrate gar nicht verdauen kann? Die Existenz des Pankreas wird doch nicht verschwiegen. Wieso wurde ich in jeder zweiten Beratung gefragt, warum der Hund jetzt plötzlich Salz bekommt, das sei doch gar nicht gut? Weil das, was wir unter Salz verstehen aus Natrium und Chlor besteht, hatten wir das nicht in Chemie gelernt? Und Natrium und Chlor zu den essentiellen Mengenelementen gehört.
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x hoch 10 Bedarfswerte - wie soll ich die bitte alle ausrechnen? Ich weiß doch gar nicht, wieviel wovon jetzt in meinem Stück Fleisch ist, oder in meinem Gemüsebrei. So saß ich da, und habe es weggelegt - es soll doch ganz einfach sein.
Das wiederum ist überhaupt nicht kompliziert, es ist nur etwas umfangreich und anfänglich hat mein kein System im Kopf, nachdem man die Infos einsortieren kann. Da kann einen so eine Nährwerttabelle schon einschüchtern.
Dazu schreibe ich entweder nachher oder morgen mehr. Ich werde langsam müde.
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Der Wolf rechnet auch nicht wenn er jagt. Und früher hat auch keiner gerechnet.
Natürlich rechnet der Wolf nicht. Der wird aber auch keinem Tierarzt vorgestellt, wenn er sich verletzt, muss selbst sehen, wie er Flöhe und Zecken wieder los wird, liegt abends nicht auf dem Sofa und es interessiert kein Schwein, in welchem Zustand wer wie alt wird…
In der Regel entscheiden sich Menschen für Barf, weil sie ihren Hund BESSER ernähren möchten. Die Vorstellung, dass dieses BESSER beim Wolf zu finden ist, ist bestechend und entspricht unserer Sehnsucht nach Natürlichkeit.
Natürlichkeit an sich ist aber kein Qualitätsmerkmal. Die Natur sieht nicht für jedes Lebewesen leicht erhältliche, ideal zusammengesetzte Nahrung im Überfluss vor. Es gleicht insbesondere für Raubtiere zu vielen Zeiten an vielen Orten eher einer Mangelverwaltung. Wer das für seinen Hund möchte, ist mit Rate-Barf und dem Prinzip Hoffnung 'natürlich' gut bedient.
Wer für seinen Hund eine möglichst optimale Ernährung zusammenstellen möchte, dem ist damit höchstens zufällig geholfen. Ich glaube, dass Menschen durchaus mal einen Instinkt für ihre eigenen Nahrungsbedürfnisse hatten. Der geht ihnen aber in Ermangelung vernünftiger, natürlicher Nahrungsmittel mehr und mehr verloren. Für den Nähr- und Vitalstoffbedarf von Hunden hat der Mensch nie einen Instinkt gehabt, allerdings hatte er ein paar Tausend Jahre Zeit, Erfahrung mit der Ernährung von Hunden zu sammeln. Befasst man sich damit, kann man auch nur feststellen, dass der nachvollziehbare Teil der Geschichte aus dem üblichen Versuch und Irrtum besteht, wobei die Industrie es inzwischen fertig gebracht hat, dass der Kunde inzwischen mit seinem Geld für den Versuch und seiner Gesundheit für den Irrtum bezahlt.
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Ich habe mir erzählen lassen, der Hund sei hyperaktiv wegen Getreide, wegen Fertigfutter. Ich hab's geglaubt (Fertigfutter als solches kann ja dennoch stimmen). Dass Getreide nicht unbedingt der Böse ist, und Getreide nicht gleich Getreide - darüber habe ich nicht nachgedacht.
Wie auch. Hat Dir ja keiner gesagt, dass es da etwas zum Nachdenken gibt.
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Es ist mein erster Hund und ich gebe zu, ich glaube Menschen, die ich für "erfahren" halte und denen ich vertraue, gern was sie mir sagen.
Habe ich vor 10 Jahren auch gemacht. War eine teure Lektion. Vor 10 Jahren hatte hier in Deutschland nämlich noch niemand Erfahrung damit …
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Diesbezüglich habe ich gerade mal in meiner Schublade gewühlt und habe Naturreis und Hirseflocken gefunden. Ein Anfang? Wäre schön.
Reis und Hirse sind prinzipiell gut. Wenn man ausschließlich Vollkorngetreide verwendet, muss man ein bisschen auf die Ballaststoffe achten, je nachdem, wie viel man insgesamt füttert.
Dazu schreibe ich aber auch noch später etwas.
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Calciumbedarf, Natrium, Mangan und all das, hilfe, ich weiß doch nicht wieviel da drin ist (wie gesagt) ... ich gebe zu, das erschlägt mich ein bisschen. Gut, Kräuter, Öl, Eier ... gehört eh alles dazu. Nüsse hatte ich bisher nicht auf der Rechnung. Wie wäre es hier mit Sonnenblumenkernen? Die muss ich selbst täglich essen, die könnte ich mir gut mit dem Hund teilen. Spontane Idee. Oh ja, ich muss mich schlau machen.
Hier nur als Einschub. Ich schreibe noch ausführlich dazu in der Lektion Lebensmittelkunde. Es gibt unter http://www.nährwertrechner.de jede Menge Inhaltsangaben zu Lebensmitteln.
Sonnenblumenkerne sind gut.
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Und was für ein Supplement ich für Zink geben kann, wüsste ich spontan nicht. Auch das werde ich nachsehen. Ansonsten bekommt sie ja schonmal Ei, Leber oder mal Quark o.ä., wodurch sie Zink bekommen sollte ...
Zink nervt, weil es unmöglich ist, die Bedarfswerte zu erreichen, ebenso wie Kupfer und bei vielen Hunden leider auch Eisen. Da kann man wirklich lange diskutieren, ohne Ergebnis, aber dazu mehr in der Lektion Bedarfswerte…
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Aber um das nochmal festzuhalten: wenn ich nun Getreide füttere (bspw. eben Reis oder Hirse) - kann ich dann dennoch bei dem Fleisch bleiben, dass ich hier habe? Einfach deshalb weil mir das Fleisch an sich zusagt (Qualität) und ich gern weiter dort bestellen würde. Wenn nicht, dann nicht, es ist nur eine Frage :)
Natürlich kannst Du das.
Das war die Einleitung. Im nächsten Teil folgt Bedarfswertermittlung.