Beiträge von Petra82

    Ich lese hier von der TS bisher irgendwie nur Managment - Maßnahmen, zb Hund ins Schlafzimmer sperren, wenn Besuch kommt, etc. Das ist Managment, kein Training. Hundeplatz, Agility, das ist ja alles schön - aber ich hab hier nix gelesen, was einem konkreten Trainingsplan für die Situationen zu Hause irgendwie nahe kommt. Schade. Die TS war ja sicher auch um die 9 Monate lang schwanger - spätestens da hätte vielleicht ein konkreter Trainingsplan erstellt werden können, der speziell die Situationen zu Hause behandelt. Mit Managment alleine und Hundeplatz und Agility ist den Situationen zuhause ja nicht geholfen.
    Ebenso gibt es sehr gute Bücher zur Frage, wie klappt es mit Hund und Kind. Wurde davon eins gelesen?
    Kämen hier konkrete Fragen bezüglich Trainingsmaßnahmen, würden sehr viele User bestimmt auch liebend gerne helfen.


    Ich denke, mit nem passenden Trainingsplan wäre da echt viel zu machen. Leider scheint der Zug bei der TS emotional schon abgefahren zu sein. Ich mag da auch keine Vorwürfe machen, dass sie nun überfordert ist undn der Hund abgegeben werden soll. Ich frage mich nur, was die zweieinhalb Jahre vorher gemacht wurde, denn das Kind fällt ja nicht einfach nachts plötzlich vom Himmel. Die Probleme waren ja lange vorher abzusehen.


    Ich würde auch sagen, ab ins TH, was anderes geht ja rechtlich auch nicht.
    Ich kann nur sagen, mein 7-jähriger Rüde, den ich aus dem TH hab, hat eine ähnliche Vorgeschichte. Familie mit 3 Kindern, keiner hat sich richtig um ihn gekümmert, keine Zeit, keine Lust, kognitiv überfordert, irgendwann eben abgegeben. Der Hund kannte nix und war total hibbelig, gesundheitlich und geistig total vernachlässigt. Das soll nicht überheblich klingen, aber für ihn war es gut, dass er nochmal woanders hin kam. Wir trainieren richtig mit ihm, haben einfach die Zeit dafür und große Lust darauf. Er hat Suchspiele, Apportiertraining, Scent Hurdle Race und zig Sachen kennen gelernt, er blüht nochmal richtig auf. Trotz seiner 7 Jahre. Manchmal kann eine Abgabe auch Glück für den Hund bedeuten. Schön fände ich, wenn die TS in Absprache mit dem TH an der Weitervermittlung beteiligen würde. Wenn das TH den Hund online stellt, dass die TS das zb im Internet verbreitet usw.

    Dann viel Erfolg bei deinen Prüfungen und dann schreiben wir einfach nochmal.
    Zwei Mädels unterwegs mit zwei großen schwarzen Hunden, die jeweils Probleme mit großen schwarzen Hunden haben :D Das wird bombastisch :lol:


    Was mir beim Fingertouch noch einfällt, das ist nur eine winzige Kleinigkeit, aber beim Charly war es wichtig, wie rum ich die Hand halte. Also ich strecke ja Zeigefinger und Mittelfinger aus, und zwar mit der Außenfläche der Hand zu ihm. Wenn ich ihm die Handinnenfläche hingehalten habe, hat er die Finger nicht getoucht, sondern drin rumgeschnüffelt, weil er dachte, da könnte ja was drin sein in der restlichen Faust *gg* Das hat ihn dann total verwirrt und abgelenkt, und manchmal hat er auch gar nix gemacht, als wenn das Zeichen so rum nicht wirklich deutlich ist.

    Ich denke auch, dass Leine, Kekse, Clicker usw. am Anfang ablenken könnten. Charly musste das am Anfang auch erst ganz deutlich haben. Mittlerweile hat er das "Nasentouchen" aber total verinnerlicht, er stupst alles an, was ich ihm hinhalte, auch meine Nase (voll süß, aber einmal hat er daneben gezielt und mir seine Nase mit voll Karacho ins Auge gepiekst... aua... :ugly: )
    Vielleicht kannst du ja mal probieren, ob ihr statt Klicker auch mit nem Markerwort zurechtkommt. Gerade bei nem Hund, der auch mal in die Leine springt, war ich immer froh, beide Hände möglichst frei zu haben *g*


    Danke Ingrid, leider kann ich mich selten bis gar nicht kurzfassen, das nervt mich selber manchmal :headbash:
    Aber so lange es nicht total vom Lesen abschreckt, gehts ja :roll:

    Hey Kittycat, danke für das Kompliment :ops:


    Wir mussten den touch auch schrittweise aufbauen, haben angefangen in Situationen, in denen rein gar nichts war, haben ein richtiges Spiel daraus gemacht, wie Shoppy schon schrieb, mal musste er für den touch hochspringen, mal durch meine Beine laufen, usw., draußen und drinnen. Dann haben wir angefangen, den touch abzufragen, wenn ein anderer Hund noch suuuuper weit weg war, mit der Zeit konnte er den Touch dann ausführen, wenn die Distanz zum anderen Hund immer geringer war.
    Heute stehe ich hinter ihm und er muss sich 180 Grad umdrehen um den touch zu machen. Am Anfang wäre das auch zu schwer gewesen, wir haben damit angefangen, dass ich auf Kopfhöhe genau neben ihm stand und er den Kopf nur leicht zur Seite neigen musste. Auch das haben wir langsam gesteigert.
    Oft haben wir auch noch das Entspannungssignal vorgeschaltet, man hat dann an einer winzigen Ohrenbewegung gesehen, dass er kurz geistig anwesend war und DANN haben wir den touch abgefragt.
    Mittlerweile benutzen wir den touch auch für Tricks, dass er den zwei Fingern quasi folgt, so bring ich ihm gerade das Kriechen bei :D Ich denke, je öfter man mit dem touch auch in verschiedenen Situationen arbeitet, desto leichter fällt es wahrscheinlich auch in schwierigen Situationen.


    Wie lange wir gebraucht haben... Schwer zu sagen, ich versuch mal, das zu rekonstruieren. Generell hatten wir immer wieder Phasen, wo wir gar nichts groß machen konnten, weil Charlys Gesundheit ziemlich im Eimer war / ist. Wir haben ihn vor einem halben Jahr aus dem TH bekommen ohne irgendwelche Angaben zu seinem körperlichen Zustand, obwohl es ihm offensichtlich nicht gut ging. Raus kam dann mit der Zeit eine saftige SDU, leichte bis mittelschwere IBD, vergrößerte Prostata, leichte Hüftprobleme usw. Waren immer wieder sehr mit seiner Gesundheit beschäftigt, vor allem mit dem ständigen Durchfall. Sieht mittlerweile GsD alles ganz gut aus, er darf nur spezielles Futter, die Schilddrüsenwerte sind eingestellt, er hat nen Kastrachip, also sehr viele Veränderungen auch körperlich, auf die er sich sicher auch erstmal ganz neu einstellen musste.


    Aus dem TH geholt haben wir ihn Ende Mai, bis Mitte / Ende August habe ich in Eigenregie gearbeitet, unendlich viel gelesen, Videos angeschaut, usw. Irgendwann war aber klar, da muss mal einer drauf schauen, der sich damit auskennt, denn nur durch Lesen und Ausprobieren war ich an manchen Stellen doch etwas unsicher. Gott sei Dank kann man ja bei dieser Art von Training zumindest nichts kaputt machen oder schlimme Nebenwirkungen anrichten :) Das belastendste war bei uns dieses platt Hinlegen und ganz steif machen und nicht weitergehen. Ich konnte auf ihn lange nicht wirklich einwirken, ich hätte ihn echt mit ganz viel Gewalt wegzerren müssen, wodurch er sich dann noch mehr aufgeregt hätte. Ich konnte zwar die Häufigkeit und die Distanz, bei der er das macht, schon super verringern, aber ich hab einfach gemerkt, ich fühle mich selber besser, wenn da jetzt mal einer schaut, der sich wirklich auskennt. An dem Punkt haben wir dann eine tolle Trainerin dazugeholt, die mir die entscheidenden Tipps gegeben hat und mich auch nochmal mit spezielleren Materialien zum Thema versorgt hat.


    Wir hatten dann bei ihr eine Stunde zu diesem Thema und dann später nochmal eine Stunde zum Thema "Ballsucht", weil er ja auf Bälle und Spielzeug so dermaßen fixiert war und abgegangen ist, dass er ja auch gar nicht mehr ansprechbar war.
    Und einen Social walk hatten wir noch bei ihr.
    Den Rest habe ich selber gemacht, bei Rückfragen konnte ich ihr per Email fragen stellen und habe immer zeitnah Anregungen und Tipps bekommen.
    Mit der Zeit habe ich noch Gassileute kennen gelernt, die auch so arbeiten wie ich und die mir auch immer wieder zwischendurch mal einen guten Hinweis gegeben haben.


    Und klar haben wir auch noch mal Rückfälle, solche Vorfälle wie von dir geschildert können einen wirklich ein bissl zurückwerfen, aber meistens ist es doch nicht so schlimm, wie man erst denkt.
    In dem Hundehotel, wo wir auf dem Seminar waren, kam am zweiten Tag die hauseigene Schäferhündin hinter der Empfangstheke vorgeprescht und hat uns total angebellt. Charly und ich haben uns beide gleichermaßen erschrocken und Charly hat das so extrem verknüpft, dass er ab da immer die Theke angebellt hat, selbst wenn die Hündin gar nicht dahinter war :headbash: Wir konnten das Tag für Tag wieder runterfahren und auch am Ende wieder fast normal dran vorbei gehen. Sowas ist echt ärgerlich, aber ich gestehe Charly auch sowas zu, ohne dass ich davon genervt bin oder so.
    Ich wollte auch schon so oft mit dem Rauchen aufhören oder Diät machen oder meine Uni-Sachen mal nicht immer auf den letzten Drücker erledigen, und wie oft habe ich da Rückfälle in altes Verhalten gehabt.
    Dafür, dass Charly vermutlich erlerntes Verhalten ablegen muss, was er 7 Jahre lang gezeigt hat, ist ein halbes Jahr echt nicht viel Zeit und Rückfälle sind gestattet.


    Ich hab schon gelesen, dass ihr hier aus der Nähe kommt... Wir könnten uns auch gerne mal treffen zum Üben, wenn du magst. Ich finde das immer einfacher mit jemandem, der dasselbe Problem hat und weiß, worauf es ankommt. Wo ganz genau wohnt ihr denn?

    @ Ingrid: Ja, wenn mal was schiefgegangen ist, lag es immer an meinem timing, oder daran, dass Charly mir den Hund anzeigt wie verrückt und ich es nicht sehe :D


    Was auch schon zu deinen Fragen führt, Staffy: Ja, im Freilauf funktioniert das fast noch besser als an der Leine. Wenn er frei läuft (auch weiter weg von mir) und einen anderen Hund sieht, bleibt er stehen, schaut den Hund an, schaut mich an, kommt für den Touch her. Ohne Aufforderung. Ich spreche ihn nur an und gebe ihm Hilfestellung, wenn ich sehe, es ist grad für ihn super schwer, zb wenn der andere Hund wie aus dem Nichts auftaucht und dann schon sehr nahe ist. Dann reicht aber ein leises Ansprechen und er schafft es. Ne ganze Zeitlang, bevor wir die Alternativhandlung richtig drin hatten, war es so, dass er manchmal einen Hund gesehen hat, den ich noch nicht bemerkt hatte. Dann stand er da, hat wie ein blöder von dem Hund zu mir und immer hin und hergeguckt, mit einem Gesichtsausdruck wie "Alte, jetzt schau doch mal, ich zeig dir hier was!!!". Da wurde ich auch oft von anderen Leute drauf angesprochen, die das eher mitbekommen haben als ich selber, weil es einfach zum Schießen aussah :D
    Mittlerweile merke ich es ja, weil er dann herkommt und mir den Touch anbietet. Wenn ich es rechtzeitig sehe und ich nichts dagegen habe, dass er zum anderen Hund hindarf, dann marker ich, wenn er mich anschaut, also mir den Hund gezeigt hat, und gebe sofort die Belohnung "lauf", also dass er zum anderen Hund hindarf.
    Das kuriose ist, dass er das dann oft gar nicht mehr will. Es ist krass, nach einer Weile hat man ganz deutlich gemerkt, dass das für ihn auch wohl eher zwanghaft und mega stressig war, die anderen Hunde immer abchecken zu müssen. Er wirkt jetzt oft wie erleichtert. Er sieht den "Freund", zeigt ihn mir, macht was anderes, worin er sich ganz sicher ist, die Spannung ist weg und dann geht er einfach weiter schnüffeln oder macht sonstwas, ist dabei ganz locker und wirkt oft echt so, als wenn er denkt, Gott sei Dank muss ich da jetzt nicht mehr hinstürmen. Ich weiß, das ist sehr vermenschlicht ausgedrückt, ich kann es nicht besser beschreiben, aber man sieht es ganz deutlich. Ich werde auch oft darauf angesprochen von Leuten, die man beim Gassi eher so sporadisch trifft und die den Charly also nicht täglich sehen. Auf die Leute wirkt das oft genau so.
    Sehr interessant war das auch auf besagtem Gruppenspaziergang. Als wir ihn abgeleint haben, waren die anderen frei laufenden Hunde vor uns. Er hat sich ihnen angenähert und hätte von mir aus ruhig direkt hinlaufen dürfen. Er hat aber von alleine eine Art pendeln gemacht: Er ist drauf zugelaufen, umgedreht, touch, ist näher hingelaufen, umgedreht, touch, das ganze 4 oder 5 mal, bis er sich selber genug entspannt hatte und dann hat er Kontakt aufgenommen. Ganz ruhig und höflich. Es war ein anderer Rüde dabei, sehr groß und schwarz (für ihn die schwierigste Kategorie), da gab es bis zum Schluss immer mal ein paar kleine Spannungen. Jedes mal, wenn er diesem Hund über den Weg gelaufen ist, hat er sehr gut kommuniziert, hat die Situation selbstständig gelöst (ich habe gar nicht eingewirkt, war auch weiter davon entfernt) und hat sich dann unaufgefordert von ihm abgewendet und ist für einen touch zu mir gekommen. Dann ist er ganz entspannt zur Gruppe zurück gelaufen und hat wieder am Gruppengeschehen teilgenommen.
    Den anderen Teilnehmern ist das auch extrem aufgefallen, ich habe selbst Bauklötze gestaunt, weil er so ausgeprägt mit mir kommuniziert hat, obwohl die Ablenkung so mega hoch war.


    Deine Frage, ob er selbstständiger geworden ist, ist überhaupt die spannendste. Charly hat mir immer sehr an den Hacken geklebt und meine Bedenken waren auch, dass er durch das ständige Kommunizieren mit mir und Herkommen müssen für den touch noch mehr an mir kleben würde. Genau das Gegenteil ist aber passiert. Er bietet den touch an, weil es ihm Spaß macht und er manchmal sicher gerne einen Keks haben möchte :D , aber hauptsächlich sieht man sehr deutlich, dass er das selber als Entspannungsmaßnahme einsetzt. Es hilft ihm, bissl runterzukommen und wenn er dann auf den anderen Hund zugehen darf / möchte, ist er dann viel gelassener und sicherer und konnte sich schon geistig darauf einstellen.
    Gleichzeitig hat sich zb sein Radius generell deutlich vergrößert. Er läuft freiwillig deutlich weiter von mir weg, auch wenn wir in einer Gruppe Gassi gehen, läuft er mit den anderen Hunden teilweise kurz aus dem Sichtfeld (zb in eine Bucht am Bach), was lange undenkbar gewesen wäre. Er checkt zwischendurch immer wieder regelmäßig bei mir ein :D , was voll süß ist, geht dann aber wieder seiner Wege und regelt dann auch alles mit seinen Artgenossen selbstständig ohne dass ich immer daneben stehen und markern muss. Er hat selber gelernt, welches Verhalten am besten für ihn ist und zeigt es auch ganz zuverlässig, wenn ich weiter weg bin und er mal 100 Meter weiter mit einem Artgenossen was macht.
    Das ist für mich überhaupt das beste. Unser Schlüsselerlebnis war da vor ein paar Wochen. Wir waren wandern und sind einer Route aus einem Wanderbuch gefolgt, die aber ganz plötzlich über einen privaten Bauernhof führte. Als wir um die Ecke gingen und man das sah, standen wir schon so gut wie auf dem Hof, und wer auch schon da stand, war Mister Hofhund, der es deutlich sichtbar gar nicht witzig fand, dass da ein Artgenosse vor ihm stand. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, es war ein unkastrierter Rüde und größer als Charly, also Kategorie mega schwer. Mit Anleinen oder Abrufen war da nix mehr, war einfach alles schon zu nah. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet, aber Charly hat so astrein höflich und defensiv kommuniziert, ich hab ein paar mal leise reingemarkert, und er hat sich ganz schnell lösen können und wir konnten einfach weitergehen. Er hat die Situation im Grunde komplett alleine geregelt.
    Das ist für mich fast ein größerer Erfolg als das Leine pöbeln, denn er war anderen Hunden gegenüber am Anfang immer super aufdringlich und konnte sich von ihnen nicht lösen. Wir haben extrem das Abwenden verstärkt und jetzt kann er nach ein paar mal Schnüffeln sagen, ok, weiter gehts. Man sieht deutlich, dass er in diesen Situationen nicht mehr so unsicher ist, sich insgesamt wohler fühlt und einfach selber weiß, was er zu tun hat und das auch automatisch macht. Damit ist ihm selber total geholfen, denn das war für mich immer schlimm mit anzusehen, dass er am Anfang überhaupt nicht wusste, was er wie machen und wie er mit solchen Situationen umgehen soll. Jetzt weiß er es, und er tut es unaufgefordert, und er sieht sichtlich entspannter aus. Und dass er sich nun auch traut, selbstständiger zu werden, weiter von mir wegzulaufen, Situationen auch alleine zu regeln, wenn ich ihn lasse und nicht abrufe, das freut mich total für ihn. Er traut sich mehr zu und auch ich kann ihm nun absolut vertrauen und ihm auch Situationen zutrauen, und das ist einfach das tollste überhaupt, vor allem im Vergleich zum Anfang.


    Sorry für den langen Roman, es ist halt einfach zu spannend :smile:

    Noch was vergessen.
    Am Anfang dachte ich auch, dass man nicht in "Fehlverhalten" reinmarkern kann, weil es dies dann noch verstärkt.
    Mittlweile weiß ich es ja besser und sehe bei uns auch ganz klar drei Funktionen des Markers:
    1. Bestätigung von erwünschtem Verhalten
    2. Da bei 1. mit dem Marker das "Kommando" automatisch aufgehoben ist, hat es auch bei unerwünschtem Verhalten eine abbrechende / aufhebende Wirkung
    3. Das bereits hundert mal erwähnte Gegenkonditionieren - Glücksgefühle kommen auf den Haufen schlechter Gefühle und so wird die Bilanz zunehmend positiver.


    Und da ja auf den sekundären Verstärker immer ein primärer folgen muss, man aber nicht in allen Situationen Kekse werfen kann, ist dann bei uns der "minderwertigste" primäre Verstärker verbales Lob. Bei uns immer die Kombi "top - prima". Und es ist unglaublich, was man damit noch erreicht. Es gab Situationen, da konnte er sich auf nix anderes einlassen, aber das ist trotzdem angekommen.
    Und es wirkt Wunder in sehr angespannten Hundebegegnungen. Bei steifem im Kreis staksen mit anderen Rüden kam von mir eine ganze Arie von "top - prima"s und das wirkt Wunder auf die Situation.
    Oder als Beispiel, einmal kam ein anderer Hund zu mir, ich saß auf dem Boden, mit Keks- und Balltasche am Körper, und Charly ist schon ein kleines Ressourcenschweinerli :) Der andere Hund setzt sich also mitten auf meinen Schoß, schleckt mich ab, schnüffelt an meiner Kekstasche usw. Charly, der direkt neben mir saß, spannt sich an und läuft unruhig drum herum. Alleine eine Arie von "top - prima" hat dazu geführt, dass Charly diese Situatione hervorragend aushalten konnte und zunehmen entspannen konnte. Marker machen soooo viel aus.
    Gleiches Spiel, in der Trainingshalle rennen aus Versehen zwei Hunde auf dasselbe Apportel zu - Markern und verbales Lob, die Situation entspannt sich, es wird beschwichtigt und sich abgewendet. Hammer.


    Und all diese Dinge haben bei uns das Leinepöbeln mit verbessert, weil all das immer mehr positive Erlebnisse mit Artgenossen schafft.


    Einfach soooo toll :D

    Oh, ist das ein toller Thread.
    Ich hab mich jetzt durch die ersten 36 Seiten gekämpft und werde den Rest noch nachholen.
    Glückwunsch erstmal an alle, die schon so tolle Erfolge hatten!!!


    Ich berichte dann auch mal kurz.
    Habe Charly seit einem halben Jahr. Laut Tierheim 7 Jahre alt, unkastrierter Labbi - Rüde. Von Anfang an total hibbelig, mega schnell gestresst, immer sehr angespannt. Scheinbar überhaupt keine großen Erfahrungen mit anderen Hunden, konnte Spielaufforderungen nicht deuten und wirkte wie der reine Analphabet in seiner eigenen Sprache, konnte weder andere Hunde lesen noch selber vernünftig kommunizieren.
    Und an der Leine ein echter Leinenpöbler, trotz nur 20 Kilo konnte ich den teilweise kaum halten und musste das eine oder andere mal echt mit meinem Gleichgewicht kämpfen. Das Verhalten hat er vermutlich schon sein Leben lang gezeigt - also echt eine lange Dauer.
    Bei Hundesichtung hat er schon auf 100 Meter mega fixiert, das nächste war dann platt und geduckt hinlegen und total stocksteif daliegen und keinerlei Ansprechbarkeit mehr, da hätte ich über seinem Kopf auch zwei Bratpfannen aneinander kloppen können, der hätte das schon nicht mehr mitbekommen. Geschweige denn Aufstehen und weitergehen. Vorderhirn ade. Und danach kam dann ab einer bestimmten Distanz einfach nur noch lospreschen und in die Leine springen, bellen ohne Ende, so dass er trotz Geschirr nur noch am Röcheln war.


    Ich habe von Beginn an nur positiv mit ihm gearbeitet und war recht schnell auf den Zeigen & Benennen - thread von shoppy gestoßen.
    Habe das dann schrittweise aufgebaut.
    Heute ist das Fixieren und platt auf dem Boden schmeißen völlig verschwunden. Auf sehr engen Wegen, wo man kaum ausweichen kann, ist es noch manchmal schwierig, oder wenn ein sehr großer Hund zuerst pöbelt. Da reagiert er noch manchmal, aber viel schwächer als früher und nach ein paar mal wuff ist es auch schon wieder gut.
    Das Z&B hat sehr schnell geklappt, bei uns heißt es "Wo ist der Freund?", weil das dann auch mir mehr Frust genommen und das Ganze so einen netteren Beigeschmack bekommen hat *ggg*
    Er hat nur mit anderen Hunden ein Problem, aber wir benennen auch Menschen und alles mögliche. Es entspannt ihn unheimlich, wenn ich ihm klare Informationen über die Umwelt geben kann - in der Dämmerung erkennt er manchmal Dinge nicht richtig und dann kann ich sagen, das da vorne ist ein Mensch, und dann weiß er Bescheid und geht wieder Schnüffeln.


    Die größten Erfolge hatten wir in den letzten anderthalb Wochen. Wir haben an einem Gruppenspaziergang teilgenommen, wo die Hunde die erste Hälfte nur an der Leine waren und keine Kontaktaufnahme stattgefunden hat. Charly hat nicht gepöbelt, wir konnten ziemlich eng mit den anderen Teams im Kreis stehen und sogar Aufgaben lösen (wir haben am Ende den 2. Platz gemacht und ich war sooo stolz auf meinen kleinen Kasper *freu*) und er hat trotz der anderen Hunde so toll mitgemacht.
    In der zweiten Hälfte durften einige Hunde zusammen laufen, und auch da hat sich vieles enorm verbessert. Wir haben bei Begegnungen ohne Leine von Anfang an langsames Annähern, Abwenden, Bogen laufen, beschwichtigendes Verhalten und alles was auch nur annähernd in diese Richtung geht, gemarkert und haben mittlerweile einen höflichen und entspannten Hund, der sich nett und langsam und seitlich annähert und nicht mehr geradewegs drauf zuprescht, wofür er ganz am Anfang mal richtig einen auf die Nase bekommen hat, und seitdem war ich selber auch ne ganze Weile sehr ängstlich und angespannt und musste auch erst wieder lernen, Charly zu vertrauen und ihm Situationen wieder zuzutrauen.


    Und dann waren wir vergangene Woche in Oberammergau auf einem tollen workshop, wo auch all diese Sachen gelernt werden ;) Es waren jeweils 4 Hunde gleichzeitig in einer Trainingshalle. Charly hat nicht gepöbelt, alle Begegnungsübungen waren erste Sahne, und er konnte sich völlig auf mich und unsere Übungen konzentrieren, obwohl andere Hunde rumgewuselt sind oder am Rand lagen und er sie noch nicht mal richtig abchecken konnte :rollsmile: . Für ihn ist / war sowas immer schwierig, weil er ein "Abchecker" war *lol* Er hat nie einen anderen Hund beschädigt oder angegriffen, aber er musste immer erst den anderen "abchecken", bevor er ihn "dulden" konnte. Hat man ihm das Abchecken versagt, gabs Frust und Wut ohne Ende. Das Problem haben wir nicht mehr.


    Ach ja, also wir haben als Alternativhandlung den Zwei-Finger-Touch aufgebaut. Total sinnfreie Handlung, die aber so positiv aufgebaut wurde, dass der Hund diese Handlung super gerne macht und sie ihm auch leicht fällt. Dadurch ist er danach auch ansprechbar für schwere Dinge. Mittlerweile hat sich das vollkommen automatisiert. Wenn er einen anderen Hund sieht, dreht er sich von ganz alleine ohne irgendeine Ansprache um und streckt mir den Rüssel entgegen um den Touch zu machen. Es ist der pure Wahnsinn. Wenn der andere Hund sehr spannend ist, dann schaut er erst ein paar Sekunden. Aber auch dann brauche ich ihn nicht anzusprechen und er dreht sich für den Touch zu mir um, wenn er es dann nach ein paar Sekunden schafft. Da kann ich auch von ihm weiter weg sein, das macht nichts.


    Was auch enorm geholfen hat, ist nach dem Markern (ich benutze keinen Klicker, sondern ausschließlich "top" als Markerwort) die folgende Belohnung gleich anzukündigen. Das ist dann noch etwas mehr, was auf das Hundehirn einwirkt und es ihm leichter macht, sich umzuwenden. Gerade wenn es ihm manchmal noch enorm schwer fällt, wenn zb die Distanz super gering ist oder wir einen Hund treffen, der Charly immer anpöbelt, dann marker ich mit "top" und direkt danach sage ich an, was folgen kann: Schlabbern (Tube), Fang (Leckerchen werfen), Such Kekse (Kekse vom Boden aufsuchen), Ball - nimm mit (heißgeliebten Ball hinhalten und er darf ihn in der Schnauze tragen und rauf rumkauen), schnüffeln, spielen (Ball werfen), Fußball (selbsterklärend), und was bei großer Anspannung sehr gut ist, ist RENNEN (wir rennen zusammen los. Das rockt für ihn total und löst gut die Anspannung). Dass wir mit Spielzeug belohnen können ist noch recht neu, da er ein totaler Balljunkie war und die ganze erste Zeit beim schlichten Anblick eines Balls die ganze folgende Stunde oder länger mit ihm nichts mehr anzufangen war und sein Adrenalinspiegel sonst wo war. Das haben wir aber erfolgreich abtrainiert, wir können nun mit Ball tragen oder werfen belohnen, und nach einmal ists auch wieder ok und er kann sich davon wieder lösen.


    Wir haben zur Unterstützung noch das Entspannugnssignal. Geschirrgriff haben wir irgendwie nicht mit einbezogen, den bauen wir jetzt grad auf.
    Was auch noch geholfen hat, war der Anker vom doppelten Rückruf. Das ist bei uns "zack zack zack". Das haben wir megahyperbombastomanisch verknüpft, weshalb wir ihn eigentlich damit von allem abrufen können, auch aus dem Spiel usw. Jedefalls gab es am Anfang Situationen, wo er platt lag oder sehr steif den Hund fixiert hat und die ganze Leinenlänge zwischen uns lag. Wenn selbst top - rennen nicht mehr funzt, habe ich den Anker, also eine Intermediäre Brücke benutzt, die wir speziell für den Rückruf aufgebaut hatten, und damit konnte er sich dann tatsächlich lösen und auf mich zu laufen, und wir sind dann noch zusammen ein Stück gerannt und dann gab es Marker und Belohnung. Beim Anker ist das tolle, dass er wie ein Staubsauger wirkt. Der Hund rennt nicht unbedingt sofort los, aber man merkt, wie er immer weiter herangesaugt wird, fast wie in so einem Trickfilm :headbash:
    War mega wirkungsvoll.


    Also wie gesagt, wir bauen noch den Geschirrgriff auf, "mach blind", den Seitenwechsel und auch das Hinter mich bringen. Finde ich generell noch sinnvoll.


    Sollte noch irgendwas fehlen oder unverständlich sein, dann bitte nachfragen, ich hab schon viereckige Augen vom Lesen und ich bin grad so müde, dass ich nicht ausschließen kann, etwas wirr geschrieben zu haben *g*


    Ich möchte mich auch nochmal bei Shoppy bedanken, die in allen möglichen Threads die allertollsten Ratschläge gibt, hammergut erklären kann, sich nie aus der Ruhe bringen oder provozieren lässt und einfach immer total sachkundig, professionell und souverän erklärt und hilft. Danke :gut:
    Auch Fräuleinwolle würde von mir ganz viele tolle Bömmel bekommen, wenn es die noch gäbe ;)

    @ flying - paws: Ja, Vergleiche mit dem Wolf sind eigentlich fast immer nutzlos :D Ich hab mal in einem Buch den Satz gelesen "Ein Wolf ist genau dann kein Wolf, wenn er ein Hund ist". Fand ich super formulilert :D


    Ich meinte es eher als Gedanken auf die Aussage, die Kastrationsgegner oft treffen, nämlich dass Kastration unnatürlich sei, weil das wilde, freilebende Tier (da wird dann immer der Wolf genannt) ja auch intakt rumläuft. Das hört und liest man so oft, deshalb fand ich die Info, dass männliche Tiere in der freien Natur aber auch eine Art Zyklus haben und unsere Hunde nicht und deshalb manche dadurch eben so dauerhaft gestresst sind, für mich selber einfach einen interessanten Gedanken. Für mich war das ne neue Info und recht einleuchtend. Meinst du denn, dass der Körper sich da so mitentwickelt, dass er mit dem dauerhaftem Drang zu sexuellen Handlungen gut umgehen kann? Ich habe da nicht so viele Vergleichsmöglichkeiten, ich seh halt nur bei unserem nun, dass ihn das doch sehr gestresst hat und er erst jetzt die Welt außerhalb von Fortpflanzungsthemen überhaupt mal wahrnimmt.


    Ich hatte da am Anfang gar keine Meinung zu im Sinne von "man muss" oder "man darf auf keinen Fall"; wir haben unseren intakt aus dem TH bekommen und mussten irgendwann anfangen, uns über das Thema zu informieren.
    Und jetzt bin ich so happy, dass es den Chip gibt und man einfach mal beobachten kann, ohne gleich schnippeln zu müssen.