Ich kann dann auch mal kurz berichten.
Charly hat den Chip jetzt gut zweieinhalb Monate. Die ersten ca. dreieinhalb Wochen hat man gar nichts bemerkt, dann hatten wir einen unglaublichen Reboundeffekt, der Kollege hat sich draußen aufgeführt wie King Kong persönlich, nur noch geschnüffelt, geschnaubt und gegrunzt, Schaum vorm Maul, angespannt ohne Ende.
Nach ca. 6 Wochen hat die eigentliche Wirkung eingesetzt und ich bin völlig platt. Er ist draußen ein ganz anderer Hund, er wirkt so, als wäre eine riesige Last von ihm abgefallen und als würde er jetzt überhaupt erstmal mitkriegen, was sonst so um ihn herum geschieht. Kein ständiges zwanghaftes Abscannen der Umgebung mehr auf andere Rüden oder leckere Mädchen.
Er spielt neuerdings, sowohl mit Rüden als auch mit Mädchen, hat Spaß, ist locker und im Vergleich zu vorher unglaublich entspannt. Man kann deutlich sehen, wie gut es ihm plötzlich geht, er scheint sich viel wohler zu fühlen und wirkt wie befreit.
Wir werden das weiter beobachten. Gewicht hat er nicht zugelegt, was ich fast schade finde, denn wir kämpfen immer um jedes Gramm. Er ist tendenziell eher zu dünn.
Träge ist er auch nicht geworden, wie gesagt, eigentlich ist er aktiver und spielt mehr, vor allem draußen.
Und sein Anusbereich hat sich verkleinert. Ich wurde vorher oft drauf angesprochen, warum mein Hund denn so ein riesen Popoloch hat. Es ist jetzt um ca. 70% auf eine normale Größe geschrumpft. Mir wurde erklärt, dass das viele Testosteron wohl die Prostata und / oder die Analdrüsen vergrößert hat.
Fellprobleme hatten wir schon vorher, es ist weder besser noch schlimmer geworden. Bei ihm kommt das von einer Schilddrüsenunterfunktion. Da durch den Chip die Schilddrüsenhormone noch mehr sinken, musste ich noch mehr substituieren, eine Woche lang hatte er richtig mieses Fell, habe dann die Dosis der Schilddrüsentabletten erhöht und dann war das Fell wieder wie immer.
Wir schauen uns das alles noch an, so lange der Chip wirkt, aber wenn es ihm damit weiterhin so gut geht, werden wir ihn wohl dann richtig kastrieren lassen.
Ich habe schon öfter gehört, dass manche Hunde nach dem Chip ängstlicher oder unsicherer oder schneller nervös werden, angeblich liegt das oft daran, dass durch den Chip eben die Schilddrüsenwerte im Körper sinken, was zu solchem Verhalten führen kann. Da könnte man dann einfach mal den T4 kontrollieren lassen und die Schilddrüsenwerte mit Tabletten wieder in den richtigen Bereich bringen.
Was mich noch sehr gewundert hat, ist, dass hier ja oft erklärt wurde, dass beim Chip überhaupt kein Testosteron mehr im Körper sei, bei ner chirurgischen Kastra immerhin noch so 10 oder 20 %. Auf einem Vortrag habe ich jetzt aber gehört, dass auch beim Chip noch ein bißchen Testosteron im Körper gebildet wird, da der Chip ja auch nur auf die Hoden wirkt und nicht auf die anderen Stellen im Körper, wo auch Testosteron gebildet wird.
Also ich bin froh, dass wir das gemacht haben. Mir wurde auch noch erklärt, dass ein männlicher Wolf in der freien Natur auch gar nicht das ganze Jahr über rattig ist, sondern sozusagen auch eine Art Zyklus hat und nur dann wirklich lüstern wird, wenn auch bei den Mädels Paarungszeit ist. Das ist ja dann viel weniger Stress als bei den Haushunden, die das nicht mehr haben, sondern IMMER heiß sind und dann im Gegensatz zu den wilden Tieren ja auch nicht "dürfen". So gesehen kann ich ganz gut damit leben. Aber das wichtigste ist, wie es meinem Rüssel geht, und wenn der weiterhin mit dem Chip so erleichtert wirkt und endlich fröhlich und entspannt sein kann draußen, dann machen wir guten Gewissens die Kastra.