Nein, Deine Hunde sind nicht gestört.
Deine Hündin mag nicht jede andere, na und, wir mögen doch auch nicht jeden Menschen, den wir treffen. Und ihr arbeitet daran, dass ist sehr gut.
Der Rüde ist in dem Alter wo man gemeinhin die "Rüpelphase" hat. Zu dem "Mythos Rüpelphase" gibt es einen Tollen Vortrag von Dr. Ute Blaschke-Bertholt - wenn Du die Möglichkeit hast, solltest Du ihn dir unbedingt "antun" (schau bei http://www.cumcane.de).
Laienhaft zusammengefasst passieren beim Hund in diesem Alter ganz viele Verschiedene Dinge: er wird geschlechtsreif, sprich die Hormone bringen alles durcheinander, was vorher schon ein bißchen Ordnung hatte (Durch Dein Training mit ihm). Das Gehirn macht einfach mal noch mal neue Zellen und "schaltet" haufenweise neue Verbindungen - man kann sagen, es ist derzeit eine Großbaustelle und manche Bereiche sind nun zeitweise ganz "ausser Betrieb"! Und natürlich wird in dem Alter die Umwelt für ihn viel interessanter, als sie vorher war.
Der Hund "kann" also gar nicht anders, deshalb mußt Du ihm helfen.
Wenn er jetzt gerade nicht vernünftig mit anderen Hunden umgehen kann, muß er jetzt eben eine Weile daran gehindert werden, unvernünftig mit ihnen umzugehen. Da hilft die Arbeit mit der Schleppleine "in der Öffentlichkeit" und haufenweise Kopfarbeit in ablenkungsarmer Umgebung.
Grundsätzlich würde ich es ihm verunmöglichen, sich so hochzufahren - das schlägt in dem Alter eben zu schnell um.
Belohne JEDES ruhige Verhalten, dass er angesichts von anderen Hunden zeigt (ich empfehle hier immer den Clicker...) - er kann sich ruhig sein ganzes Mittagessen auf diese Weise verdienen. Essen gibts draussen, wenn andere Hunde da sind und er ruhig ist! Spielen ist okay - wenn der Rückruf zuverlässig funktioniert und Du ihn gut abrufen kannst. Mach das dann ruhig fünfmal zu oft (und lass ihn zum "runterfahren" eine kurze Bleibübung machen) als einmal zu wenig - anschließend darf er dann wieder spielen gehen.
Um ihn grundsätzlich einfach zu händeln, würde ich folgende Sachen üben:
Nasentouch zur Hand (denn damit kannst Du seine Blickrichtung manipulieren).
Sitzen in jeder Situation generalisieren.
Umkehrübungen (sprich umlenkung seiner Aufmerksamkeit zurück auf Dich) - geht toll mit einer Schleppleine, indem Du auf einer großen Wiese alle paar Meter die Richtung wechselst und Du das manchmal ankündigst (Hundi, hierlang) oder auch mal nicht. Das Nachvollziehen Deiner Richtung wird natürlich großzügig gelobt und belohnt.
Seinen Namen als Markerwort konditionierst: Name sagen - leckerchen, Name sagen Leckerchen, ca achtmal wieder holen pro Tag zwei mal ungefähr eine Woche lang, danach ab und zu mal auffrischen.
Damit ist sein Name eine nakündigung für was tolles, was es bei Dir gibt und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich Dir zuwendet, wenn er seinen Namen hört steigt!
Lernen, dass "Hund sehen" nicht gleich "hinrennen und heftig spielen" bedeutet. Dazu am besten viel an der Schleppleine gehen. Sich mit Hund mitten auf eine Hundewiese setzen und versuchen, ihn dazu zu bringen, sich hinzulegen (ohne am Hund rumzuzerren - streicheln und massieren und entspannungssignale sind aber erlaubt) - das ist nicht leicht!
Ihn vor dem spielen lassen immer eine kurze Bleibübung oder konzentrationsübung machen lassen.
Und immer daran denken, das Hirn Deines Hundes ist gerade eine Großbaustelle - es ist gerade jetzt extrem wichtig, dass die neu entstehenden Verküpfungen positiv und nicht aversiv sind!!!