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Hallo
Es gibt da ein Problem mit meiner Luna ( 5 mon.)
Sie hat schon öfters mal nach meien Kindern geschnappt da ging es bis jeztz aber immer "nur" ums Futter. Doch gestern habe ich mich total erschrocken denn die hat meine Tochter nicht erkannt sie kam aus der Schule und wollte wie immer den Hund begrüßen. Luna springt sie auch immer freudig an . Da hat sie doch tatsächlich nach ihr geschnappt und geknurrt. Dieses Verhalten zeigt sie sonst bei unbekannten Gästen die werden erst aus sicherer Entfernung angeschaut und angemotzt und anfassen ist nicht drin nicht einmal wenn sie schon geschnuppert hat . Ich sage dann schon immer zu meinen Gästen nicht anfassen sie beißt " manchmal".
Kann mir irgendjemand einen Tipp geben wie ich das unterbinden kann ?
Oder warum sie so ein Verhalten zeigt ?
Sie hat noch nie schlechte erfahrungen mit Gästen machen müssen geschweige denn mit meiner Tochter !
Liebe Grüße Katharina
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Hallo Katharina,
vergiss das schwammige Rangordnungsgedösel und arbeite an den konkreten Problemen. Denn davon, dass Dein Hund lernt, dass er nicht aufs Sofa darf, weiß er rein gar nichts darüber, wie er sich gegenüber Dir, Deiner Tochter oder Euren Gästen verhalten soll.
zum Thema Futter:
Bitte nimm dem Hund NICHT das Futter weg. Er soll nicht lernen: wenn ein Mensch bei meinem Napf vorbeikommt, muss ich immer Angst haben, dass Mensch mir das wegnimmt (dass das nachher zurück gegeben wird, klingt für den Menschen zwar nett, bringt dem Hund an Lernerfahrung aber gar nichts).
Stattdessen sollte sie lernen: wenn Menschen an meinem Napf auftauchen, ist das immer toll!
Das erreichst Du wie folgt: Du tust ein paar Bröckchen Trockenfutter in ihren Napf, bleibst daneben stehen ( so weit weg, dass Hund nicht „reagiert“ und so dicht, dass Du triftst) und wirfst, während sie frisst, extrem leckeres Hühnerfleisch, Fleischwurst oder ähnliches in den Napf.
Ist der Napf leer, füllst Du wieder etwas TroFu nach – während sie das frisst, auch wieder Leckerchen in den Napf werfen.
Das wiederholst Du mit der ganzen Mahlzeit, täglich und über einen längeren Zeitraum. Mit der Zeit rückst Du immer näher an den Napf, bis Du Dich daneben setzen kannst und die Hand direkt am Napf hast, um die leckeren Sachen hineinzutun.
Wenn Du so weit bist, kannst Du den Napf auch mal festhalten, während Hundi frist.
Zu keinem Zeitpunkt wird dem Hund was weggenommen!!!
Wenn das bei Dir problemlos klappt, lässt Du andere Familienmitglieder wie oben beschrieben füttern (unter Deiner Aufsicht und wieder ganz von Anfang an).
Wenn sie schon den Ort, wo sie immer gefüttert wird, verteidigt auch wenn kein Futter da ist, füttere sie (wie oben beschrieben) immer an anderen Orten im Haus oder auch mal draussen. Wenn das Futter immer an anderen Orten erscheint, kann man erstens nie wissen wo, und zweitens kann man nicht alle Orte verteidigen.
Zum Thema anspringen:
Hunde springen aus verschiedenen Gründen an. Der wichtigste ist übrigens der, dass sie das "ranghöhere" Familienmitglied mit der Beschwichtigungsgeste Maullecken begrüßen wollen. Da der Mund bei Menschen in der Regel höcher angesiedelt ist, muß hund eben springen - mensch macht das dann sauer, weil hund doch "genau weiß, dass er das nicht darf", was dazu führt, das der Hund versucht, seine Beschwichtigungsabsicht deutlicher zu machen (= er springt weiter an). Wenn Mensch dann noch sauerer wird, und den armen Vierbeiner anschreit, oder gar wegstößt, muß Hund seine Beschwichtung noch deutlicher machen - das sind dann die Hunde, die anfangen zu Pinkeln, wenn man nach Hause kommt.....
--> Übe unbedingt, dass sich anspringen nicht lohnt: die Person, die angesprungen wird, dreht sich weg, der Hund wird ignoriert! Es wird weiter ignoriert, wenn der Hund noch mal anspringt. Ignorieren heißt nicht ansehen, nicht ansprechen und nicht berühren (= nicht wegstoßen, nicht runterdrücken! Am Besten die Hände verschränken und Beine nur zum Umdrehen bewegen). Bisse in Hosenbeine ignorieren!!! Es wird so lange ignoriert, bis der Hund alle vier Füße auf dem Boden hat und das wird RUHIG gelobt und belohnt!!! Trainiere außerdem ein Verhalten, das der Hund statt des Anspringens zeigen soll (z.B. „Sitz“, schön sind auch „Pfötchen“ „Verbeugen“ oder mit der Nase an die Hand stupsen – nimm eins, dass der Hund schon sehr gut kann, dass er äußerst positiv verknüpft hat, also sehr gerne macht!). Sobald der Hund also alle viere auf der Erde hat, läßt Du ihn "Sitzen" oder was auch immer Du Dir aussuchst) und lobst ihn dann. Da das für einen aufgeregten Junghund nicht so leicht ist, schon Ansätze des Ersatzverhaltens fürstlich belohnen.
Apportierwütige Hunde kann man auch losschicken, um ein extra für diesen Zweck irgendwo deponierten Dummie, Ball o.ä zu holen ,oder man deponiert einen Dummie an der (oder draussen vor der) Tür und wirft ihn, sobald man durch die Tür ist, möglichst bevor der Hund einen anspringen konnte. Das hat den Vorteil, ein aufgeregter Hund vielleicht seine angestaute Aufregung ehr mit Bewegung abbauen kann, dass hund mit vollem Mund nicht so gerne anspringt und dass man mit vollem Mund auf jedenfall mal gar nicht in irgendwelche Sachen hineinbeißen kann.
Zum Thema anknurren und beißen:
NIEMALS dem Hund das Knurren verbieten, unterbinden, oder wie auch immer ihr das nennen wollt: Knurren ist Kommunkation: es heißt, die Situation passt mir, nicht. Geh weg, Du machst mir Angst. Wenn Du Näher kommst, werde ich beißen!). Man kann natürlich diese Verhalten wegerziehen, das wäre aber kontraproduktiv, weil das knurrenauslösende Problem damit ja nicht beseitigt ist und der Hund dann halt eben„ohne Vorwahrnung zubeißt". Stell Dir das Knurren vor, wie eine brennende Zündschnur. Wenn Du sie brennen siehst, kannst Du durch entsprechendes Verhalten die Explosion verhindern, oder Dich zumindest in Sicherheit bringen. Wenn Du dem Hund das Knurren verbietest, schneidest Du seine Zündschnüre kürzer (aber nicht ab!) – Du verkürzt die Zeit bis zur Explosion, Du hast keine Vorwarnzeit mehr und siehst auch keine drohenden Anzeichen mehr.
Dass die Gäste den Hund nicht anfassen sollen, ist schon mal eine gute Maßnahme, weil sie sich eventuell von der Anwesenheit der fremden Leute bedroht fühlt. Möglich ist auch, dass sie Ressourcen (Euch, ihr Futter, ihr Spielzeug, Ihre Couch…) verteidigt – da sie das ja auch mit dem Fressnapf tut, besteht diese Möglichkeit durchaus – was es ist, lässt sich von hieraus nicht sagen. Beobachte ihre Körpersprache in einer Situation.
Du musst unbedingt dafür sorgen, dass sie Menschen nicht mehr beißen kann, denn Wiederholungen des Verhaltens verstärken das Verhalten und je gefestigter ein Verhalten ist, desto schwieriger ist es, das Verhalten wieder los zu werden.
Sorg dafür, dass der Hund rein räumlich nicht mehr an die Leute rankommt (z.b. Kannst Du ihn so anleinen, dass er auf einem bestimmten Platz (der aber sehr angenehm für den Hund sein sollte und an dem die Gäste NICHTS zu suchen haben) bleibt. Dort fütterst Du dem Hund dann Besucher „schön“. Am Besten lädst du freunde ein, mit denen Du das ausführlich üben kannst. Die Testpersonen halten sich nur im Raum auf, beachten den Hund aber nicht. Kein Blickkontakt, keine Ansprache. Währenddessen bekommt Hundi von Dir wieder Leckerchen. Dabei ist es erstmal ziemlich egal, wie der Hund sich benimmt – Du willst nicht irgendein Verhalten belohnen, sondern nur ihre Einstellung gegenüber Besuchern verändern: Wenn Besuch erscheint, gibt es die besten Leckerchen der Welt. So wird Besuch zum Signal für Leckerchen. Bestimmt hast Du schon mal von Experiment von Herrn Pavlov gehört: der hat eine Glocke geläutet, bevor seine Hunde gefüttert wurden. Nach einigen Wiederholungen haben die Hunde dann schon gespeichelt, wenn nur die Glocke geläutet wurde. Die Glocke wurde zur Ankündigung für Futter und hat die gleiche Reaktion wie Futter hervorgerufen. In Deinem Fall sollen quasi die Besucher das Speicheln auslösen.
Wenn Dein Hund den Besuch nach etwas „Schönfütterei“ angenehmer findet, bekommt er dann aber nur noch Futter, wenn er sich auch wie gewünscht verhält. Nicht gewünschtes Verhalten wird IGNORIERT!!! Nicht bestraft.
Aggressives Verhalten darf in keinem Fall mit Strafe „behandelt“ werden!
Wenn der Hund Anwesende, die sich nicht um ihn kümmern, und still ihren Kaffee schlürfen, recht angenehm findet, fangen die Besucher an, sich langsam im Raum auch zu bewegen. Du achtest darauf, dass sie dem Hund nicht so nahe kommen, dass er irgendwie reagiert, eigentlich sollte er auf seiner Decke liegen, und Dir die Leckerchen aus der Hand gucken. Klappt das ganz gut, dürfen sie auch kurze Blicke in seine Richtung werfen.
Wenn das Training so weit ist, dass der Hund eigentlich schon ganz begeistert ist, wenn Besuch kommt, weils dann immer Lecker zu essen gibt, darf der Gast dem Hund etwas näher kommen (abgewandt, seitlich, nicht ansehen) und ihm ein Leckerchen zu werfen (erst mal nicht reichen, das könnte zu einem Interessenkonflikt für den Hund führen).
Das Training dann entsprechend weiter fortführen und steigern.
Warum der Hund so reagiert ist im Prinzip egal, denn das Wissen ändert ja an dem Status Quo nichts. Du kannst jetzt nur daran arbeiten, dass der Hund Gäste und natürlich Deine Tochter wieder toll findet.
Hunde haben während ihrer Entwicklung verschiedene Angsphasen, das könnte so eine sein.
Wie oben beschrieben, könnte es sich um Ressourcenverteidigung handeln.
Bitte, bitte, bitte bestrafe den Hund nicht, benutze keine Sprühhalsbänder, Klapperdosen oder sonstige aversiven Hilfsmittel: Die Besucher sind dem Hund schon aversiv, Strafe bewirkt nur, dass der Hund die Situation noch blöder findet und entsprechend reagiert.
Der Hund ist auch ganz sicher nicht „dominat“ sondern er hat einfach nicht gelernt oder kurzzeitig vergessen, (das kommt vor, weil sich während der Entwicklung neue Gehirnzellen bilden und diese neu miteinander „verstrickt“ werden müssen, und das zu mehr oder weniger langen „Brain is out of order“-Symptomen führen kann), das er Menschen im allgemeinen und seine Familie und deren Gäste total super finden sollte und auch kann.