Hi,
ich bin natürlich kein Profi, kenne weder deinen Hund noch seine Vorgeschichte und kann lediglich meine Erfahrungen zu diesem Problem mit dir teilen.
Liska (Border Collie) hatte auch ein massives LKW Problem. Zu 100% ist es noch nicht behoben, jedoch sind wir auf dem allerbesten Weg.
Es hat bei uns auch ganz plötzlich mit 1 1/2 Jahren angefangen. Ging so ziemlich einher mit ihrem Jagdtrieb.
Anfangs hatten wir versucht es über den Grundgehorsam zu kontrollieren. Damals hatte sie auch einen üblen Rückfall in die dunkelste Pupertät, sodass wir dachten, es läge daran. Also ging das Unterordnungstraining los. Kommandos saßen, jedoch nicht bei LKW Sichtung. Ich brauche jetzt hoffentlich nicht extra zu erwähnen, dass Liska im Straßenverkehr und in Straßennähe immer angeleint bleibt.
Der zweite Trainingsschritt bestand aus der Suche nach der perfekten Auslastung. Rassebedingt war es für uns Hüten. Nachdem die Grundkommandos richtig saßen, sodass es Sinn machen würde sie an den Schafen zu testen, machten wir uns an dieses Projekt. Zum Glück war diese Option bereits vor der Hundeanschaffung mit einem ansässigem Schafs- und Border Collie Halter, sowie über eine Kommolitonin, die regelmäßig Trails mit ihren zwei Bordern läuft, abgeklärt.
Doch leider hatte dies katastrophale Konsequenzen. Nicht für die Schafe. Nicht für den Hund. Nur für unseren Stolz. Liska ist eine Lachnummer vor den Viechern. Sie hatte nicht nur riesigen Respekt vor den Wollköpfen, sondern weiß auch gar nicht was sie mit ihnen machen soll. Einzig interessant sind die Schafsköttel, wodurch sie soviel zutrauen zu den Tierchen gewann, dass sie am Ende sogar in der Herde stand und mit ihnen wanderte ... Nun ja, wir waren jedes Mal eine Lachnummer. Nach 4 wochen intensiven Nichts Machens, kamen wir zu dem Schluß, dass sie zwar hüten möchte, aber nicht weiß wie .... Eben eine Linkshänderin mit komplett ausgestatteten Werkzeugkasten.
Nach einem Jahr und sinnlosem herumdoktorn, 4 Trainern, kam dann bei uns die Einsicht. Es hat bei Liska (!) nichts mit Gehorsam, mangelnder Auslastung, fehlendem Vertrauen etc. zu tun, sondern mit einem zu hohem Reißpotential und Ahnungslosigkeit.
Also gingen wir der Frage nach, bis zu welchem Augenblick sie noch ansprechbar ist.
Wir haben dann ausprobiert und analysiert:
-10/20m vor der Straße?
-an der Straße, mit Sicht auf den zukommenden LKW?
-wie wichtig ist Sichtkontakt und Fixieren?
- auf einer Brücke mit Blick auf die Autobahn?
-was sind Ausnahmen (Warten an der Bushaltestelle!)?
-ab welchem Moment nimmt sie einen LKW wahr (vibration? Lärm? Geruch?)
-gibt es eine Kopplung mit unserem Verhalten? (Anspannung, regelmäßiges Umdrehen und Ausschauhalten, Kurznehmen der Leine....)
Irgendwann hatten wir alle Variablen und Auslöser entarnt und uns ans Arbeiten gemacht.
1.Liska war bei einem Abstand von 20m zur Straße noch ansprechbar. Dies wurde trainiert und langsam die Entfernung zur Straße verkleinert. Zudem reagiert sie entspannter bei Körperkontakt.
2.Anfangs hatte ich sie zwischen meine Beine geklemmt und zusätzlich am Geschierr festgehalten, sodass sie gar nicht körperlich in die Leine laufen konnte. Dies hat ihr sichtlich geholfen. Inzwischen braucht sie als "Sicherheit"/"Erinnerung", nur noch das Auflegen meiner Hand auf ihren Rücken.
3.ICh bin nur noch mit Kopfhörern aus dem Haus gegangen. Denn Liska hat durch meine Körpersprache gemerkt, dass Gefahr im Anzug war. Dies war vorallem für Wege wichtig, die nicht direkt an der Straße sind, wo jedoch ein LKW hörbar ist. Den Lärm als Auslöser konnten wir schließlich auch ausschalten. Es hat gedauert, aber inzwischen ist sie viel lockerer an der Hauptstraße, weil auch ich nicht immer auf dem Sprung bin. Im Grunde haben wir uns beide so desensibilisiert.
4. Sobald sie beim Spaziergang entspannter und damit auch in Straßennähe ansprechbar wurde, begannen wir ein alternatives Verhalten aufzubauen und ein Kommando zu stärken. Bei uns ist es Sitz. Kommt ein LKW angefahren, lasse ich sie kurz vor mir absitzen und baue Blickkontakt auf. Je nach dem blocke ich dabei die direkte Sicht auf die Straße. Je nach Abstand zur Fahrbahn reicht auch eine ruhige, mündliche Ermahung.
Dies scheint etwas kompliziert. Aber im Grund bestand es aus wenigen Schritten, die wir durch Analyse ihres/unseres Verhaltens mit Variablen füllen konnten.
a) Auslöser finden: Sicht, Möglichkeit zu fixieren, Lärm, Abgasgeruch, euer Verhalten.
b) Entspannung bei Objekt Sichtung -> altes Verhalten abbauen, Sicherheit geben. Dabei müssen die HH auch entspannt sein. Achtung: nicht zu viel Reizkonfrontation auf einmal! So ein Adrenalinstoß muss auch abgebaut werden.
c) Ansprechbarkeit und Blickkontakt trainieren. Vor allem letzteres war schwer und dauerte, weil für den Border fixieren selbstbelohnend ist.
d) Alternativ Verhalten aufbauen, dabei keine Spannung/ Erwartungshaltung aufkommen lassen.
Ich weiß natürlich nicht ob es bei euch auch funktioniert. Vielleicht habt ihr mit einem kompetenten Trainer auch mehr Erfolg.
Die Methode "Zeigen und Benennen" kann natürlich auch super sein. Als unser Problem auftrat, war uns diese Möglichkeit leider nicht bekannt.
Gutes Gelingen und bloß nicht aufgeben.
Liebe Grüße
Dawn