ZitatGeht zB. ein Trail an einer Kreuzung auf der einen Straßenseite rechts rein um dann auf der anderen wieder rauszukommen, ist es für den Hund ja nicht so schwierig einfach gradeaus über die Kreuzung zu gehen und diesen Backtrail garnicht auszuarbeiten.
Ich nehme mal dieses Beispiel. Mit dem Gedanken, dass der Hund den Backtrack ausarbeiten sollte, hat man das Grundproblem, dass er möglicherweise geradeaus laufen würde, nicht behoben.
Ich gehe nicht davon aus, dass Alun mit den natürlichen Verhaltensweisen des Hundes umgeht. So ist es relativ einfach einem Hund gewisse Gegebenheiten eines Spurverlaufs anzutrainieren. Es funktioniert auch, da man als HF auch weiß, auf was es ankommt und sein Handling darauf abstellt.
Mit der Kocher Methode war es recht einfach, den Hund davon abzuhalten, in einer Kreuzung bei Spurverlust geradeaus zu laufen. Funktioniert auch wenn man es nicht weiß, was gerade im Einsatzfall ein wichtiger Punkt ist, da man nur eine beschränkte Suchleistung durch den Hund hat. Mit den natürlichen Verhaltensweisen zeigt der Hund nunmal auf, was er auf einem Trail wahrnimmt oder nicht. Das kann man durch komplexe Trainingshandlungen und -abfolgen nicht erlangen, da bei diesen vorgegebenen Suchabläufen der HF permanent in die Verhaltensweisen des Hundes eingreift.
So ist es erstmal im Training wichtig, dem unbedarften HF verständlich die natürlichen Verhaltensweisen des Hundes nahe zu bringen. So wird nach Kocher das Training aufgebaut und unterteilt sich in ein DogTraining und ein TeamTraining. Das Lesen des Hundes in bestimmten Situationen und unter einer hohen Motivation immer und immer wieder klargestellt. Wichtige Verhaltensweisen, wie nur zu Arbeiten wenn Scent vorhanden ist, klar gestellt. Kein Scent zeigt er mit hoch erhobenem Kopf, Kreisbewegungen und lockerer Leine an. Es ist aufgebaut wie ein Spiel und der Hund kann sich in seinem Tun immer wieder selbst belohnen und wird nicht durch den HF oder den Trainer "geführt". Das Fokussieren auf den Scent ein Baustein ist, was man gerade im Training fortwährend nutzen kann.
ZitatWenn der Hund immer der frischesten Spur folgen und dabei ggf auch die Spur, die er grad arbeitet verlassen soll, ist es so, wie Holmes sagt und wohl in dem Kocher-Buch beschrieben.
Gerade in Einsätzen ist es wichtig einem grundlegenden Detail Rechnung zu tragen. Was nützt es, wenn der Hund aufgrund der unterschiedlichen Denkansätzen in den Ausbildungswegen zwischen verschiedenen Spurlagen switcht. Wir als Mensch wissen nicht, was der Hund wahrnimmt. Aus dem Grund ist die Aussage
ZitatDer Hund kann eine "alte" und "neue" Spur erst ab einer Liegezeit von mind. 6h unterscheiden!
nicht richtig. Würde ja bedeuten, dass man in einem häuslichen Umfeld mit einem Hund aufgrund der Vielzahl an Spuren, die frischeste erst nach 6 Stunden verfolgen kann. Ist wie Frau v. Buddenbrook 4 Jahre alte Trails ausarbeitet.
Der Hund kann zeitlich nah bei einander liegende Trailverläufe ausarbeiten, nur muss man sich über den Trainingsweg klar sein. Man erreicht es nicht, wenn man ihm ständig separierte Spurlagen auf einem kontaminierten Gelände ausarbeiten lässt.
Zitatja man muss wissen was man möchte und den Hund dahingehend ausbilden , aber welcher Anfänger weiß schon um die Unterschiede .
Will man es nur zur Beschäftigung machen, ist es völlig egal in welcher Hundeschule, Instruktorgemeinschaft, Suchhundzentrum man sein Geld lässt. Für den Einsatzbereich wären andere Dinge weit aus wichtiger. Leider ist es ein Markt und jeder in Deutschland erfindet das Rad wieder neu.
Die Kocher-Methode wird in Deutschland nur von recht wenigen genutzt. Kevins Buch wurde ins deutsche übersetzt und beschreibt viele Dinge eindrucksvoll. Danach zu arbeiten schon ein Unterschied.
Da ich selbst auch in Einsätzen als Polizeibeamter eingebunden bin, nur eine kleine Gegebenheit aus dem letzten Jahr. Eine Suizidentin war am Nachmittag nach massiven Tablettenmissbrauch aus dem häuslichen Wohnumfeld abgängig. In der Nacht haben Mitglieder einer HiOrg mit Hunden nach ihr gesucht. Darunter auch ein MT. Dieser ist geprüft, lizensiert und hat diverse Einsatztrainings bei namhaften "Instruktoren" in Deutschland belegt. Die Frau wurde in den 4 Stunden Einsatz zur Nachtzeit nicht gefunden. Selbst die Flächenhunde haben in dem relevanten Waldstück keine Anzeige geliefert.
Die Polizei hat sich bei uns am nächsten Morgen gemeldet und wir haben mit einem Hund dort erneut nachgesucht. Die HiOrg hat zu Beginn unserer Suche das angrenzende Waldgebiet in einem anderen Bereich mit Flächenhunden abgesucht. Nach einer Stunde Suchzeit durch meinen Hund konnte die Frau etwa 660m vom Haus lebend gefunden werden. Das Gelände haben wir eingegrenzt und dann in dem favorisierten Bereich mit einem Flächenhund nachgesucht.
Von über 700 Einsätzen in NRW werden gerade mal 10% als geklärt abgeschlossen. Mit der Maßgabe, dass jeder das Rad neu erfindet und ein paar nette Sprüche einbringt, hilft es wenig.