Ihr Lieben Wegbegleiter... Tao ist am 24.08. verstorben...
Er wurde so schwach, dass er nichtmal mehr pinkeln konnte, außerdem verweigerte er zum ersten Mal sein Essen. Er brach es vorher jedesmal ein paar Stunden später aus.. Also bin ich in die Notaufnahme mit ihm gefahren. Die Tierärztin sagte mir, sie könne ihn zwar an die Infusion hängen, aber es könne sein, dass er über Nacht stirbt oder sie entscheiden muss, dass sie ihn erlösen muss. Sie würde mir aber raten es direkt zu beenden.
Nach Rücksprache mit meiner Freundin, mit der ich mir Tao immer geteilt habe, entschieden wir uns, dass Tao eine Infusion mit Elektrolyte unter die Haut gespritzt bekommt und ich ihn wieder mit nach Hause nehme. Denn meine Freundin wollte sich am nächsten Tag wenigstens noch von ihm verabschieden können und beim Einschläfern dabei sein.
In der Nacht machte ich kein Auge zu, schaute jede halbe Stunde, wie es ihm geht. Er reagierte immer auf mich, das machte noch Hoffnung. Er trank viel, also ging ich um 4:30 Uhr nachts noch mit ihm raus, weil er schon seit 10 Stunden nicht mehr pinkeln wollte... Ich hatte die Hoffnung, dass er pinkeln würde, aber nachdem ich ihn auf den Boden setzte und er 1-2 Schritte ging, fiel er direkt um.. Dann sammelte er seine letzte Kraft, ging unter einen Busch und fing plötzlich an in der Erde zu buddeln... Als er noch gesund war, machte er das bevor er sein großes Geschäft erledigte, aber er war seit längerer Zeit zu schwach dafür und tat es nicht mehr. Also wunderte ich mich, denn er buddelte ein größeres Loch... Dann legte er sich hinein, kringelte sich ein und wollte dort bleiben... Er buddelte sich ein Grab.
Das war der traurigste Moment, den ich je erlebt habe... Es hat mir das Herz gebrochen.
Nun wusste ich, er kann und will nicht mehr, es ist vorbei.
Ich überlegte, sofort wieder in die Notaufnahme zu fahren, um ihn zu erlösen, aber ich dachte an meine Freundin, die die Hoffnung hatte sich noch zu verabschieden und beim Ende dabei zu sein. Deshalb trug ich ihn wieder nach Hause. Gepinkelt hatte er nicht..
Ich legte ihn in sein Körbchen, aber er berappelte wieder seine letzten Kräfte und kroch in seine Reisetasche, die er sehr liebte. Jetzt weiß ich, er suchte sich diesen Ort aus, um dort zu sterben..
Um 08:00 stand ich auf, schaute wieder in seine Tasche und musste mit Schrecken feststellen, dass er nicht mehr auf mich reagierte, sondern nur noch atmete und in eine Richtung starrte. Ich rief sofort meine Freundin an, dass sie nicht anreisen brauche, weil Tao inzwischen im Delirium sei und ich ihn sofort erlösen müsse.. Dann wollte ich ihn aus der Tasche holen, um ihn den letzten gemeinsamen Weg noch in den Armen zu halten...jedoch bekam er dadurch einen spastischen Krampfanfall und zuckte am ganzen Körper, überstreckte sich, so dass ich ihn gar nicht halten konnte.. Also legte ich ihn wieder in die Tasche, hing diese an mein Fahrrad und fuhr so schnell ich konnte zum Tierarzt.
Ich hatte vorher schon angekündigt, dass ich sofort dran kommen muss, da es ein Notfall sei. Das Schlimme war auch, dass ich einen nicht verschiebbaren unglaublich wichtigen Arbeitstermin hatte und nur eine Stunde Zeit blieb, um Tao zu erlösen, dann zu duschen und los zum Termin.. Keine Wahl, keine Zeit. Und das im wichtigsten Moment. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film, für mich ein Horrorfilm...
Also radelte ich um mein Leben, um ihm diese Qualen zu ersparen, durch die spastischen Zuckungen trat er fortwährend gegen die Tasche, und ich weinte und schluchzte, weil es so schrecklich war.
Beim Tierarzt wurde ich sofort durchgewunken, die Spritze war bereit und dann dauerte es nur 10-15 Sekunden bis er tot war, es ging sehr schnell...
Ich bin so unendlich traurig... Es war mein erster Hund und ich habe noch nie soviel Liebe empfunden. Und nun kommen diese Gedanken "hätte ich doch... dann wäre es vielleicht anders gelaufen." Das ist das zermürbendste... Sich zuzugestehen, dass man nicht zu 100% alles perfekt machen kann, dass Fehler passieren und zum Leben dazu gehören..
Und auch jetzt schon wieder, als ich den Beitrag von Chris las, dass er sich durch eine spezielle Aminosäuren-Infusion vielleicht noch hätte stabilisieren können... Er hat ja nur Elektrolyte gespritzt bekommen. Diese Gedanken hören einfach nicht auf.. Ich weiß, am Ende bringen sie nichts, es ist vorbei und er war nunmal totkrank, es wäre früher oder später sowieso passiert. Dennoch kann ich die Gedanken einfach nicht abschalten. Dann dieses Gefühl, dass er so besonders war und ich so einen Charakter nicht mehr finde. Jeder Hund ist für seinen Besitzer besonders, das ist so, weil sich zwei Seelen suchen und finden. Sie begegnen sich, weil sie sich begegnen müssen. Weil sie zueinander passen und sich angezogen haben.
Ich hoffe sehr, dass ich einem zweiten Hund genauso begegnen kann und nicht vergleiche. Das wäre meine Angst, dass ich immer an Tao denken muss und nicht noch einmal so lieben kann...
Es ist 05:00 in der Nacht, ich kann nicht schlafen, weil es einfach nicht geht.. weil soviele Bilder in mir kreisen, soviele Gedanken. Dieser Text ist länger geworden, als ich dachte.. Draußen ist es schwierig darüber zu sprechen, weil soviele es nicht nachvollziehen können, deshalb tut es gut hier darüber schreiben zu können. Danke fürs Zuhören und Mitfühlen. Wirklich. <3