Finya ist seit etwa 2 Jahren dement. Die Anfänge waren sehr unauffällig und langsam. Anfänge bei ihr waren, dass sie draußen desorientiert war und plötzlich einfach losgelaufen ist, weil sie dachte, ich wäre weg und dass sie panische Angst vor metallischen Geräuschen entwickelt hat. Das war nach ein paar Monaten beides wieder Geschichte. Nach ihrer Zahn OP im Jänner 23 ging es dann schneller voran.
Ich habe in den ersten Monaten extrem viel mit mir gehadert und viel geweint, weil ich meine alte Finya vermisst habe. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und bin einfach dankbar, dass sie noch da ist, auch wenn sie mit der Finya von früher nicht mehr so super viel gemeinsam hat. Sie ist ein sehr lieber und anschmiegsamer dementer Hund. Das macht es sehr viel einfacher. Sie wollte früher nie viel kuscheln und jetzt liebt sie es auf meinem Bauch oder Schoß zu liegen. Sie genießt es auch, wenn ich sie auf den Gassirunden rumtrage. Da schläft sie oft ein
Finya kann gar nichts mehr von dem, was ich ihr mal beigebracht habe. Sie kennt keine Kommandos mehr, sie kann nicht mehr normal an der Leine laufen, sie kann sich nicht mehr an mir orientieren, sie kann keine Leckerli mehr suchen, sie trinkt nicht mehr. Sie wandert tagsüber viel und wenn sie gestresst ist, kreiselt sie. Desto gestresster, desto enger werden die Kreise. Da gilt es dann rauszufinden, was die alte Madame so in Stress versetzt. Wenn das behoben ist, wandert sie wieder normal.
Verirren tut sie sich so gut wie nie. Also dieses Steckenbleiben in Ecken hat sie äußerst selten.
Nachts schläft sie zum Glück durch. Immer wenn sie nachts unruhig war, war sie krank oder hatte Schmerzen.
Tagsüber muss ich sie immer wieder mal hinlegen, weil sie das alleine nicht mehr kann (also sie kommt einfach nicht auf die Idee, körperlich kann sie das schon). Sie frisst 4-5x am Tag mit großem Appetit und freut sich auch, wenn sie Leckerli bekommt. Ebenso wenn sie mit zum Spaziergang darf (in ihrem Tragetuch oder Buggy, unterwegs läuft sie dann für so 10-15min rum und schnüffelt viel, dann hat sie genug). Sie findet Abwechslung immer noch gut und mag kleine Ausflüge in fremde Gebiete. Da wackelt ihre Nase dann immer lustig vor sich hin.
Sie erkennt mich, meinen Partner und ihren langjährigen Kumpel Frodo noch und freut sich über uns, wenn auch anders als früher.
Sie ist noch stubenrein, wenn man sie regelmäßig rauslässt oder die Tür zum Garten offen ist, aber sie meldet sich nicht mehr und wenn man sie nicht rauslässt, macht sie einfach rein. Früher wäre sie eher explodiert als ins Haus zu machen.
Die Pflege eines fortgeschritten dementen Hundes hat nichts mehr mit normaler Hundehaltung zu tun. Es ist anstrengend und kräftezehrend und man bekommt natürlich viel weniger zurück als bei einem gesunden Hund, weil demente Hunde einen Großteil ihrer wachen Zeit in ihrer eigenen Welt leben, aber ich liebe jede Minute mit meiner alten Dame, auch wenn ich Listen habe auf denen alle möglichen Dinge stehen, die ich nach ihrem Tod endlich wieder machen kann. Diese Zeit wird schneller kommen als mir lieb ist. So lange stecke ich einfach zurück und versuche so viel wie möglich für sie da zu sein. Da ich von zu Hause arbeite, versuche ich meinen Tag um ihre Bedürfnisse herum aufzubauen. Einen festen Tagesablauf haben wir also nicht.
Finya bekommt kein Karsivan mehr. Sie hat es eine Weile bekommen, aber ich konnte keinen Unterschied feststellen und hab es dann weglassen.
Sie bekommt Keltican Forte und Librela. Außerdem Tralieve, wenn ich das Gefühl habe, dass das Librela gerade nicht reicht.
Und eine möglichst abwechslungsreiche, frische Ernährung, die passend ergänzt wird.
Es ist eine harte Zeit, aber ich würde sie nicht missen wollen.
Schauf auf dich und auf deinen Hund. Niemand kennt ihn besser als du