Beiträge von skysurfer

    Entschuldigt die längere Pause. Mein Mann hat eine Lungenentzündung und die ganze Arbeit bleibt zur Zeit an mir hängen. Aber natürlich schreibe ich gern weiter die Schandtaten unseres Wolfes auf.



    Der besondere Leckerbissen


    Mein Mann hat eine kleine Tochter, die alle zwei Wochen am Wochenende bei ihm ist. Dieses Recht hatte er sich hart erkämpft und wollte es auch noch durchsetzen, als Tuyok bei ihm eingezogen war. Ein großer Mischling, ein Welpe, ein Mann und ein kleines Kind in einer Einzimmerwohnung erfordern ein gewisses Management, aber mein Mann meisterte das wirklich vorbildlich. Er nahm die ganze Bande meist zu sehr ausgedehnten Spaziergängen mit, sodaß in der Wohnung nur geschlafen wurde. Wurde Tuyok zu müde und wollte nicht mehr laufen, legte mein Mann ihn in die untere Ablage von Emmas Kinderwagen und schob die beiden Babies vor sich her.
    Die Truppe hatte mal wieder einen solchen Ausflug hinter sich. Buster legte sich entspannt auf seinen Lieblingsplatz auf dem Balkon, ließ sich die Abendsonne auf den schwarzen Pelz scheinen und döste zufrieden, Tuyok verzog sich in seine offene Flugbox neben dem Bett und mein Mann wechselte seiner Tochter die Windel. Sie hatte Durchfall und brauchte ein Bad, deswegen nahm mein Mann das kleine Mädchen mit ins Badezimmer und wusch sie in der Wanne.
    Fast jeder, der schon mal ein Kind gewickelt hat, kennt die typischen Einwegwindeln aus Kunststoff, die kindgerecht bunt bedruckt sind und mit einem sogenannten Superabsorber im Vlies für Trockenheit sorgen. Wie so ein Superabsorber aussehen soll, habe ich noch nie gesehen, aber mein Mann hat es mir nach besagtem Tag am Telefon beschreiben können…
    Er kam mit Emma auf dem Arm aus dem Bad und wollte ihr auf der Wickelunterlage auf dem Bett eine neue Windel anziehen. Stattdessen musste er das Mädchen ins Reisebett legen und sich erstmal setzen.
    Tuyok hatte den Mülleimer in der Küche umgeworfen, den Müll in Küche und Wohnzimmer verteilt und die Windel gefressen. Er hatte die Windel in Einzelteile zerrupft, sich einen Teil des Inhalts einverleibt und den Rest in den Teppich eingearbeitet. Danach hatte er sich wieder in seine Box zurückgezogen, aus der er neugierig herausschaute, als mein Mann stumm vor Wut und Entsetzen einen großen Müllsack holte und aufzuräumen begann. Er brauchte reichlich Wasser und Spülmittel, um den Teppich wieder zu reinigen, aber wenigstens ließen sich die Flecken restlos entfernen.
    Später, als Emma längst schlief und mein Mann es sich mit einem Buch auf dem Bett gemütlich gemacht hatte, erbrach Tuyok Teile des Abendessens und Windelfetzen auf den frisch gereinigten Teppich.


    Als ich ihn am nächsten Wochenende wieder besuchte, schenkte ich meinem Mann einen Mülleimer aus Metall von Wenco, der zwar auch nicht 100% wolfssicher ist, aber zumindest einiges mehr an Kreativität des Hundes fordert, um an den Inhalt zu kommen.


    ...Fortsetzung folgt...

    Issorartuyok ist gemeinsam mit dem Züchter entstanden und ist nicht so kreativ, wie es anmuten mag. Es ist ein Begriff der Inuit und bedeutet so viel wie "Leithund". Da der Name aber kaum rufbar ist, haben wir ihn abgekürzt. Es ist ein außergewöhnlicher Name, der mir bisher bei noch keinem anderen Hund untergekommen ist. Allein hier im Ort habe ich schon drei Henrys kennen gelernt und zwei Minas. Tuyok ist mit seinem Namen und seiner Erscheinung hier ganz und gar einzigartig.


    Ich werde mich bemühen, Tuyoks Geschichten so chronologisch wie möglich aufzuschreiben, damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie er sich entwickelt. Ich finde nämlich, daß er im Laufe der Zeit mit seinen Dummheiten immer kreativer geworden ist - aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein?




    Tuyok fliegt von der Schule


    Mein Mann unterrichtet Biologie, Sport und Englisch an einer Schule. Nicht der beste Job, um sich einen kleinen Hund zuzulegen, möchte man meinen, aber der Schulleiter seiner Schule gab ihm die Erlaubnis, den Hund mit ins Lehrerzimmer und, zum Zweck ausgewählter Biologiestunden, auch mit in den Unterricht zu nehmen.
    Die Kinder freuten sich riesig. Ein kleiner süßer Hund! Jeder wollte ihn mal streicheln und mein Mann setzte sich mit dem Welpen auf dem Schoß aufs Pult, damit jeder Tuyok mal guten Tag sagen konnte. Dann schickte er die Kinder auf ihre Plätze und band Tuyok am Pult fest.
    Eine Viertelstunde lang erzählte mein Mann etwas über Wölfe und Hunde, dann begann er, ein paar Dinge und Zeichnungen an die Tafel zu bringen. Tuyok schien friedlich unter dem Pult zu liegen und sich zu freuen, in der Nähe seines Herrchens sein zu dürfen.
    Bis ein Kichern durch die Reihen ging.
    Erst schenkte mein Mann dem keine Beachtung, doch er konnte sich auch nicht richtig erklären, was die Kinder so lustig fanden. Hatte er sich verschrieben? Sah seine Zeichnung so komisch aus? Ihm dämmerte, daß etwas nicht stimmte, und er drehte sich um...
    Tuyok hatte sich los gebissen und war auf Erkundungstour durch den Klassenraum gegangen. Er hatte seinen Kopf neugierig in Rucksäcke gesteckt, ein Pausenbrot geklaut und war damit in eine Ecke geflüchtet, wo er sich genüsslich durch die Verpackung gebissen und sich den Inhalt einverleibt hatte. An seiner Nase klebten Papierschnipsel und Margarine.


    An einer provisorisch geflickten Leine verbrachte Tuyok die große Pause im Lehrerzimmer. Eine Kollegin bat meinen Mann, den süßen Hund doch abzuleinen und ihn den Raum erkunden zu lassen, was mein Mann nur widerwillig tat. Immerhin wusste er, daß der kleine Hund nur Blödsinn im Kopf hatte und hatte Angst, daß er irgendwas im Lehrerzimmer anstellen würde. Aber Tuyok schien sich tatsächlich zu benehmen.
    Mein Mann nahm Tuyok mit in den Englischunterricht, wo er die Gruppe Neuntklässler bat, Fabeln über Wölfe zu schreiben. So waren die Kinder beschäftigt und er konnte Tuyok im Blick behalten.
    Erst lief der kleine Wolf neugierig unter dem Pult hin und her, dann setzte er sich auf den plüschigen Hintern, legte den Kopf zurück und fing an zu heulen. Herzzerreißend und laut jaulte und heulte er seinen ganzen Frust darüber hinaus, unter einem langweiligen Pult in einem langweiligen Klassenraum mit langweiligen Schülern hocken zu müssen. Mein Mann versuchte, ihn ruhig zu stellen, aber Tuyok hörte einfach nicht auf. Schließlich brachte mein Mann ihn ins Lehrerzimmer und gab ihn in die Obhut einer Kollegin, die gerade Freistunden hatte.
    Nach dem Englischunterricht überreichte eine verzweifelte Lehrerin meinem Mann den kleinen Wolf. Er hatte sein großes Geschäft unter einem Tisch und vor der Tür verrichtet – der linke Schuh des stellvertretenden Schulleiters war unfreiwillig in dieses Geschäft verwickelt worden. Außerdem hatte er zwei Schülerhefte gefressen, einen mittelgroßen Benjamini zu Fall gebracht und einen hässlichen, aber notwendigen Fenstervorhang zerrissen.
    Der Schulleiter bat meinen Mann zu einem Gespräch in sein Büro und erteilte Tuyok den Schulverweis.


    ...Fortsetzung folgt...

    Ich erinnere mich noch genau an die Worte meines Mannes, als ich ihm erzählte, daß ich mir einen Hund zugelegt hatte. Einen lammfrommen, so aufmerksam wie verschmusten Border Collie-Labrador-Mischling namens Buster. Von privat, irgendwie dubios zwischen Tür und Angel verkauft. Mitgeliefert wurden Leine, Halsband und Geschirr sowie ein Impfpass. Mein erster, eigener Hund! Und alles, was meinem Mann einfiel, war: "Spinnst du jetzt total?!"
    Er konnte mit Hunden nichts anfangen, wollte keinen Hund im Haus haben. Und dann war er es, der die meiste Zeit mit dem Tier verbrachte, mit ihm Sport trieb, arbeitete, mein gekauftes Trockenfutter durch frisches Fleisch und gedünstetes Gemüse ersetzte und mir wöchentlich neue Tricks vorführte, die er Buster beigebracht hatte. Deswegen war ich auch nicht verwundert, als er eines Tages äußerte: "Ich hätte gerne einen Wolfhund. So einen tschechoslowakischen, der aussieht wie ein Wolf."
    Ich hätte mit "Spinnst du jetzt total?!" antworten sollen, aber vermutlich hätte ihn das ebenso wenig von seiner Idee abgebracht wie mich, als ich mir Buster in den Kopf gesetzt hatte.


    Es war das Wochenende vor Weihnachten und es lag Schnee, als wir in einen 2 Stunden entfernten Ort fuhren, um uns Welpen anzusehen. Der Züchter öffnete uns die Tür und bat uns herein. Es roch nach frisch gebackenen Plätzchen und Pfefferminztee, gar nicht nach der Wolfshöhle, die ich irgendwie erwartet hatte. Die Züchterin kam gerade zur Terrassentür herein, als wir das Wohnzimmer betraten. Zuerst sah ich nur Mama Wolf, die sich an der Frau vorbei ins Warme drängte. Eine wunderschöne, stolze Wölfin mit grau-braunem Fell und stechenden Augen. Und dann tapsten sie herein: Sechs Wölflinge mit schneebedeckten Pfötchen, quietschend und noch wackelig auf den Beinen. Oh Gott! Ich war sofort verliebt.
    Bei Keksen und Tee unterhielten wir uns mit den Züchtern. Mein Mann stellte viele Fragen, und ich war erstaunt, wie viel er wusste. Er hatte sich über die Rasse informiert, sich damit beschäftigt, das wusste ich, aber, daß sein Wissen so breit gefächert war, hätte ich nicht erwartet. Es war ihm verdammt ernst: Er wollte einen Wolf.
    Während es mir reichte, die süßen, vier Wochen alten Welpen zu streicheln, unterzog mein Mann jeden von den noch verfügbaren irgendwelchen Tests, bis er schließlich auf einen kleinen Rüden deutete und sagte: "Den. Den nehmen wir."
    Und sechs Wochen später zog Issorartuyok - kurz: Tuyok - bei uns ein.



    Der erste Ball


    Meine Vorstellung davon, etwas mit einem Hund zu unternehmen, beinhaltet unter anderem Apportieren. Buster verfolgt diese Aktivität mit gleichbleibender Begeisterung. Er bringt geworfene Beutel, versteckte Beutel, Frisbees, Stöcke, Bälle, Plüschtiere, Seile - kurz: Alles, was man Buster wirft, bringt er einem zurück. Wenn es sein muss, auch 100x nacheinander.
    Mein Mann und ich wohnten noch nicht richtig zusammen, aber wir sahen uns fast jedes Wochenende. Tuyok wohnte erst wenige Wochen in seinem neuen Zuhause, und da wir bald richtig zusammenwohnen würden, wollte ich schnell Freundschaft mit dem kleinen Wölfchen schließen. Ich schnappte mir den kleinen Hund und steckte einen weichen Ball in die Jackentasche. Der Spaß konnte beginnen!
    Tuyok und ich machten uns auf den Weg zu einer Wiese in der Nähe der Felder. Hier störten wir niemanden, und, was noch wichtiger war, niemand störte uns. Apportierübungen erfordern schließlich vollkommene Konzentration.
    Ich führte Tuyok den Ball mit schnellen Bewegungen an der Nase vorbei, bis er aufgeregt umher sprang und nach dem Ball schnappte. Dann warf ich ihn. Tuyok rannte, nahm den Ball auf und hoppelte, angestachelt durch mein lautes Rufen und mit der Leckerlietüte winken, durch den Schnee zu mir zurück. Guter Junge! Ich fütterte ihn mit einem Hundecräcker.
    Runde zwei. Wieder warf ich den Ball, Tuyok rannte hinterher, nahm ihn auf und schaute mich an. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Ganz langsam kam er angeschlichen, den Ball vorsichtig im Maul tragend, und schielte auf meine Hand, in der ich den nächsten Cräcker hielt. Dann ging alles sehr schnell: Einen Meter vor mir ließ er den Ball fallen, machte einen Satz nach vorn, schnappte sich den Cräcker und muss ihn am Stück verschlungen haben, denn in der nächsten Sekunde hatte er schon wieder den Ball im Maul und lief davon. Ich rief ihn, er blieb stehen. Aber nicht, um zu mir zu kommen, sondern, um zu schauen, was ich als nächstes tun würde. Und ich tat, worauf er gehofft hatte: Ich lief auf ihn zu. Das nahm er als Stichwort, um sich mit mir ein Katz-und-Maus-Spiel zu leisten, an dem er sichtlich mehr Spaß hatte als ich. Und wer uns von weitem zugesehen hat, hat einen Mann gesehen, der wild mit den Armen in der Luft wedelnd und "Komm her! Tuyok, zu mir! Komm her!"-rufend über ein verschneites Feld lief, hinter einem kleinen Wolfhund her, der alle paar Meter stehen blieb, nur, um sich umzusehen und zu vergewissern, daß der spaßige Spielkamerad noch hinter ihm war.
    Irgendwann, als meine Lunge schon in meinen Kniekehlen hing und ich Schnee in den Stiefeln hatte, hatte er Erbarmen mit mir und ließ sich einfangen. Ich hatte genug vom Spaziergang und nahm ihn an der Leine wieder mit nach Hause.
    Durchgefroren entledigte ich mich zu Hause meiner Klamotten und ließ mir von meinem Mann ein schönes, heißes Bad einlassen.
    Als ich aus dem Bad kam, führte mich eine Wattespur direkt zu Tuyoks Körbchen. Er hatte sich den Ball aus meiner über einem Stuhl hängenden Jacke geholt und ihn zerlegt. Beute gefangen, Beute gefressen. Wolf bleibt Wolf.




    ...Fortsetzung folgt...

    Danke für eure vielen Antworten.


    Ich habe in der Situation vielleicht nicht reagiert, wie ich hätte reagieren sollen. Aber ich war unter Schock und hatte Angst um meinen Hund. Ich habe ihn zum Arzt gebracht und war dann selbst im Krankenhaus und anschließend bei der Polizei. Ich habe ärztliche und tierärztliche Befunde vorliegen und der Biss wurde auch fotografisch festgehalten. Das habe ich für den geeigneten Weg gehalten. Ein anderer hätte erst die Polizei kommen lassen, aber wie hätte ich meinen vor Schmerz weinenden und blutenden Hund länger leiden lassen können?


    Um den Wesenstest werden wir wohl nicht herum kommen, aber ich habe davor auch keine Angst. Wir haben einen guten Anwalt an der Hand. In der Nachbarschaft habe ich mich nach Zeugen umgehört, aber niemand hat etwas gesehen. Die Dame aus der KiTa ist bereit, wenn benötigt auszusagen, daß sie mich nur noch mit angeleintem Hund sieht, seit ich darum gebeten wurde, die Hunde anzuleinen. Unsere Hundetrainerin sagt, sie könnte mir ein Dokument ausstellen, in welchem sie beschreibt, welche Verletzungen ein Hund haben müsste, wenn ein Hund wie Buster ihn angreifen würde. Es ist schon auffällig, daß der andere Hund nicht mal einen kleinen Kratzer oder eine kahle Stelle im Fell hat, während mein Hund am blutigen Bein genäht werden musste. Außerdem kann man auf den Bildern aus dem Krankenhaus sehen, daß es ein Biss von einem Kleinhundegebiss ist. Mein Buster könnte mit seinen Kiefern so einen Biss gar nicht machen, das sieht selbst der größte Laie. Unser Tierarzt ist auch sehr kooperativ und bestätigt mit Sicherheit auch, daß Buster wegen seines Lipoms bewegungseingeschränkt war und während keiner Behandlung bisher aggressiv aufgefallen ist, also auch nicht bei Schmerzen mit Aggressivität reagiert.


    Mein Mann geht jeden Morgen vor der Arbeit eine Stunde joggen und hat dabei heute wahrscheinlich die Frau mit ihrem Hund gesehen. Er sagte, Hund und Halterin würden auf meine Beschreibung passen und der Hund sei ohne Halsband und Leine gelaufen. Wir haben ja auch ihren Namen und könnten leicht an ihre Anschrift gelangen. Vielleicht höre ich mich in ihrer Nachbarschaft um, ob ihr Hund da schon mal negativ aufgefallen ist.


    Es macht mich so traurig, daß es uns hier mit den Hunden so schwer gemacht wird. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe da mein ganzes Leben verbracht, bis ich letztes Jahr im Sommer mit meinem Mann ins Ländliche gezogen bin. In Berlin hatte ich noch nie ein Problem mit einem anderen Hund oder einem anderen Menschen in Verbindung mit meinem Hund. Und hier nun zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit.


    Ich halte euch weiterhin auf dem Laufenden!


    LG Jo

    Aus Tuyoks Schandtaten könnte ich einen unterhaltsamen Roman machen. Vielleicht sollte ich das tun. Wenn er sich gut verkauft, würde das eventuell für die Schäden aufkommen, die der verrückte Wolf angerichtet hat. :lol:


    LG Jo

    Ich habe keine Angst vor dem Wesenstest. Den würde er bestehen, das weiß ich. Ich verstehe nur nicht, warum mein Hund zu diesem Test soll, wenn ein anderer ihn gebissen hat. Weil der eine klein und süß ist und meiner groß und schwarz?

    Ich melde mich mal wieder zu Wort:


    Es macht sich bemerkbar, daß wir so viel mit Tuyok arbeiten. Er kann immer noch nicht allein bleiben, aber wir haben einen weiteren Hundesitter auftreiben können, den Tuyok akzeptiert. Er bleibt leider nicht bei jedem.
    Wir haben uns darauf geeinigt, ihn erst mal nicht kastrieren zu lassen, da die Veränderungen in seinem Wesen und seine Lernerfolge nicht der hormonellen Umstellung durch den implantierten Chip zugeordnet werden können. Das ist die Meinung unserer Trainerin und auch die unseres Tierarztes.
    Er hat uns an Weihnachten zusammen mit unserem Mischling zu meinen Schwiegereltern begleitet. Dort hat er sich wieder allerhand Unsinn erlaubt. Die schönsten Anekdoten:


    Er stand beim Abendessen bei den Schwiegereltern plötzlich mit einem Satz mitten auf dem Esstisch.


    Er sprang beim Spaziergang über den Zaun des Nachbarn, woraufhin man dessen Frau brüllen hörte: "Heinz, hol die Polizei, da ist ein Wolf im Garten!" Tuyok zeigte sich unbeeindruckt und grub ein Loch unter einem Obstbaum, bis mein Mann die Nachbarn beruhigt und den Hund wieder eingefangen hatte.


    Beim Weihnachtsessen bei den Großeltern meines Mannes war Tuyok auf einmal verschwunden. Wir bemerkten das erst nicht, wir waren so sehr vertieft in Gespräche mit den Verwandten. Mir fiel als erstes auf, daß Tuyok nicht mehr zwischen unseren Stühlen lag und ich machte mich auf die Suche nach ihm. Er lag in der Küche auf dem Fußboden und ließ sich von den fröhlich lachenden Großcousinen meines Mannes mit selbst gebackenen Keksen füttern. Wieder ließ er sich nicht von meiner Anwesenheit beeindrucken und heulte enttäuscht, als ich ihm sein Geschirr anlegte und ihn an der Leine wieder ins Esszimmer zog. Als er Keksbrei gekotzt hat und am nächsten Morgen Durchfall hatte, tat er mir trotzdem Leid.


    Ich mache wieder öfter Yoga. Mehrmals am Tag sage ich mir: Das Leben mit einem Wolfhund wird niemals langweilig. Es hilft mir, das Chaos zu ertragen und zu erkennen, wo er Fortschritte macht. Zum Beispiel kommen die beiden Rüden wieder gut miteinander aus, es gibt keinen Streit mehr am Futternapf und Tuyok versucht nicht mehr, Buster zu unterwerfen. Das ist ein toller Fortschritt, wie ich finde und macht das Leben mit den Tieren im Haus viel leichter.


    LG Jo

    Liebe Foren-Mitglieder,


    wir haben wieder einmal ein Problem in unserer Nachbarschaft. Während wir mit allen Nachbarn und selbst mit den vielen Kindern in der Kindertagesstätte in unserer Nähe überhaupt keine Probleme haben und alle unsere Hunde lieben, hat sich mal wieder jemand gefunden, der uns das Leben versauen will.
    Kurz die Vorgeschichte: Ich war mit meinem Mischling Buster vor dem Frühstück auf dem Weg um den Block. Er ist ein Border Collie-Labrador-Mischling, ist schwarz mit einem weißen Fleck auf der Brust und hat längeres, zotteliges Fell. Anfang Mai wird er 10 Jahre alt und seit einem halben Jahr hat er immer mal wieder Lipome. Eines saß ihm in der Achsel des rechten Vorderlaufes und hinderte ihn mehr und mehr am Laufen. Wir hatten schon einen Termin für die Operation gemacht und führten unsere Hunde nur noch einzeln Gassi. Unser Wolfhund findet Busters Tempo nämlich viel zu langsam und fängt an zu quängeln.
    Da wir an der KiTa vorbei mussten, führte ich Buster an der Leine. Darum sind wir vor einigen Monaten von einer Erzieherin gebeten worden, ganz freundlich und höflich. Buster ist zwar ein sehr ausgeglichener Hund, der mit lauten, herum rennenden Kindern kein Problem hat, aber natürlich kamen wir der Bitte der Erzieherin nach und halten uns bis heute daran.
    An dem Tag, um den es geht, war ich also wieder mit meinem humpelnden Mischling an der Leine spazieren. Wir bogen um eine Ecke und passierten ein Gebüsch, als plötzlich von der Seite ein kleiner, struppiger, grau-beiger Hund laut kläffend angeschossen kam. Ich sah nur, wie er sich in Busters Hinterlauf verbiss und hörte meinen Hund aufjaulen. Er brach zur Seite weg und wollte wohl versuchen, nach dem anderen Hund zu schnappen. Dies erachte ich in Anbetracht der Situation als vollkommen legitim und nachvollziehbar.
    Buster erwischte den anderen Hund jedoch nicht, denn ich hatte schon meinen Arm dazwischen. Der kleine Hund trug kein Halsband, deswegen griff ich ihn im Nackenfell und wollte ihn von meinem Hund runter ziehen. Er ließ auch von Buster ab und schnappte stattdessen in meinen Arm. Ich stieß den Hund von mir und da stand auch schon die Besitzerin bei uns, die mich hysterisch lautstark beschimpfte, was mir einfiele, ihren Hund so zu misshandeln. Ich war so erschrocken über das alles, daß ich nicht fähig war, sie anzubrüllen. Ich konnte nur auf meinen am Boden liegenden, blutenden Hund zeigen und zeigte ihr auch meinen blutigen Arm. Sie war der Meinung, mein eigener Hund hätte mich gebissen und zudem hätte auch mein Hund eine Beißerei angefangen. Ich sagte ihr, daß ich zum Tierarzt fahren und meinen Hund versorgen lassen müsse und sie mir ihre Andresse oder Telefonnummer geben solle, damit ich ihr die Rechnung zukommen lassen kann und sie oder ihre Versicherung für die Kosten aufkommt. Aber sie weigerte sich. Stattdessen wollte sie meine Daten haben, um mich bei der Polizei anzeigen zu können. Ich schrieb ihr meinen Namen, meine Adresse und meine Telefonnummern auf und wünschte ihr viel Glück bei dem Versuch, irgendetwas zu erreichen. Ihr Hund hatte nicht einen Kratzer und bellte die ganze Zeit lautstark. Die Frau hatte ihn auf den Arm genommen und machte auf mich den Eindruck, als ob sie ihn beschützen wolle.
    Wir trennten uns und ich versuchte, Buster zum Laufen zu bewegen. Er jaulte fürchterlich und wollte sich immer am Bein lecken. Ich rief meinen Mann an, der uns mit dem Auto abholte und zum Tierarzt fuhr. Meine eigene Verletzung war mir ganz egal, ich hatte Angst um meinen Hund!
    Ich musste Buster beim Arzt lassen. Der Biss musste genäht werden und dafür mussten sie Buster in Narkose legen. Ich sollte in der Zwischenzeit zum Arzt gehen und meinen Arm behandeln lassen, da dieser sich entzünden könnte und ich mir einen Befund für die Anzeige holen sollte. Das tat ich. Die Verletzung an meinem Arm war nicht so schlimm wie Busters und musste nicht genäht werden. Mein Arm wurde verbunden und ich bekam Antibiotika verschrieben.
    Nachmittags erstattete ich Anzeige bei der Polizei. Mir wurden gute Chancen zugesprochen, wenn es sich wirklich so abgespielt hatte, wie ich schilderte und ich hoffte, daß die Frau sich bald bei der Polizei melden würde, damit sie bestraft werden konnte. Aber es kam ganz anders. Sie war bei der Polizei und zeigte mich an. Sie sagte aus, mein Hund sei ohne Leine bei mir gelaufen, sie mit ihrem Hund an der Leine auf der anderen Straßenseite. Wir hätten die Straßenseite gewechselt und mein Hund hätte ihren fixiert und geknurrt. Ihr Hund hätte Schutz hinter ihr gesucht und als sie uns passierten, hätte mein Hund Zähne fletschend nach ihrem geschnappt, wogegen sich ihrer zur Wehr setzte. Ich hätte daneben gestanden und erst sehr spät eingeschritten, wobei mein Hund mich in den Arm gebissen hätte. Dann hätte ich ihren Hund im Nacken gegriffen und zwischen zwei parkende Autos geschleudert. Dabei habe er sich die Pfote geprellt und hätte überfahren werden können.
    Wir hatten vor ein paar Monaten schon mal einen Fall, als ein Cocker Spaniel unsere Hunde angegriffen hat. Buster war damals nicht aggressiv geworden, sondern hatte sich nur schützend zwischen uns und den Hund gestellt und gebellt. Dieser Vorfall war auch der Polizei bekannt. Sie sagen nun, mein Hund sei wiederholt aggressiv aufgefallen und solle nun zum Wesenstest! Dabei hat er nichts getan. Er konnte doch kaum laufen und wir haben den anderen Hund gar nicht gesehen. Der andere Hund hatte keine Bissspuren, ihm wurde kein Haar gekrümmt und ich habe ihn nur weggestoßen, weil er mich gebissen hat. Ich habe alle Befunde als Beweis abgegeben, es ist doch eindeutig! Nun haben wir heute im Ort Zettel ausgehängt, daß wir Zeugen für den Fall suchen. Vielleicht hat jemand etwas gesehen und kann bestätigen, daß Buster nichts getan hat. Was kann ich noch tun?


    Entschuldigt den langen Text. Ich wollte genau ausführen, was passiert ist, damit ihr passend antworten könnt.


    LG Jo

    An Tuyoks Zerstörungswut müssen wir ganz arg arbeiten. Ich bin zur Zeit nicht zu Hause, da ich meinen Bruder unterstützen muss. Mein Mann ist mit den Tieren allein zu Hause und weil Tuyok nicht gut allein bleiben kann, bringt er ihn zu einem Freund, der auch einen Hund hat und von zu Hause aus arbeitet, wenn er selbst zur Arbeit geht. Vorhin bekam ich einen Anruf von meinem Mann. Sein Freund musste seinen Hund und Tuyok kurz allein lassen, da er etwas besorgen musste. In den ca 70 Minuten seiner Abwesenheit hat Tuyok eine Zweisitzer Ledercouch im Büro des Freundes zu zerfetzen und ein Bücherregal umzustürzen, welches einen Glastisch zertrümmert hat. Außerdem hat er die Wohnungstür, den Türrahmen und die Wand daneben zerkratzt und zerbissen. Den Hunden ist nichts passiert und die Versicherung wird es wohl bezahlen. Aber ich bekomme mit diesem Hund langsam graue Haare. Er ist schon zweimal aus der Transportbox ausgebrochen während unserer Abwesenheit. Sperren wir ihn in ein Zimmer, zerstört er etwas darin. Würden wir die Abstellkammer räumen und die Tür verstärken, hätten wir eventuell eine Chance auf ein intaktes Haus nach unserer Rückkehr, aber die Kammer ist vielleicht 4 qm groß und hat kein Fenster, so etwas kann man einem Hund ja nicht antun.
    Er ist ein relativ gut sozialisierter Hund, der kein Problem mit anderen Hunden hat und für den es kein Problem ist, bei einem unserer Freunde zu bleiben, auch, wenn er sie noch nicht so lange kennt. Aber er hört nicht auf Dinge zu zerstören. Wenn er bei einem Spaziergang seinen Willen nicht bekommt, reißt er Gras aus dem Boden, beginnt zu graben oder stellt Kaninchenstreu aus Ästen her, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, die Leine zu zerbeißen. Im Auto heult er in einer Tour und hätte er nicht mittlerweile einen Metallkäfig im Auto hätten wir keine Rückbank mehr. Er bekommt genug Dinge, die er kauen darf und hat Kauspielzeuge zur ständigen Verfügung. Wir haben bereits versucht, ihm seine Spielzeuge nur zu überlassen, wenn er allein ist und sie ansonsten weg zu sperren. So sollte er ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken, wenn er sie mal bekommt und unsere Einrichtung in Ruhe lassen. Aber das hat auch nicht funktioniert. Er lässt die erlaubten Dinge links liegen und sucht sich bewusst etwas, was verboten ist, um es zu zerstören. Unsere nächste Trainerstunde ist leider erst wieder Anfang Januar. Es ist zum Verzweifeln und ich habe Angst, daß es niemals besser wird und dieser Hund unter lebenslanger ständiger Beobachtung stehen muss.