Hallo,
ich möchte nach einer Diskussion mit einer Bekannten gern noch ein paar Meinungen zu diesem Thema hören, weil wir einfach nicht auf einen grünen Zweig gekommen sind. Die Diskussion entbrannte, nachdem ich ihr folgende Situation beschrieben habe, die uns öfter mal passiert:
Beim abendlichen Gassigehen treffen wir öfter auf einen JRT(?Mix), der angeleint mit Frauchen und einer zweiten Frau mit einem grösseren, ebenfalls angeleinten Hund spazierengeht. Wir, d.h. ich mit dem ebenfalls angeleinten Angus, kommen ihnen auf einem sehr breiten Feldweg entgegen. Wenn der JRT Angus entdeckt, wird er relativ steif, fixiert und zieht an der Leine in die Mitte des Weges in unsere Richtung. Ich wechsele dann immer auf die andere Wegseite und lasse Angus aussen gehen, wobei durch die Breite des Weges noch ca 3m Abstand zwischen mir und dem JRT sind.
Angus ist normalerweise entspannt, wenn wir andere Hunde treffen, und ignoriert andere Hunde auch gern mal, selbst wenn die sich an der Leine aufführen. Diesen Hund behält er jedoch normalerweise genau im Blick und achtet auf jede Bewegung, wobei er zwischendurch immer mal den Kopf kurz abwendet und nur aus den Augenwinkeln guckt. Er läuft dabei relativ langsam, aber nicht steif.
Sobald der Abstand zwischen uns nur noch ein paar Meter sind, fängt der JRT an zu bellen, läuft aber weiter an der Leine mit (wird evtl auch ein weitergezogen, habe ich noch nicht drauf geachtet) und beruhigt sich ein paar Meter weiter wieder. Angus gibt gar keinen Laut (macht er aber eh' selten), dreht sich aber öfter nochmal nach ihm um bis wir weiter weg sind.
Mich nervt das ganze ehrlich gesagt etwas, weil es dabei nur so langsam vorwärtsgeht, und deshalb habe ich angefangen, Angus mit einfachen Nasenspielchen abzulenken. Dazu werfe ich z.B. ein Leckerchen ins hohe Gras, das er dann erschnüffelt und fressen kann. Das nächste fliegt dann etwas weiter nach vorne, und so kommen wir schneller an dem JRT vorbei. Angus wirkt dabei entspannt und ignoriert den anderen die meiste Zeit (wobei er sich, wenn der vorbei ist, immer noch ein paarmal kurz umguckt), der JRT bellt wie vorher auch (die Leckerchen scheinen ihn nicht zu interessieren, sondern nur mein Hund).
Meine Bekannte meinte jetzt, dass ich bei Angus durch das Kopfabwenden und Bogenlaufen, das er beim Erschnüffeln der Leckerchen automatisch macht, künstlich calming signals hervorrufe. Dies führe laut ihrer These dazu, dass ich ihn in den Augen des anderen "kleinmache" und der andere deshalb immer wieder dies Bell/Drohverhalten zeigen würde - schliesslich würde es aus seiner Sicht ja funktionieren weil mein Hund beschwichtigt. Ich solle Angus lieber mal zurückfixieren lassen, damit der andere nicht völlig grössenwahnsinnig wird. Sonst würde das im Verlauf immer schlimmer werden.
Ich finde, dass das ganz grosser Schwachsinn ist. Erstens möchte ich meinem Hund keine Leinenaggression antrainieren, ausserdem soll er nicht das Gefühl bekommen, die Situation irgendwie selbst regeln zu müssen, das mache ich nämlich, falls es notwendig werden sollte. Zusätzlich ist die Erziehung des JRT weder mein Problem noch das meines Hundes, das soll sein Frauchen regeln, wenn sie es für notwendig hält.
Mich würden aber noch ein paar Meinungen zu dem Thema "künstlich hervorgerufene" calming signals in dieser Situation interessieren, denkt ihr, dass das ein Problem ist/werden könnte? Merkt der andere Hund nicht sowieso, dass das eine Reaktion auf die Leckerchenspiele ist und kein echtes CS?
Ich habe mir übrigens das Buch von Dorit Feddersen-Petersen aus anderen Gründen schon bestellt, ist aber leider noch nicht geliefert worden, deshalb weiss ich nicht, ob dazu etwas drin steht...
Danke im voraus,
jente