Kurz was zum Retriever und zum Jagdtrieb: Wir hatten einen Golden, wenn der Rehe gesehen hat, ist er kurz in die Richtung gerannt, ist stehen geblieben, hat sich fragend umgedreht und geschaut ob die Family mitkommt – nein, na denn nicht, tut mir leid Rehe, ich kann heute nicht mit euch spielen. Der war aus einer Showlinie und wirklich sehr leicht erziehbar (zumindest meinem hat man noch nicht mal die Pubertät angemerkt, so sehr hat er sich bemüht immer zu gefallen)
…und eigentlich müsste ich den Retriever empfehlen. Tu ich auch, aber über einen Berner Sennenhund können sich Deine Bekannten auch Gedanken machen. Darf ja auch ein großer Hund sein, hast Du geschrieben.
Eine hohe Reizschwelle hat er auf jeden Fall. Junge Berner sind gern noch etwas übermütig, aber erwachsene bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Jagdtrieb ist wie bei eigentlich allen Hunden vorhanden, aber händelbar. Vor zwei Wochen ist 10 m vor uns ein Reh aus dem Maisfeld in den Wald gerannt. Da musste er natürlich erstmal hinterher, beim Abbruchsignal (bei uns ein langer Pfiff auf der Hundepfeife, zur Belohung gibt’s Käsestücken die er sonst nicht bekommt) ist er aber zurück, obwohl die Pubertät beginnt und er heute grade nicht einsehen wollte, warum er jetzt Sitz machen soll.
Damit wären wir bei der Erziehung. Ich bin auch kein Erziehungsfreak. Mein Hund muss nicht perfekt bei Fuß gehen, solange er an meine Seite kommt sobald ich ihn rufe.
Ich bin der Meinung ein Berner ist mindestens leichter erziehbar als einige andere Rassen – wenn man auch ein bisschen Humor und vor allem viel Konsequenz und Geduld mitbringt. Berner sind nicht so selbständige Hunde wie z.B. Terrier, dafür aber gern dickköpfig. Man muss sie schon überzeugen jetzt aufzustehen und zu kommen oder aufzuhören an dem Busch zu schnuppern. Aber von den Hunden die ich kenne, legt sich dies auch nach der Pubertät wenn die Hunde allgemein ruhiger werden. Wie gesagt, wichtig ist Konsequenz und ein bisschen Überzeugungskraft dem Hund gegenüber (in der Jugendzeit sind Leckerlies nie verkehrt).
Nachteil ist natürlich die relativ geringe Lebenserwartung der Rasse. Kenne einige Berner, durchaus auch aus sehr guten VDH-Zuchten, die bereits mit 3-4 Jahren an Krebs oder Magendrehung gestorben sind. Andererseits kenne ich aber auch einen der 12 Jahre geworden ist. Das sollte also kein Ausschlusskriterium sein.
Große körperliche Auslastung – naja,10 min Spaziergang am Tag sind zu wenig, mehr als eine anderthalbe Stunde am Stück ist auch für einen erwachsenen Berner m.E. zu viel. Janosch ist jetzt 8 Monate alt, wir machen einmal täglich eine Runde von ca. 45 min. Früh und abends nur kurze Pullerrunden von ca. 10 min, zwischendrin ist er aber auch immer noch ein bisschen im Garten unterwegs oder döst dort in der Sonne. Wenn wir mal eine Stunde unterwegs waren weil wir vielleicht noch andere HH getroffen haben, ist mein Hund am nächsten Tag noch müde davon. Auch hinsichtlich der Gelenke ist bei der Rasse weniger oft mehr.
Er muss also nicht am Fahrrad mitlaufen oder eine Stunde nem Stöckchen hinterher jagen um ausgelastet zu werden. Ein gemächlicher Spaziergang, am besten ohne Leine, vielleicht irgendwo ein Tümpel wo er kurz reinspringen kann (gern auch eine Matschpfütze) und ein bisschen Kopfarbeit – und mein Hund ist glücklich und leicht ermüdet wenn wir nach Hause kommen ;-)
Was uns an der Rasse auch besonders gefällt (habe ich bei unseren anderen Hunden bisher nicht so gehabt) abends ab ca. 17/18 Uhr ist Ruhe bei dem Hund angesagt. Er geht dann noch mal gegen 8 eine kurze Pullerrunde, aber ist schon vorher bis zum nächsten Morgen schön chillig drauf – und das als 8 Monate alter Junghund. Klar gabs als Welpe (als wir das Tagesprogramm mal ein wenig zu sehr raufgeschraubt hatten) mal Überdrehtheiten am Abend.
Fellpflege ist übrigens auch okay. Wir bürsten zweimal Mal die Woche durch. Wenn wir aus irgendwelchen Gründen nur einmal schaffen verfilzt das Fell aber auch nicht. Nur Kletten muss man immer wieder aus dem Fell sammeln, das wird beim Hund-Durchknuddeln erledigt.
Einen Collie könnt ich aber auch empfehlen. Bin hier aber auch der Meinung, mit der Sensibilität des Collies muss man umgehen können.