Hallo!
Ich habe mir damals einen schwierigen DSH aus dem Tierheim geholt, allerdings mit dem Wissen, dass er nichts gelernt hatte in seinem bisherigen Leben (war schon 4 Jahre alt) , biss lt. Tierheim alles: Hunde, andere Tiere, Menschen (grade Kinder) und selbst die eigenen Besitzer, verteidigte alles, was er fand, futterneidisch war er sowieso usw.
So einen Hund in der Form und Weise zu trainieren, dass solchen Vorfälle nicht mehr entstehen, ist harte harte Arbeit und man muss es sagen, einen solchen Hund kann man noch so korrekt führen, es kann immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommen, da das Verhalten einfach über einen zu langen Zeitraum nicht verändert wurde.
Man muss immer ein wachsames Auge haben, um rechtzeitig zu erkennen, dass es nun wieder eine Situation sein könnte, in der der Hund mit seinem alten Verhaltensmuster reagiert.
Deine Mutter bzw. Eltern, so schlimm das auch sein mag, können dem Hund nicht Herr werden.
Einschläfern muss man ihn natürlich nicht!
Ein wirklich kompetenter Trainer kann mithilfe von Besitzern, die hundeerfahren, konsequent sind und sehr viel Zeit und Geduld (und auch Geld füürs Training, denn das braucht er sicher immer) mitbringen, den Hund wieder auf die rechte Bahn lenken (bzw. die Besitzer so anleiten, dass der Hund sich entsprechend verhält) - aber ich glaube leider nicht, dass Deine Eltern das in diesem Alter noch schaffen.
Ich sehe es an meiner Schwiegermutter, die sich unbedingt noch mal mit knapp über 60 einen 1 jährigen Labbi geholt hat - er bekommt zwar viel Auslauf, aber die Arbeit und eine konsequente Erziehung bekommt er nicht, und das bräuchte er eigentlich am meisten! Sie hat einfach nicht mehr so die Nerven und Geduld dafür, was aber doch in so einem Alter normal ist, denke ich.
Zum Training mit einem solchen Hund:
Der komplette Tagesablauf kann durch ein solches Training umgeschmissen werden, intensives, tägliches Arbeiten mit dem Hund, Auslastung (kopftechnische), es müssen so viele kleine Dinge (aber gerade die machen es aus!) eingehalten werden etc.
Da braucht man Nerven, Nerven und das dreifache an Konsequenz.
Das Verhalten ist, wenn es nicht aus einer Krankheit herrührt, nicht vorübergehend, der Hund lernt auch, dass keine Konsequenz auf sein Verhalten erfolgt.
Er wird es immer wieder zeigen.
Ob der Hund nun Schmerzen hat, kann man aus der Ferne natürlich nicht beurteilen. Ich würde alles abklären lassen, aber wenn sich nichts findet, dann ist die Sache relativ klar.
Mag sein, dass der Hund in seinen Augen eine andere Position einnimmt, vllt auch nur in gewissen Situationen, es kann sein, dass er gewisse Situationen einfach falsch einschätzt (z.B. am Korb vorbeigehen, vllt hat er gebissen, weil er eine höhere Individualdistanz hat,die hier nicht eingehalten wurde, vllt. lag was in der Nähe zum Bewachen, da gibt es viele Möglichkeiten..), evtl ist er ein unsicherer Hund, das kann wirklich nur ein Trainer abklären, nachdem er sich ein Bild über den Hund und dessen Tagesablauf gemacht hat.
Versuch Deinen Eltern zu erklären, dass es eben Hunde gibt, die nicht so einfach sind und ihr Verhalten auch noch in späten Jahren verändern können, so dass es evtl. nicht mehr zur derzeitigen Lebenssituation passt.
Wäre es ein freundlicher, unkomplizierter Hund, so hätten Deine Eltern ja keine Probleme mit einem anspruchslosen Hund.
Ihr könntet versuchen, vor der Tierheim-Lösung Menschen zu finden, die um den Charakter des Hundes wissen und in der Lage sind, kompetent mit ihm umzugehen.
Ich würde es euch wünschen, dass es so klappt, aber die Gefahr, dass der Hund das nächste Mal noch deutlicher "Bescheid sagt", die wäre mir, meinen alten Eltern zuliebe, einfach zu groß.
Ich wünsche Euch alles Gute und viel Glück! Sorry für den langen Text, kann mich so selten kurz fassen *gg*