Hallo Endrik,
willkommen im Forum.
Ich finde es toll, dass du dich so informierst und dass ihr euch augenscheinlich viele Gedanken macht.
Dass eure Hündin nicht aus optimalen Bedingungen kommt, habt ihr ja selbst schon festgestellt - umso wichtiger ist es jetzt, dass ihr ihr wohl überlegt die Welt Stück für Stück zeigt und ihr dabei viel Zeit lasst. Einige meiner Vorschreiber haben sich ja schon zum Gassi gehen geäußert.
Ein paar der von dir angesprochenen Punkte möchte ich noch weiter aufgreifen:
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Da fällt mir noch ein... Ich habe gelesen das Welpen ihre Umgebung viel mit knabbern erforschen, also erstmal fast alles irgendwie ins Maul nehmen und wenn möglich rumtragen bis irgendwann das interesse an dem gegenstand verloren ist. Jedoch macht sie das natürlich auch beim Spielen, dass sie unsere Hände anknabbert oder im Grunde alles wo sie eben dran kommt und sie macht da auch vor dem Gesicht kein Halt, wenn sie denn mal ran kommt... bekommt man das durch immer wieder "Aus" rufen und dann kurzzeitig das spielen unterbrechen weg, oder gibts da bessere Lösungen?
Genau, Welpen erforschen die Welt vor allem mit den Zähnen - und der Umgang mit Menschenhaut will dabei gelernt sein ;-) Der Welpe muss erst die sogenannte Beißhemmung erlernen. Dieser Link liefert meiner Meinung nach eine gute Erklärung dazu: http://www.familienhundtraining.com/archiv/beisshemmung.html
Das Spiel zu unterbrechen ist schon mal gut, allerdings würde ich auf das "Aus!" rufen verzichten - und zwar aus dem Grund, dass deine kleine Hündin gar nicht wissen kann, was "Aus!" bedeutet - natürlich wird sie an deiner Stimme, Körperhaltung etc. merken, dass du sauer bist, aber was das "Aus!" bedeutet, weiß sie deswegen immer noch nicht. Dazu schreibe ich gleich weiter unten noch etwas...
Neben der im Link beschriebenen Anleitung würde ich ihr Alternativen bieten - z.B. ein kleines Tau, einen welpengerechten Kausnack oder gefüllten Welpen-Kong oder Ähnliches und sie dafür loben, wenn sie da rein beißt, anstatt in deine Füße oder Nase - so versteht sie wohl auch eher, was du von ihr möchtest.
Ganz toll finde ich auch den Ansatz von Emily Larlham: http://www.youtube.com/watch?v=c77--cCHPyU Sie hat ohnehin ganz viele tolle Videos zur Welpenerziehung mit positiver Verstärkung da gibts quasi ne Fülle an Infos für Interessierte - ist zwar auf Englisch, aber auch ohne der Sprache mächtig zu sein, versteht man, was sie vermitteln möchte.
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Naja momentan wird sie gerufen und dann belohnt, dafür ist keine große Konzentration von nöten. Oder sehe ich das falsch?
Naja, falsch will ich nicht sagen - aber ich glaube, du unterschätzt, was dein Welpe grade alles lernen muss...
Sie ist jetzt weg von ihrer Mama&Geschwistern, kommt in eine neue Umgebung - dort gibt es viiiieles, was sie noch nicht kennt. Kinder, große Leute, dicke Leute, dünne Leute, Leute mit Hut, ... Autos, LKWs, Parks mit anderen Hunden, ..... Leine laufen, .... viiiiele neue Gerüche... Stubenrein werden.... du siehst, die Liste ist riesig und wird von uns Menschen häufig unterschätzt - gerade bei einem HUnd, der bislang wenig bis gar nichts kennt, kann das ein Fehler sein.
Alleine schon das "euch und eure nächste Umgebung kennen lernen" ist anstrengend für so einen Pupsi - und die ganzen Sinneseindrücke müssen verarbeitet werden. Achte unbedingt auf eine ausgewogene Balance zwischen viel Schlaf/Erholungsphasen und gezieltem, kleinschrittigem Erkunden der Umwelt. Pass dich an ihr Tempo an.
Zu deinem Beispiel mit dem "rufen und belohnt werden": Doch, das erfordert viel Konzentration!! Der Welpe muss ja erstmal lernen, dass er gemeint ist, wenn ihr seinen Namen ruft. Dann soll er verstehen, dass "Komm!", "Hier!" oder was auch immer ihr ruft, heißt: "los, komm zu mir!". Und dann noch, dass dies gilt, egal, ob er grade zu euch schaut oder nicht, irgenwo schnüffelt oder nicht - du siehst, auch hier wieder ganz schön viel für so nen Knirps. Der Hund spricht und versteht kein Deutsch, die Bedeutung deiner Signale musst du ihm also - langsam - beibringen.
Stell dir vor, ich hole dich ab und nehme dich mit auf eine Reise nach Afrika - am Flughafen steht einer, der immer wieder etwas in deine Richtung ruft in einer dir unbekannten Sprache - und du hast keine Ahnung, was derjenige von dir will. Wenn er es mit Gesten untermalt, wirds vielleicht etwas leichter - aber sobald das Wort
in einem anderen Kontext vorkommt (du checkst gerade dein Gepäck aus oder ähnliches), wirds doch wieder schwer für dich - eigentlich geht es deinem Welpen genau so
Ich wünsche euch viel Spaß mit der Kleinen, lasst ihr Zeit und bringt ihr alles mit viel Spaß und Lob, aber auch Schritt für Schritt bei - dann wird das!
Liebe Grüße,
Anni