Weiter vorn hast du sinngemäß geschrieben, dass dein Freund/Mann eigentlich nicht gewillt ist, sein Leben wegen des Hundes umzustellen. genau das wäre aber für mich wirklich DER Grund, diesen Hund nicht zu holen. Neben deinem Hund ist er derjenige, den es am meisten betrifft. Und gleichzeitig derjenige, auf dessen Mithilfe, Geduld und Verständnis du angewiesen sein wirst. Solange er es nicht aus tiefster Überzeugung ebenso will, würde ich Abstand nehmen von einem Hund, der aufgrund der Rasse so eine Menge Problempotenzial mitbringt.
Ich weiß übrigens sehr genau, wovon ich da reden, denn wir haben 2020 als Zweithund eine Schäferhündin, Sally, von Prodogromania übernommen. Jetzt ist sie der wundervollste Hund, den wir uns vorstellen können und sie passt so gut zu uns, dass wir manchmal über unser Glück mit ihr philosophieren während sie zwischen uns auf dem Sofa liegt und schnarcht :) ABER, das erste dreiviertel Jahr war echt hart und wir haben das nur geschafft, weil wir zu zweit waren. Wenn mein Mann nicht hundertprozentig mitgezogen hätte, weiß ich nicht, was passiert wäre.
Der Verein hat übrigens eine geschlossene Facebook-Gruppe für Leute, die einen Hund von dort haben. Dort sind hauptsächlich süße Fotos und Friede-Freude-Eierkuchen-Posts zu finden. Hin und wieder erhält man aber auch Einblicke ins echte Leben: Hund wird über Wochen/Monate nicht stubenrein, Hund liebt Frauchen, aber hasst Männer, Hund kommt nicht mit Ersthund klar, Hund ist aufgrund von Krankheit eine nervliche und finanzielle Herausforderung usw. usf. Wie würdest du, würdet ihr klarkommen, sollte euch so etwas passieren? Versteh mich nicht falsch, überwiegend scheinen die Direktübernahmen gut zu gehen, aber den einen oder anderen trifft es dann eben doch.
Wir hatten übrigens vor Sally, die zwei Jahre in Baile saß, schon zwei andere Auslandhunde. Jerry, DSH, der in Spanien nur ein halbes Jahr im TH saß, dafür aber als Mobbingopfer, kam auch direkt zu uns. Und Maja, die ein Jahr in Spanien und dann noch zwei Jahre im dt. TH saß, von wo wir sie geholt haben. Beide Hunde waren meilenweit entfernt von "gestört", "depriviert" oder sonstwas. Sie haben sich in unsere Leben eingefügt, sind mit uns in Urlaub gefahren, waren offen und freundlich zu fremden Menschen und wir hatten ein schönes gemeinsames Leben mit jedem dieser Hunde. Nur deshalb haben wir uns bei Sally getraut, aber je mehr ich von den Worst-Case-Situationen lese, desto mehr wird mir klar, dass Sally wohl die letzte Direktübernahme gewesen ist. Ich will einfach das Glück nicht zu sehr herausfordern...
Ich wünsch dir eine gute Entscheidung, wie auch immer sie ausfällt!