Wir haben Ende Mai eine Schäferhündin aus einem rumänischen TH übernommen. Insofern sind meine eigenen Erfahrungen und Gedanken noch ganz frisch. Auch ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob wir diesem Hund gerecht werden können oder ob wir ihn lieber wieder abgeben sollten.
Als Erstes überlege dir bitte Folgendes: Das Leben mit deiner verstorbenen Hündin erscheint dir in der Erinnerung als entspannt und sorgenfrei. Doch bedenke, dass diese Erinnerungen vermutlich vor allem aus ihren letzten Jahren stammen, als sie schon älter und ruhiger und vor allem lange bei dir war. Wie war denn die erste Zeit mit ihr? Gab es da eventuell auch stressige Situationen und Zeiten, wo du erstmal mit ihr arbeiten musstest, damit es gut läuft?
Unsere ersten vier Wochen mit Sally bestanden nur aus Management. Dieser Hund war von zwei Jahren TH, dem Transport und der neuen Umgebung dermaßen stressgeflutet, dass sie nicht entspannen konnte. Und ein gestresster Hund kann nichts lernen. Wir haben also versucht, durch Ruhe, Regelmäßigkeit und keinerlei Ansprüche an sie, dafür zu sorgen, dass das Stresslevel runter geht. Es war eine sehr anstrengende Zeit für uns, aber zum Glück brachte sie auch viele gute Eigenschaften mit, die uns diese erste Zeit und die Sorgen, die wir uns gemacht haben, erleichtert haben. Sie war von Anfang an sehr kuschelbedürftig und hat sich in einer fast verzweifelten Art und Weise vom ersten Tag an uns geklammert. Wir haben also wirklich drei, vier Wochen lang abwechselnd mit ihr verbracht, alles andere liegen lassen, und ihr beim Ruhen und Schlafen Körperkontakt oder zumindest unsere Anwesenheit gegeben. Sie musste auch in der Zeit nie alleine sein. Besuch gab es außer unserer Tochter keinen, ebenso keine Unternehmungen, keine Versuche, ihr irgendwas beizubringen. Sie wollte ständig aus dem Garten ausbrechen, hatte große Angst vor Autos, so dass man kaum an der Straße entlang laufen konnte, hat Personen angebellt, hat an der Leine gezerrt, wie nix Gutes, kurz, sie war heillos überfordert mit allem wund wir mit. Sehr gut an ihr war jedoch dass sie selbst im größten Stress niemals aggressiv gegen uns oder unseren kleinen Ersthund wurde. Und das ist auch ein Tipp für dich: Konzentriere dich auf die guten Eigenschaften deines Kleinen und sei dankbar dafür!
Inzwischen sind elf Wochen vergangen und alle Sorgen und Gedanken, ob und wie wir das Leben mit dieser wilden Maus hinbekommen werden, sind weg. Klar, sie ist erst vier Jahre alt und keine Schlaftablette und deshalb wollen wir mit ihr im Herbst auch in die Hundeschule gehen. Trotz des chaotischen Anfangs hat sie in den letzten Wochen eigentlich alles Wichtige gelernt, was sie für das Leben bei uns so braucht: halbwegs ordentlich an der Leine gehen, keine Angst mehr vor Autos und Menschen, ruhig dabei sitzen, wenn man sich mal draußen mit jemandem unterhält, keine Leute anbellen, gesittet im Auto mitfahren usw. usf. Letztens wurde uns in einem Biergarten sogar gesagt, wass wir doch für einen hübschen und vor allem wohlerzogegen Schäferhund hätten. Wer hätte sowas vor elf Wochen für möglich gehalten? Wir jedenfalls nicht Also, durchhalten lohnt sich und höchstwahrscheinlich wird dein Kleiner sich in den nächsten Wochen ganz erstaunlich gut entwickeln.
Alles Gute für euch!