Mh - scheinbar baut unsere Trainerin anders auf. Bei uns sind auch Leute, die einfach bisschen mitlaufen, aber auch einige mit Prüfungsambitionen und Bock auf guten Aufbau. Ich kann schlecht beurteilen, ob das tatsächlich so „falsch“ ist wie bei uns vorgegangen wird.
Bausteine auf dem Trail gibts bei uns natürlich auch auf den Hund zugeschnitten. Belohnung für eine gute Entscheidung ist meistens ein verbales Lob wenn ich weiss, dass die Entscheidung korrekt war. Macht ihr das denn nicht unterwegs?
Nein, wir loben unterwegs nicht. Unsere Trainerin begründete es damit, daß man den Hund nicht an eine Unterstützung gewöhnen sollte, die man ihm Im Einsatz nicht geben kann. im Einsatz weiß man ja nicht, ob man richtig ist, oder nicht. Dadurch würde man den Hund, gerade dort wo es darauf ankommt zusätzlich verunsichern.
Wir arbeiten auch mehr mit Such-System und lassen die Hunde nicht nur an der langen Leine selber suchen. Heisst, ich bremse z.B. meine schnelle Hündin gern vor Entscheidungen. Ist sie nicht sicher oder in ein Negativ gelaufen, schicke ich sie auch konkret auf mögliche Abgänge zum prüfen. Dass Vespa aber einfach nur planlos rumeiert kann ich ausschliessen.
Bei uns wurden Hunde, die zu schnell waren nicht speziell vor Entscheidungen ausgebremst, sondern prinzipiell auf dem ganzen Trail. Wir sind, sobald der Hund eine Vorstellung hatte was er tun sollte, fast nur "Single-Blinds" gelaufen. So sollte ausgeschlossen werden, daß die Hunde, sei es auch nur unbewußt, vom Halter geführt werden. Die Trainerin lief immer direkt neben/hinter dem Team und konnte so alles genau beobachten. Eingegriffen wurde nur dort wo der Hund einen Fehler gemacht hat. Er wurde dann vor der fraglichen Stelle noch einmal angesetzt und hat die Stelle noch einmal gearbeitet. Wenn Till unsicher ist, habe ich ihm zunächst auch aktive noch einmal alle Abgänge abchecken geschickt und ihn dann noch einmal bewußt seine Entscheidung alleine treffen lassen. Dafür bin ich dann an einer Kreuzung beispielsweise, zurück bis vor die Kreuzung gegangen, so daß er sie, nach dem Abchecken noch einmal selbständig gearbeitet hat. Irgendwann hat Till dieses Problemlösungsverhalten übernommen und zeigt mir an, wenn er unsicher ist und sich "umschauen" möchte.
Bei Blinds ohne jegliche Hilfestellung sind wir oft richtig, aber ich habe noch Mühe konstant die ersten Zeichen zu erkennen und manchmal geht Vespa mit sehr viel Power recht weit in ein Negativ - schwierig zu merken für mich. Bin ich unsicher, merkt das Vespa natürlich auch. Wir arbeiten aber selten so, meistens kriege ich bei den Schlüsselstellen Info/Kommentar von der Trainerin, sei es zu den Signalen vom Hund oder zu den Gegebenheiten oder spätestens einen Kommentar zur Entscheidung von uns. Ich versuche dazu zu kommentieren wie ich den Hund lese und was mein Plan ist. Ist das falsch, bekomme ich Feedback. Wäre ja aber auch erstaunlich, wenn wir einen perfekten DB laufen könnten nach einem Jahr.
Das sehe ich genau so. Das wächst durch stätige Übung. irgendwann kommt das Training bei dem du denktst: "Was "quatscht" der Hund heute so viel mit mi? Bis dir aufgeht, daß der Hund wohl schon immer so umfangreich kommuniziert hat, man es jetzt aber endlich versteht. So war es jedenfalls bei uns.
Komplexe offene Plätze und Negativstarts und sowas sind wir natürlich noch nicht gelaufen.
Da die Trainerin aber auch höhere Prüfungen selber absolviert hat, schliesse ich mal aus, dass das alles nur Bullshit ist. Aber offenbar ein anderes System. Was ich definitiv ausschliessen kann, ist eine motivationsschwäche durch die längeren Trails. Vespa ist meistens im zweiten Teil deutlich besser unterwegs. Und hat immer Bock. Was ich nicht ausschliessen kann ist, dass wir vielleicht mit anderem Vorgehen mehr Erfolg hätten. Wir laufen im Herbst eine erste Prüfung - das wird auf jeden Fall ein Test ob wir einigermassen richtig arbeiten.
Ich denke es führen viele Wege nach Rom.
LG
Franziska mit Till