Hallo zusammen, ganz lieben Dank für Eure Antworten!
Ich denke Dein Hund fühlt Deine Unsicherheit ihm gegenüber ausgesprochen gut und fühlt sich deshalb bemüßigt auf Dich aufzupassen. Indem Du ihm gegenüber souverän auftrittst, verschaffst Du Dir Respekt und vermittelst, dass Du sehr wohl in der Lage bist, Dinge zu regeln, was auch eine Erleichterung für den Hund bedeutet.
Du gefährdest die Beziehung zu Deinem Hund nicht wenn Du ihm selbstsicher begegnest, das Gegenteil ist der Fall.
Ja, damit wirst Du Recht haben. :) Mir ist schon aufgefallen, dass ich manchmal einfach keine klare Strategie habe und Molly das regelrecht zu wittern scheint. Mein Mann erzählt auch immer, dass sie ins Koma fällt, wenn ich aus dem Haus bin. Dementsprechend ist mir bewusst, dass es auch für sie ein deutlich entspannteres Leben wäre, wenn ich lerne, souveräner aufzutreten und ihr den Kontrollfimmel nehme.
Ich habs aufgegeben und mache seit wenigen Wochen mehr Fortschritte als das ganze Jahr zuvor. So so oft durfte ich mir anhören "ja du musst aufhören so unsicher zu sein und souverän ihr ggü auftreten". Versteht mich nicht falsch das wird auch alles richtig sein aber ich bin offensichtlich zu blöd dafür und meine Hündin ist immer weiter abgestumpft. Und das ist ein riesiger mistiger Teufelskreis wenns mal soweit ist. Nichts ist mehr zu ihr durchgedrungen und ja(!) unsere Beziehung hat enorm gelitten. Natürlich MUSS das nicht sein, bei uns war es aber so.
Genau das Gefühl habe ich auch - dass ich körpersprachlich manchmal einfach zu doof bin. Molly wird dann natürlich auch körperlicher, und es entsteht besagter Teufelskreis. Irgendwann wird sie dann so frustig, dass sie beispielsweise nach unseren Pflanzen schnappt.
Ich habs bei Ruby so gemacht (wie gesagt deine Erzählungen erinnern mich sehr an sie und wir hatten noch tausend andere Baustellen): erstmal die Erwartungen komplett runtergeschraubt, und dann in Miniminimini Schritten angefangen das Zielverhalten das ich haben möchte zu etablieren, einzufangen und hochfrequent zu verstärken.
Ja das ist nervig, ja das ist anstrengend, ja andere Leute schauen dich schief an und JA mir wäre es auch lieber gewesen ihr einfach mal ne Ansage zu machen und dann wäre es gut gewesen aber hat eben bei uns(!) nicht geklappt.
Wenn etwas nicht funktioniert hat, hab ich aufgehört zu denken, dass sie das "extra" macht oder "mich ärgern will" oder "keinen Respekt" hat. Das hat schonmal ganz viel Druck rausgenommen.
Mein erster komplett banaler Tipp wäre also: schaff dir einen Clicker an (alternativ Makerwort), konditionier den auf und fang an im Alltag jede noch so kleine positive Verhaltensweise einzufangen.
Danke Dir für die Worte! Ich versuche natürlich auch, alles möglichst positiv zu sehen, aber das fällt mir manchmal schwer, wenn ich zur Tür reinkomme und direkt mal angerempelt werde.
Den Clicker kennt Molly bereits und springt super drauf an. Glaube, ich habe sie selten so aufmerksam erlebt, wie an den 3 Tagen, die ich rigoros jegliches positives Verhalten geclickert habe. Ehrlicherweise hatte ich es dann eingestellt, da die Hundetrainerin sagte, dass es langsam an der Zeit wäre, Molly die vielen Leckerchen abzugewöhnen. Sie ist nicht zu dick, aber eben sehr auf´s Fressen fixiert, und ich sollte kein Futterautomat sein. Wenn ich das so lese, denke ich aber, dass ich dem noch mal eine Chance geben sollte.
Und schau mal auf Euren Tagesablauf. Gibt's genug Ruhezeiten? Aber auch mal Zeiten mit Hundekumpels zb wo sie sich richtig auspowern kann? Vielleicht erstmal den Stress über ein paar Tage abbauen lassen...
Molly schläft viel und wird von uns wegen der Problematik auch nicht mehr in der Wohnung beschäftigt, sodass sie drinnen möglichst wenig Erwartungshaltung hat. Ca. 3x pro Woche trifft sie verschiedene Hundekumpels und darf richtig toben. Auf einen sehr ereignisreichen Tag folgt bei uns auch mal ein Faulenztag, wo für sie nicht viel passiert oder sie meinen Mann ins Büro begleitet und den kompletten Arbeitstag verpennt.
Für die Labbis, die ich kenne, ist das nicht ungewöhnlich, die waren in dem Alter alle recht distanzlos, bollerig und körperlich unterwegs. Und mein Rüde kann mit Labbis und Golden Retrievern in aller Regel überhaupt nicht, weil sie seine feinen körpersprachlichen Signale gerne mal übergehen und wie eine kleine (zweifellos supersüße und nette) Abrissbirne in ihn reinknallen
Haha, das beruhigt mich gerade total. Ganz ehrlich, ich habe noch nie einen so stumpfen Hund erlebt wie Molly. Alles was sie macht wirkt erstmal plump. Selbst, wenn sie sich irgendwo festschnüffelt, rammt sie regelrecht die Nase in den Boden. Wir haben definitiv schon viel gelacht.
"Abrissbirne" trifft es wirklich...
Zum Hinterherlaufen, Maßregeln etc.: Kindergitter und Auszeiten in einem anderen Raum sind für mich reine Management-Maßnahmen. Deine Hündin denkt offenbar, dass es ihre Aufgabe ist, an dir zu kleben. Wenn sie das (z.B. durch ein Kindergitter) nicht kann, findet sie das wahrscheinlich doof - aber was soll sie daraus lernen? Wichtig wäre doch, ihr zu erklären, dass du das so richtig ätzend findest, wenn sie dich ständig verfolgt und in deinen Raum eindringt. Wenn das bei euch körpersprachlich noch so gar nicht funktioniert, vielleicht stimmlich? Ich persönlich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass ich lieber eine richtige Korrektur setze als 20 halbgare, die Hund eh nicht richtig versteht. Solange die Korrekturen angemessen und vorhersehbar sind, sehe ich da kein Problem für die Bindung. Aber kommt sicher auch auf den Hundetyp an...
Ansonsten würde ich vorerst tatsächlich eine Hausleine dran machen und sie immer und immer wieder auf ihren Platz schicken.
Das Kindergitter haben wir auf Empfehlung der Hundeschule angeschafft. Molly sollte dadurch lernen, den Kontrollverlust auszuhalten. Gleichzeitig sollten wir Strukturen etablieren, die uns im Alltag mehr Sicherheit geben, wie zum Beispiel nach jedem Gassi 10 Min. Pause im Schlafzimmer.
Genau, die richtige Korrektur ist genau das Thema. Selbst wenn ICH der Meinung bin, dass ich gerade ordentlich auf den Putz gehauen habe, fasst Molly das als Spiel auf oder sagt MIR mal Bescheid. Ich muss definitiv an meiner Körpersprache arbeiten. Stimmlich komme ich in ca. 50% der Fälle weiter. So oder so zögert sie aber erstmal und entscheidet dann selbst.
Ich besorge mal eine unkaputtbare Hausleine. :)
Und noch kurz zum Nachhausekommen: Bei einem Hund, der beim Deckentraining in ständiger Erwartungshaltung ist, weil ihn Futter so hochfahren lässt, würde ich es tunlichst vermeiden, dem beim Nachhausekommen auch noch Futter hinzuschmeißen. Deine Hündin dreht doch eh schon ab, wenn du heim kommst - wenn sie jetzt auch noch lernt, dass du ihr Futter mitbringst, ja gute Nacht.
Ich würde da tatsächlich - genauso wie beim Verfolgen daheim oder auch beim Schnappen, wenn sie an der Leine nicht an dich ran kommt - eine ganz klare Grenze ziehen. Und wenn das körpersprachlich noch nicht klappt, dann eben mit einer Hausleine nachhelfen. Du bestimmt die Hausregeln, und eine davon ist halt, dass du nicht verfolgt, gemaßregelt oder umgebombt wirst.
Ja, ich sträube mich innerlich auch total gegen das Leckerli - Werfen beim Heimkommen. Einerseits wird es sie aufdrehen, und andererseits komme ich mir vor, als müsste ich in meiner eigenen Wohnung ´nen Türsteher bestechen. Klar ist das eigentlich Quatsch, aber so ganz kann ich mein Ego nicht über Bord werfen... Beim Rückruf Leckerchen in Laufrichtung zu werfen oder in Bodennähe zu belohnen macht für mich aber total Sinn. :)
Ich finde es immer schön, wenn viel Rücksicht auf das Hundekind genommen wird. So soll's ja auch sein. Aber hier finde ich, kannst du ruhig mal etwas mehr Rücksicht auf dich und deine Bedürfnisse nehmen - sowohl, was deine Individualdistanz als auch deine körperliche Unversehrtheit anbelangt.
Molly war als Welpe super unkompliziert, ein absolutes Schaf gegen die Schäfi- Mix- Hündin davor. Dementsprechend hatte sie sehr viele Freiheiten und wir mussten wenig aktiv verbieten. Trotzdem hätten wir ihr ein paar mehr Grenzen aufzeigen müssen. Das ist uns aber erst nach einigen Monaten klar geworden, als sie anfing, sich wie die Königin der Welt zu verhalten. Ehrlich gesagt dachte ich auch eine zeitlang, dass sie vielleicht nicht ganz so helle im Köpfchen ist, so wie sie sich immer hingesetzt und uns erstmal angestarrt hat, wenn wir ihr ein Kommando gegeben haben... Das war aber eine völlige Fehlinterpretation. Die Gute versteht uns sehr genau. Sie trifft halt die Entscheidungen selbst.