Achtung das wird lang ...
Bitte sag mir jemand, dass das die Pubertät ist und mit viel Geduld nach gewisser Zeit wieder weg geht, denn momentan fragen wir uns, wo das hinführen soll. Ich bräuchte vielleicht auch Erfahrungsberichte von anderen Besitzern von Labradoren oder eben Shepherds, denn ich frage mich, ob das eine der beiden Rassen ist oder eben die Pubertät oder ob wir Fehler machen oder ob an Balu(s Charakter) an sich liegt:
Balu ist ein Labrador/Shepherd-Mix, jetzt 7 Monate alt und momentan sehr anstrengend und präsent.
Beispiele: Er konnte mal bis zu 3 Stunden alleine bleiben (in seiner faltbaren Schlafbox), dreht jetzt aber plötzlich total durch, wenn er hört, dass wir die Wohnungstür hinter uns zu machen. Er jault und fiept. Wenn wir länger weg müssen, kommt er in die Box, in der er nachts ganz lieb und friedlich schläft. Tagsüber ist er auch ruhig da drin, wenn wir in der Wohnung bleiben. Sobald wir aber weggehen, dreht er da drin so durch, dass er das Nylon und die Reißverschlüsse zerstört. Letztens war ich eine Stunde weg und nachher lag die Box auf dem Kopf. Er hat so jetzt schon zwei faltbare Transportboxen auf dem Gewissen.
Gestern haben wir ihn für 45 Minuten ohne Box im Flur gelassen und sind kurz aus dem Haus gegangen. Er hat erst gefiept, dann wurde er ruhig (wir haben vor der Tür gelauscht) und als wir wieder da waren, hatte er sein Schaffell zerstört. Hätte er nicht das Schaffell zur Verfügung gehabt, wäre es halt etwas anderes oder sein Bettchen gewesen. Er hatte einen großen Kauknochen, den er in der Zeit aber gar nicht angerührt hat.
Die Begrüßung ist dann sooo unglaublich stürmisch und dauert ca. 10 Minuten. Er springt an uns hoch und verfolgt uns. Er drückt dabei die ganze Zeit seine Nase in unsere Kniekehlen und versucht, an unseren Händen zu knabbern. Er konnte als Welpe schon ganz brav wie angetackert am Boden bleiben, wenn er uns begrüßen wollte und hatte eine Beißhemmung. Das ist aber plötzlich wieder vorbei. Wir machen es schon so, dass wir ihn erstmal ignorieren, die Tasche wegstellen, Schuhe ausziehen, Jacke aufhängen, zum Baum werden, uns wegdrehen, wenn er uns anspringt, dann erst streicheln, wenn er endlich mit allen 4 Pfoten auf dem Boden ist. Wir haben auch schon zur Sprühflasche gegriffen, hilft aber nur bedingt. Wenn er beißt/knabbert, ist es sofort vorbei, wir drehen uns weg und lassen ihn stehen. Trotzdem macht er es beim nächsten Mal wieder.
Wenn Besuch da ist, ist es ganz schlimm und inzwischen schon richtig unangenehm. Er ist ja kein kleiner Hund mehr (ca. 20 kg +/-) und Besuch kann sich gar nicht vor ihm retten. Er dreht so hoch, wetzt auf die Leute zu, springt die Leute an, versucht an Händen und an Pullis zu knabbern. Er freut sich so sehr, dass er voll überdreht. Es hat Gott sei Dank noch keiner einen echten Biss von ihm bekommen und er knabbert auch nur leicht (habe noch keine einzige rote Stelle oder Verletzung von ihm, auch wenn das keine Ausrede sein soll), aber die Leute haben natürlich Respekt vor seinen Zähnen und fühlen sich nicht unbedingt wohl, wenn er so sehr an ihnen hängt. Wir hatten von Anfang an häufig Besuch, alle wurden instruiert, wie sie sich verhalten sollen (zum Baum werden, ihn erst begrüßen, wenn er ruhig am Boden sitzt), aber sobald er dann angefasst wird, dreht er sofort wieder hoch. Wir haben gestern probiert, ihn anzuleinen, aber da wurde er nur noch unruhiger, weil er nicht zu den Leuten hin konnte. Er hing sowas von in der Leine, dass er schon gekeucht hat. Wir haben ihn immer wieder ins Körbchen geschickt, ihn Platz machen lassen, hat er auch gemacht ... nur um kurz danach wieder zu probieren, zum Besuch zu kommen.
Wenn der Besuch erstmal da ist, 10-20 Minuten vergangen sind, kommt er etwas runter, springt nicht mehr so oft hoch, ist dann aber sehr aufdringlich. Er kommt mit Spielzeug an und drückt das den Leuten (und/oder uns) gegen die Beine (wenn wir sitzen), will ständig lecken und knabbern.
Er darf auf ein Kissen aufs Sofa, muss aber wirklich auf dem Kissen sein/bleiben. Wenn wir dann neben ihm sitzen, kommt er ständig mit dem Körper dicht an uns heran. Er hat kein "Gefühl" für unsere Individualdistanz. Ich weiß, dass man das nicht verlangen kann, aber wenn wir ihn wegschieben, weil er uns permanent auf der Pelle hockt, kommt er immer wieder zurück. Wir kuscheln gerne und oft mit ihm, aber irgendwann muss er auch mal einfach so neben uns liegen können und uns Luft zum Atmen lassen.
Er kennt "Körbchen", "Box", "Kissen", den Unterschied zwischen ihnen und dehnt momentan aber die Begriffe aus. Wenn er ins Körbchen soll, geht er nur mit den Hinterpfoten rein oder er geht erst rein, "quillt" dann kurze Zeit später langsam aber sicher wieder raus. Also müssen wir ihn immer und immer wieder ins Körbchen zurück schicken.
Er schläft selten einfach so im Körbchen. Richtig tief und fest (lange) schläft er nur, wenn er in der Box ist. Deshalb kommt er auch tagsüber immer mal wieder für eine Zeit da rein. Junge Hunde sollen ja sehr viele Stunden schlafen, aber er kommt auf mehr wache Stunden als schlafende Stunden.
Wir sind schon so weit, dass er nicht immer mit aufsteht, wenn jemand den Raum verlässt. Wach wird er aber trotzdem.
Wir füttern ihn seit einigen Wochen nur noch per Hand und nur noch gegen Gegenleistung. Er kann etwas nur mit "Nimm" nehmen, kann Sitz (auch auf Entfernung), Platz (auch von Platz zurück ins Sitz), Bleib (auf Distanz im Freien, mit Weggehen und ihm den Rücken zukehren, in ein anderes Zimmer gehen), Brings (ich kann ihn im Wald mit Bleib ablegen, mich entfernen, dort ein Spielzeug hinlegen, wieder zu ihm gehen, ihn für Bleib loben und ihn dann mit "Brings!" losschicken, das Spielzeug zu holen). Er kann Rolle, Pfötchen, High Five und muss diese Dinge abwechselnd machen, wenn wir ihn füttern. Dabei ist er hoch konzentriert und macht die Übungen perfekt. In der Hundeschule ist er der Musterschüler. Wenn er dann aber so außerhalb der HuSchu und ohne Anlass zwischendurch Platz machen soll, guckt er in die Luft und macht es dann irgendwann mit einem "oooh menno"-Stöhnen und man könnte meinen, er verdreht die Augen ala "na wenn es sein muss ...".
Wir gehen 1x täglich mit ihm in den Wald oder ins Feld. Aber wir versuchen, die Spaziergänge auf 30-45 Minuten zu beschränken. Sonst halt nur die Pipi-Runden. Er ist (bis auf die Pipi-Runden) sehr aufmerksam draußen. Er kann frei laufen, wenn keiner kommt. Dann schaut er immer, wo wir sind, kommt zu uns, lässt sich abrufen und wir machen Suchspiele, klettern auf Baumstämme, üben Fuß etc., lassen ihn aber auch einfach mal so stöbern und schnuppern. Sobald uns aber andere Leute entgegen kommen (mit oder ohne Hund), leinen wir ihn an und dann will er die immer begrüßen und anspringen. Wir versuchen ihn an den Leuten vorbei zu ziehen, aber er hat nur Augen und Ohren für die Leute. Wenn ich mich mit den anderen Herrchen verständige, die Hunde laufen dürfen, darf er nach Sitz und Ableinen laufen. Dann ist kein Halten mehr. Er stürzt auf die anderen Hunde zu, springt das Herrchen an und legt sich bei den anderen Hunden auch mal flach auf den Boden. Er ergibt sich sehr schnell, will aber immer weiter spielen. Wenn wir Menschen uns fürs Weitergehen entscheiden, kommt er wieder an die Leine, wir gehen drei Schritte und dann darf er wieder laufen. Dann dreht er sich nicht um und rennt den anderen nach, auch wenn sie noch in Sichtweite sind, sondern er konzentriert sich wieder auf mich und geht mit mir. Das ist soweit ja super, aber das Anspringen und in der Leine hängen, wenn wir jemandem begegnen, ist echt nervig und ich weiß nicht, was ich falsch mache.
Also die Zusammenfassung: er ist stürmisch, kann momentan schwer alleine bleiben, begrüßt alles und jeden übertrieben (lange), will immer dabei sein, kann schwer abschalten, knabbert an Händen, ist aufdringlich und ständig präsent.
Ich bin etwas enttäuscht, dass wir uns von Anfang an permanent so viel Mühe mit ihm geben, er aber vor allem Besuchern gegenüber so unmöglich ist und mit der Zeit sogar noch immer unmöglicher wird. Andere Leute haben doch auch gelassene Hunde. Wir begegnen so vielen anderen Hundebesitzern und deren Labbis etc. sitzen ganz entspannt neben ihrem Herrchen, während Balu bei uns in der Leine hängt. Ich lese viel hier im Forum, Bücher, google nach Themen, beschäftige mich also viel mit dem Thema Hund, mache viel mit ihm, gönne ihm aber auch seine Auszeiten und Ruhephasen.
Wir wollten durchaus einen sportlichen Hund, dem man etwas beibringen kann, aber auch einen coolen Begleiter, den wir mitnehmen können ohne uns schämen zu müssen und der cool bleibt, wenn wir Besuch bekommen, weil wir häufiger Besuch haben. Wir wollten aber auch einen Hund, der nach einem Spaziergang oder einer Runde Denksport auch mal zufrieden ist und abschalten kann, da wir auch berufstätig sind und unser Leben nicht KOMPLETT nach dem Hund richten können. Momentan ist es so, dass wir darüber nachdenken, ob wir ihm überhaupt gerecht werde können und ob das ein Leben ist, was wir führen möchten. Wir wollten von Herzen einen Hund, aber nicht 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche NUR noch das Thema Hund im Kopf haben. Es vergeht keine halbe Stunde (außer wenn er mal tief und fest schläft), in der er nicht präsent ist, irgendwas macht oder in der wir ihn nicht als Thema haben. :| Das ist dann irgendwann kein Spaß mehr, sondern wird langsam zur Anstrengung und das möchten wir beide nicht.
Das war viel, und trotzdem habe ich sicher einige Situationen vergessen, aber ich habe versucht, es so genau wie möglich zu beschreiben und vielleicht fällt euch schon etwas dazu ein. Die Trainerin in der HuSchu (M. Rütter) meinte, dass er grundsätzlich unsicher sei.