Ich fürchte, ich habe die Nervosität meines Hundes in der Stadt selbst verschuldet. Als ich ihn bekam, als Welpe, da war er extrem entspannt. So entspannt, dass er im Einkaufswagen geschlafen hat und zuließ, dass ich ihn durchs Kaufland rolle und Klopapier auf ihn stapele. So entspannt, dass er auf dem Zugsitz einfach weiterpennte, wenn ich kurz wohin musste. Und so entspannt, dass er sich auf meine Füße legte und sich am Bäuchlein kraulen ließ, wenn gerade ein Güterzug am Bahnhof vorbei donnerte.
Aber ich bin kein Stadtmensch. Ich hasse den Lärm, die Reizüberflutung und den Schmutz, und deshalb gehe ich wirklich nur in die Stadt hinein, wenn ich muss. Ich bin deutlich eher der Wald/Wiesen/Wassertyp. Demzufolge hat mein Hund es wohl einfach irgendwann verlernt. Ich gebe zu, als er sein Problem mit anderen Rüden entwickelte (Prollerei und Leinenaggression) da begann ich, solche Situationen, in denen ich nicht ausweichen kann, zu meiden. Und dazu gehört auch die Fußgängerzone oder volle Straßen, weil ich da manchmal nicht genug Distanz zwischen die Hunde bringen kann (oder, Gott bewahre, sowas wie ein Bus! Was mach ich denn, wenn ein anderer Rüde einsteigt?). Ich hörte auf ihn mal vor dem Laden anzubinden, als er einmal hinter mir in den Laden kam, den Fahrradständer, an den er gebunden war, hinter sich herschleifend. Inzwischen ist er einfach zu groß und zu schwer, als dass ich da irgendeinem Gegenstand vertrauen würde.
Ich arbeite täglich hart an der Stressresistenz. Interessanterweise hat er vor manchen Sachen panische Angst (wie einem Windstoß, der die Vorhänge bläht) und vor anderen nicht (Bohrmaschine direkt neben ihm).
Sobald ich das Rüdenproblem soweit habe, dass ich meine, es ist im Griff, habe ich aber schon vor, das Stadttraining wieder aufzunehmen. Dazu werde ich aber erst mal dran arbeiten, dass ICH nicht gestresst bin in der Stadt, denn das überträgt sich dann natürlich auf meinem supersensiblen Hund, der sich nach jeder meiner Launen wie ein Fähnchen im Wind richtet.