Mein Hund weicht fremden Menschen auch aus, wo es nur geht. Meine Mutter brauchte ein halbes Jahr, bis er sich von ihr anfassen ließ.
Mittlerweile benötigt er nur noch 10 Minuten um sich mit jemandem anfreunden zu können. Wenn Freunde meiner Kinder da sind können sie mittlerweile mit ihm Seil spielen.
Das Problem erfordert viel Zeit und Geduld.
Jetzt wo das Wetter besser ist werde ich mich mit ihm irgendwo im Park auf eine Bank setzen, und ihn an der 2m-Leine locker halten und ein Buch lesen. Er soll ruhig die direkte Umgebung erkunden und sich ein Plätzchen zum hinlegen suchen. Sobald dann Menschen an uns vorbei gehen helfe ich ihm, in dem ich ihn zu mir hole und neben meinen Beinen sitzen lasse. Er soll bei mir Schutz suchen und finden. Ich sorge dafür, dass er nicht belästigt wird, in dem ich neugierige Passanten ins Gespräch verwickle und dafür sorge, dass er nicht angestarrt, und auf keinen Fall berührt wird. Je öfter er merkt, dass die Menschen einfach vorbei gehen, desto entspannter wird er. Im letzten Herbst hat er schon nach 15 Minuten den Kopf am Boden liegen lassen, als ein paar Kinder an ihm vorbei fuhren. Der Mann mit Hut und Plastiktüten hat ihn aber unter die Bank getrieben.
Ich würde soetwas nicht "unterwegs" üben, denn du wirst vermutlich mittlerweile wie ich auch nervös, wenn jemand auf euch zu kommt, oder? Wenn du aber entspannt auf einer Bank sitzt und die Umwelt weitesgehend ignorierst (aber im Augenwinkel beobachtest), wird er deine Entspannung irgendwann übernehmen können.
Wichtig ist, dass er lernt dir soweit zu vertrauen, dass du die "Feinde" von ihm fern hälst und er nicht flüchten muss.
Unterwegs, wenn du nicht mit ihm übst, würde ich auch ein Sicherheitsgeschirr nutzen. Du kannst weiter die Hauptleine am Halsband befestigen, und das Geschirr wirklich nur zu Sicherheit einsetzen, mit einer Leine, die du dir über die Schulter oder um die Hüfte hängst. Es geht dabei nur darum, dass er sich nicht befreien kann, und sich nicht mit einem kräftigen Ruck Schäden am Hals zufügt. Ausserdem brauchst du keine Angst mehr haben, das er auf die Straße springt oder ganz abhaut.
Das ist natürlich keine ultimative Lösung, aber zumindest ein Ansatz, den man ausprobieren könnte :)
Es gibt sicher mehr und bessere Tipps, wie man mit Angsthunden umgeht. Meiner wird von erfahrenen Menschen "nur" als extrem unsicher beschrieben und geht nach ein paar Minuten Gewöhnung auf Menschen zu und schnuppert. Nur darf ihn halt keiner anfassen oder schnelle Bewegungen machen. Aber wir machen Fortschritte.
Manchmal reicht schon eine kleine Veränderung an der eigenen Einstellung, und plötzlich lösen sich Probleme in Luft auf. Manchmal dauerts etwas länger, und du solltest dir immer in Hinterkopf behalten, dich nach erfahrenen Trainern umzuhören. Kontaktiere einen, bevor die Zeit nicht mehr reicht entspannt zu üben. Es kann hilfreich sein, wenn er euch einfach nur beobachtet und dir sagt, was du unbewusst tust, oder auf was du dich mehr konzentrieren solltest.