Ich mag mich in der Frage gar nicht entscheiden.
Erstens ist es unumstritten, dass es nur "einen" Wolf gab.
Danach ging der Mensch her und selektierte zu Gunsten des Einsatzzweckes seiner Haushunde.
Damit war der Grundstein der Entstehung der Rassen gelegt.
Dann kam wohl eine lange Zeit, in der man nicht wusste, nicht die Möglichkeiten hatte, aber nach bestem Wissen und Gewissen weitermachte.
Während dieser Zeit war es, so denke ich, normal mit einem gewissen "Ausschuss" zu leben. Das Thema "Sterblichkeit" war Alltag - nicht wirklich ein Grund sich ernsthafte Gedanken zu machen warum und wieso.
Ich denke da z.B. an die Zeit der Pest. Das Problem war da, es war schlimm - aber es wäre doch relativ einfach zu lösen gewesen, zumindest im Nachhinein betrachtet....
Dann kommt die Zeit der "Zucht nach Schönheitsidealen". Ich denke, wenn man ehrlich ist, ist diese Art der Zucht die Einfachste, die man fast mit einer Milchmädchenrechnung ala Mendel bewältigen kann:
paare ich über mehrere Generationen lang immer dieselben Rassen, bzw. die Exemplare, die mir am besten gefallen, werde ich irgendwann soweit sein, dass da nur noch Hunde rauskommen, die mir äußerlich gefallen.
Das klingt nach Urzeiten und ewig lange her. Ist es aber nicht, wie man wieder am Beispiel Mensch sieht z.B. mit dem "Ausschleichen der optischen Merkmale der Aboriginies in Australien". (Long walk home - Film)
Schockierend, dass dieses Vorhaben - egal ob verwerflich oder nicht - in einem Zeitraum von 1910 bis 1976 umgesetzt wurde.
Daran sieht man ganz deutlich, dass die Wissenschaft und ihre Vererbungslehren zwar schon ein ganzes Stück weiter, aber noch lange nicht bei allen Menschen angekommen waren.
Für viele von Euch mag 1976 ewig weit zurückliegen, für mich nicht, sieht man ja am Alter. Damit ist es durchaus möglich, dass auch in den Zuchtverbänden heute nicht einfach Ignoranten sitzen, sondern schlichtweg "altmodische Köpfe".
Der augenblickliche Trend, Verhalten und Gesundheit eine besondere Beachtung zu schenken - der ist gut.
Aber man wird einsehen müssen, dass man einen Weg, den man über Jahrhunderte tausende von Kilometern / Generationen weit gegangen ist, nicht in einem Schritt zurückspringen kann. Das ist völlig unmöglich.
Selbst wenn man alle Fehler einsieht und das gerne möchte.
Also geht die Überlegung dazu wieder "neues Blut" einzukreuzen um den Genpool zu erweitern. Mit anderen Worten, man muss sich nicht nur der Wissenschaft zuwenden, sondern den Leuten, die in der gleichen Zeit parallel einen anderen Weg gegangen sind: gebrauchsfähige Hunde zu züchten und Ausschuss zu vermeiden.
Deren "Schiene" war eigentlich genauso einfach wie die der Optik, nur mit einem wesentlichen Unterschied:
nur ein gesunder Hund kann wirklich gute Arbeit leisten.
Damit haben sie einigen Rassen einen Dienst erwiesen, dem man Anerkennung schenken sollte, statt sie als "Freaks" zu verteufeln.
Schade ist, dass in so vielen Bereichen der Hund als Arbeitstier "wegrationalisiert" wurde - und damit diese Option fast ganz ausfällt.
Was im Endeffekt dazu führen wird, dass man, selbst wenn man eine Rasse ganz besonders schätzt, um die Einkreuzung eines X nicht herumkommen wird.
Das sind die Gründe wieso ich mich nicht festlegen möchte, ob ich pro Rasse oder pro Mischling bin, weil ich denke, dass sich die Grenzen verschieben werden müssen.
Und ehrlich gesagt ist mir diese Verschiebung egal, solange sie Menschen in die Hand nehmen mit Kopf, Herz und Verstand.....
Es bleibt mir doch auch gar nichts anderes übrig, wenn ich allen anderen Hundebesitzern auch einen Hund wünsche, der gesund ist und mit dem sie klarkommen.