Beiträge von balaika

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    Übrigens, niemand behauptet, dass man einen Tausch anbietet, wenn der Hund bereits Aggressionen zeigt (siehe Corinnas Beitrag auf einen der ersten Seiten).
    Das Training bzw. die Konditionierung findet mit Sicherheit nicht gerade mit einem rohen Rinderknochen statt.


    Aber was machst Du bei einem Hund, der aggressiv reagiert, sobald Du Dich ihm näherst -egal was er gerade frisst?




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    Meine Hunde haben die Ausgabe durch Austausch gelernt.
    Auf Kommando spucken sie alles aus, auch wenn ich nichts zum Tauschen dabei habe.
    Ganz einfach:
    Es wurde durch Tausch konditioniert, Belohnungen erfolgten anfänglich immer, dann variabel.


    Ich mache es genauso! :smile:

    Ok, vielleicht war das, was ich geschrieben habe nicht immer gut verständlich. Das liegt wohl auch daran, dass verschiedene "Fälle" vermischt werden. Ich versuche es nochmal zu erklären und hoffe ihr merkt, dass ich keinem Hund was böses will...


    Fall 1 -ein Welpe zieht ein
    Ein Welpe ist in der Prägungsphase und somit am leichtesten daran zu gewöhnen, dass sich Menschen seiner Beute nähern. Ich gehe zum Napf, gib manchmal was dazu, streichel ihm beim Fressen über den Kopf -er merkt ich mache ihm nichts streitig. Ich kann auch ein paar Brocken rausnehmen und wieder reinlegen, weil er mit mir sein Futter teilen würde. Meine Kinder dürfen das auch MAL machen, damit er merkt, dass nichts schlimmes passiert, wenn jemand zu seinem Futter geht. Ich hatte bisher 3 Welpen Zuhause -war nie ein Problem und sie wussten von Anfang an, dass nichts schlimmes passiert, wenn jemand zu seinem Napf geht. Fremde (also Leute die ich kannte aber der Welpe nicht) durften auch zu ihm hin und ihn streicheln oder mit ihm spielen während er auf nem Leckerli kaut -somit sind Fremde in der Nähe seiner Beute auch nicht schlimm.


    Fall 2 -ein älterer Hund zieht ein
    Das kam bei mir bisher 2 mal vor. In beiden Fällen war es so, dass ich den Hund erstmal ankommen lasse und er merken muss, dass es hier keinen "Futternotstand" gibt. Danach muss geschaut werden ob bzw wie der Hund reagiert, wenn man sich ihm nähert beim Fressen.
    Janka (Husky) hat Zähne gezeigt, sobald man näher als einen Meter kam -also hab ich sie erst NUR aus der Hand gefüttert. Danach "in der Nähe" meiner Hand -somit merkte sie "eine Hand an meinem Fressen ist nicht schlimm". Somit war es auch bald kein Problem mehr zu ihrem Napf zu gehen -bei Knochen oä hat es genauso geklappt. Und wenn ich ihr dann doch was weggenommen habe -aus welchem Grund auch immer- hat sie nur neugierig geschaut. Bei "Fremden" habe ich es genauso gemacht.


    Es gab lediglich EINEN Zwischenfall. Meine Nachbarsoma kam rüber -sie war wirklich schon sehr alt- Ich saß mit ihr im Wohnzimmer und hab mich mit ihr unterhalten (sie war sehr einsam) als sie einen Kaffee wollte ging ich in die Küche um ihn aufzusetzen. Die Oma marschierte durch die Wohnung und sah Janka im Arbeitszimmer an nem großen Rinderknochen kauen. Ich ging gerade durch den Flur und sah überrachterweise die Oma mir mit Jankas Knochen entgegenkommen. Janka schaute verwirrt und zwickte die Oma in den Po -es tut mir leid, aber ich fands lustig! Die Oma sagte nur "Huch, was will sie denn???" und ich sagte nur "Na ihren Knochen". Ich gab Janka ihren Knochen wieder und seitdem mochte Janka diese Oma nicht mehr. Diese Oma wollte bestimmt nichts böses -hatte nur einfach keine Ahnung. Ich sagte ihr sie solle Janka in Ruhe fressen lassen, doch sie ging wieder hin um sie zu streicheln -als sie sich näherte hat Janka die Zähne gefletscht -das hatte sie bis dahin schon ewig nicht mehr gemacht! Die Oma sagte "Sie lächelt ja!" -Auch das fand ich lustig... Ich nahm die Oma am Arm und ging mit ihr in ihre Wohnung -seitdem haben wir immer bei ihr Kaffee getrunken. Hätte diese Oma das gemacht kurz nachdem ich Janka bekommen habe, wäre das ganze verdammt übel ausgegangen!


    Laila verlor ihre Futteraggression ganz von allein, als sie merkte, dass es hier genug Futter gibt. Sie reagiert auf nichts mehr aggressiv. Weder bei mir noch bei den Kindern oder sonstwen. Selbst Spike dürfte mit ihr aus einem Napf fressen -und bei ihm hat sie am Anfang stark reagiert -er musste nur im selben Zimmer sein.


    Fall 3 -Problemfälle im Tierheim
    Ich habe 12 Jahre im Tierheim gearbeitet und war dafür zuständig die Neuankömmlinge "familientauglich" zu machen. Hier auf jeden eizelnen Fall einzugehen wäre unmöglich. Es gab einige Hunde die extrem Beuteaggressiv waren. Aber im Grunde lief es ähnlich: Erstmal ankommen lassen und zeigen, dass es genug Futter gibt. Dann nur aus der Hand füttern. Bei solchen Hunden war es schon ein riesen Fortschritt ihm dabei über den Kopf streicheln zu dürfen. Aber es war steigerungsfähig und ich durfte auch bei diesen Hunden -mal früher, mal später- zum Leckerli/Futter/Knochen gehen. Die meisten liessen irgendwann auch Fremde (andere Angestellte des TH) ran -nachdem das intensiv geübt wurde. Bei wenigen war es so, dass sie unterschieden -es durften nur die Leute ran, mit denen auch geübt wurde -das waren zum Schluss 13 Mann, aber trotzdem reagierte der Hund bei jedem fremden Menschen wieder aggressiv. Diese Hunde blieben in der Regel sehr lang im TH, da sie in keine Familie mit Kindern durften und in erfahrene Hände mussten. Wurde doch ein evtl neues Zuhause gefunden, wurde mit dem Interessenten geübt, damit er auch hin durfte. Erstens, damit es da keine Vorfälle gibt und zweitens damit der neue Halter SIEHT wie dieser Hund reagieren kann -das fand ich sehr wichtig, damit er sieht, dass er darauf achten muss, dass sich kein Fremder dem fressenden Hund nähert.


    Ich wäre niemals auf die Idee gekommen einem Hund der aggressiv reagiert was "besseres" anzubieten -also zu tauschen, weil er es im ersten Moment wohl eher als Belohnung für sein Verhalten gesehen hätte. Ich wollte nicht, dass er verknüpft "Wenn sich mir ein Mensch beim Fressen nähert, gibt es was besseres", weil er sich irgendwann verarscht vorkommt, wenn er plötzlich nichts besseres mehr bekommt.
    Natürlich arbeite ich viel mit Leckerlis/positiver Bestärkung -aber das bei der Erziehung (Sitz, Fuss laufen) Wenn der Hund ein Komando befolgt, gibts ein Leckerchen. Nicht aggressiv zu reagieren sollte keine erwartungshaltung zur Folge haben, sondern für den Hund einfach "Normal" werden. Er soll merken, dass das nicht schlimm ist -und nicht ein Leckerli erwarten.
    Warum? Jeder kennt das -Hunde machen Rückschritte. Man bringt einem Hund ein Komando bei -das funktioniert wunderbar. Irgendwann gibts dafür keine Belohnung mehr und irgendwann KANN es sein, dass man es nochmal festigen muss -mit Leckerchen. Stellt euch einen solchen "Rückschritt" bei Beuteaggressiven Hunden vor!


    Natürlich kann man es nie ausschliessen, dass es zu Zwischenfällen kommt, aber die Gefahr wird minimiert.


    Ich denke auch, dass mich die Erfahrungen in diesem TH geprägt haben -mir reichte es nicht, dass die Hunde bei MIR nicht aggressiv reagierten -ich MUSSTE sie ja darauf vorbereiten, dass sie zu "fremden" kommen und wollte sie bestmöglich darauf vorbereiten.


    Und bei mir Zuhause ist es mir genauso wichtig, weil hier viele Menschen ein und aus gehen und ich kann meine Augen nicht immer überall haben. Natürlich dürfen meine Hunde in Ruhe fressen und in der Regel werden sie auch nicht gestört -weil ich das nicht will.

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    Missverstanden wirst du vielleicht deswegen, weil du doch über einen Futterentzug bei beuteaggressiven Hunden arbeitest (das Unterstrichene).
    Und noch habe ich nicht verstanden, wie du einem futteraggressiven Hund beibringst, dass er auch bei Fremden nichts verteidigen muss.


    Gruß
    Leo


    Ich finde das ist eine Sache des Timings. Wenn ich den Hund beobachte, sehe ich wann er auch nur ansatzweise "böse" wird und kann dann reagieren. So kann ich das Objekt der Begierde "verstecken" bevor es ausartet.
    Und "wegnehmen" tu ichs meinen heute noch manchmal. Sie knabbern dran rum und haben es zwischen den Pfoten -ich hebs zwischendurch auf und gibs ihnen wieder ins Mündchen. Ein beuteaggressiver Hund hätte reagiert sobald ich hingreife, aber meine beiden wissen, dass alles ok ist. Ich finde es ist ein Unterschied ob ich zu einem Hund gehe, ihm nen Knochen ausm Maul reisse und damit weggehe oder ob ich alles sehr behutsam und mit dem nötigem Timing und Feingefühl mache. Dazu muss natürlich ein gewisses Grundvertrauen da sein -und auch da muss man wissen, wann man das erreicht hat.
    Ich denke wenn man gut beobachten kann und Hunde einschätzen kann, ist das kein Problem.
    Und genauso läuft es später bei fremden ab. Hund beobachten. Reagiert er, wenn er nen Knochen kaut und ein fremder läuft vorbei? Reagiert es wenn sich ein fremder zu ihm runterbeugt? Sobald der Hund reagiert -auch nur ansatzweise. weiss man wo man anzusetzen hat.

    Ich finde es ist erstmal wichtig, dass er lernt euch zu vertrauen und ihr eine Bindung aufbaut -im besten Fall erledigt sich das dann schon von alleine.
    Bis dahin würde ich solchen Situationen erstmal aus dem Weg gehen und wenn es unvermeidbar ist ihn evtl einfach ablenken -auch wenn es durch joggen ist. :D

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    Ich seh's genau umgekehrt - die Möglichkeiten der Fehlverknüpfung scheinen mir beim einfach aus dem Fang nehmen grösser, die Folgen von Fehlern schwerwiegender. Zumindest bei unsicheren Kandidaten, um die es hier ja wohl geht. Ich habe nie einen futteraggressiven Hund gehabt, überhaupt nie einen aggressiven. Einem vertrauen "Normalhund" kann man notfalls die unerlaubten Dinge auch einfach aus dem Maul pulen, habe ich mit meinen Welpen auch so gemacht ohne grosse Strategien. Mit dem einen Dalmatiner meiner Schwester hätte ich das aber nie gemacht, der hätte mich wohl getackert. Und meine Hunde lernen, dass es keinen Grund gibt, Futter vor mir zu verteidigen, natürlich nicht über wegnehmen, sondern über dazugeben. Und das zuverlässige Ausgeben lernen sie wie jedes andere Kommando über positive Bestärkung - anfangs durch tauschen.


    Ich nehme weder einem Beuteaggressiven, noch sonst irgendeinem Hund einfach was aus dem Fang (es sei denn es ist notwendig, weil giftig oder ähnliches)!


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    Dieser Meinung bin ich auch, und ich wirke in der Erziehung auch daraufhin ein. Aber nicht durch Knurrverbote o.ä., sondern durch positive Belegung fremder Menschen, gute Erfahrungen, die das vorhandene Grundvertrauen stärken. Auf das Grundvertrauen habe ich als Halter kaum Einfluss, das ist, wie grundsätzliche Nicht-aggressivität gegenüber Menschen einerseits genetisch bedingt, andererseits durch eine gute Kinderstube beim Züchter entstanden.


    Beuteaggression kann angeboren sein... Oder man hat irgendwann mit einem Hund zu tun, bei dem dieses Verhalten angelernt ist...
    Knurrverbote gibt es bei mir nicht. Und wenn ein Hund merkt, dass er sein Futter nicht verteidigen muss und sein Futter immer behalten kann, ist das positive Bestärkung oder? :???:


    Ich komme mir hier echt missverstanden vor!

    Ausschliessen kann man es natürlich nie. Aber ich lasse -wenn sie bisher nie eine Aggression gezeigt haben meine Kinder in die Nähe -oder auch mal nen Kumpel und beobachte ihre Reaktion. Ich hab auch nen Kumpel, der sie hin und wieder mal "untersucht" oder mal direkt an nen Knochen geht -nur damit ich sehen kann ob bzw wie sie reagieren. Oder ich nehme ihnen einfach nicht ein Leckerchen weg, sobald jemand das Haus betritt -egal ob Kind oder nicht und beobachte die Hunde. Es muss nicht zwangsläufig jemand direkt hingehen -bei wirklich Beuteaggressiven Hunden merk man schon sehr früh eine Reaktion. Spike hatte ich ja schon mit 8-9 Wochen und dadurch hat er gleich gelernt, dass es völlig normal ist wenn sich ihm jemand nähert oder auch mal direkt ans Leckerli geht. Laila hatte leichte Anflüge von Aggression -die aber mittlerweile komplett weg sind.


    Ich verbiete meinen Hunden ja nicht ihr Futter zu verteidigen -ich zeige ihnen nur, dass es unnötig ist.

    Ja, das eigentliche Thema ist irgendwo unterwegs verloren gegangen... :smile:


    Es stimmt wohl irgendwie schon -die Pros wollen mir nicht so ganz eingehen. Ich will ja garnicht sagen, das Tauschen nicht funktionieren kann! Ich sehe darin nur viele Möglichkeiten für Fehlverknüpfungen und Fehler.


    Und das es hier viele verschiedene Ansichten gibt, was die Rechte der Hunde angeht, ist nur natürlich denke ich.


    Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass ein Hund Menschen gegenüber nicht aggressiv reagieren sollte und darum erziehe ich ihn auch in dieser Richtung -einfach um die Möglichkeit auf "Zwischenfälle" zu minimieren. Das ist für mich eigentlich nur selbstverständlich...

    Hier mal mein Cooper:


    Ein "Showliner" -er war sehr faul und hatte zu viel Haut :smile: Er war bestimmt nicht zu dick, sah aber trotzdem ganz anders aus als mein "Arbeitstier" Laika


    Wer die Showlinie erfunden hat weiss ich nicht, aber ich finde es :headbash: Einfac nen reinen Arbeitshund zu nem Familienhund umzufunktionieren. Andererseits finde ich, dadurch dass Labis so geboomt haben, sind die Showliner bei nem Ottonormalhundehalter besser aufgehoben.