Also einfach mal beispielhaft - ich bin ja aktuell eine der Personen auf der "Warteliste", daher kann ich eventuell beschreiben, wie es bei mir gelaufen ist und wie es für mich eben wichtig und richtig war.
1. Rassewahl
Ich denke, man hat Präferenzen - wie man auf die Rasse kommt, das wird ja für jedermann/-frau unterschiedlich sein. Für Ersthundehalter vermutlich auch ganz anders als für erfahrenere Halter.
Entweder gehe ich über den Verwendungszweck den ich plane (bei Arbeitstieren oder tatsächlichen und größeren sportlichen Ambitionen) oder einfach über Optik/Hundetyp.
Bei letzterem finde ich aber wichtig, dann eben auch kritisch zu hinterfragen: Passt die Rasse zu mir, sind die Hunde im Allgemeinen für meine Ansprüche geeignet (oder noch besser: Sind ICH und mein Leben für diesen Hund geeignet) etc.
Aber ich denke, da sind sich alle die sich hier im Forum tummeln, auch einig drüber. Für meinen Teil habe ich bei der Rassewahl auch zahlreiche Züchter angeschrieben, Fragen gestellt, mich durch Rasseforen und Bücher gelesen,...
Die endgültige Entscheidung fiel dann nach einem Besuch bei einem Züchterehepaar welches aktuell keine Welpen hatte und so freundlich war, mich auch auf einen Spaziergang ins Revier mitzunehmen, so dass ich die Hunde live und vor allem im Hunde-Alltag erleben konnte.
2. Züchtersuche
Eventuell hat man durch die Rassewahl schon Züchteradressen gefunden - was man auf jeden Fall aber haben sollte ist ein Bild von der Rasse. Durch Foren etc wird man sicher auch schon gelernt haben, was es an Clubs, Zusammenschlüssen, oder ähnlichem gibt,...
Es ist ja für jede Rasse anders: Manch eine Rasse ist vielleicht tatsächlich am besten vom VDH bzw einem internationalen Pendant (Raad, ÖKV, SCS, IKC,...); andere Rassen (ich denke, das ist speziell bei den Arbeitsrassen auch sinnvoll) kommen besser von einem unabhängigen Verband/Zusammenschluss. Je nach Rasse mag es auch sinnvoll sein, im benachbarten Ausland zu schauen - je nachdem, was man sucht und wie der Stand der Zucht in Deutschland ist.
Schwer zu erklären, wenn man allgemein über 'alle Rassen' sprechen soll - ich glaube nämlich, dass man bei der Züchtersuche, wenn man es gut machen will, auch erstmal ein bisschen Rassewissen braucht.
So, dann weiß ich im besten Fall, welche Gruppen es gibt an die ich mich wenden könnte - angenommen ich brauche nichts ausgefallenes, ein Hund aus Deutschland ist vollkommen OK. Und meine Rasse wäre dann auch im VDH gut eingegliedert.
Dann würde ich beim VDH schauen, ob es einen passenden Rassehunde-Zuchtverein gibt, welcher meine Rasse betreut.
Gibt es mehrere, so würde ich mir die Zuchtordnungen anschauen (bzw anschauen würde ich diese sowieso, in dem Fall also vergleichend betrachten) und dann gucken, welche Unterschiede es gibt, und ob mir der eine Fall besser gefällt als der andere (wie oft darf zB eine Hündin belegt werden, welche Abstände müssen die Würfe haben, welche Anforderungen werden an Zuchthündin und -rüde gestellt,...).
Auf der Seite des jeweiligen Rassevereines finde ich dann Züchteradressen.
Jetzt wieder: Was will ich?
Möglichst geringe Entfernung zum Züchter (viele Welpenbesuche, kurze Abholungsfahrt, evtl auch nach der Übernahme persönlicher Kontakt,...); oder habe ich besondere Anforderungen an die Linie aus der mein Zukünftiger stammen soll; oder ist mir vielleicht auch die Farbe wichtig (bei "bunteren" Rassen); oder habe ich ein kleines Zeitfenster für die Übernahme des Welpen (eventuell kann ich nur im Frühjahr 2013 meine 2-3 Monate am Stück frei machen) und suche deshalb einen Züchter mit einem für diese Zeit geplanten Wurf?
Züchterhomepages durchklicken, eigene Kriterien anwenden, Mails schreiben(!) oder sogar anrufen und somit persönlichen Kontakt suchen.
Da würde ich einige Fragen stellen: Ich habe mir zuallererst auch immer die Rasse beschreiben lassen (wer sich nicht auch zur eigenen Rasse kritisch geäußert hat, der kam mir doch schon recht ... ja: unkritisch vor), geschaut woher die Zuchtrüden der Vegangenheit kamen, wissen wollen wie und wonach diese ausgewählt wurden; gefragt wie die Hunde ausgelastet werden (passt das zu meiner Vorstellung von der Rasse?),...
Auch eine ganz, ganz wichtige Frage: Was ist das Zuchtziel?
Nicht so sehr: 'Gibt es ein Zuchtziel', denn davon gehe ich aus. Ich denke, was man dann auch nicht hören mag ist: "Wir wollen die Rasse verbessern".
Wenn ich so eine Frage stelle hoffe ich immer, dass die Züchter mir Schwerpunkte ihrer züchterischen Arbeit nennen können - mir ist erst in zweiter Linie wichtig, was das ist. Ich freute mich immer dann, wenn mir jemand sagte: Wir wollen die Anlagen zur Fähigkeit XY stärker herausholen. Vielleicht sagt der Züchter auch, dass sie bei ihren nachzuchten Wert auf "Allround-Tauglichkeit" legen oder (überspitzt gesagt) kleine Fachidioten mit überragender Leistung in diesem Fach wollen. Oder meinetwegen auch, dass zwar im letzten Wurf Welpen gefallen sind, die zwar in Prüfungen gute Leistungen vollbringen, was ja das Hauptziel sei, aber dass der gewählte Rüde wasauchimmer (zu breite Schädel, zu helle Abzeichen,...) vererbt hätte.
Wie gesagt: Für mich hat ein "guter Züchter" Zuchtziele, welche er differenziert benennen und beschreiben kann.
Ob diese Zuchtziele aber das sind, was ich mir vorstelle, das muss ich natürlich selbst entscheiden - ist allerdings natürlich auch eine Information, die mir bei der endgültigen Wahl des Züchters hilft:
3. Züchterwahl
Im Idealfall habe ich jetzt Kontakt zu ein paar Züchtern zu denen meine Vorstellungen passen - und andersherum. Je nach Entfernung würden sich jetzt natürlich Besuche anbieten (idealerweise wie gesagt im Alltag: keine Welpen da, keine Hündin hochträchtig) um die Züchter, ihre Tiere und eben deren Vorstellungen kennen zu lernen.
Bei Besuchen von mehr als einer Zuchtstätte kann ich ja am Ende vergleichen:
- Haben mir die Hunde zugesagt - Wesen, Unterbringung, der Umgang mit den Tieren?
- Passt das, was mir dort erzählt wurde, zu dem was vorher in Erfahrung gebracht wurde?
- Wie steht es mit der Sympathie (finde ich gar nicht unwichtig - sowohl im Bezug auf späteren Kontakt als auch weil ich da ja gern einen Welpen her nehmen will)
- Erzählen sie vielleicht auch von ihren Nachzuchten, machen sie mich auf Eigenheiten der Hunde aufmerksam,...
- Stellen sie auch MIR als Interessenten kritische Nachfragen?
Und am Ende ist es dann bestimmt genau so sehr eine rationale Entscheidung (die Kriterien die man hat, sollten natürlich bleiben) als auch eine Bauchentscheidung (denn das spielt bei der Wahl eines 'Lebensgefährten' hoffentlich mit rein, und sollte es auch).