Es ist passiert, du schämst dich und daraus schließe ich, dass du das nicht wieder tun willst, jetzt heißt es also vorwärts schauen und dir selbst zu vergeben. Du hast das nicht geplant und ziehst deine Konsequenzen daraus. Wenn du mit schlechtem Gewissen um ihn herumschleichst und unsicher bist, dann wird das eure Beziehung ganz sicher negativ beeinflussen. Wie und ob er sich an deinen Ausraster erinnert, wo er selbst auf 180 war, man kann ihn nicht fragen. Da er dich aber von Anfang an angeknurrt hat und er als Erwachsener Hund zu dir kam, ist diese einzelne Aktion sicher nicht Kern eures Beziehungsproblems.
Was da im Argen liegt, kannst du dir nur selbst mit oder ohne Trainer erarbeiten.
Versuche jetzt mal alle deine Gefühle beiseite zu lagen und mache mal eine Beziehungsinventur. Also aufschreiben.
Tagesablauf für eine typische Woche, jeden Tag und darin auch die üblichen Probleme auflisten (etwa bellt Hund in Straße X an, frisst Müll, aber auch positives, wie wartet ruhig im Auto u.ä.
Das ist dein grobes Arbeitsmaterial.
Darin markierst du dann mit verschiedenen Farben
positive Zeit, Stresszeit, neutral
Die Farben werden dir schon mal einen überblick verschaffen, wie euer Leben für euch aussieht.
Oft hilft es schon sich klarzumachen, was man alles von seinem Hund einfach so erwartet. Etwa Straßenverkehr, Alleine Zeiten, Revierverletzungen, Ressourcen teilen, die vielen "Du darfst nicht" auf einem simplen Weg (nicht lange schnüffeln, nicht dort machen, nicht da hingehen). Was viele Hunde ganz selbstverständlich können, ist für deinen Hund vielleicht schon echter Stress.
Wie ist er aufgewachsen, was konnte er als er zu dir kam, welchen Stress hatte er im Alten Zuhause, was sind die Aufgaben bei dir?
Wann auch immer du denkst,"ihm passt was nicht" ersetzt du das mal als Experiment durch, "sein Stressfass war übervoll" oder was auch immer du dir für ein Bild machen willst. Und dann schaust du dir an, wo du das Stressfass leerer machst.
Was genießt dein Hund mit dir, unabhängig von dir? Mach eine Liste, was dein Hund liebt. nicht nur Futter und Spielzeug, Fusseln jagen, aus dem Fenster kucken, Löcher buddeln. Ja und auch sowas wie Müll ausräumen, Katzen erschrecken. Erstmal nur sammeln.
Auch für dich. Was sind die guten Seiten in eurer Beziehung, was machst du gerne mit ihm? Auch ganz neutral, nur sammeln.
Klar, dass gute Zeiten deutlich überwiegen sollen, Zeiten, wo ihr beide Spaß habt.
Überlege dir, wie du mehr Zeit schaffst für die angenehmen Dinge und wie du Sachen die er mag für ihn einsetzt und Sachen, die du magst, für dich als Belohnung einsetzt. Zum Beispiel. Puh, dreimal pöbeln heute, ohne Wutanfall überlebt, dafür gönne ich mir jetzt einen Trick abrufen, den er gut kann oder fernsehen und er liegt zu meinen Füßen, oder .... Ausgleich schaffen für den Stress, dann kommst du auch wieder ins Loben, und wenn es nur eine Winzigkeit ist, wie sitz. Sich wieder freuen über den von dir angemerkten guten Grundgehorsam. Eben ohne Ablenkung.
Hast du schon mal versucht, dich auf den Boden zu setzen und einfach mal zusammen mit dem Hund nichts zu tun? Was macht er dann? Oft ist man so damit beschäftigt zu machen und zu tun, dass man nicht mehr runter kommt und bewusst mit dem Hund zusammen ist. Hunde die zusammen leben, tun aber oft erstmal das, Zeit zusammen totschlagen Gerade auch, wenn er an deinen Nerven zerrt, du liebst ihn, fletzt euch einfach mal zusammen auf den Teppich. Wenn er ein umfangreicheres Aggressionsproblem hat. Nicht ansehen dabei (ich weiß schwer) und von der Seite kommen, nicht von vorn und erstmal in größerem Abstand auf den Boden setzen. Selber entspannen und nichts erwarten außer zusammensein. Viele Hunde sind bei ihren Besitzern unter ständiger Erwartung, liebe mich! ist auch eine große Erwartung, ebenso wie sei doch bloss anders! Da können wir nichts dafür, wir wollen das so sehr und lieben die Fellknäule so und wollen das es unbedingt klappt. Tut es ja auch oft, aber bei euch beiden wohl nicht so einfach. Also würde ich dir raten, versuche es wie einen Neuanfang zu sehen, er hat dich mit seinem Verhalten zu einem Verhalten gebracht, was du nicht willst und ihm geht es wahrscheinlich ebenso, die anderen Hunde bringen ihn ebenso in Rage, wie sein Verhalten dich, nur mit dem Unterschied, dass er da nicht durch nachdenken herauskommen kann. Das ist dein Job, dir zu überlegen, wie kann er da raus? Einfach so durch schimpfen und Bestrafung nicht, also müssen kleine Schritte her, wo ihr beide mehr Erfolgserlebnisse haben könnt, bei der Bewältigung dieser kleineren Schritte, was bei euch beiden Frust reduzieren wird und eure Gemeinsamkeit stärkt. Nicht du gegen die Macken von deinem Hund, sondern ihr gemeinsam gegen die Macht unguter Gefühle.
Dazu gibt es hier auch eine Menge Threads, da bist du nicht allein! Großes Stichwort "zeigen und benennen"
Generell ist es wichtig einzuwirken, bevor der Hund sich so aufregt, dass er auf nichts mehr reagiert.
Dazu musst du dir alle Situationen möglichst genau anschauen, deinen Hund genau anschauen. Wann pöbelt er? Wann fängt er an, wann wird er steif, fixiert, geht die Rute hoch oder runter, sträubt er das Fell? Und dann noch schwerer, sich selbst beobachten, wann fasst man die Leine fest, wann stellen sich bei dir schon die Nackenhaare auf, wann wirst du steif? Was denkst du?
Wäre gut, wenn ihr so eine Begegnung auf Video aufnehmen könntet, damit du dir euch beide genau anschauen kannst.
Dann das dich Knurren, was ich persönlich schlimmer finde, als das pöbeln.
In welchen Situationen und wann knurrt er genau? Deine Interpretation ist, ihm passt etwas nicht. Die ist schon sehr wertend und da schwingt schon Wut mit, klingt nach Bockigkeit. Aber versuche mal anders heranzugehen. Die Prämisse ist, kein Hund knurrt ohne Grund. Das Bürsten ist eine gute Chance für dich herauszufinden, wie dein Hund tickt und eine Veränderung auszuprobieren. Mehr miteinander.
Was für eine Bürste nimmst du, hast du dich schonmal selbst mit dieser Bürste gebürstet? Hat er dich schon vorher angeknurrt? (Vielleicht waren die Vorbesitzer brutal und deshalb erwartet er Schmerz) Wie verfilzt ist er, musst du rupfen? Hunde haben in ihrer Haut noch mehr Synapsen als wir Menschen, es tut also noch mehr weh.
Also ich würde das bürsten neu aufbauen und zwar als richtiges Problem für den Hund, das du langsam angehen musst, wie andere Ängste auch. Dabei kannst du Zuhause üben, ein Problem in kleinen Schritten und mit Belohnung in den Griff zu bekommen.
Suche dir eine weiche Babybürste, die dir auf deinem Arm angenehm ist und dann setzt du dich hin und zeigst ihm die Bürste, schnuppert er an ihr, lobst du ihn (mit Futter oder was er sonst gern hat), legst sie auf den Fußboden. Wenn er apportiert, kannst du sie zum apportieren benutzen. Hast du das Gefühl, er findet die Bürste normal bis klasse, dann berührst du ihn damit, von unten mit der Bürste, seitlich am Brustkorb zum Beispiel und lobst, nimmt er das ruhig hin, streichst du mit der Bürste einmal, lobst ausgiebig und so weiter. Ein Schritt für einen Tag reicht schon, vielleicht brauchst du für einen Schritt auch eine Woche, bis er neutral ist, immerhin streitet man mit ihm darüber schon einige Jahre. Ziel ist, dass du ohne Knurren mit der Gerätschaft bei ihm sein kannst und irgendwann dann bürsten und er freut sich auf die Belohnung danach.
Lässt er sich überhaupt gerne streicheln?
Ich kenne nicht wenige langhaarige Hunde, die ziemlich genervt sind von ihrer Wolle und dem verbundenen geziepe, nach einem Kurzhaarschnitt werden sie dann auf einmal schmusiger. ein Kurzhaarschnitt könnte euch in jedem Fall schonmal über die Zeit hinweghelfen, wo bürsten bei euch noch Kampf ist. (Je nach dem wie wuschelig Wuschel ist natürlich)
Ich denke, wenn du das mit dem Bürsten schaffst zu einer angenehmen Sache zu machen, dann kannst du auch alles andere mit der Methode, die du da entwickelst in den Griff bekommen, du wirst lernen ihn genauer zu beobachten, kleine Schritte zu loben, bei Rückschlägen einen Schritt zurückzugehen und nicht wütend zu werden, genauer lesen zu können, wann ein mieser Tag ist ect.
Dabei verbessert sich eure Beziehung von ganz allein. Je mehr wertvolle gute Zeit man zusammen verbringt, je öfter du stolz sein kannst auf deinen Hund, um so wohler wird er sich in deiner Gegenwart fühlen.
Was das verbieten von Dingen angeht. Es klappt immer besser, wenn man ein Verbot erstmal am entspannten Hund übt. Etwa das Aus oder Nein. Denke dir kleine Spiele aus, wo ein Nein eingebaut werden kann und dann passiert etwas besseres, wenn er es tut, vorallem Situationen, wo du nicht unter Druck stehst, Menschen dich anstarren, ein anderer Hundebesitzer ärgerlich reagiert, sondern es eben erstmal nur für euch ist. Erst wenn das drinnen super klappt, gehst du in einen einsamen Weg und übst zum Beispiel ein auf den Boden geworfenes Leckerli nicht zu nehmen und pirscht dich so an immer schwierigere Sachen heran und das Pöbeln ist dann euer Abitur.
Dann kannst du dich in deiner Hundeschule umhören, ob jemand ein ähnliches, oder ein anderes Problem hat, der mit dir trainieren möchte. Es ist viel besser ersteinmal mit Bekannten zu üben, wo du weißt, der andere Hundebesitzer ist vorbereitet und regt sich nicht über deinen Hund auf. Das ist auch ein guter Indikator wieviel Anteil deine Gefühle an seinem Verhalten haben, also was passiert, wenn du dir keine Gedanken machen musst.
Dann das Leinelaufen.
Halsband oder Geschirr?
Was hast du schon alles versucht?
Woran denkst du sind deine einzelnen Versuche gescheitert? Gab es Unterschiede bei den einzelnen Methoden? Wie lange hast du eine durchgezogen?
Wie sieht das genau aus? Zieht er, wenn er etwas in der Nase hat oder sieht, oder gehört er zu den Hunden, die immer Spannung auf der Leine haben?
Auch zur Leinenführigkeit wird sich hier jede Menge finden, wo du dir den ein oder anderen Tipp herauskucken kannst und über eine Einzelstunde würde ich nachdenken, eine Trainerin oder Trainer kann dich ganz anders begleiten, wenn man es im Alltag beobachtet und nicht nur auf dem Platz.
Vielleicht war ja eine Anregung für dich dabei, in jedem Fall hoffe ich, du findest bald deinen Weg eure Situation zu verbessern und kannst das Leben mit deinem Wuschel genießen!
Liebe Grüße
Sockensucher