Das beißen wird immer mehr wehtun, also tue jetzt etwas dagegen.
Da eure Methode mit dem Weggehen und ignorieren bei ihr nicht funktioniert, würde ich einen anderen Weg einschlagen. Du bietest ihr ein Kauseil an, dann sagst du aus! und bietest ihr mit der anderen ein Leckerlie an. Wenn sie das Kauseil loslässt, bekommt sie das Leckerlie. Nach einigen Wiederholungen, wenn du das Gefühl hast, dass sie auf Aus, sofort loslässt (wenn sie vorher loslässt, bietest du ihr das Kauseil wieder zum zerren an, sie soll lernen Aus!- Maul auf- Belohnung. Nicht, wenn ich was ausspuke, kriege ich ein Leckerlie). Wenn das gut klappt, dann bietest du ihr deine Hand an (im Handschuh, wenn du empfindlich bist), sagst Aus und wenn sie dich ausspukt, gibts ein Leckerlie. Dann wird sie lernen auch deine Körperteile in Ruhe zu lassen, wenn du Aus sagst.
Meine haben das ohne Leckerlie gelernt, aber wenn man nicht so erfahren ist, bringt das Leckerlie den Hund dazu, etwas ganz loszulassen, um es eben fressen zu können und du kommst leichter und eindeutiger für den Hund zum Ziel.
Dann noch wichtig, sie ist ein junger Hund. Es klingt, als ob sie sich langweilt und eben auf Hundeart ein Spiel anfängt. Bei spielerischem Knurren ist die Rute ziemlich locker, das Spielgesicht sieht abenteuerlich aus. Oft gibt es vorher andere Spielaufforderungen. Wirkliche Aggression, da ist der Hund steifer.
Ich bin nicht der Ansicht, dass man eine Spielaufforderung nicht nachgeben sollte bei einem Jungen Hund. Stell dir mal vor, du kommst in eine Gastfamilie in einem Fremden Land, du willst nett sein, aber immer wenn du mit der Gastfamilie reden willst, drehen sie sich weg oder schubsen dich sogar. Würdest du dich gerne an sie binden? Nö, du würdest nach einer anderen Gastfamilie fragen. Der Hund hat aber keine Wahl, er muss dort bleiben und sich arangieren. Manche geben auf und tun nichts mehr auf eigene Initiative, dass sind dann die "braven Hunde" die immer so toll auf ihrem Platz liegen und schlafen. Andere werden immer wilder in ihrem Bedürfnis nach Kontakt, dass sind dann die "aggressiven Hunde".
Überlege dir, was du mit deinem Hund möchtest. Klar, musst du auch Nein zu deinem Hund sagen können, aber er ist vier, fünf Monate alt. Würdest du ein einjähriges Kind wegjagen? Heute müssen Hunde mit 16 Wochen schon wie Erwachsene Behandelt werden, weil sonst aaaaalles angeblich zu spät ist, das ist nicht so. So wie du im Kindergarten noch nicht stillsitzen konntest, jetzt aber schon, braucht auch ein Hund Zeit zum erwachsen werden.
Das Rudelführergedöns wird inzwischen belächelt, aber auf diese doofe Regel den Hund kein Spiel beginnen zu lassen, bestehen noch so gut wie alle. Wozu? Da wird miteinander propagiert, Partner Hund und so... und gerade beim Spiel darf der Hund nicht mal fragen?
Das nächste Mal würde ich deinen Hund fragen, willst du spielen? Ein Zerrseil statt deinem Körper anbieten, ein wenig toben, dann langsam weniger reagieren und den Hund zu meinen Füßen ablegen, dort noch ein wenig weiter am Seil rumzuppeln, das Seil gegen ein Kauspielzeug tauschen und mich wieder auf den Fernseher Konzentrieren, das dauert nichtmal 5 Minuten. Wenn sie wieder bellt und beißt, würde ich sagen och nööö und ihr das kauseil ganz schlapp hinhalten, sie wieder ins Platz locken, ihr über den Kopf streicheln und schauen, ob sie sich dann nicht beruhigt. Sie ist ein Junger Hund, sie will mit euch etwas tun und sie will bei euch sein. Warum sollte sie also irgendwo anders liegen als zu euren Füßen, wenn sie schon nicht auf die Couch darf. Das Kontaktliegen ist wichtig für einen Hund, schon gar in dem Alter. Noch vor wenigen Wochen hatte sie Mutter und Geschwister und der Ersatz ist nun irgendwo ein Korb? Dass Hunde solange brauchen, festgebunden und befüttert werden müssen um diese aus Hundesicht völlig wiedersinnige Sache gutzufinden ist doch eigentlich klar, oder? Wenn sie dann in die Pubertät kommen, wird das mit dem eigenen Platz in Ruhe von selbst attraktiver. Wie bei Menschen auch, kaum ein Kleinkind wird in einem anderen Zimmer glücklich sein, als da wo die Mama ist, später wird der Mama auch mal die Tür vor der Nase zugeknallt.
Also, du hast eine wilde Rübe, aber sie will bei dir sein. Bring ihr in Ruhe, wenn ihr beide nicht aufgedreht seid, dass Aus bei und kümmere dich mehr um sie und lass ihr Zeit. Schau dir genau an wie Welpen untereinander spielen, lerne ihr Spielgesicht kennen, lerne wie sie sagt, du tust mir weh. Finde einen Weg für euch beide. Vielleicht hat sie Abends eine sehr aktive Phase, wo sie bei euch Ruhe halten soll, dann würde ich meinen Tagesablauf erstmal umstellen, später, wenn sie älter ist, kann sie eher Ruhe halten, wenn sie eigentlich aktiv sein will. Bringe ihr das ins Körbchen gehen bei, wenn sie wirklich müde ist, nicht als Trainingseinheit irgendwann. Mache es ihr leicht, dich zu verstehen, gehe auf ihre Körpersprache ein und bringe ihr deine bei. Wenn sie nicht mehr so aufgeregt ist, wird sie auch eher verstehen können, wann dir etwas weh tut. Dann auch über das au, oder eben über den Umweg mit dem trainieren. Schau sie dir in eurem Tagesablauf ganz genau an, wenn sie dich ruhig und aufmerksam anschauen kann, dann kannst du mit ihr Körpersprache üben, nicht wenn sie ihre Wilden 5 Minuten hat. Aber es wird auf diese wilden Minuten abfärben. Ich bin dagegen Hunde zur Ruhe zu zwingen, Box und Leine, das volle Programm. Es gibt immer viele Wege, auch wenn heute nur das sture beharren als einzig richtiger und auch noch sanfter Weg propagiert wird. Ich finde man sollte seinen Hund nicht anders behandeln als man selbst behandelt werden möchte, wenn man Hund wäre. Wir sind gar nicht so unterschiedlich, deshalb konnte sich der Hund ja so gut an den Menschen binden und der Mensch den Hund so zähmen. Wir sind beide sozial lebende Säugetiere. Also, was ist besser, anbinden oder begleiten? Schrittweise zum Verhalten kommen, oder gegen eine Mauer rennen, die man nicht versteht?
Warum sollte sie jetzt allein in ihrem Körbchen bleiben? Weil es heißt nur da findet der Hund Ruhe? Wenn sie sich langweilt und alleine ist, dann wird sie sich einen Platz suchen. Wenn du da bist, wird sie bei dir sein wollen. Ist das schlimm?
Und nein, ich spiele auch nicht immer, wenn meine Hunde wollen. Es geht eben nicht immer, aber sie können fragen und ich antworte mal mit einem "Ja klar" und mal mit einem, "Nein leider nicht". Das war für meine mit 6 Monaten schon kein Problem mehr, eigentlich schon viel früher, aber mir war es wichtig, dass der Hund weiß, dass ich ihn verstanden habe. So kann man das mit vielen Alltagsdingen machen, den Hund fragen. Klassiker. Der Hund muss mal. Du wartest, bis der hund sicherlich muss. Du fragst: Willst du raus? Dann wartest du auf eine Geste, die zeigt, dass der Hund rauswill (zur Tür blicken, sich hinsetzen, zur Leine gehen, was der Hund eben tut), dann sagst du: Ja und gehst mit dem Hund. Meine Borderhündin ist ja nun schon 14 und ich kann sie eine ganze Menge fragen. Nein ist nicht wedeln, ja ist wedeln. Sie erwartet von mir aber Telepathie. Sie schaut und wenn ich Glück habe, schaut sie auch mal in Richtung ihrer Frage. (Etwa zur Tür, weil Durchfall, oder zum Wassernapf, da leer). Meine Kleine Aussie ist da schon gesprächiger, sie nimmt mich zum Beispiel manchmal an die Hand und zieht mich (sehr vorsichtig, weil wie das geübt haben, dass ich nicht so robust bin wie ihre Spielkumpel) dahin, wo das Problem liegt. Etwa, als die Ponys durch den Zaun waren und im Garten Unsinn trieben. Das hat sie sich selbst ausgedacht und ich habe ihr nachgegeben und deshalb leben meine Blumen noch.
Also mir macht das mehr Freude und ich habe viel weniger Stress mit der Erziehung, weil wir miteinander gelernt haben zu reden, als nur auf die "Hund tut, was ich will, wann ich will" Schiene. Wann immer es nötig ist, tun meine das. Sofort. Aber den Rest der Zeit teilen wir uns und mit meiner Methode war ich auch nicht langsamer mit dem Grundgehorsam als alle anderen. Ich sage das dazu, weil es dann oft heißt, der Hund muss aber hören, ect. Meine Aussie z.B. lief und läuft nach drei Mal Training mit mir frei beim Ponys wegbringen, muss bei Autos immer sofort hören, was sie auch tut und auch in der Pubertät gab es keine Probleme. Man muss sich nicht zwischen Hören auf das erste Wort und dem Hund zuhören entscheiden, wie es immer klingt.
Es kann auch sein, dass sie etwas eifersüchtig wird, wenn du dich mit deinem Freund beschäftigst, macht ihr auch mal etwas zu dritt? Oder heißt es, entweder du kümmerst dich um sie oder ihn?
Jedenfalls Verliere den Spaß nicht an deinem Hund !!!! Und vom Hund heißt es, er ist der Beste Freund des Menschen, man spricht nicht vom besten Diener. Versuche es doch mal, als ihr Freund zu sehen, nicht als der der ihn nun unter Kontrolle kriegen muss. Was will sie sagen und wäre es so schlimm ihr ihren Wunsch zu erfüllen? Zwar reden viele inzwischen davon, dass ihr Hund ja nicht die Weltherrschaft an sich reißen will, aber irgendwie ist es immer noch drin, dass Nachgeben Schwäche ist und der Hund dann nicht ausgeglichener werden kann, sondern dann trotzdem die Weltherrschaft will ... Sie will spielen, das ist kein Verbrechen aus Hundesicht und weil du nicht mitspielen willst, wird sie heftiger. Je früher du ihr ein Alternativverhalten zum dich beißen anbietest, um so einfacher bekommst du sie gelenkt, sie kann das Verhalten Menschen beißen nicht festigen und du kannst an anderer Stelle üben. Und in einer Woche, oder zwei oder vielleicht in einem Monat ist die Sache erledigt und sie ist immer noch ein Junghund. du hast nichts falsch gemacht, es ist noch nichts zu spät, dein Hund ist ganz normal, das wird, mit der Zeit, keine sorge!
Liebe Grüße
Sockensucher