Hallo Micha
Ist schon schwierig, du schilderst sie im Eingangspost als ziemlich dominante eigensinnige Kröte und dann ist es Unsicherheit. Das war schon eine falsche Fährte, aber ich denke, da spiegelt sich doch einiges vom Wesen wieder, also ganz so unsicher, dass man sie nun wie einen Angsthund behandeln müsste, ist sie denke ich nicht. Und das sie sich angesprochen von den Menschen trollt. Zeigt mir schon wie bei anderen Sachen, dass sie gerne die Hosen anhätte und dem Menschen sagen können möchte Hau ab! aber eben Gott sei Dank da keine anderen Durchsetzungsmöglichkeiten in Betracht zieht als Meckern, womit sie ja wohl oft genug Erfolg hat. Also hast du zwei Fronten, zum Einen
Ich kann sie sagen, was ich mit meiner Borderhündin gemacht habe, die gerne Rüden runtergemacht hat (nachdem ein Neufundländer sie in ihrer ersten Läufigkeit unter sich begraben hatte) und ihre Lieblingsspielpartner recht grob behandelte, sie mussten alles aushalten und nach ihrer Pfeife tanzen. Auch wenn viele Rüdenbesitzer das eher charmant fanden, habe ich das nicht gewollt. Also durfte sie Rüden nicht angreifen, wurde angeleint und dann bin ich zum anständigen begrüßen mit ihr hingegangen, sie muss sich nicht bespringen lassen, aber ein freundliches Hallo auf der Hundeweise ist für mich Pflicht. Ich habe ihr dann bei aufdringlichen Rüden geholfen, so dass sie sich dann auch im Freilauf an mich gewandt hat, statt zu versuchen das allein hinzubekommen und sie hat gelernt, dass die meisten Rüden doch nicht so schlimm sind.
Beim Spielen musste sie auch lernen, dass gleiches Recht für alle gilt.
Meine Methode:
Angeleint ins Platz legen und dann darf der Spielkumpel (muss ein bekannter gemochter Spielkumpel sein) spielen. Man selbst bleibt daneben (in der Hocke, quasi mitten im Geschehen) und greift immer ein, wenn es für einen von beiden zu heftig wird und zeigt so was für ein Spiel erwünscht ist und schützt aber auch den eigenen Hund vor dann zu grobem Spiel des anderen, ohne schimpfen, einfach nur durch beruhigen und ermuntern, je nachdem was ist. Mögen beide auch Spielzeuge, kann man ein vermittelndes Zerrseil benutzen.
Das sollte deiner dann auch mehr Sicherheit geben, was das vorsorgliche Geschrei angeht. Also die Erfahrung, alles geht gut, auch wenn ich nicht den Ton angebe.
Oft beobachte ich, dass das Spiel unterbrechen ihnen nicht zeigt, was sie lassen sollen, sondern das Spiel eben unterbrochen ist und dann machen sie eben weiter. So zeigt man ihnen wie man spielt. Auch kannst du mit ihr "laaaangsamer" üben oder allgemein Vorsicht, etwa, indem du sie empfindliche Dinge tragen lässt. Was du dann im Spiel einsetzen kannst. Auch kann man Spielaktionen, die man schön findet mit einem Wort belegen und so mehr Einfluss auf das wie nehmen, nicht nur auf das wann.
Wenn das mit den Menschen Unsicherheit ist, dann ist entscheidend was du danach tust. Erstmal natürlich, so ein Dalmatiner ist schon ein großer Hund, hinrennen, dich wirklich ernsthaft entschuldigen und dabei die Menschen dann eben in ein Gespräch verwickeln und sehr freundlich zu ihnen sein, während dein Hund anwesend ist.
Jetzt an der Schleppleine, deinen Hund scharf beobachten, wirklich scharf und nicht versuchen herauszufinden, wer sind die Leute (du hast ja bisher kein Schema erkannt), sondern was sind bei deinem Hund die Anzeichen, bevor sie losprescht, dabei dann an der Schlepp ruhig mal Stellen aufsuchen, wo du eher auf betrunkene Jugendliche ect. triffst. Falls sie an der Schlepp noch bellt, wenn nicht, st das natürlich schwieriger, dennoch denke ich, ein unsicherer Hund, wird Signale des Unwohlseins zeigen. Die Anzeichen lernen, und dann Einflussmöglichkeiten suchen.
Du sagst sie hört sonst sehr gut, aber eben nur bei Dingen, die ihr nicht so wichtig sind. Also schau dir Zuhause Situationen an, wo sie deine beiden anderen Hunde nervt und rummault und unterbinde das. Ich denke, dass ist so wie du es schilderst bei ihr ganz wichtig, dass du ihr da Grenzen aufzeigst und besseres Benehmen beibringst. Deine Hunde tun es nicht und so hat sie täglich ihr Verhalten belohnt bekommen und du hast es geduldet, sprich erlaubt. Da liegt viel Trainingspotential brach und ich denke auch ein Grund, warum sie dass von dir im ersten Post geschilderte großspurige Verhalten an den Tag legt.
Übe genau in diesen Situationen das (stille) Platz, übe Platz aus Entfernung, Platz aus der Bewegung, Platz bevor sie spielen darf. Wenn das gut klappt, dann übe Platz in der nähe von Betrunkenen Teenies, an einer Skaterbahn (angeleint natürlich und auch erst kurze Leine, dass niemand Angst haben muss).
Ziel ist es wie bei einem Jagdhund, das unbedingte Platz in allen Situationen fordern zu können. Oft ist Platz und dann abgeholt werden, für einen aufgeregten Hund leichter zu bewerkstelligen, als zum Besitzer zurückzukehren (der Pfiff klappt bei euch dann ja auch nicht mehr) und so eine Art Zwischenschritt. Denn das Objekt kann ja im Auge behalten werden und er muss ganz aufhören sich zu bewegen.
( Außerdem sehr praktisch, wenn der Hund zum Beispiel Radfahrern in den Weg rennt und ein zurückkehren ihn noch mehr in Gefahr bringt in einen Unfall zu geraten. Dann haben die Radfahrer eine Chance den Hund zu umfahren. Und schließlich bleibt ein Hund ein Hund, es gibt immer mal Sachen, die ihm nicht passen und auf die er ungut reagiert und der Jagdtrieb ist gleich mitabgebacken)
Dann auch immer überprüfen, hat deine Einstellung einen Einfluss. Als bei meiner Kleinen der Schutztrieb rausploppte, war es schwer dann nicht zu denken, och nö, bitte kein ... prompt, stand nämlich meine Kleine auf dem Plan und verbellte tapfer das Ungemach. Also achte darauf, dass du nicht scannst und begrüße einfach öfter mal Menschen, die so ins Beuteschema passen und lobe freundliches Verhalten solchen potentiellen Bellopfern gegenüber besonders. Das hat bei meiner geholfen.
Auch kannst du zeigen und benennen, wie es hier beschrieben wird anfangen oder eben dir eine Variante ausdenken, dass sie eben nicht verbellt, sondern dir zeigt, schau mal ein doofer Mensch, krieg ich einen Keks? Über diesen Zwischenschritt werden die Angstobjekte dann immer neutraler.
Wenn es aber so selten ist, würde ich sie dann "einfach" (ich weiß, dass ist es nicht) ins Platz schicken und die Situation aushalten lernen und dass du sie dann eben ansprechbar bekommst, wenn sie schon über den Punkt raus ist. Und jede Situation, wenn es passiert nutzen. Mit den Menschen reden, um Verständnis werben, dass du übst, sie bitten noch eine Weile mit dir stehenzubleiben, bis du sie wieder im Griff hast und die Begegnung möglichst positiv ausklingen lassen, sowohl für den Menschen, als auch für deinen Hund und für dich. Je öfter das klappt um so mehr Druck fällt weg für deinen Hund das Verhalten zu zeigen.
Dann würde ich generell einfach versuchen, die Kontaktaufnahme zu dir auf der Wiese zu fördern und generell Möglichkeiten finden, ihr positives Verhalten den anderen 99 Menschen gegenüber zu belohnen. Also wenn sie einen Menschen abcheckt und sich dann gegen eine Maßnahme entscheidet, das auch belohnen und ein Wort dafür prägen. Bei uns ist es Schau. Dann beobachtet sie etwas und bleibt dabei ruhig sitzen. So kann sie ihrem Bedürfnis nach Kontrolle nachkommen, ohne jemanden zu erschrecken und muss so einen Reiz nicht gleich ignorieren können.
Das waren so meine Gedanken zum Thema. Ich hoffe ihr kommt weiter mit eurem Training, so gut wie bisher und du findest den Dreh bei ihr.
Ansonsten einfach Viel Spaß
Sockensucher