Beiträge von Satoo

    Anschlagen bei neuen/unheimlichen/überraschenden/nicht zum Alltag gehörenden Dingen ist erlaubt, muss aber auf Befehl hin abgebrochen werden.
    Alles was zum Alltag (Türklingel, Nachbarn, Hunde auf der Straße, Kinder ...) hat er inzwischen kennengelernt und zeigt er auch nicht mehr an.
    Dauergebell und ewiges Anschlagen für jeden Pups empfinden wir als belästigend und störend, von daher unterbinden wir das.

    Macht es Sinn, wenn ich als Beobachter und Fremder für die Schafe mich dem verhedderten Schaf nähere, um es zu befreien?


    Ich hätte das unterschiedliche Verhalten der Schafe eher den Erfahrungen mit Hunden zugeschrieben und nicht der Rasse, ist ja interessant. Satoo hat prinzipiell Fluchttiere (und dazu zählen für mich Pferde/Schafe auch) zu ignorieren und auf der anderen Straßenseite zu laufen, eben um die Panik zu verringern.

    Wir haben noch 2 Baustellen, die im Laufe des Jahres schon erheblich besser aber noch nicht wirklich ausgeräumt sind.


    1) Leinenaggression
    Wir arbeiten über Kommando "fuß" oder "rechts", Lob bei gelingen, körperliche Korrektur bei Fehlverhalten. Das wird auch so beibehalten, da es große Erfolge bringt.


    2) Abrufbarkeit
    Satoo zeigt das typische Welpenverhalten: oh ein Blatt, hinterheeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeer und das meistens überraschend aus 08/15 Situationen heraus. Das gleiche gilt natürlich auch für Wildspuren, die Mensch aufgrund seiner mangelhaften Sinnesleistungen nicht mitbekommt. Abrufbarkeit in solchen Momenten gleich 0 ohne Leine. Mit Leine funktioniert das hervorragend und da soll mir mal noch jemand erzählen "Hunde wissen nicht, wann sie keine Leine um haben" ;)
    Seit Anfang des Jahres arbeiten wir nicht mehr über "Wildspuren dein Feind, mußt du ignorieren", sondern über "zeig an aber bleib stehen". Fortschritte sind enorm, die Ansprechbarkeit ist extrem gestiegen. Allerdings findet das Ganze noch an der Schleppleine statt, es fehlen noch ein paar Tausend erfolgreiche Anzeigen und der Winter muss erst richtig rum sein, bevor die Schlepp phasenweise abkommt.

    Strafe ist für mich jedes Reagieren auf unerwünschtes Verhalten, also komme ich ohne gar nicht aus ;) Was in der jeweiligen Situation nun ne Strafe ist, hängt davon ab, was der jeweilige Hund in diesem Moment als negativ für sich bewertet (und nicht was ich als schlimm bewerte) und was in der jeweiligen Situation angemessen ist.


    Klar arbeite ich soviel wie möglich positiv, selbst nach Jahren gibts ab und an mal nen Leckerchen für das ewig gekonnte Sitz - Lob schadet nie und tut auch jedem gut, egal ob Mensch oder Tier. Lob ist für das Selbstbewußtsein des Hundes gut, deswegen baue ich das Training erstmal positiv auf. Allerdings gibt es ab einem gewissen Grad des Wissens für das Nichtbevolken ne Strafe. Auch bei direkten Fehlverhalten mir gegenüber gibts sofort ne Strafe und ich arbeite nicht erst über die Umleitung - der direkte Weg ist mir der liebste und wird von Hunden auch gut angenommen.

    Ich kann absolut nachvollziehen, was du im anderen Thread geschrieben hast, finde die Methode Z&B auch durchaus sinnvoll (benutze sie relativ häufig, allerdings mit Markerwort), ist auch ein schöner Weg mMn, wenn sich die Leinenaggro im Rahmen hält, aber halt nur dann. Jetzt das Nachfragen soll Z&B auch nicht madig machen, sondern ich will so einfach Meinungen abgleichen, der nächste Hund mit den nächsten Macken und den nächsten Ausprägungen der selbigen wird kommen (so in 20 Jahren) und viele Wege führen bekanntlich nach Rom.


    Bei Satoo wär der Click auch erstmal nicht in sehr hoher Reizlage angekommen, ich weiß, in solchen Situationen trotzdem Clickern irgendwann nimmt er es wahr, selbst wenn die Situation schon vorbei ist. Aber trotzdem wäre das Leerlauf gewesen, mit meinem Weg war ich sehr schnell (nämlich sofort) wieder in seiner Wahrnehmung.


    Allerdings verstehe ich unter Konditionierung etwas anderes als 50 Click/Wortwiederholungen. Abgeschlossene Konditionierung ist, wenn reflexartig die Umschau zu mir erfolgt, egal wie hoch der Reiz ist und dafür braucht es schon das 100fache von deinen 50 Clicks. Alles davor ist ein Anfang und ist die bewußte Entscheidung des Hundes, für den stärkeren Reiz - wenns klappt der Mensch mit Belohnung. Die 50 Clicks, bis der Hund weiß Click=Lecker sind schnell gemacht, keine Frage, aber die Wahrnehmung in hoher Reizlage und Interessenumschwung braucht ggf. doch sehr viel länger.
    Zur Verdeutlichung was ich meine mal Z&B bei Satoo zum Thema Wildspur: er zeigt an, kriegt das "fein zeigst du an" ... jetzt weiß er "toll gemacht" und er weiß "wenn ich jetzt zu Frauchen gehe, gibts Lecker", aber deswegen holt er sich noch lange nicht die Belohnung auch ab, denn im Zweifel (kein Hunger zum Beispiel) reicht ihm die Markerwortkombi schon aus, damit er sich belohnt fühlt.


    Hab ich irgendwo nen Knoten oder ist es wirklich die fehlende Erfahrung und dadurch schlechte Vorstellungskraft meiner Seits bei einem sehr massiven Pöbelproblem, ich rede jetzt von einer Auslösedistanz von 200m und sehr wenigen/schlechten Übungsmöglichkeiten (normaler Spazierweg mit Kurven)

    Zivilcourage hat nix mit fehlendem Takt und Dreistigkeit zu tun. Zivilcourage ist es, wenn man freundlich und interessiert mal nachfragt und erstmal die Gegenseite kennenlernt. Die Pampigkeit aufgrund des Vorurteils und nix anderes ist etwas, was ich aufgrund von 2 Minuten Beobachtungszeit interpretiere, ist unter aller Kanone. Nicht alles, was ich persönlich als schlimm bewerte muss es für andere sein. Nicht alles was ich als schlimm beobachte, ist auch so. Leben und leben lassen!


    Ich hab nix dagegen, jemandem zum 1000.Mal zu erklären, wieso Satoo eine Stummelrute hat. Aber wehe man macht mich kackendreist von der Seite an und beschimpft mich womöglich noch ...

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Satoo gegen die Leinenaggression funktioniert hätte, kann mich da aber auch täuschen. Gründe wieso ich es glaube: a) war Satoo in solchen Situationen alles wurscht bis auf den Reiz b) hätte ich für die Konditionierung des Markerwortes/Clickers viel länger gebraucht - "verschwendete" Zeit, da ich so sofort beim ersten Auftreten reagieren konnte und nicht erst die Konditionierung hab abwarten können


    Die Frage was ist für den Hund interessanter und wichtiger in der jeweiligen Situation ist für mich dabei ausschlaggebend. Kann für jeden Hund der Click und damit die Belohnung wichtiger sein als der andere Hund? Ich denke nicht, aber das hängt sehr stark von der Ausprägung der Leinenaggression und der Wichtigkeit von Mensch/Belohnung ab.

    Na du weißt ja nicht, was für einen Roman du jetzt losgetreten hast ;)


    Satoo zeigt(e) teilweise ritualisierte Aggression, gepaart mit Unsicherheit (schlechte Erfahrungen + Unkenntnis) in ganz verschiedenen Situationen, dabei geht/ging er nach vorne, warnte allerdings ausreichend vor (knurren, in Luft schnappen), dazu zeigte er typische Verhaltensweisen von Welpe/Junghund und erwachsenem Hund - merkwürdige Mischung. Dazu kommt, dass er wohl irgendwann früher gelernt haben muss, dass Knurren/Schnappen das ungewollte Handeln des Menschen sofort stoppt (ist bei Fremden okay, aber wir dürfen alles - da wird nix gestoppt). Als Kommandos kannte er zum Zeitpunkt der Übernahme lediglich "Sitz", ansonsten war er ein absoluter Rohdiamant.


    Uns gegenüber gab es ganz am Anfang lediglich 2 Situationen, in denen er uns anknurrte bzw. leicht in die Hand beißen wollte (festhalten der selbigen). Für mich persönlich noch nicht wirklich aggressives Verhalten, allerdings kann es je nach Definition unter selbiges fallen (deswegen meine Frage, was du darunter verstehst). Die eine Situation war beim Abtrocknen nach nem Regenspaziergang, hier knurrte er aus Unsicherheit heraus (er kannte die Situation nicht und hatte plötzlich ein Handtuch über dem Kopf hängen und wurde abgerubbelt). Ich habs ignoriert und weitergemacht. Nach dem zweiten Mal war der Fall durch und inzwischen schleppt er das Handtuch an: abrubbeln ist toll. Die zweite Situation war etwas heftiger: bürsten der Hinterhand. Was seinen Poppes angeht, ist Satoo immer auf Vorsicht gepolt und will sie decken bzw. in Deckung wissen. Ich wollte die Hinterhand bürsten, als Satoo knurrte und nach meiner Hand schnappte (wegschnappen ohne Beschädigungsabsicht, ich hatte keinen einzigen Kratzer). Daraufhin gabs reflexartig ein Ausholen der bewußten Hand in Richtung Hund (Vorsicht! nicht in jeder Situation und bei jedem Hund sinnvoll, war auch wegen dem Schnappen und nicht wegen dem Knurren). Anschließend hab ich weitergebürstet. Satoo drehte jetzt nur seinen Kopf (Hunde dürfen bei mir gerne schauen, was ich an ihnen mache) und ich bot ihm dann meine freie Hand zum Festhalten an (Finger hinter den Reizzähnen, Bißfreie Zone). Inzwischen braucht er das Festhalten nicht mehr, sondern schaut nur noch ab und an was ich mit ihm mache.


    Bei rudelfremden (ja ich weiß, Mensch und Hund bilden kein Rudel) Menschen ist Satoo skeptisch und sein Verhalten kann von jetzt auf gleich kippen in Abwehrschnappen/Knurren. Anzeichen sind für das Kippen so fein, dass es selbst hundeerfahrene Menschen nicht immer mitkriegen. Deswegen darf inzwischen kein Fremder mehr Satoo streicheln. Bei Bekannten/Familienangehörigen, die Satoo ab und an mal sieht, geht nix ohne unsere Freigabe und wir rufen Satoo aus der Situation raus. Ursache für das Verhalten ist wiedermal das Nichtkennen und Nichtlesenkönnen von Dingen, hier menschliches Verhalten.


    Und dann das große Thema Leinenaggression, wir arbeiten seit nun fast 2 Jahren an dem Thema. Es ist schon erheblich besser geworden, aber am Ende sind wir noch lange nicht. Ursachen ist eine aberwitzige Mischung, die es uns gerade unheimlich am Anfang erschwerte: Unsicherheit, gelerntes Verhalten (Angriff ist die beste Art der Verteidigung), Territorialdenken, Größenwahn. Die auslösenden Hunde waren bunt gemischt: groß, klein, alt, jung, schüchtern, starrend (selbst teilweise aggressiv), bei jedem Hund anders ausgeprägt. Die Auslösedistanz betrug anfangs gute 200m.
    Der erste Therapieversuch war beruhend auf der Unsicherheit: fehlende Hundekontakte und fehlende Kommunikationwege. Also wurde im Verein angerufen, das Problem geschildert und wir sind 2-3 Mal in die betreffende Gruppe gegangen. Gebracht hat es uns: Verstärkung des Problems - keine gute Idee gewesen.
    Kurzzeitig hatten wir das Arbeiten mit Leckerchen/Ball/Spielzeug im Kopf. Das scheiterte allerdings kläglich, denn Satoo nimmt in solchen Situationen nix an, dem könnste dann mit nem ganzen Rind vor der Nase wedeln: null Interesse.
    Dann ist vieles parallel gelaufen:
    Erarbeiten von den Grundkommandos.
    Abbrechen des ritualisierten Verhaltens durch das Durchsetzen des Sitzes in der Auslösedistanz. Heißt: Satoo wollte auf 200m Entfernung in die Leine springen und schon den Hermann machen. Daraufhin gabs ein Sitz (keine Bange, er war dann noch leicht ansprechbar und konnte den Befehl noch aufnehmen, ansonsten hätte das Kommando keinerlei Sinn gemacht), was notfalls durch unsanftes Hinsetzen durchgesetzt wurde. Teilweise habe ich ihn auch am Kragen hochgehoben und zurückgeschoben. Das tat ihm nicht weh, aber es ist unangenehm und bringt aus dem Konzept.
    Der nächste Schritt war dann: wir sind auch in Bewegung. Anfangs kamen wir nicht wirklich weit, denn sobald Satoo zu hoch drehte, kam "Sitz". Hier stagnierten wir eine ganze Zeit, bis wir mit Wasserspritzen beim Vorpreschen gearbeitet haben.
    Heute wird entweder körpersprachlich oder mit Hilfsmittel (Schleppleine weil gerade in der betreffenden Hand) nach vorne und seitlich begrenzt. Kommandos "Fuß" und "Rechts" sind abgesicherter in der sehr hohen Reizlage. Das reicht bei vielen Hunden schon aus, allerdings nicht immer und überall, es ist auch bei ein und dem selben Hund nicht immer gleich. Bei wenigen Hunden müssen wir gar nichts mehr machen. Die Auslösedistanz ist heute bei 1-3m, beim Erzfeind bei 5m. Die Intensität ist deutlich zurückgegangen und die Ansprechbarkeit im Gegenzug deutlich gestiegen.