Mein Mann und ich sind samstags ins Tierheim, um mal wieder Futter abzugeben und Katzen anzuschauen. Direkt an der Eingangstür sagt er dann " Du, ich spiele ja nun kein Cafe World mehr, da hab ich nun Zeit für nen Hund!"
Ich guck ihn an, sage ihm, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat und laufe ihm brav in Richtung Hundezwinger hinterher....alles große Hunde...Rüden...halbe Pferde...die bellen ! Er sucht sich einen heraus, mit dem er mal Gassi gehen will, dieser Hund ist bereits reserviert. Mann guckt traurig, ich erleichtert und will schon die Flucht ergreifen...schließlich weiß ich, dass mein Mann die Tiere will, ich sie aber letzten Endes habe. Und was macht die TH-Leiterin? Führt uns in die Quarantäne-Station, in der die kleinen Hunde sind, und zeigt uns Tassia. Spanierien, Wackel-Dackel, kaputtes Bein, das operiert werden muss, ganz ängstlich lag sie im Körbchen und hat sich von allen verdrängen lassen und suchte wegen der OP eine Pflegestelle. Ich "Ok, Pflegestelle. Kannst du zurückgeben. Ist nur vorübergehend. Ist kleines Hundi, wird bestimmt sofort vermittelt. " Wir gehen gleich das erste Mal mit ihr Gassi, naja Gassi gehen eher nicht, sondern tragen sie, weil sie so Angst hat. Geschirr anlegen dauert ne Weile, Leine hat sie erstmal nichts dagegen. Von Freude trotzdem keine Spur. ABER mein Gedanke: Du kannst doch nicht mit dem Hund spazieren gehen und dann sagen, dass du ihn nicht mehr sehen willst. Also, Mann zur Bank geschickt, OP größtenteils im Voraus bezahlt, bis zu den Weihnachtsferien (2,5 Wochen) täglich nach der Schule ins TH gefahren, Hund geschnappt, nach Hause gebracht, gegen Abend wieder abgeliefert....oh was wollte ich ihn nicht mehr abliefern und sie wollte auch nicht mehr ins TH. Nach 2 Wochen hat sie sich auch endlich gefreut, dass ich komme . Außerdem war sofort klar, dass ich sie ganz behalten werde...die geb ich nicht mehr her.
Seitdem musste der Tag etwas anders strukturiert werden. Wenn ich nachmittags Unterricht oder Konferenzen habe, ists recht stressig, weil ich dazwischen mit dem Hund raus muss. Auch musste ich mich erst an 2-3 Stunden spazieren gehen am Nachmittag gewöhnen und überhaupt daran, nun immer jemanden mitzuschleppen. Die Katze kann ich übers Wochenende alleine lassen, der Hund muss mit. Und ja, ich empfinde es manchmal anstrengend, wenn ich von 7-13 Uhr ständig zugeschwallt werde und keine Minute Ruhe habe und danach sofort ne Stunde mit dem Hund raus muss. Auf der anderen Seite würde ich weder meinen Arbeitszeit reduzieren, noch den Hund auf später vertrösten wollen
Zudem ist es durch ihre OP doch manchmal nicht so leicht. Sie braucht Schmerzmittel, Physiotherapie, manchmal für 500m 1,5 Stunden - das ist ein zeitlicher und finanzieller Aufwand, der an mir alleine hängen bleibt, da mein Mann unter der Woche nur 20 Min morgens und 20 Min spät abends mit ihr rausgeht. Außerdem ist sie eben nichts gewohnt gewesen und hat keine Erziehung genossen. Sie ist zwar superlieb und mir ist ein "Platz" auch so was von egal, aber wenn sie, wie heute, einem Hasen hinterher jagt und auf ihren Namen mit Schwanzwedeln und Spielaufforderung reagiert und dabei noch weiter ins Gebüsch rennt, denke ich mir schon mal meinen Teil. Außerdem braucht sie es richtig ruhig, hat Angst vor großen und stürmischen Hunden und traut sich immer noch nicht in jedes Zimmer hinein...die Treppe ist sie erst nach 3 oder 4 Wochen hoch und runter gegangen.
Allerdings merkt man, dass Tass das erste Mal in ihrem Leben, Ruhe und Zufriedenheit erfährt. Sie ist einfach nur toll, superlieb, bisher brav und sie erträgt es sogar, samstags mit schwierigen, GROßEN Hunden Gassi zu gehen und den Leitdackel zu spielen, damit diese sozialisiert werden.