So wird es bei uns auch sein. Mein Kerl ist noch keine 10 Monate alt. Da muss man noch Geduld haben und viel arbeiten. Das Problem wird gelöst werden, aber nun, da ich weiß, dass es Labradornatur ist, so "aufdringlich" zu sein, kann ich anders an die Sache rangehen. Wenn ich mit dem Bewusstsein an die Erziehung gehe: Das ist seine Natur - kann ich anders rangehen als wenn ich mich frage: Warum macht der das nur? Wie gesagt, ich bin reine Hütehunde gewohnt, das war diese Überschwänglichkeit bei weitem nicht so. Mein letzter Kumpel war eher sehr reserviert. Er mochte schon auch geknuddelt werden, aber manchmal eher so, dass man das Gefühl hatte, er lässt das halt jetzt geduldig über sich ergehen.
Und nun dieses aufdringliche petit monster...
Schleppleine - in heimischer Gegend benutze ich die. Hier aber, wo die Pfade extrem eng sind - Küstenpfade eben - war sie nicht sehr praktisch. Entweder ich verwickelte mich selbst darin oder sie lieb irgendwo hängen, manchmal ganz schön gefährlich. Deshalb habe ich mich schweren Herzens für eine Flexi entschieden. Ich mag die Dinger eigentlich nicht, aber hier ist es die einzige Möglichkeit, ihm wenigstens etwas Freiraum zu gestatten.
Ja, genau - das dachte ich heute auch, als mir zu allem Überfluss gleich eine ganze Gruppe entgegen kam. Franzosen haben so eine liebenswerte Angewohnheit, nicht aus dem Weg zu gehen, sondern frontal auf einen zuzugehen. Der Pfad wieder so breit, dass eigentlich nur zwei Leute ein nebeneinander passten. Und mir kam diese Gruppe paarweise entgegen. Die Frau, die direkt auf mich zukam, machte keine Anstalten, vor oder hinter ihre Nachbarin zu treten. Ich habe da nun auch gelernt, auch ohne Hund nicht auszuweichen, notfalls die Frontalkollision zu riskieren. Als Ältere muss ich das auch nicht, doch das interessiert nicht. Ich hatte da schon aggressive Reaktionen. Mit Hund - zur Zeit - weiche ich manchmal aus, bevor die direkte Begegnung stattfindet, einfach um dieser Situation leichter zu meistern.
Heute jedoch konnte ich nicht ausweichen. Und dann grinste die junge Frau und streckte auch noch die Patschhand aus, ging leicht in Kauerhaltung. Als mein Kerlchen natürlich an ihr hochsprang - angeleint wie er war, kurz gehalten - klar, aber wir waren ja auf Tuchfühlung - quieckte sie wie ein angestochenes Ferkel. Ich sagte natürlich: Selbst schuld - und konnte es sagen, denn sie verstand mich ja nicht. Den Hund habe ich dennoch diszipliniert.
So nett es ist, wenn alle den Hund lieben - es nervt auch.