Hallo,
ich hoffe nun auf einiges nochmal genauer eingehen zu können und keine Frage übersehen zu haben. Ich schildere einfach mal das vergangene Jahr, unser Verhalten, sein Verhalten und die "Prozesse" welche sich eingeschlichen haben.
Die Nacht lag ich wach und habe viel über alles nachgedacht. Ich erkenne ganz klare Fehler in unserem Verhalten und die Unsicherheit die ich dadurch meinem Hund gegeben habe.
Als wir ihn vor ziemlich genau einem Jahr zu uns geholt haben, war ich so entsetzt über die Zustände in welche er hereingeboren wurde, dass ich erstmal alles "schön" für ihn machen wollte. Damit meine ich nicht, dass er ins Bett durfte, aufs Sofa oder gar keine Grenzen kannte. Ich habe ihn aber einfach zu sehr vermenschlicht und war mir seiner Rasseeigenschaften nicht bewusst. Er wurde uns als Labrador Mischling verkauft und erst der Tierarzt hat uns auf die eigentliche Rasse aufmerksam gemacht. Zu der Zeit war ich krank und befand mich in einer deimonatigen Therapie. War also nicht arbeiten und habe eigentlich mein ganzes Leben nach dem Hund gerichtet.
Unser Tagesablauf war so strukturiert, dass er morgens seine Runde zum erleichtern bekam. Ich in der Therapie Pause Mittags nach Hause bin, eine Std mit ihm draußen unterwegs war und ihn dann auch mitnehmen konnte. Abends sind wir meist gemeinsam mit ihm unterwegs gewesen. Er kam auch fast überall mit hin. Es tat mir immer leid, ihn alleine zu lassen.
Die Probleme gingen in den ersten Wochen seine Ankunft los, dass er zB die Katzenkacke gefressen und verteidigt hat, Schuhe , leere Flaschen etc. Wenn man ihn aus dem Katzenklo geschickt/genommen hat, hat er gezwickt. Irgendwann hat er auch gezwickt, wenn man an ihm vorbei wollte, seine Schuhe anzog oder aufgehört hat sich mit ihm zu beschäftigen. Er ist auch eigentlich nie zur Ruhe gekommen. Hat mit offenen Augen geschlafen, bei der kleinsten Bewegung ist er von seinem Liegeplatz aufgeschreckt etc. Zu der Zeit haben wir bereits die Hundeschule besuicht. Die erste hat uns dazu geraten mit der Schütteldose zu arbeiten und dies in der Schule demonstriert. Er hat sich sehr erschrocken und deutliche Angst gezeigt. Somit waren wir da das letzte Mal dort.
Wir suchten eine neue und ich schilderte das Problem der Ressourcen Verteidigung. Ludo hat sich von Anfang an nichts abnehmen lassen und auch nicht gedroht sondern geschnappt. Die Trainerin hat also eine solche Situation herbeigeführt und mir stolz die Möglichkeit des Rückenwerfens gezeigt. Er hat vor Angst Kot abgesetzt und ich habe ihn genommen und bin nach Hause gefahren. Wir waren nie wieder dort.
Zu dieser Zeit habe ich dann, auf Empfehlung dieses Forums, eine Hundetrainerin gesucht, welche auf Hütehunde spezialisiert ist. Sie lehrt nach dem Prinzip von Ute Blaschke. Sie kam und wir arbeiteten an den Problemen der Ressourcen Verteidigung. Weiterhin führten wir die Box ein, welche ich als Schlafstätte nutzte. Er kam von da an (langsamer Aufbau) mittags zum schlafen für ca. 1-2 Std in die Box. Ich verliess den Raum, da er bei jeder kleinen Bewegung hochschreckte. Weiterhin lernten wir ihm, dass er nicht immer hinter einem herzudackeln hatte. Also schlossen die Türen hinter uns, wenn wir den Raum verließen. Wenn er fraß, bekam er zusätzlich von uns was schönes, damit er sieht, wir nehmen ihm nichts, sondern geben ihm was. Auch das Handfüttern führten wir ein.
Das Ressourcen verteidigen änderte ich nur geringfügig. Er münzte auf andere Sachen um. Eine drei Meter entfernte Wasserflasche war augenscheinlich völlig uninteressant, bis ich sie aufhob. Er machte ienen Satz und zwickte in die Hand. Zu dieser Zeit schlich sich ein Gefühl ein, welches wohl der Schlüssel ist. Angst.
Ich habe/hatte Angst und fing an ihm nicht zu vertrauen. Beobachtete ihn und versuchte jeden seiner Schritte zu deuten. Irgendwann reichte es, wenn er die Leftzen hochzog, so dass ich einen Bogen um ihn lief und nicht "durch ihn ducrh" rannte. Wir bauten Markersignale ein und fingen mit dem clickern an. Ich fragte die Trainerin wie ich mich verhalten sollte, ob eine "härtere Hand" was bringen würde. Er sei dafür zu sensibel und müsste Vertrauen aufbauen. Wir sollten negatives Verhalten ignorieren und positives bestärken. Wenn es klingetlt und er hochfährt, sollen wir Leckerlies schmeissen. Dies klappte eine Zeitlang, bis er merkte, dass er eigentlich für alles Leckerlies kriegt. Er manipulierte uns. Er setzte ein negatives Verhalten ein um dann eine Alternative zu bringen und sein Leckerlie zu kriegen.
Ich versuchte also die Leckerlies in Form von der Wertigkeit zu nutzen. Für ein unschönes Verhalten, welches wir versuchten abzubauen und einer Alternative bekam er was ganz tolles. Für ein Verhalten, von dem er wuisste das es unerwünscht war und er es nur brachte um dann eine Alternative zu zeigen, bekam er nur "normales" Futter.
Ich mißtraute mir auch immer mehr. Wurde unsicherer, wusste und weiss nicht was richtig und falsch ist/war.
Der Übergang zum "aggressiven" Verhalten war fließend. Es begann mit einem knuirren und fletschen in unsere Richtung, wir ignorierten es und er beruhigte sich nach einigen Minuten. Irgendwann wurden die Abstände länger. Umso mehr wir versuchten etwas zu verändern, umso schlimmer wurde es. Sein Platz im Flur wurde gestrichen und ins WoZi verlegt. Dafür wurde aber sein Sofa entfernt. Er verteidigte nun nicht mehr kurz sein Sofa, sondern viel viel länger seinen Platz (Korb).
Wir hörten von Überforderung bis Unterforderung alles. Sei es von der Trainerin, Tierärzten, dem Hütehundverband etc. Also versuchte ich mich ranzutasten. Gestalte seine Zeit draußen abwechslungsreich von- einen Tag nur mal Spazieren gehen an der Leine, bis hin zum Agility in der freien Natur. Was immer fehlte, war der Bezug zu mir. Er achtet nicht auf mich. Es ist alles andere interessanter. Beim Agility macht er den Parcours nach wenigen versuchen-sobald er einen anderen Hund sieht, macht er den Parcour und versucht dann umgehend an den Hund ranzukommen. Es ist als ob er genau weiß was man möchte, dies schnell hinter sich bringt um dann sein Ding zu machen. Die Leute auf dem Hundeplatz sprachen von einer fehlenden Bindung. Somit ging ich davon aus, dass wir ihm zu wenig Zuneigung geben und er sich nicht auf uns verlassen kann. Zu der Zeit war ich schon schwanger und hatte immer mehr Probleme ihn auch körperlich zu händeln.
Es fehlte wohl infach an der Konsequenz und an mangelndem Wissen. Ich stellte alles was ich tat in Frage und wusste kein richtig oder falsch. Wenn er das ganze Haus zusammenkläffte, weil draußen der Postbote war, wurde ich unruhig, fahrig etc. Wir hatten ja schon eine Abmahnung. Die Trainerin riet und dann das Futter zu schmeissen. Ich tat es und er ignorierte das Futter. Er fraß es halt, wenn der Bote weg war.
Mein Freund ist ähnlicher Natur wie ich- er kann nicht körperlich werden, ist sich unsicher und verhält sich nicht immer gleich. Er wuirde, seitdem wir Ludo haben mindestens 20 Mal gebissen. Sei es, weil er ihm eine Leine anlegen wollte ( was 500 Mal vorher klappte), seine Pfoten abtrocknen wollte ( üben wir schon immer) oder sonst was. Auch er hatte Angst
Wir trauten uns nicht ihm kletten zu entfernen, weil er nach uns schnappte und auch erwischte, der Tierarzt widerum war viel konsequenter, fixierte ihn, legte den MK an und entfernte die Kletten. Ich/wir können das einfach nicht.
Seine permante Unruhe ( oder meine/ich weiss nicht was zuerst da war) sorgten für eine allgemeine angespannte Atmosphäre. Sobald ich telefonierte, zerrte er an mir, bellte und drehte hoch. Wenn ich den Raum verließ, zerstörte er in dem Zimmer etwas in dem er war. Die Trainerin meinte darauf hin, dass es ihn frustriert wenn er die Aufmerksamkeit nicht bekommt und das seine Aggressionen verschlimmert. Ich ließ ihn dann also drinnen und gab ihm was zur Beschäftigung. Irgendwann verteidigte er "seine Beschäftigung" frass oder beschäftigte sich aber nicht mit.
Mittlerweile ist es so, dass wenn er etwas bekommt, es nicht frisst/beachtet, aber dafür drei Std auf seinem Platz steht und knurrt/fletscht/droht.
Wir sind beides Ersthundehalter und können uns das alles nicht erklären.
Was ich aber weiß und das sagt mir mein Bauchgefühl, ist die Tatsache, dass es nicht an dem Hund liegt. Unter anderen-besseren Umständen wäre er vermutlich ausgeglichen und zufrieden.
Wenn mir jemand sagen würde, tue das und das und das und auch das noch und alles wird gut, ich würde es tun.
Ich weiß das aber nicht, ich verstehe es nicht und es ist so bitter, dass der kleine Kerl darunter leiden muss.
Ich verstehe ihn einfach nicht, weiß nicht was er braucht und ich bereue es zutiefst, dass ich es war die ihn mit nach Hause genommen hat.
Er hat doch eine Chance verdient glücklich und zufrieden zu sein.
Meine letzte gute Tat kann es nur sein, für ihn ein besseres Zuhause zu finden. Aber aiuch hier bin ich völlig überfordert. Was ist das, wie sieht es aus? Der Therapeut hat einen Kontakt an der französischen Grenze aufgetan, welcher Hunde in einem Areal hält. Diese sind in einem 100 qm grossen Gehege mit der ständigen Möglichkeit nach draußen zu gehen. Ohne große Aufgaben. Aber ist es das? Woher weiß ich das er das braucht?
Meine ehem. Trainerin nimmt ihn auch in die Vermittlung auf. Ich soll einen "Bericht" über Ludo schreiben. Was schreibe ich? Das es an uns lag und er eigentlich ein toller Kerl ist? Das er gebissen hat, weil er es nicht besser wusste? Was wünsche ich mir für ihn? Eine aktive Familie ohne Kinder? Einen Hof mit einer richtigen Aufgabe? Ein Zuhause ohne Aufgaben? Einen Halter mit einer starken Hand? Oder eher eine sensible?
Woher weiss ich das alles?