Hallo,
nie hätte ich gedacht mich mit dem Thema befassen zu müssen. Ich kann nicht mehr klar denken, atmen, der Haussegen hängt schief...
Von Beginn an hatten wir mit unserem Harzer Fuchs MIx aus einer Bauernhofvermehrerstätte Probleme. Es ging mit ca. 10 Wochen los, dass er alles verteidigt hat, was ihn in den Sinn kam und das auch augenscheinlich zusammenhanglos. Wir steigerten uns ins massive bellen, nicht runterfahren zu können, beissen nach Menschen/Hunden etc. Dies völlig unvorhersehrbar und meist nur von kurzer Dauer. Dazwischen war/ist er der liebste Hund.
Wir waren in der Hundeschule, hatten zwei Trainer mit der Problematik beauftragt etc. Nicht half. Wir arbeiteten an uns, ich belas mich, nahm Kontakt zum Altdeutschen Hütehundeverband auf, habe mit dem Hundesportverein angefangen etc. Aber für ihn ist alles Stress. Wenn wir den Raum verlassen, den Raum betreten, Gassi gehen, Hundebegegnungen, andere Menschen, Geräusche, etc. Nur mit dem Alleinsein hat er scheinbar gar keine Probleme.
Da ich im knapp neunten Monat schwanger bin, musste einfach effektiv was passieren. Es war gut, dass die Trainerin ab und an kam. Ihn eine Std sah und Tipps gab. Es reichte aber nicht.
Wir entschlossen uns zu einer Therapie mit einem Hundetherapeuten, welcher in ganz Deutschland tätig ist. Kratzen unser letztes Geld zusammen und kontaktierten ihn auf Anraten unserer Tierärzte hin.
Nach einem sechstündigen Kennenlernen mit treffen von Zielvereinbarungen (1. Menschaggressionen abbauen,2. Tieraggressionen abbauen,3. Stress abbauen können,4. den Hund lesen und verstehen,5. Alternativverhalten erlernen, 6. Leinenführigkeit und 7. bellen minimieren) startete am Dienstag die Therapie. Vier Tage zu je 10 Std.
Gestern brach der Therapeut die Therapie ab. Diagnose: Er ist nicht therapiebar und stellt ein unkalkulierbares Risiko auf Grund eines sehr frühen Prägeschadens dar. Man kann ihn (ich spreche nun mit seibnen Worten) weder lesen noch ein Muster erkennen, er quittiert das Einnehmen einer Führungsrolle mit einer massiven Auflehnung in der keine Besserung oder Anpassung erkennbar ist. Sobald man ihm Aufgaben wegnehmen will/Regeln aufzeigt (Tür bewachen, nicht den Halter in der Wohnung oder draußen schützen wollen) reagiert er mit massiven Drohverhalten bis hin zum beissen (Arm, Fuss, Hüfte, Oberkörper). Er geht in die Situation rein.
Seit gestern kann mein Freund die Küche eigentlich nicht mehr verlassen, da der Hund nur vor der Tür liegt, knurrt und beim verlassen zubeisst. Er lässt sich überhaupt nicht regulieren. Nimmt kein Leckerlie, Spielzeug etc. Nach einigen Std, schüttelt er sich einmal und ist SOFORT wieder zugänglich und lieb.
Die "Aggression" richtet sich fast ausschließlich gegen meinen Freund, er hat die meiste Zeit mit ihm trainiert und sich wirklich viel Mühe gegeben. Wir waren so hoffnungsvoll. Mich schützt er hier nach wie vor regelmäßig. Ich habe mittlerweile Angst vor ihm und fühle mich so schäbig deswegen.
Gestern abend saßen wir im WoZi und schauten DVD, er war in seinem Korb, ebenfalls im WoZi. Mein Freund geht auf die Toilette, kommt wieder rein und der Hund verfällt sofort in sein Drohverhalten. Duckt sich nach vorne, legt die Ohren an, fletscht die Zähne, knurrt und steigert sich, bei jedem seiner Bewegungen oder nur einem Atemzug noch mehr rein. Er fährt überhaupt nicht mehr runter. Nach einer Std sind wir ins Bett ( er schläft eigentlich in seiner Box mit im Schlafzimmer), ohne ihn. Heute morgen als ich die Tür öffnete war alles "Gut". Er hat sich gefreut, war lieb und zugänglich. Wir haben gescmust ( auch mein Freund mit ihm) etc. Mein Freund war dann mit ihm draussen und seitdem sie wieder drin sind, geht er wieder gegen meinen Freund los. Auf mich reagiert er ebenfalls nicht. Höchstens mit knurren etc
Die Therapie basierte ausschließlich auf positive Bestärkung und Vertrauen schenken. Das einzige was "einschränkend" wirken könnte, war das üben der Leinenführigkeit, in dem man mit geraden Schritten auch ihn ihn reingenagen ist (Man läuft, wechselt die Richtung und wenn er noch im Weg ist, tut man so als wäre er es nicht. Kein treten, nachsetzten nichts). Mir war und ist es so wichtig, dass er keine Angst hat, dass er uns vertraut, keine Gewalt erfährt etc.
Und nun? Was machen wir jetzt. Ich kann und will nicht ohne ihn. Mein Freund ist nach so einem Morgen wieder hoffnungsvoll. In diesem Moment sitzt er in der Küche, fix und alle und spricht nur davon, dass er vlt unser Kind nicht schützen kann.
Aber Ludo ist doch nicht böse. Er hat nur schlimmes erlebt früher. Wir können ihn doch nicht abschieben. Vorallem wohin??? Der Therapeut lässt uns nun zwei, drei Tage Ruhe und kommt dann wieder vorbei um weiteres zu besprechen. Er will uns, wenn die Entscheidung fällt, beim Suchen eines Zuhauses helfen. Ludo ist gerade 14 Monate alt, er kann doch nicht irgendwo sein Leben tristen! Der Therapeut denkt, dass eine Rudelhaltung mit möglichst viel Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten ihn am besten tut. Das er hier bei uns auch gar nicht wirklich glücklich ist. Ich liebe ihn so und habe schon manches Mal gedacht, dass es ohne Kind händelbar wäre und schäme mich auch für diese Gedanken.
Was machen wir denn bloss?